FC Bayern München – FK Rostov 5:0 (2:0)
Mit der Partie gegen Rostov startet für den FC Bayern zugleich die heiße Phase der englischen Wochen. Inklusive der Auftaktpartie in der Champions League stehen sechs Partien in 18 Tagen für die Münchner an.
Falls Ihr es verpasst habt:
Es war das erste Pflichtspiel unter der Woche für Carlo Ancelotti und er rotierte auf vier Positionen im Vergleich zum 2:0 Auswärtssieg gegen Schalke 04. Rafinha, Kimmich, Vidal und Costa kamen in die Mannschaft.
Dafür saßen Lahm, Alonso, Sanches und Ribery auf der Bank. Carlo Ancelotti beließ es wie erwartet bei der 4-3-3 Grundformation.
Die offiziell von Ivan Daniliants betreute Mannschaft von Rostov trat wie erwartet im 5-3-2 System an. Vor der Partie richtete sich das Augenmerk vor allem auf Noboa und Azmoun. Die taktische Marschrichtung vor der Partie war klar – möglichst kompakt und defensiv stehen und über Fehler der Münchner zu schnellen Konterangriffen kommen.
Die Partie begann äußerst fahrig mit vielen Fehlpässen auf beiden Seiten. Die Formation von Rostov drängte die Münchner zum Teil früh auf die Flügeln, wo Kalachev und Erokhin Costa früh in Empfang nahmen. Auch auf der Gegenseite positionierte sich Terentyev sehr nah an Müller bzw. dem aufgerückten Rafinha. So vergingen die ersten 15 – 20 Minuten ohne nennenswerte Toraktionen. Gefährlich wurde es nur nach Standardsituationen. Ein Kimmich-Freistoß – fast auf der Höhe der Eckfahne, segelte aber deutlich über das Tor (18.). Da Martinez und Hummels zumeist sehr gut standen und die direkten Zweikämpfe gegen Poloz und Azmoun gewannen, kam Rostov nicht zum Abschluss.
Die Münchner näherten sich ab der 20. Minute zunehmend dem Tor der Russen an, ohne aber die ganz große Chance zu erspielen. Der FC Bayern benötigte daher zwei Standardsituationen um in Führung zu gehen. Nach einer Ecke wird Lewandowski von Gatcan zu offensichtlich gehalten. Die Folge war ein nicht unberechtigter Elfmeter, den der Pole selbst verwandelte (27.).
Auch die nächste gefährliche Szene entstand nach einem Eckball. Hummels zeigt seine Stärke beim Kopfball, doch Dzhanaev konnte den Ball entschärfe (39.). Der Klärungsversuch von Mevlja kam viel zu spät und traf Hummels im Gesicht. Die Pfeife des Unparteiischen blieb in dieser Szene aber stumm.
Die erste ernsthafte Chance aus dem Spiel heraus verwandelte das Geburtstagskind Thomas Müller sofort zum 2:0. Thiago verlagerte den Angriff der Münchner gut auf die linke Seite. Dort hatte Alaba Zeit zum Flanken. Der Österreicher findet den sonst recht unauffälligen Müller, der einen Schritt schneller ist als sein Gegenspieler, und die Münchner knapp vor der Halbzeitpause deutlicher in Führung bringt (45.+ 2).
In der 50. Minute verließ Mats Hummels den Platz. Er wirkte nach dem Tritt von Mevlja doch deutlich benommener als angenommen. Für ihn rückte Juan Bernat in die Mannschaft. Alaba schob somit eine Position nach innen und spielte als Innenverteidiger die Partie zu Ende.
Nach einem Eckball für Rostov nutzen die Münchner den ersten Konter konsequent aus. Neuer mit dem schnellen Abwurf auf Kimmich. Dieser verlagert die Seite auf Vidal und Costa bringt eine scharfe Flanke nach Innen, wo Kimmich zur 3:0 Vorentscheidung einschiebt (53.). Ein Konter, wie ihn sich Carlo Ancelotti wohl in der Zukunft öfter wünschen wird.
Nach einer kurz ausgeführten Ecke flankte Bernat aus dem linken Halbfeld und findet ca. sieben Meter vor dem Tor Kimmich, der per Kopf zum 4:0 einnicken konnte (60.). Es war die beste Phase der Münchner, die kurz nach der Pause sehr effektiv ihre Torchancen nutzen und das Ergebnis deutlich gestalteten.
Nach dem Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit nahmen die Münchner dann deutlich Tempo aus der Partie. Carlo Ancelotti wechselte zudem früh und brachte neben den bereits erwähnten Bernat noch Ribery und Sanches für Costa und Thiago. Zwei der drei eingewechselten Spieler waren am Schlusspunkt dieser Partie beteiligt. Bernat nutzt einen Umschaltmoment und setzt Ribery auf der Außenbahn in Szene. Dieser dribbelte sich gegen zwei Spieler durch und bringt den Ball ins Zentrum. Dort wartet der in die Spitze gestoßene Bernat und trifft zum 5:0 Endstand (90.).
Es war der 13. Heimspielsieg in Folge innerhalb der Königklasse und der höchste Auftaktsieg in der Champions League überhaupt für die Münchner. In zwei Wochen geht es in Madrid wohl schon um die Vorentscheidung innerhalb der Gruppe. Zunächst aber steht am kommenden Wochenende wieder die Bundesliga vor der Tür. Die Münchner empfangen zum Wiesn-Auftakt den FC Ingolstadt.
3 Dinge, die auffielen:
1. Schwaches Positionsspiel sorgt für verhaltenen Start
Wie gegen Schalke 04 tat sich der FC Bayern aus dem Spiel heraus zunächst schwer Chancen gegen Rostov zu kreieren. Zu früh wurde das Spiel auf die Außenpositionen verlagert. Oftmals nur 10 – 15 Meter hinter der Mittellinie. Das führte stellenweise zu frühen Flankenversuchen aus dem Halbfeld. Die drei Innenverteidiger der Russen hatte mit diesen Bällen zumeist nur wenig Probleme. Alleine in der ersten Halbzeit versuchten es die Münchner mit 25 Flanken. Torchancen aus diesen Szenen waren meist Mangelware. Dass ausgerechnet ein Ball kurz vor der Pause dennoch durch rutscht, kann als Beleg für die Bedeutung von Flanken hergehalten werden. Allerdings kann es auch als Gegenthese aufgeführt werden. Eine Erfolgsquote von 4% ist nicht gerade hoch.
Ob Flanken sinnvoll sind oder nicht, kann auch an dieser Stelle nicht abschließend beurteilt werden, allerdings kann der FC Bayern für die recht eindimensionale Ausrichtung kritisiert werden. Der Fokus auf Flanken war in den ersten 45 Minuten zu hoch. Alternativen waren trotz 81% Ballbesitz nicht zu sehen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass zunächst Fernschüsse oder Abschlüsse nach Standardsituationen die meiste Gefahr für das Tor von Rostov bedeuteten. Bezeichnend waren im Umkehrschluss dann trotzdem die drei Treffer in der zweiten Halbzeit, die über die linke Außenbahn eingeleitet wurden. Allerdings waren diese mit wesentlich mehr Tempo eingeleitet und konsequenter vorgetragen als in der gesamten ersten Halbzeit gesehen.
2. Kimmich als Torjäger
Schon auf der Abschlusspressekonferenz kündigte Carlo Ancelotti an, dass Joshua Kimmich in der Startelf stehen wird. Es war nicht die schlechteste Entscheidung des italienischen Trainers. Schon im Trikot der Nationalmannschaft traf Kimmich und auch auf Schalke war der Nachwuchsspieler des FC Bayern erfolgreich. Gegen Rostov gelang Kimmich sogar ein Doppelpack. Das 3:0 leitete Kimmich dabei selbst ein und ging den Weg anschließend konsequent in den Strafraum mit. Beim 4:0 zeigte Kimmich, dass man auch Kopfballtore trotz verhältnismäßig geringer Körpergröße erzielen kann. Nämlich dann, wenn man vom Gegner sträflich alleine gelassen wird.
Auch abseits des Doppelpacks zeigte Kimmich eine couragierte Leistung. In der ersten Halbzeit versuchte Kimmich sich immer wieder auf der halbrechten Position in Szene zu setzen. Die Abstimmung mit Rafinha wirkte dabei nicht immer optimal. Meist griffen beide zu frühen Flanken – und dennoch wirkte die Seite von Kimmich zunächst klarer in den Aktionen als die Seite, die von Vidal unterstützt wurde. Das lässt sich auch in den Zahlen ablesen. Kimmich lieferte die meisten Key Passes der gesamten Münchner Elf.
Interessanter Randaspekt war vor der Partie die Äußerungen von Co-Trainer Hermann Gerland. Dieser sieht Kimmich perspektivisch als rechter Verteidiger, da Kimmich das nötige Spielverständnis und die Lauffähigkeiten mit bringt.
3. Thiago als Lichtblick
Thiago spielte für Alonso auf der Secherposition. In vielen Szenen zeigte sich der Spanier sehr pressingresistent und umsichtig im Spielaufbau. Mit klugen Verlagerungen versuchte er das sehr statische Spiel der Elf von Carlo Ancelotti aufzulösen und Costa oder Rafinha in Position zu bringen. Mit 13 von 16 angekommen langen Bällen und 92.2% Passgenauigkeit deutete er an, dass er auch in großen Spielen ein Schlüsselbaustein beim FC Bayern sein kann, was den Spielaufbau betrifft.
Mit fünf abgefangen Bällen zeigte Thiago zudem sein Spielverständnis auch in der Defensive und hat in der ein oder anderen Szene einen möglicherweise gefährlichen Konter der Gäste unterbunden. Gerade in den ersten 20 Minuten als Rostov noch versuchte Konterangriffe vorzutragen.
Thiago knüpft unter Ancelotti da an, wo ihn viele gerne im vergangen Frühjahr gesehen hätten. Der Spanier wirkt deutlich fokussierter und klarer in seinen Aktionen. Die Entscheidungsfindung in vielen Szenen ist sicherer. Die Vertikalität die Thiago zudem ins Spiel bringt, macht ihn auch mittelfristig unverzichtbar für Ancelotti. Im Mittelfeld hat Thiago zumindest aktuell die Nase vorne.
FC Bayern München – FK Rostov 5:0 (2:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Rafinha, Javi Martinez, Hummels (51. Bernat), Alaba – Thiago (71. Renato Sanches) – Kimmich, Vidal – T. Müller, Lewandowski, Douglas Costa (64. F. Ribery) |
Bank | Ulreich – Lahm, Green, Xabi Alonso |
FK Rostov | Dzhanaev – Kalachev, M. Mevlja, Cesar Navas, Granat, Terentyev – Gatcan – Erokhin, Noboa – Azmoun (64. Prepelita), Poloz (46. Doumbia) |
Bank | Medvedev – P. Gueye, Ezatolahi, Bayramyan, Bukharov |
Tore | 1:0 Lewandoski (28.), 2:0 Müller (45. +2), 3:0 Kimmich (53.), 4:0 Kimmich (60.), 5:0 Bernat (90.) |
Karten | Gelb: keine |
Schiedsrichter | Taylor (England) |
Zuschauer | 70.000 (ausverkauft) |