FC Bayern verliert bei Lazio: Thomas Tuchel vor römischer Tragödie

Georg Trenner 14.02.2024

Nach der Niederlage in Leverkusen wurde eine Reaktion von den Bayern erwartet. Das Champions-League-Hinspiel bei Lazio im Olympiastadion in Rom bot der Elf von Thomas Tuchel die unmittelbare Gelegenheit dazu.

FC Bayern bei Lazio: der Spielverlauf

Die Rollen waren von Beginn an klar verteilt: Bayern trat dominant auf und setzte auf hohes Pressing. Lazios Spieler wurden von Harry Kane und Co. bis auf die Grundlinie angelaufen. Lazio spielte defensiv und passiv, aber stets mit dem Versuch, Bayerns Pressing spielerisch aufzulösen und ohne Angst vor kurzen Pässen auch tief in der eigenen Hälfte. 

Bayern schaffte es zu Beginn mit Verlagerungen, in gefährliche Räume zu kommen. Bereits in der Anfangsphase kamen Kimmich, Kane und Musiala zu ersten Abschlüssen..

Lazio versuchte, aus ihrer gefestigten Defensive durch Konter gefährlich zu werden. Sie versuchten schnell nach vorne zu spielen, scheuten sich aber davor, mit mehr als zwei oder drei Spielern nachzurücken. Entsprechend waren vier der fünf Abschlüsse der Römer von außerhalb des Strafraums. In wirklich gefährliche Abschlusssituationen kamen sie nicht. 

Bayern hingegen setzte sich vorne fest und kombinierte gut – bis an den Strafraum. Dort taten sie sich schwer, den Defensivblock von Lazio zu durchbrechen. Musiala und vor allem Sané hatten nach Verlagerungen oft Räume vor sich, brachen dann aber ab oder verloren den Ball. So gingen die Teams torlos in die Kabine.

Ohne personelle, aber mit einem taktischen Wechsel kam Bayern aus der Pause. Sané wechselte zunächst auf Linksaußen und Müller Rechtsaußen. Dadurch würde nominell etwas mehr Breite ins Spiel kommen. 

Doch die größeren Chancen in der zweiten Halbzeit hatte Lazio, die in der durch Isaksen frei vor Neuer zur bis dahin größten Chance des Spiels kamen. Manuel Neuer hielt die Null, als Isaksen frei vor ihm zum Abschluss kam. 

Zwanzig Minuten später war auch Bayerns Kapitän machtlos.Nach einem Konter hielt Immobile den Ball lange im Strafraum der Bayern, die zaghaft angriffen, als seien sie bemüht, das drohende Foul zu vermeiden. Das passierte dann aber doch, als Upamecano gegen Isaksen deutlich zu spät kam und mit offener Sohle den Knöchel traf. Schiedsrichter Letexier zeigte Upamecano die rote Karte. Immobile blieb vom Trubel unbeeindruckt und verwandelte. 

Lazio versuchte im Anschluss nicht mehr viel, auch Bayern gelang es in Unterzahl nicht, die Niederlage abzuwenden. 

Bayern verliert verdient in Rom. Offensiv zunächst ohne letzte Konsequenz war spätestens nach dem Platzverweis die Luft raus. Defensiv ließ man zwei hochkarätige Chancen zu, eine davon nutzte Lazio. 

Drei Dinge, die auffielen

Tuchel geht diesmal keine Experimente ein 

Bayerntrainer Thomas Tuchel wurde nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen dafür kritisiert, im Topspiel zu viele Experimente eingegangen zu sein. Er reagierte mit einer Elf, die ganz ohne Experimente auskam. 

Im Vergleich zum Spiel in Leverkusen mussten Sacha Boey, Eric Dier und Aleksandar Pavlović für Raphaël Guerreiro, Thomas Müller und Joshua Kimmich auf die Bank. Damit spielte keiner der drei Winterneuzugänge von Beginn an. Taktisch kehrte Tuchel zum 4-2-3-1 zurück.

Alle elf Nominierungen waren ebenso nachvollziehbar wie die Rückkehr zur vertrauten Grundformation. Mit Blick auf die erwartbare Defensivspielweise von Lazio überraschte es aber doch etwas, dass Tuchel auf Breite über außen verzichtete. 

Keine Winger, keine Breite

Alphonso Davies als offensiver Außenverteidiger und Kingsley Coman fehlen verletzt. Beide geben dem FC Bayern Breite in der Offensive und sind in der Lage, im Eins-gegen-eins auf die Grundlinie durchzubrechen. 

Sacha Boey und Bryan Zaragoza sind ähnlich veranlagt, erhielten von Trainer Tuchel aber nachvollziehbarerweise nicht das Vertrauen für dieses immens wichtige Spiel.

So starteten Leroy Sané und Jamal Musiala auf dem rechten und linken Flügel. Beide spielten invers, also mit ihrem starken Fuß innen. Das lässt ihnen die Möglichkeit, nach innen zu dribbeln, aber es hilft nicht für Durchbrüche auf außen. Ohne hinterlaufenden Außenverteidiger fehlt es dann an Breite im Spiel. 

Denn Raphaël Guerreiro und Noussair Mazraoui sind keine Außenverteidiger, die klassisch an der Außenlinie entlang nach vorne stürmen. Beiden fehlt etwas an Geschwindigkeit und Dribbelstärke. Sie haben ihre Stärken im Passspiel, beide rücken gerne ein.

Gegen ein Team, das so tief und diszipliniert verteidigt wie Lazio, wird es dann schwer, Chancen zu kreieren. Es sei denn… 

Bayern hatte Räume, aber scheute Risiko und Speed.

Der einfache, aber mühsame Weg gegen massive Defensivformationen sind Durchbrüche über außen. Diese Option stand für den FC Bayern mit dem aufgestellten Personal nur eingeschränkt zur Verfügung. 

Also blieb nur die zweite Option: schnelle Kombinationen, Doppelpässe oder Dribblings durch das Zentrum und die Halbräume. 

Bayern schaffte es, Lazio nach hinten zu drücken. Die entscheidenden letzten Pässe oder Dribblings wurden von Sané oder Musiala jedoch zu oft gar nicht erst versucht. Stattdessen drehten sie ab, verlangsamten und bauten neu auf. 

Zu oft wurde der sichere dem schnellen Ball vorgezogen. Das reichte nicht für das Defensivbollwerk von Lazio, deren nominelles 4-5-1 in der Defensive teilweise zum 10-0-0 wurde. 

In einer Szene machten die Bayern vor, wie es theoretisch gehen würde: In der 40. Minute kamen sie nach einer Direktkombination von Upamecano über Sané, Müller und Goretzka durchs Zentrum zur vielleicht größten Chance durch Musiala. 

Fehlte die von Thomas Müller angesprochene Lockerheit zum Zocken?

Die Daten zum Spiel 

Tore: 1:0 Immobile (69.) 

Gelbe Karte: Kimmich (68.)

Rote Karte: Upamecano (67.)

Aufstellung Lazio: Provedel – Marusic, Gila (81. Patric), Romagnoli, Hysaj (60. Lazzari) – Guendouzi, Cataldi, Luis Alberto (81. Kamada) – Isaksen (74. Pedro), Immobile (74. Castellanos), Felipe Anderson

Aufstellung FC Bayern: Neuer – Mazraoui, Upamecano, Minjae, Guerreiro – Kimmich, Goretzka (73. de Ligt) – Sané (82. Tel), Müller (82. Choupo-Moting), Musiala – Kane



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