1. FSV Mainz 05 – FC Bayern München 0:3 (0:0)
Das letzte Spiel gewannen die Bayern in Mainz zum Ende der letztjährigen Hinserie mit 2:1. Robben traf damals in der allerletzten Sekunde zum Sieg.
Falls ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola baute vor dem heutigen Duell erwartungsgemäß auf einigen Positionen um. Rafinha, Coman, Martinez und Lewandowski rückten in die Startelf. Vidal und Boateng, der bislang nur einmal gesperrt gefehlt hatte, bekamen zum ersten mal in dieser Saison eine Pause. Taktisch ergab sich ein zunächst klassisches 4-1-4-1. Somit verzichtete Pep Guardiola erneut auf die Dreierkette, die gerade zum Beginn der Saison der Ausgangspunkt vieler taktischen Überlegungen war. Interessant war an diesem Samstag, dass nicht Alaba als linker Außenverteidiger auflief, sondern Rechtsfuß Rafinha einen inversen Außenverteidiger geben musste. Alaba spielte neben Martinez im Zentrum, Lahm auf der rechten Position.
Mainz spielte im erwarteten 4-2-3-1 System das bei Ballbesitz Bayern zum 4-4-2 wurde. Dabei spielte Mainz durchaus ein sehr mutiges Pressing und lief die Viererkette der Münchner auch bis ins letzte Drittel an. Die Münchner konnten so nur sehr schwer ihren eigenen Spielaufbau entfalten.
Malli und/oder Latza nahmen Xabi Alonso über weite Strecken der Partie durch eine starke Mannorientierung aus dem Spiel. Gleichzeitig traute sich Javi Martinez nur selten zu, einen langen Ball (4 von 7) nach vorne zu spielen, um das Pressing der Mainzer etwas auszukontern. Auch Alaba hatte deutlich weniger Versuche als Boateng in den vergangenen Wochen, insgesamt 6 von 11. Die Quote der langen Bälle aus der Abwehr lag mit 50 % also deutlich unterhalb der 66-75 % Genauigkeit der letzten Spiele.
Der Spielaufbau lief daher meist über Thiago, der seinen 8er Raum hierfür immer wieder verlassen musste. Die Abstände zu den Offensivspielern Costa, Müller und Coman wurden so zwangsläufig sehr weit. Ein weiteres Problem nahm Pep Guardiola durch den invers eingesetzten Rafinha in Kauf: Dieser hatte nur begrenzte Möglichkeiten mit seinem rechten Fuß auf der linken Seite den Spielaufbau zu gestalten. Seine Passwinkel waren meist sehr ungünstig. Da Muto und de Blasis bzw. Clemens sehr gutes Pressing spielten, passierte in den ersten 20 Minuten nichts nennenswertes. Erst als ein Diagonalpass von der linken Seite Coman erreichte wurde es gefährlich. Dieser dribbelte zwei Spieler aus und wurde gefoult. Schiedsrichter Dankert zeigte folgerichtig auf den Punkt, doch Müller verschoss seinen zweiten Elfmeter in der Bundesliga und steht somit ‘nur noch’ bei 10 Treffern in 12 Versuchen (21.).
Mainz indes versuchte es immer wieder mit langen Bällen, durch Freistöße aus der eigenen Hälfte oder durch lange Abschläge von Karius. Die Bälle wurden fast bis an die Seitenauslinie gespielt und so ergaben sich hin und wieder Halbchancen. Die größte vergab Muto aus acht Metern. De Blasis hatte sich zuvor nach einem langen Ball locker gegen Lahm durchsetzen können.
Die Bayern wurden nur noch durch einen Distanzschuss von Costa gefährlich. Der Versuch war aber zu unplatziert, um Karius gefährden zu können (38.). So ging es mit einem verdienten Unentschieden für die Mainzer in die Kabine. Allerdings hatte die Elf von Martin Schmidt zu diesem Zeitpunkt schon über drei Kilometer mehr abspulen müssen. Vor allem das intensive Anlaufen der Abwehrkette der Bayern kostete viel Kraft.
Der FC Bayern kam personell unverändert aus der Pause, allerdings gab es leichte taktische Änderungen. Costa kam wieder über links, nachdem er ab Minute 30 mit Coman die Flügelpositionen getauscht hatte. Allerdings nicht über die Außenbahn, sondern eher über den Halbraum. Auf der anderen Seite nahm Müller eine ähnliche Position ein. Das Mittelfeld sollte also gezielter überladen, das Anlaufen für die Mainzer verkompliziert werden. Die Variante brachte aber zunächst keinen direkten Erfolg. Viel mehr machte (erneut) die individuelle Qualität der Spieler den Unterschied. Coman konnte sich auf dem Flügel gegen Bengtsson durchsetzen und eine Flanke Richtung Strafraum schlagen. Dort wartete Robert Lewandowski und verwandelte sehenswert per Kopf zum 1:0. Wie schwierig der Kopfball war, wurde erst in der Zeitlupe deutlich. Lewandowski springt rückwärts und lässt dabei den Ball gezielt über seine Stirn streicheln. Der Ball landete unhaltbar im Eck (51.).
Nach der Führung war der Mainzer Widerstand gebrochen. Das Angriffspressing der Hausherren fand keinen Zugriff mehr und die Lücken im Mittelfeld wurden größer. In dieser Phase fanden auch Thiago und Alonso besser ins Spiel und kurbelten immer wieder Angriffe der Münchner an. Vidal, der in der Zwischenzeit für Müller gekommen war und 1:1 seine Position eingenommen hatte, steckte einen Ball wunderbar an der Strafraumkante zu Lewandowski durch. Die Mainzer reklamierten alle auf Abseits, doch Lewandowski blieb unbeirrt und umkurvte Karius zum 2:0 (63.). Es war bereits der 10. Saisontreffer für Lewandowski im sechsten Spiel. Die Münchner blieben weiter am Drücker und verwerteten auch die dritte Chance im zweiten Durchgang. Costa setzte sich auf der linken Außenbahn gegen Brosinski durch. Sein scharfer Flachpass fand Coman, der den Ball nur noch über die Linie drücken musste (68.). Es war bereits die zehnte Torvorlage im zehnten Pflichtspiel von Costa in dieser Saison.
Nach den drei Treffern in 17 Minuten nahmen die Münchner das Tempo aus dem Spiel und ‘schonten’ sich für die bevorstehenden Aufgaben. Die Elf von Pep Guardiola tat nur noch das nötigste und ließ die Zeit von der Uhr laufen. Am Ende steht ein neuer Startrekord für die Münchner. Zum dritten Mal gewinnen sie die ersten sieben Spiele einer Saison, aber noch nie hatten sie bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ein so gutes Torverhältnis (+20). Überdies gehen die Münchner mit mindestens zwei Punkten Vorsprung in der Tabelle in das Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten aus Dortmund. Unter der Woche allerdings steht zunächst ein Heimspiel in der Champions League an.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Players Game oder Coaches Game?
Der FC Bayern tut sich enorm schwer in dieser Saison in den ersten Halbzeiten ins Spiel zu finden und Torchancen zu kreieren. In sieben Spielen reichte es nur für vier eigene Treffer. Alle drei Gegentore fielen ebenfalls in den ersten 45 Minuten. Nach dem Pausentee indes stehen die Münchner bei 19:0 Toren. Es scheint so als griffen die Adaptionen von Pep Guardiola. Nicht immer müssen diese so offensichtlich sein, wie beim 5:1 Sieg gegen Wolfsburg als der Trainer der Münchner die beiden schwächsten Spieler in der Kabine gelassen hat. Manchmal sind es auch Nuancen, die dann aber doch zum Erfolg führen. Es scheint auf den ersten Blick so, als wäre Fußball doch ein “Coaches Game”.
Allerdings sicherte oftmals die individuelle Qualität der bayrischen Spieler die Punkte. So auch an diesem Tag. Die Chancenverwertung von Lewandowski nach einer Allerweltsflanke von Coman verwerten nicht viele Stürmer. Nach der Führung war es ein anderes Spiel. Zugleich darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Hase-und-Igel Taktik der Münchner darauf ausgelegt ist, die Gegner müde zu spielen. Selten war es so offensichtlich wie bei diesem Spiel gegen Mainz. Martin Schmidt ließ seine Spieler unheimlich viel investieren, wurde am Ende aber nicht belohnt. Somit ist Fußball wohl sowohl ein “Players Game” als auch ein “Coaches Game”. Vor allem bei der individuellen Qualität im Kader des FC Bayern.
2. Die Qualitäten des Kingsley Coman
Kingsley Coman bringt durch seine Dribblings auf der Außenbahn eine ungemein wichtige Qualität ins Spiel der Münchner. Mit vier erfolgreichen Dribblings war er maßgeblich am Erfolg der Münchner beteiligt. Zwar lief das Spiel in der ersten Halbzeit aufgrund der Asymmetrie, die sich durch die Positionierung von Rafinha und Thiago ergab, etwas an ihm vorbei. Doch in seiner ersten Szene war er gleich so präsent, dass er gegen die sonst sehr zweikampfstarken Mainzer einen Elfmeter erzwingen konnte. Es war bereits der dritte Elfmeter den Coman für die Münchner heraus holen konnte. Ähnlich entstand sein Assist vor dem 1:0 – Coman hat die Qualität sich in den wenigen Szenen, die er hat durchzusetzen. Gekrönt wurde die Leistung durch das 3:0. Es war bereits der zweite Saisontreffer für den erst 19-Jährigen Franzosen.
Auch sein Einsatz in der Defensive lässt sich durchaus sehen. Zwar sehen seine Pressingversuche meist etwas ungestüm aus, doch verhindern sie am Ende meist den einfachen Passweg für den Gegner. Am Ende waren es 69% gewonnene Zweikämpfe und eine gute Klärung am eigenen Strafraum.
Coman könnte sich als wichtiger Faktor in der Elf von Pep Guardiola erweisen. Gerade in den vielen englischen Wochen im Herbst und Winter hilft er, die Belastung im Kader besser zu verteilen – und das ohne großen Qualitätsverlust. Für ihn persönlich ist es auch eine gute Situation, kann er doch angesichts der Verletzungen von Ribery und Robben einige Spielminuten sammeln.
3. Unheimliche Quote
Robert Lewandowski macht zur Zeit alles richtig. In 135 Spielminuten erzielte er sieben Tore und war sowohl gegen Wolfsburg als auch gegen den FSV Mainz 05 der Matchwinner. Beachtlich ist dabei seine Chancenauswertung. Aus vier Abschlüssen wurden zwei Tore gegen Mainz. Gerade der Kopfball vor dem 1:0 war eher eine Halbchance. Den Treffer zum 2:0 hätte Lewandowski zum Anfang der Saison so vielleicht auch nicht gemacht. Sein Torabschluss steht ihm zwar hin und wieder im Weg – das war gerade am Anfang der Saison noch zu sehen, allerdings lesen sich seine Zahlen in dieser Saison mehr als beeindruckend.
Wie bereits erwähnt steht Lewandowski bei zehn Toren in sechs Spielen. Hochgerechnet auf seine Einsatzzeit kommt er auf einen Schnitt von 2.1 Toren pro 90 Minuten. In seiner ersten Bayernsaison bzw. in seiner letzten BVB Saison waren es 0.62 Tore pro 90 Minuten. Die höhere Quote liegt vor allem an der deutlich hören Anzahl an Abschlüssen. Lewandowski schießt im Schnitt in dieser Saison 6.71 mal aufs Tor. Letztes Jahr waren es noch 3.81, in der letzten BVB Saison sogar nur 3.76 Torabschlüsse pro 90 Minuten. Lewandowski schießt also 76% häufiger aufs Tor als in der letzten Saison. Zeitgleich nimmt seine Schussgenauigkeit auch weiter zu. Das heißt die Qualität der Abschlüsse ist gut bis sehr gut – 81% seiner Versuche gingen aufs Tor. Im letzten Jahr waren es nur 53%. Die Kombination aus der Anzahl der Torabschlüsse und die Schussgenauigkeit erklären seine herausragende Quote.
Die Zahlen legen es nahe – Pep Guardiola hat Robert Lewandowski besser in das Spiel der Münchner integriert. Das mag auch daran liegen, dass mit Robben und Ribéry zwei Spieler fehlen, die selbst gerne den Abschluss gesucht haben. Mit Costa, Müller und Coman hat Lewandowski nun Spieler an die Seite gestellt bekommen, die sein Spiel deutlich unterstützen. Er zahlt es aktuell mit Toren zurück.
1. FSV MAINZ 05 – FC BAYERN 0:3 (0:0) | |
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1. FSV Mainz 05 | Karius – Brosinski, Bungert, Bell, Bengtsson – Baumgartlinger, Latza (73. Moritz) – Clemens (81. Balogun), Malli (67. Samperio), De Blasis – Muto |
Bank | Curci – Bussmann, Zimling, Niederlechner |
FC Bayern München | Neuer – Lahm, Martínez (67. Boateng), Alaba, Rafinha – Alonso, Thiago – Coman, Müller (58. Vidal), Costa (70. Götze) – Lewandowski |
Bank | Ulreich – Bernat, Rode, Kimmich |
Tore | 0:1 Lewandowski (51.), 0:2 Lewandowski (63.), 0:3 Coman (68.) |
Karten | Baumgartlinger / Alonso |
Zuschauer | 34.000 (ausverkauft) |
Schiedsrichter | Dankert (Rostock) |