Thomas Müller (FC Bayern)

Verdiente Niederlage: Müder FC Bayern verliert in Mainz

Daniel Trenner 14.12.2024

Vincent Kompany rotierte im Vergleich zum 5:1-Triumph in der Champions League im Zentrum seines Mittelfelds und Innenverteidigung, letzteres allerdings gezwungenermaßen, Upamecano war angeschlagen, Eric Dier durfte somit abermals gegen Mainz 05 diese Saison starten. Im Mittelfeld ersetzte Pavlović Leon Goretzka. Ohne Kane sollte es vorne wieder einmal ein fluider Sturm aus Müller, Musiala, Olise und Sané richten.

FC Bayern München: Der Spielverlauf 

Die Bayern begannen nicht sonderlich gut und wurden minütlich schlechter und schlechter. In der Anfangsphase ließ Olise noch den Stahl mit einem gezielten Linksschuss erbeben, mehr Torgefahr konnten die Bayern im ersten Abschnitt allerdings nicht ausstrahlen. Stattdessen fokussierte sich das Spiel mehr und mehr in der bayerischen Hälfte, Mainz 05 schien Minute für Minute mehr zu begreifen, dass sie es mit einem anderen Bayern München, als bei ihrer 0:4-Pokal-Niederlange zu tun bekamen.

In der 13. Minute kündigte sich Mainz erstmals an, Burkardt vergab im Eins-gegen-Eins noch, kurz vor Ende der Halbzeit machten sie es besser. Laimer und Dier gaben den Ball gefährlich ab, am Ende eierte Siebs Schüsschenversuch vor die Füße Lees, der nur noch einschieben musste.

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Nach dem Seitenwechsel wurden die Bayern nur minimal besser, präziser, zielstrebiger. Mainz antwortete mit einem Tor. Kim ließ sich von Caci herauslocken, der diesen mit der Hacke überspielte, abermals Sieb gab ins Zentrum zu Lee, der prompt zum koreanischen Gerd Müller mutierte und auf einen Kontakt einen fabelhaften Drehschuss folgen ließ (60.).

Kompany wechselte, riskierte etwas, aber das Spiel schien gelaufen. Selbst als die Bayern sich unverhofft kurz vor Schluss durch Sané noch einmal heranrobbten, lief nichts. Beim Schlusspfiff konnte man da gar leicht stutzen beim Anblick des frenetischen Mainzer Jubels. Sie jubelten, als wäre ihr hochverdienter Sieg auch nur ein einziges Mal in der letzten Stunde in Gefahr gewesen. Aber einen harten Kampf, den sie über die Zeit retten mussten, gab es ja nicht einmal. Sie waren einfach von vorne bis hinten die klar bessere Mannschaft gewesen.

FC Bayern: Dinge, die auffielen

1. Manchmal läuft gar nichts

“Wie sie sehen, sehen sie nichts.”

Liebe Leser und Leserinnen, die Fußballanalyse ist eine höchstkomplizierte Sache. Strategie, Taktik, Individualmomente und Kondition verschmelzen auf dem Feld zu einer nebligen Einheit, die wir Analysten durchleuchten versuchen.

Manchmal muss man die Sachen aber auch nicht komplizierter machen, als sie sind. Die Bayern waren heute schlecht. Sehr, sehr schlecht. Schlechte Pässe reihten sich ein mit schlechter Kondition, schlechter Verfassung, schlechter geistiger Frische. Die Bayern wirken, wie sie sind: Völlig überspielt, durch die Verletztenkrise am Ende ihrer Kräfte, der Winterpause entgegenhechelnd.

Mainz 05 musste für diesen verdienten Sieg nicht einmal taktisch außergewöhnliches bestreiten: Das Zentrum schließen und die Außen pressen, viel mehr war das nicht. Aber gegen diesen müden FC Bayern reicht es.

2. Der Eric-Dier-Ouroboros

Die Rotationsmöglichkeiten sind ausgeschöpft. Spieler, die eigentlich formtechnisch auf die Bank gehören, müssen liefern (Sané, Guerreiro), anderen, die aus Verletzungen kommen, wird die völlige Rekonvaleszenz verweigert (Pavlović, möglicherweise Tel) und dann gibt es da noch einen Eric Dier, der letztes Jahr noch zu überragen vermochte, bei dem aber klar ersichtlich ist, wie wenig er einfach zum Fußball des Trainers passt.

Burkardts Chance in der 13. Minute ist ein schreiender Appell nach einem Innenverteidiger-Neuzugang auf potenziellem Weltklasse-Niveau. Gewiss sind Upamecano und Kim in den letzten Wochen ebenfalls immer wieder Fehler unterlaufen, aber ein Upamecano hätte Burkardt einfach eingeholt. Spielen die Bayern mit einer derart hohen Linie, muss von ihren Innenverteidigern diese Athletik verlangt werden.

Und genau hier offenbart sich ein gewisser Ouroboros, eine Schlange, die in ihr eigenes Ende beißt: Dier kann nicht für das Stammduo hereinrotiert werden, weil er durch sein fehlendes Tempo nicht in Kompanys System passt. Durch den Mangel an Rotation, kommt es aber zwangsläufig zu Muskelverletzungen (Upamecano) oder sie sind geistig einfach überspielt (Kim), sodass Kompany dann schlussendlich doch zu Dier gezwungen wird.

3. Appell für erzwungene Rotation

Selbst ein Spieler wie Joshua Kimmich, der insgesamt eine Weltklasse-Hinrunde spielt, war in Mainz mit dem Kräften am Ende, wirkte völlig überspielt, spielte dem Gegner reihenweise Bälle in den Fuß als stünde er noch immer unter dem Joch Thomas Tuchels. Vielleicht zeigt sich hier, dass man nicht immer auf die eigenen Spieler hören sollte. Manchmal wissen Spieler einfach nicht, was gut für sie ist. Vielleicht muss Joshua Kimmich nicht jedes einzelne Spiel über die volle Spielzeit bestreiten.

Für Kimmich gilt grundsätzlich ähnliches, wie für Kim: Durch die Situation im Kader, sprich den Verletzungen von Pavlović und Palhinha ist er zum Durchspielen verdammt. Aber betrachtet man einen derartigen Ausschlag nach unten eines sich grundsätzlich in Weltklasse-Form befindlichen Spielers, ist es schwer, nicht an die Nationalelf zu denken und wie Kimmich selbst dort das zweite unbedeutende Spiel gegen Ungarn starten wollte.

4. Nur noch vier Zähler vor Leverkusen

Durch diese so unerwartet wie verdiente Niederlage, wirkt die deutsche Meisterschaft, die laut eines gewissen Ullrich H. ja bereits eingetütet sein sollte, gar nicht mal mehr so sicher. Nur noch vier Zähler Vorsprung hat man vor Leverkusen, die ihr Formtief bereits hinter sich und im Rückrundenduell Heimrecht haben. Für die Bayern spricht, dass die englischen Wochen endlich ein Ende haben und sie sich fast in die Winterpause gerettet haben.

Letztes Jahr hat das spontane Innenverteidigerpärchen Goretzka-Mazraoui dafür gesorgt, dass die Bayern panisch einen weiteren Innenverteidiger verpflichten wollten. Diese Niederlage an Ort und Stelle, an dem sie Wochen zuvor noch zur Halbzeit mit 4:0 führten, sollte zur Analyse führen, dass die im Sommer vollzogene Kadervergrößerung zwar richtig, aber noch nicht ausreichend war.

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