Blickpunkt Amateure: Souverän, bis man sich zurücklehnte

Jan Trenner 03.11.2013

Bayern Amateure gegen Kickers Würzburg

Augenblicke nach dem Anpfiff traf Rico Strieder unbedrängt ins gegnerische Tor. Die Gäste störten weder Rankovic beim Flanken noch Green bei der Ballweiterleitung zum Torschützen. 20 Minuten später erhöht Schöpf auf 2:0, bevor Kevin Friesenbichler kurz vor dem Halbzeitpfiff schon zum 3:0 traf. Dazwischen gab es eine Vielzahl an Chancen für die Bayern Amateure. Besonders Julian Green und Kevin Friesenbichler waren nicht aufzuhalten. Entweder zog der junge Deutschamerikaner mit Tempoläufen seinen Gegenspielern über die linke Außenbahn davon oder Friesenbichler stahl den Ball vom Fuß des Würzburgers. Zuletzt trumpfte Mitchell Weiser auf, aber an diesem Samstagnachmittag vermisste ihn niemand.

In der 68. Minute erhöhte Etienne Scholz, der erst im August von den Grasshoppers aus Zürich nach München wechselte, auf 4:0. Wieder war es Friesenbichler der zwar am Abseits kuschelte, aber gedankenschnell nach vorn sprintete und auf den erst nach der Halbzeit eingewechselten Schweizer querlegte. Ich konnte Scholz zum ersten Mal über längere Zeit beobachten. Er übernahm zum Wiederanpfiff die Position von Rico Strieder vor der eigenen Viererkette im defensiven Mittelfeld, um den Spielaufbau von hinten heraus einzuleiten. Das machte er souverän und abgeklärt, indem er einen guten Blick für die Bewegung seines Mitspielers in freie Räume bewies. Im weiteren Verlauf des Spiels wechselte er sich öfters mit Højbjerg auf dieser Position ab. Wenn sich der Däne zurückfallen lies, rückte Scholz neben Schöpf auf eine Halbposition. In Zukunft könnten unsere beiden Defensiv-Sechser um die Position konkurrieren, aber das belebt sicher die Leistung.

Generell überzeugten die Bayern Amateure spieltaktisch und durch individuelle Klasse. Sie jagten den Würzburger Kickers jeden zweiten Ball direkt wieder vom Fuß ab und konnten ihrerseits auch enge Räume bespielen bzw. sich mit einer Tempoerhöhung spielerisch befreien. Sie verstolperten eine Vielzahl von Chancen noch in Halbzeit 1, aber wenn die Gäste keine Gefahr ausstrahlen wird es eben nicht bestraft. Fast, denn dann drehte die Partie in der 72. Minute.

Nun muss man kritisch betrachten wie aus einer 4:0 Führung ein 4:3 werden konnte. Alles begann mit einer unglücklichen Aktion von Julian Green am kurzen Pfosten. Die eigentlich höchstens mittelmäßig getretene Würzburger Ecke lenkte er mit dem Kopf in bester Stürmermanier ins – leider eigene – Tor ab. Jubel bei den mitgereisten Gästen, Verwunderung auf der Gegengerade und leichtes Kopfschütteln. Aber okay, das passiert den Besten, denn noch immer hatten die Amateure das Heft in der Hand. Højbjerg, Friesenbichler, Green und Chessa hatten Chancen zum 5:1, aber immer fehlten wenige Meter oder die letzte Konsequenz. In der 84. Minute scheute man den Zweikampf im eigenen Strafraum und Ricardo Borba schlenzte zum 4:2 ein. Absolut unnötig. Und wenn es nicht mehr läuft, kommt es richtig dick. Chessa verunglückt die Ballannahme vor dem eigenen Tor und dann ist wohl eine Hand im Spiel. Ein Pfiff, Elfmeter und Borba macht den Anschlusstreffer in der 90. Minute. Unsere Amateure schwammen, aber der Schiedsrichter beendet die Partie bevor man in noch eine unnötige Aktion gerät. Nach den vielen Auswechslungen der vermeintlichen »Stammkräfte« können sie nicht mehr den nötigen Druck aufbauen und erholen sich nicht vom Schock des zweiten Gästetreffers.

Am Mittwoch ist der große Tag: Rückspiel im Stadtderby gegen die Blauen. Erik ten Hag schonte einige Akteure und wir gehen ohne Verletzungen ins Spiel der Spiele. Wir werden im Vorfeld noch einmal einen kritischen Blick auf unsere Bayern Amateure werfen, denn beim Tabellenführer läuft es, aber hier und da hat man noch Problem(chen).

FC Bayern Amateure – FC Kickers Würzburg 4:3 (3:0)
FC Bayern Amateure Zingerle – Schmitz, Wein (55. Schwarz), Buck, Chessa – Strieder (46. Scholz) – Rankovic, Schöpf (80. Derflinger), Hojbjerg, Friesenbichler – Green
Bank Rössl, Sallahi, Schweinsteiger, Fischer
Kickers Würzburg Tsiflidis – Trunk, Konjevic, Murphy (46. Donaldson), Bieler – Mensah, Haller – F. Wirsching (68. N. Wirsching), Duhnke (58. Endres), Borba – Behrens
Tore 1:0 Strieder (1.), 2:0 Schöpf (23.), 3:0 Friesenbichler (44.), 4:0 Scholz (67.), 4:1 Green (70., Eigentor), 4:2 Borba (83.), 4:3 Borba (90.+1, Handelfmeter)
Karten Gelb: Buck / Murphy, Wirsching, Bieler