Blickpunkt Amateure: Højbjerg, Sallahi und Weiser zeigen sich bei den Profis

Jan Trenner 06.04.2014

Da es in der Regionalliga keine Erfassung und Auswertung von Spielerdaten gibt und wir ansonsten unsere subjektiven Empfindungen als Grundlage der Berichte nutzen, können nun erstmals auch detaillierte Fakten herangezogen werden. Eine kurze Analyse unserer drei Youngsters in der Partie gegen Augsburg.

Ylli Sallahi

Sallahi, der 20-jährige (Happy Birthday!) Linksverteidiger durfte sich 50 Minuten lang zeigen, bevor David Alaba ihn ersetzte. Er war nicht nur die Überraschung im Wintertrainingslager der Profis, sondern auch im Kader der Bayern Amateure. Dort wurde er in der Rückrunde zum Stammspieler auf der linken Abwehrseite und präsentierte sich in den letzten Partien durchaus gut. Robustheit, Antrittsschnelligkeit und präzise Flanken sind sein Markenzeichen in der Regionalliga Bayern. Dazu kommt noch ein vernünftiger Schuss mit Links.

FourFourTwo Dashboard Ylli Sallahi

Von seinem Auftritt blieben drei Erkenntnisse im Kopf. Zum einen kann er seine guten Flanken (mit etwas Platz) auch bei den Profis zeigen. Entweder setzt er sich mit dem Körper durch oder schafft sich durch einen kurzen Antritt den nötigen Platz. In seinen 50 Spielminuten brachte er vier Flanken in den Strafraum – aus zwei entstanden Chancen für den FC Bayern. Leider war er nicht immer hellwach, sodass er im Sprintduell den kürzeren zog und die Flanke auf Altintop nicht verhindern konnte. Ansonsten gefiel sein ruhiges auftreten. Entgegen einiger Meinungen wirkte Sallahi nicht sonderlich nervös – zumindest war das seinem Spiel nicht anzumerken. Wobei er nicht so deutlich eingebunden war, wie Mitchell Weiser. Wie bei den Amateuren muss er sich dahingehend steigern, dass er gute bis hervorragende Leistungen auch über 90 Spielminuten abrufen kann. Ich würde mir sehr wünschen, dass er in naher Zukunft erneut die Chance bekommt sich bei den Profis zu beweisen.

Mitchell Weiser

Mitch, oh Mitch – was haben wir in diesem Blog schon alles über Mitchell Weiser geschrieben. Von wirklich hervorragenden Partien und von eher schwachen Auftritten. Letztendlich ist in der Regionalliga Bayern vermutlich alles eine Frage der Motivation, wenn man sich Woche für Woche den – entschuldigt die Ausdrucksweise – Arsch aufreißen muss, um dann in Buchbach oder Hof um das Ticket für die Relegation zu kämpfen. Besonders wenn es nicht besonders gut läuft, wie vor der Winterpause der Fall, wird das noch schwieriger. Hier erwartet man als Fan eigentlich, dass sich die Leistungsträger noch mehr reinhängen und ihre Nebenleute mitziehen. Bei Mitchell Weiser habe ich das noch nicht wirklich beobachten können, aber gestern machte er phasenweise in Augsburg eine ausgesprochen gute Partie auf einer Position, die er eigentlich nicht spielt.

FourFourTwo Dashboard Mitchell Weiser

Im Gegensatz zur Meinung vieler Zuschauer fand ich seinen Auftritt nicht schlecht. Natürlich hängt der Fehler vor dem entscheidenden Gegentor (gelbes Symbol in der Grafik) negativ über seiner Performance, aber nach einer starken Anfangsphase (15-20 Minuten) überwand er das folgende tief und spielte bis zum Abpfiff wirklich gut in der ungewohnten Position. Er war noch nie als Rechtsverteidiger auf dem Platz – spielt ansonsten Rechtsaußen. Seine Mitspieler zeigten keine großartigen Leistungen, sodass ich ihn sogar zu den besten auf dem Platz zählen würde. Er fand eine gute Abstimmung zwischen Defensivarbeit und Bewegung nach vorn, brachte 91% seiner Pässe an den Mann und konnte eine Chance kreieren. Keine schlechten Werte für einen 19-jährigen Debütanten beim FC Bayern.

Vor einigen Wochen wurde bereits diskutiert, ob man Weiser zum Rechtsverteidiger „umschulen“ könnte, um ihm mehr Chancen im Kader des FC Bayern zu bieten. Ich würde es begrüßen, wenn man diesen Versuch erneut unternimmt, denn durch den Abgang von Benno Schmitz im Sommer entsteht auch bei den Bayern Amateuren eine Lücke, die es zu besetzen gilt. Wenn man ihn und das Trainerteam für die Idee begeistern kann, entstehen vernünftige Möglichkeiten. Dennoch bleibt abzuwarten, ob man ihn noch einmal als Rechtsverteidiger testen wird.

Pierre-Emile Højbjerg

Højbjerg ist niemand für die Außenbahn. Das sollte spätestens gestern Nachmittag allen klar geworden sein und so war es nur konsequent, dass Pep Guardiola ihn in der zweiten Hälfte auch in einer zentralen Position einsetzte.

FourFourTwo Dashboard Hojbjerg

Die Position als Linksaußen war neu für den Dänen und seine Fähigkeiten wie Passgenauigkeit, ausgeprägte Körperlichkeit und einen guten Blick für den Mitspieler in der Offensive kann er nur aus einer zentralen das Spiel mitbestimmenden Rolle zur Geltung bringen. Das zeigt auch die nach Halbzeiten aufgeteilte Grafik und der weitere Spielverlauf. Pierre kann auch auf engstem Raum den Ball behandeln und sich in Zweikämpfe werfen, um Chancen herauszuspielen. Er ist unbeeindruckt von Pressing und hart einsteigenden Gegenspielern. Zwei Mal wurden seine Schüsse geblockt und einmal wäre er fast durch die Augsburger Abwehrreihe gewesen, wenn die Gastgeber ihn nicht mit einem Foulspiel gestoppt hätten.

Als Fazit bleibt vor allem eines: Sallahi ist einer der Top-Abwehrspieler für die Amateure, der dort erst seit wenigen Wochen einen Stammplatz hat und konnte sich gut präsentieren. Für Mitchell Weiser entsteht eine neue Spielposition, die er mit der nötigen Motivation angehen könnte bzw. wo Wille sein Schlüssel für weiteren Erfolg ist. Bei den Profis wie den Amateuren. Pierre-Emile Højbjerg ist mit 18 Jahren nicht nur der kompletteste Spieler der Bayern Amateure, sondern auch der größte Hoffnungsträger aus der Nachwuchsschmiede des FC Bayern. Er empfahl sich gestern für weitere Spielminuten bei den Profis und wir sie hoffentlich in naher Zukunft bekommen.