Blickpunkt Amateure: Der Spitzenreiter trägt trotzdem rote Trikots

Jan Trenner 07.11.2013

Amateurederby 2013 Bayern Amateure

Dabei fing der Fußballabend gut an. Nachdem die zu erwartende Pyro-Spielunterbrechung überstanden war, brauchten die Amateure nicht lang bis zum Führungstreffer. Schon in der 19. Minute traf Alessandro Schöpf nach Ball von Julian Green für die Bayern Amateure. Kurz zuvor entging man dem Rückstand nur knapp. Im Anschluss konnten unsere Roten ein souveränes und kontrolliertes Spiel aufziehen. Die Blauen liefen dem Ball nur hinterher und fanden kein Mittel gegen gutes Pressing und Stellungsspiel. Es dauerte fast die ganze erste Halbzeit, bis sie uns durchschaut hatten.

In der 47. Minute glich der Gastgeber aus und ging in der 68. sogar in Führung. Nicht unbedingt deswegen, weil sie das Spiel in ihre Hand nahmen, sondern auf Konter spielten und die Schwächen unserer Bayern Amateure eiskalt auszunutzen wussten. Fehler wurden eiskalt ausgenutzt und in Tore verwandelt. Die Partie war durchaus offen, aber wir rannten uns an der Defensive des Gastgebers fest oder fanden keine spielerische Lösung mehr, um den Ball regelmäßig gefährlich nach vorn zu beförden. Nach dem Abpfiff stand allen Bayernfans und den Spielern die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. In so einem Moment tröstet auch die Tabellenführung in der Liga über nichts hinweg.

Es ist als Blogger schon ziemlich bitter, wenn man einen Artikel zu möglichen spielerischen Gefahren schreibt, weil man denkt, dass auch das Trainerteam genau da entgegensteuern wird, aber im Spiel selbst genau diese Punkte ausgenutzt werden. Vom Gegner.

Bayern ist nicht gewöhnt in der Abwehr Druck zu bekommen, und dann machen sie auch Fehler.
ein „blauer“ Trainer nach dem Derby

Dabei haben sie nach Wiederanpfiff den Druck nicht nur auf unsere Außenbahnen – Green und Rankovich waren die meiste Zeit abgemeldet – sondern logischerweise auch auf die Viererkette erhöht. In Folge zeigten unsere Amateure Unsicherheiten bei der Ballbehandlung, -weiterleitung und dem Finden möglicher Anspielstationen. Viele Aktionen scheiterten in Höhe der Mittellinie und es wurde gefühlt kein Zweikampf mehr gewonnen. Unsere Jungs können sich noch nicht vernünftig gegen kämpferisch starke und vom Gegnerpublikum angepeitschte Mannschaften durchsetzen. Besonders gefährlich wurde es auch, wenn die Blauen schnelle Konter spielten und mit dem Ball am Fuß diagonal von Höhe der Mittellinie quer vor unseren Strafraum rückten. Mehrere Szenen erzeugten allergrößte Gefahr für weitere Gegentreffer.

Die Bayern Amateure waren nicht chancenlos. Das wäre schlichtweg falsch, aber Glück und die letzte Konsequenz haben gefehlt. Leider konnte niemand von unseren gelobten Talenten das Spiel »in die Hand nehmen« und ihm seinen Stempel aufdrücken. Keine spielentscheidende (oder wieder eröffnende Einzelaktion) ging rein aus der Einzelleistung hervor. Hier und in den Bewegungen als Kollektiv schlummert noch Potential für Spieler und Mannschaft. Viele sind noch extrem jung und werden diese bittere Niederlage hoffentlich in Energie für die künftigen Partien in der Regionalliga Bayern verwenden.

Jetzt heißt es für Spieler und Amateurefans: Den Kopf nicht in den Rasen stecken, die Jungs weiterhin bei der »Mission Aufstieg« begleiten und das Trainerteam an den Schwachstellen arbeiten lassen. Der Weg in die 3. Liga ist noch lang und zur Not gibt es dort das nächste Derby, wenn die Blauen mit ihren „Profis“ in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

TSV 1860 II – FC Bayern Amateure 2:1 (0:1)
1860 II Netolitzky – Bühler, Aygün, Rech, Steinhart – Weigl, Geipl (66. Mulic) – Mvibudulu, Vocaj (83. Kurzweg), Knezevic – Ott (86. Neumeyer)
Bayern Amateure Raeder – Schmitz, Buck (83. T. Schweinsteiger), Wein, Chessa – Strieder (75. Derflinger) – Rankovic (75. Sallahi), Schöpf, Hojbjerg, Green – Friesenbichler
Bank Rössl, Weihrauch, Scholz, Schwarz
Tore 0:1 Schöpf (19.), 1:1 Vocaj (47.), 2:1 Ott (68.)
Karten Gelb: Weigl, Mvibudulu / Hojbjerg, Chessa; Rot: Rech