FC Bayern München – 1. FC Köln 1:1 (1:0)
Was lange wie eine klare Sache für die Münchner aussah, wurde erst am Ende ein emotionales Spiel mit einem insgesamt unglücklichen Ausgang.
Falls ihr es verpasst habt:
Wie bereits in der Abschlusspressekonferenz angekündigt, rotierte Ancelotti gegen den Tabellendritten kräftig durch.
Ribéry und Thiago fehlten angeschlagen. Alaba, Lahm, Müller und Vidal durften pausieren. Robben gab sein Startelf-Comeback, Bernat und Rafinha verteidigten außen. Auch Coman, Sanches und Kimmich standen im 4-3-3 in der Startelf.
Peter Stöger setzte auf die eingespielte, erwartete Startelf mit Rausch als linkem Verteidiger und Osako neben Modeste im Sturmzentrum. Einzige Änderung im Vergleich zum Remis gegen Leipzig war Höger, der auf der 6 begann und Zoller ersetzte. Hector begann im Zentrum.
Nach zwei Minuten hatten engagiert beginnende Münchner die erste Chance, als Bernat mit einem schönen Dribbling im Strafraum zur Grundlinie durchbrach und mit einer Hereingabe Horn prüfte. In der Folge tasteten sich beide Mannschaften ab, Bayern setzte aber immer wieder Nadelstiche. Coman (scharfe Hereingabe) und Robben (16 Meter-Schuss) versuchten es mit weiteren Torannäherungen (11., 15.). Bayern blieb am Drücker. Rafinha verfehlte das Tor nach einer Robben Rückgabe denkbar knapp (18.).
In der Folge stellte Stöger um. Hector rückte zurück in die Kette und es bildete sich nun das gewohnte 4-4-2. Köln präsentierte sich nun deutlich stabiler und machte den Münchnern den Weg in den Strafraum schwerer. So dauerte es auch bis zur 39. Minute, ehe die Münchner erneut richtig gefährlich vor Horn auftauchten. Und wie: Bernat überspielte in Zusammenarbeit mit Sanches den linken Flügel und fand mit einer butterweichen Flanke den einlaufenden Kimmich, der per Kopf zur verdienten 1:0-Führung traf. So ging es in die Pause.
Robben (7 erfolgreiche Dribblings) blieb zur Halbzeit in der Kabine. Coman rückte für ihn auf die rechte Seite. Müller kam ins Spiel.
Der deutsche Nationalspieler war gleich an der ersten gefährlichen Szene beteiligt, als er eine Rückgabe von Bernat neben das Tor schoss (49.). Köln versuchte jetzt häufiger, den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten. So richtig erfolgreich war das jedoch zunächst nicht, und die Chancen hatten weiter die Bayern. Martínez köpfte eine Ecke an den Pfosten (54.).
Nach 62 Minuten reagierte Stöger und brachte Özcan und Zoller für die schwachen Höger und Rausch. Nur eine Minute später traf Anthony Modeste zum mehr als überraschenden Ausgleich. Risse flankte den Ball aus dem Halbfeld auf den aus abseitsverdächtiger Position startenden Modeste, der Neuer artistisch überwand. Ein Tor aus dem Nichts.
Auch Ancelotti reagierte nun mit Alaba und Vidal für Sanches und Coman (70.). Bernat rückte auf die offensivere Position auf dem linken Flügel.
Ab jetzt war es ein offenes Spiel mit leichten Vorteilen für die Hausherren. Timo Horn verhinderte mit einem Weltklasse-Reflex gegen Müller das 2:1, als er den Schuss des Angreifers aus kurzer Distanz an die Latte lenkte (77.).
Die Münchner weiter mit wütenden Angriffen und einigen vielversprechenden Strafraumszenen. Bernat setzte einen 18 Meter-Schuss an den Pfosten (85.).
Kurz vor dem Ende tauchte Zoller plötzlich völlig frei vor Neuer auf und hätte sogar noch den dann zeimlich absurden Siegtreffer für die Kölner erzielen können. Er schob den Ball völlig allein gelassen neben das Tor.
So blieb es beim 1:1.
3 Dinge, die auffielen:
1. Köln bestätigt Vorschusslorbeeren erst spät
Selten ist eine Mannschaft mit so viel Vorschusslorbeeren nach München gekommen wie der Effzeh an diesem Samstag. Der gute Saisonstart der Kölner. Die zugegeben etwas konstruierte Ähnlichkeit zum Bayern-Bezwinger Atlético – es kam einiges zusammen in dieser Woche. Bestätigen konnten die Rheinländer diese Vorschusslorbeeren trotz des Ergebnisses nur bedingt.
Köln begann viel zurückhaltender und defensiver als erwartet. Das defensive 5-3-2 und das ebenso defensiv interpretierte 4-4-2 brachte die Münchner über 60 Minuten überhaupt nicht in Bedrängnis. Auch defensiv wirkten die Kölner dabei nicht so sattelfest wie vermutet.
Bayern spielte über 60 Minuten ein gutes Gegenpressing und vor allem das Mismatch Coman gegen Sörensen mit dem hinterlaufenden Bernat im Rücken sorgte immer wieder für Durchbrüche über außen. Bayern gewann 57% der Zweikämpfe, hatte eine identische Laufleistung und 26:5 Torschüsse. Köln fehlte über weite Strecken die Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Osako und Modeste spielten wie zwei freischwebende Teilchen ohne jede Unterstützung aus dem Mittelfeld. Es fiel den Münchnern daher leicht, die vornehmlich langen Bälle der Gäste zu kontrollieren.
Erst die späten Wechsel von Stöger erwischten den FC Bayern für 5-10 Minuten auf dem falschen Fuß. Zoller und Özcan agierten nun anders als Höger, Lehmann oder Rausch zuvor bewusst als unterstützende Spieler für die zwei vorderen Angreifer und waren selbst deutlich höher positioniert. Köln schuf so im genannten Zeitraum drei bis vier Mal gefährliche Überzahlsituationen im Rücken von Kimmich und Sanches, die sich aufgrund der defensiven Kölner Ausrichtung in den 60 Minuten zuvor selbst deutlich höher positioniert hatten. Dass der Ausgleich genau in diese kurze Phase der Unordnung fiel, war bitter und unnötig.
Zehn Minuten später hatte der FCB die Partie wieder besser im Griff und ließ nur noch einen absurden Konter in den Schlusssekunden zu, als sechs Bayern einfach im Kölner Strafraum stehen blieben.
Viele werden nun in der Länderspielpause einen Trend aus den beiden sieglosen Spielen gegen Atlético und Köln konstruieren. Dabei lohnt sich ein genauerer Blick. Die Punktverluste haben wenig miteinander zu tun und haben völlig unterschiedliche Ursachen. Das Spiel gegen Köln war trotz der Rotation auch besser als die Siege gegen den HSV und Ingolstadt. Kaufen kann sich das Team für Ancelotti dafür wenig. Der Samstagnachmittag war vor allem eine Erinnerung daran, dass gegen viele Gegner jede Konzentrationsschwäche sofort bestraft werden kann. Köln reichten 10 gute Minuten, um einen Punkt aus München zu entführen.
2. Bernat findet seine Form
Der Spanier hat eine ganz schwache Saison mit nur 13 Startelf-Einsätzen und einer Reihe von unauffälligen Auftritten hinter sich und ging mit dem Label Sorgenkind in die neue Spielzeit. Gegen Köln zeigte sich der 23-Jährige stark verbessert, und das nicht nur aufgrund seiner Torbeteiligung.
Bernat suchte immer wieder mutig das Dribbling gegen Risse oder Sörensen und setzte sich dabei immer wieder durch. Schon in der zweiten Minute brach Bernat im Strafraum durch. Sein Assist auf Kimmich war sehenswert.
In der Vorsaison war dem Spanier das fehlende Vertrauen in die eigene Stärke gerade im 1:1 anzumerken. 1,4 erfolgreiche Dribblings pro 90 Minuten verbuchte die Statistik im Vorjahr. Gegen Köln waren es allein in der ersten Hälfte 4. Am Ende 5. Gerade einmal 0,5 Abschlüsse bereitete er in der Vorsaison vor. Gegen Köln waren es 7 (!). Hinzu kamen zwei eigene Schüsse.
Und auch der “Eye-Test” bestätigte diesen Eindruck. Bernat wirkte spritzig und gewann mehrfach Laufduelle gegen den schnellen Risse. Dass das Gegentor über seine Seite eingeleitet wurde trübt den Gesamteindruck ein wenig. Doch insgesamt war er das, was er als Rotationsspieler sein muss. Ein belebendes Element. Dass er bei Ancelottis späten Einwechslungen auf dem Feld blieb, war ein Vertrauensbeweis. Darauf muss er aufbauen.
3. Bayerns Zentrum mit Licht und Schatten
Licht: Kimmich. Schatten: Alles zwischen der 60. und 70. Minute.
Im Ernst. Im Prinzip harmonierten Kimmich, Alonso und Sanches recht gut. Kimmichs Torlauf nimmt absurde Züge an. Und Sanches machte trotz einiger haarsträubender Abspielfehler insgesamt sein bestes Spiel für die Münchner, weil er zum ersten Mal im Bayern-Trikot nachwies, dass er am Gegner vorbei kommt und auch Druck auf die gegnerische Defensive erzeugen kann. Alonso profitierte vom enorm laufstarken Kimmich (12,5 km) und eroberte 8 Bälle. Kimmich fiel zudem mit klugen Seitenverlagerungen und spannenden Läufen in die Spitze auf.
Trotzdem kann das Spiel nicht ohne die schwache Phase rund um das Gegentor beschrieben werden. Auffällig war das hohe Risiko im Gegenpressing, das so unter Ancelotti noch nicht unbedingt zu sehen war. In Phasen gelang es der Ancelotti-Elf hier den Gegner regelrecht einzuschnüren. Das hohe Risiko sorgte später aber mit für die Probleme, wenn das erste Tackling schief ging. Vielleicht hätte Ancelotti die Änderungen der Kölner bereits antizipieren und das Zentrum mit Vidal rechtzeitig stärken können. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Umso länger diese Saison dauert, umso klarer wird wie viel in der etwas veränderten Ausrichtung unter Ancelotti von der richtigen Kombination im Mittelfeldzentrum abhängen wird. Der Bayern-Coach hat diverse Spieler mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und Schwächen. Das Thema wird uns weiter beschäftigen.
FC Bayern – 1. FC Köln 1:1 (1:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Rafinha, Martínez, Hummels, Bernat – Kimmich, Alonso, Sanches (70. Vidal) – Robben (46. Müller), Lewandowski, Coman (71. Alaba) |
Bank | Ulreich – Boateng, Lahm, Green |
1. FC Köln | Horn – Risse, Sörensen, Mavraj, Heintz, Rausch (62. Zoller) – Höger (62. Özcan), Lehmann, Hector – Modeste, Osako (88. Rudnevs) |
Bank | Müller, Jojic, Olkowski, Mladenovic |
Tore | 1:0 Kimmich (40.), 1:1 Modeste (63.) |
Karten | Gelb: Martínez / Zoller |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |