FC Bayern München – 1. FSV Mainz 05 2:2 (1:2)
Das Aus in der Champions League gegen Real Madrid tat weh. Am Freitag wurden zum ersten Mal seit April 2011 Lose gezogen, auf denen der Name FC Bayern München nicht zu finden war.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti lobte in der Pressekonferenz vor dem Spiel ausdrücklich die Nachwuchsspieler Kimmich, Sanches und Coman, in der Startelf stand aber keiner der drei.
Vielmehr spielte fast die komplette Elf, die schon in der Champions League das Vertrauen bekommen hatte. Nur Boateng, Lahm und Alonso bekamen eine Pause. Neuer fehlte bekanntermaßen aufgrund seines Mittelfußbruches. In die Mannschaft rückten Bernat, Rafinha und Müller. Durch die Wechsel rückte Alaba in die Innenverteidigung und Thiago spielte auf der Sechserposition. Müller, der den FC Bayern zum ersten Mal als Kapitän aufs Feld führen durfte, agierte auf der 10er Position.
Der Mainzer Trainer Martin Schmidt musste im Vergleich zum 1:0-Heimsieg gegen Hertha BSC zwei Änderungen vornehmen; Jairo und der bullige Stürmer Cordoba fehlten. Dafür rückten Bojan und Öztunali ins Team. Taktisch versuchten es die Mainzer analog zu den Münchnern mit einer 4-2-3-1 Grundformation. Latza und Frei bildeten dabei eine klare Doppelsechs.
Die Mainzer versuchten es in den ersten Minuten mit einem aggressiven Angriffspressing aus einem 4-4-2 heraus. Diese Taktik wurde umgehend in der 3. Minute belohnt: Rafinha spielte in Bedrängnis auf Vidal, dem ein Stockfehler unterlief und den Ball an Bojan in zentraler Position verlor. Dieser schaltete schnell und drang in den Strafraum ein und hat Glück, dass Vidal nicht richtig in den Zweikampf kam, um Ulreich zum 1:0 für die Gäste zu verladen.
Nach einem schnellen Umschalten verschätzte sich Rafinha und Öztunali war frei vor Ulreich. Sein Schuss war allerdings zu unplatziert. Auf der Gegenseite konterte der FC Bayern über Müller und Ribéry. Der Franzose legt den Ball am linken Strafraumeck auf Arjen Robben, der mit links ins lange Eck verwandelte. Es war der erste Torschuss der Münchner (15.). Das achte Kontertor für den FC Bayern unter Carlo Ancelotti – zum Vergleich: unter Pep Guardiola in der Vorsaison gab es nur vier.
Während der Torjubel lief, musste der FC Bayern verletzungsbedingt wechseln. Alaba fasste sich früh an den Oberschenkel, für ihn kam Kimmich. Dadurch ergab sich auch ein Wechsel innerhalb der Innenverteidigung: Hummels spielte fortan den linken Innenverteidiger und Kimmich auf der rechten Seite.
Den Münchnern gelang es abermals, nach einem schnellen Ballverlust umzuschalten. Wieder war es Müller, der den Angriff initiierte. Seine scharfe Hereingabe von der rechten Seite geriet aber in den Rücken von Lewandowski (17.). Der Ausgleich gab den Münchnern nun Sicherheit. Die Mainzer verloren etwas den Faden, da sie über viele einfache Abspielfehler zum Teil gute Angriffsoptionen leichtfertig vergaben.
Nach einer Mainzer Ecke konterten die Münchner abermals. Robben zog gut in die Mitte und öffnete den Raum für Thomas Müller. Dieser schloss aus knapp 20 Metern aus halbrechter Position ab, doch sein Schuss verfehlte knapp das Tor (33.). Direkt im Gegenzug hatte Bojan abermals die Chance, traf aber den Ball nicht richtig (34.).
Mainz fokussierte sich wieder mehr auf ihr Angriffspressing und hatte nun verstärkt Szenen im letzten Drittel. Nach einem Chipball auf Muto kam Kimmich viel zu spät und traf den Mainzer klar. Die Folge war der erste Elfmeterpfiff gegen den FC Bayern in dieser Bundesligasaison. Brosinski zielte in die rechte untere Torwartecke, Ulreich berührte den Ball noch leicht, doch konnte ihn nicht entscheidend abwehren. Der erneute Führungstreffer für die Mainzer.
Die Mainzer gingen aufgrund einer couragierten Laufleistung nicht unverdient mit einer Führung in die Kabine. Die Mainzer liefen alleine in den ersten 45 Minuten fast 6 Kilometer mehr als die Münchner (55,6 zu 61,5). Hinzu kamen auch mehr Schüsse: 10:6 für Rheinhessen. Bayern wurde nur über Kontersituationen gefährlich.
In der Halbzeit reagierte Ancelotti mit einem zweiten Wechsel und brachte Coman für Ribéry. Die Münchner hatten auch prompt die ersten beiden Chancen in den zweiten 45 Minuten. Vidal bediente Thiago per Chippass an der Strafraumkante, dessen Volleyabnahme war allerdings zu ungenau. Die anschließende Ecke wurde kurz ausgeführt und Robben zirkelte den Ball übers Tor (46.).
Anschließend hatten die Münchner zwar viel Ballbesitz, konnten sich aber keinerlei nennenswerte Torchancen erspielen. Zumeist lag es daran, dass die Flanken zu ungenau waren. Alleine bis zur 60. Minute hatte Bernat vier und Rafinha zwei Chancen zu Flanken, doch alle waren zu ungenau. Erst in der 61. Minute hatte die Elf von Ancelotti wieder einen Abschluss, als Coman sich auf der Außenbahn gut durchsetzte, doch sein Schuss wurde von Huth zur Ecke geklärt.
Carlo Ancelotti entschied sich früh für einen dritten Wechsel, nahm Vidal vom Feld und brachte mit Alonso einen weiteren Spieler für den Aufbau.
Es dauerte aber weitere 10 Minuten, bis der FC Bayern sich eine weitere Torchance erspielen konnte. Robben band im Zentrum drei Gegenspieler und die Mainzer ließen Thiago unbewacht. Dieser umkurvte Bell und traf mit einem platzierten Schuss aus 17 Metern zum Ausgleich (73.).
Wenig später hätte es Elfmeter geben können, als Lewandowski von Hack klar am Fuß getroffen wurde, doch die Pfeife von Schiedsrichter Frank Willenborg blieb stumm. Eine Fehlentscheidung, wie Peter Gagelmann, zugeschaltet bei Sky, analysierte.
Die Münchner drängten weiter auf die Führung, aber erspielten sich keinerlei Chancen mehr. Somit blieb es am Ende bei einem – angesichts der zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten – gerechten Unentschieden. Der FC Bayern verpasste es, frühzeitig einen größeren Schritt Richtung Meisterschaft zu gehen, da sie vor allem in der ersten Halbzeit zu fehleranfällig waren.
Drei Dinge die auffielen
1. Trotzreaktion?!
Das Ausscheiden in Madrid tat weh, keine Frage. Aber die Münchner haben noch immer weitere Titel in Aussicht. Das Double ist noch möglich und würde eine achtbare Saison unterstreichen. Carlo Ancelotti ging mit der Aufstellung wenig Risiko ein. Zuletzt hatte er in der Liga stark rotiert und Punktverluste in Hoffenheim und in Leverkusen in Kauf genommen. Die Heimspiele gegen Mainz, Darmstadt und Freiburg waren vor der Partie als Siege fest eingeplant worden, um keinerlei Zweifel an der Meisterschaft aufkommen zu lassen. Dieser Plan zumindest ging für das Spiel gegen Mainz nicht auf.
Die Münchner zeigten über weite Strecken eine biedere Leistung, die vor allem in den ersten 45 Minuten gespickt war mit individuellen Fehlern. Abermals zwei einfache Fehler setzten die bayerische Offensive vor eine nahezu unlösbare Aufgabe an diesem Nachmittag, die es nicht vermochte drei Tore zu schießen. Dafür haben sich die Mainzer zu aufopferungsvoll dagegen gestellt. Es war ein Spiel, welches man hätte mit 2:1 oder 2:0 gewinnen können.
Allerdings muss die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit erwähnt werden. Mainz hatte nur noch einen Torschuss und nur noch 19.2% Ballbesitz. Eine kleine Trotzreaktion war so gesehen vorhanden.
2. Kein offensives Konzept
Die Münchner hatten an diesem Nachmittag kein richtiges Offensivkonzept. In der ersten Halbzeit war der Spielaufbau de facto nicht vorhanden, da die Mainzer früh pressten und die Münchner keine Ideen hatten, dies zu umspielen. Da Vidal und Thiago meist recht tief standen und Müller viel zu offensiv, ergab sich ein riesiges Loch im Mittelfeld. Auch die Außenverteidiger Bernat und Rafinha konnten nicht wirklich mit dieser Situation umgehen, indem sie zum Beispiel höher standen, und so wurden die Münchner in den ersten 45 Minuten nur durch Konter gefährlich.
Darüber hinaus versuchten es die Bayern viel zu oft mit Flanken – insgesamt 34. Wirkliche Torchancen entstanden daraus nicht. Alleine Bell konnte 16(!) Klärungen verbuchen, Hack kam auf weitere sieben. Kurzum – hier fehlte es an einem Plan B. Bezeichnend, dass die Münchner Tore nach einem Konter und durch einen Treffer aus dem Zentrum fielen.
Durch die schlechten und ungenauen Flanken brachten die Münchner auch Robert Lewandowski über 90 Minuten nicht in Abschlussposition. 2 Schüsse verzeichnete die Statistik, keiner davon aufs Tor. Zumal er mit nur 19 Ballkontakten auch nicht wirklich am Spiel teilnehmen konnte.
3. Schwarze Woche für Vidal
Es war keine gute Woche für Arturo Vidal. Der Platzverweis des Chilenen gegen Madrid war zweifelsohne unglücklich, allerdings hatte er konsequent 80 Minuten darauf hingearbeitet und wahrscheinlich einen gehörigen Anteil am Ausscheiden. Schon im Hinspiel hatte er mit seinem vergeben Elfmeter eine weitere Szene, die nicht als Bienchen ins Fleißheft des Arturo Vidals kommt.
Der Chilene wirkte in den letzten Wochen oft fahrig. Oft erscheint sein Spiel wie ein Ritt auf der berühmten Rasierklinge, die zuletzt allerdings mehr Schnittspuren liefert, als allen Beteiligten lieb sein kann. Abgesehen von den bereits erwähnten Szenen gegen Madrid leitete er sowohl gegen Dortmund, als auch gegen Mainz Gegentreffer ein. Diese Fehler kann sich der FC Bayern in seiner jetzigen Verfassung nicht leisten. Weder international, aber auch auf nationaler Ebene. Viel zu leichtfertig geht Vidal in manche Szenen, um zugleich nach einem Fehler so aufzudrehen, dass man ihn nach dem Spiel doch wieder in den Arm nehmen möchte. 80% Passquote drücken aus, dass er auch maßgeblich zum schlechten Aufbauspiel der Bayern seinen Teil beitrug. Auf der anderen Seite stehen die meisten gewonnen Zweikämpfe und das trotz der frühen Auswechslung in der 64. Minute.
Die Leistung heute war sinnbildlich für die letzten Wochen, aber auch insgesamt für die Leistung von Vidal im Trikot der Münchner. Er ist diese Person, in die man sich als Jugendlicher unsterblich verliebt hat, aber die einem nicht das geben kann, was man sucht. Eine Art Hassliebe auf dem Fußballballplatz. Im positiven wie im negativen Sinne. Das Schlimme dabei, man weiß es.
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FC Bayern – 1. FSV Mainz 05 2:2 (1:2) | |
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FC Bayern | Ulreich – Rafinha, Hummels, Alaba (17. Kimmich), Bernat – Thiago, Vidal (65. Alonso) – Robben, Müller, Ribéry (46. Coman) – Lewandowski |
Bank | Starke, Lahm, Sanches, Costa |
1. FSV Mainz 05 | Huth – Donati, Bell, Hack, Brosinski (52. Balogun) – Öztunali, Frei, Latza, Quaison (78. Ramalho) – Muto, Bojan (68. Onisiwo) |
Bank | Lössl, De Blasis, Seydel, Serdar |
Tore | 0:1 Bojan (3.), 1:1 Robben (16.), 1:2 Brosinski (40./Foulelfmeter), 2:2 Thiago (73.) |
Gelbe Karten | Rafinha / Onisiwo |
Schiedsrichter | Frank Willenborg (Osnabrück) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |