Bayern Munich's French forward Kingsley Coman (R) is fouled by Hoffenheim's Bosnian defender Ermin Bicakcic during the German first division Bundesliga football match FC Bayern Munich v TSG 1899 Hoffenheim at the Allianz Arena in Munich, southern Germany on August 24, 2018. (Photo by Christof STACHE / AFP)

Bayern gewinnt Auftaktkampfspiel gegen TSG Hoffenheim

Tobias Trenner 24.08.2018

Vieles ist neu im deutschen Oberhaus, nicht nur ist das erste Mal der Hamburger SV nicht dabei, sondern es gab auch einige Trainerwechsel. Niko Kovac startete vor sieben Wochen seine Amtszeit beim FC Bayern. Mit Julian Nagelsmann stand ihm im ersten Spiel gleich eine große Herausforderung bevor.

Letztlich gewannen die Bayern in einem umkämpften Spiel verdient mit 3:1. Die Verletzung von Kingsley Coman trübt aber den Sieg ein wenig.

Falls ihr es verpasst habt

Etwas überraschend verzichtete Kovac gegen Hoffenheim auf Mats Hummels und Arjen Robben in der Anfangsformation. Der weiterhin auf ein 4-1-4-1 setzende Trainer wählte stattdessen Jerome Boateng und Kingsley Coman.

FC Bayern München vs. TSG HoffenheimGrundformationen: Bayern – Hoffenheim, 24.08.2018

Der wechselwillige Boateng bildete mit Niklas Süle, Joshua Kimmich und David Alaba die Viererkette vor dem endlich wieder fitten Kapitän Manuel Neuer.

Auf der Sechserposition lief wie zu erwarten Javi Martinez auf. Der Baske wurde dabei im Zentrum von Thomas Müller und Thiago unterstützt. Die Beiden bildeten zusammen mit Kingsley Coman und Franck Ribery die Viererreihe im Mittelfeld hinter Robert Lewandowski.

Die TSG lief wenig überraschend im 3-5-2 auf. Das System ist seit der Amtsübernahme von Julian Nagelsmann zum Standard geworden. In den letzten Jahren waren die Hoffenheimer stets ein unangenehmer Gegner für die Münchner, mussten dieses Mal aber auf eine Reihe von Schlüsselspielern wie Kramaric, Demirbay, Hübner und Amiri verzichten.

Die ersten fünf Minuten liefen so, wie zu erwarten war. Der letztjährige Dritte aus Hoffenheim ließ die Münchner von hinten aufbauen und liefen erst kurz vor der Mittellinie an. In ihrem 5-3-2 gegen den Ball fokussierten sich die Kraichgauer auf das Verschließen der Mitte und wollten mit ihren beiden Sturmspitzen das Aufbauspiel der Münchner durchs Zentrum verhindern.

Im Vergleich zum Supercup gegen Frankfurt schaffte es der FC Bayern allerdings, mehr Tempo in Ballbesitz aufzunehmen. Aufgrund des Dreiermittelfeldes der Hoffenheimer fanden die Münchner auf den Flügeln und seitlich im Halbraum etwas mehr Platz. Vereinzelt schafften es die Bayern auch, die erste Pressinglinie zu überspielen und dann entweder über links durch Alabas Flanken oder rechts durch Comans Dribblings für Gefahr zu sorgen. In der 12. Minute kam Boateng nach einer Ecke zur ersten Chance.

In der Folge war das Spiel ein Kampf im Mittelfeld. Beide Teams versuchten den Spielaufbau des Gegners zu unterbinden. Hoffenheim ließ beispielsweise Thiago konstant von Bittencourt attackieren, um die Schaltzentrale des Münchner Mittelfelds aus dem Spiel zu nehmen, was über weite Strecken auch gut funktionierte.

Dem FC Bayern gelang es zu selten, seine Überlegenheit im Mittelfeld zu nutzen, denn Hoffenheims Pressing ermöglichte den Münchnern eigentlich einen Vorteil im Zentrum. Grifo presste nämlich sehr oft Joshua Kimmich auf der Außenbahn, Bittencourt bewachte Thiago, während sich Grillitsch gleichzeitig um Martinez und Müller kümmern musste. Beide Münchner gehören aber nicht zu den Spielstärksten im Kader des Rekordmeisters.

Unter Niko Kovac sollen Standardsituationen wieder eine Waffe werden. Ein Freistoß nach Foul an Coman brachte den Münchnern eine Ecke ein. Beim von Kimmich ausgeführten Eckstoß stand Müller am Fünfmeterraum am besten und verwandelte in der 23. Spielminute zum 1:0 für den FCB.

Nach der Führung war die Mannschaft von Niko Kovac eigentlich die agilere Mannschaft. Sie bewegte sich sehr gut, überlud immer wieder die Halbräume und konnte sich vor allem durch den beweglichen Thiago und den ausweichenden Ribery durchs Zentrum spielen.

Aus dem Nichts hatte dann Hoffenheim seine größte Chance in der 33. Minute. Nachdem die Münchner im Zentrum nicht kompakt standen, hatte Joelinton aus wenigen Metern die große Chance zum Ausgleich. Der Brasilianer konnte den Ball aber nicht aufs Tor bringen.

Der FC Bayern antwortete aber prompt mit einer Großchance in der 37. Spielminute. Wieder nutzen die Bayern durch einen längeren Ball die fehlende Kompaktheit im Zentrum und kombinierten sich schnell nach vorne. Coman ließ mit einer Körpertäuschung die Verteidigung alt aussehen, scheiterte dann aber an Baumann.

Den großen Schrecken gab es dann kurz vor der Pause. Bei einem Foul von Nico Schulz verletzte sich Kingsley Coman und musste von zwei Leuten gestützt vom Platz gebracht werden. Der Franzose wurde durch Robben ersetzt.

Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit waren geprägt von vielen Zweikämpfen, teils zu hart. Aus dieser chaotischen Phase fiel dann der Ausgleich. Zwar attackierte Bayern sehr intensiv, ließ aber weiterhin große Lücken im Sechserraum. Nach einem Fehler von Martinez sah Boateng sehr schlecht gegen Szalai aus. Der Ungar erzielte mit rechts den Ausgleich.

Nachdem der erste Wechsel verletzungsbedingt war, reagierte Kovac in der 67. Minute das erste Mal auf das veränderte Spiel und brachte Goretzka für Martinez. Durch die Einwechslung des Neuzugangs rückte Thiago auf die Sechserposition. An dem nun wilden und teils chaotischen Spiels änderte das aber nichts.

In der 78. Minute gingen die Bayern durch Arjen Robben dann wieder in Führung. Einen mehr als fragwürdigen Elfmeter konnte Lewandowski nicht verwandeln, doch Robben reagierte am schnellsten. Dachten zumindest alle, denn plötzlich griff der Videoassistent doch ein und der Elfmeter wurde wiederholt. Jenen verwandelte Lewandowski dann hingegen sicher.

Hoffenheim erholte sich nicht mehr von diesem Schock. Bei Müllers Tor hatten sie Glück, dass der Nationalspieler mit dem Ellenbogen den Ball berührte und das Tor deshalb nicht zählte. Wenig später machte Arjen Robben nach einer guten Vorarbeit vom starken Thomas Müller den Deckel drauf.

Danach war alles geklärt und die Bayern hatten noch ein paar kleinere Chancen, den vierten Treffer zu erzielen. Am Ende blieb es beim 3:1 für den Rekordmeister.

3 Dinge die auffielen

1. Flexible Bayern

Zu Beginn mühten sich die Bayern noch, das Pressing der TSG zu überspielen. Julian Nagelsmann hatte den Plan, Thiago aus dem Spiel zu nehmen. Etwas überraschend spielte Grillitsch oftmals gegen Müller und Martinez, da Grifo Kimmich presste.

Nach der Führung agierten die Münchner wesentlich flexibler. Neben Thiago trieben Ribery und Alaba das Spiel des FC Bayern an. Lewandowski, Coman und Müller bewegten sich viel zwischen den Linien und boten sich hinter der TSG-Mittelfeldlinie an. Durch schnelles Spiel und die beweglichen Thiago und Ribery hatten die Kraichgauer kaum mehr Zugriff auf das Aufbauspiel des Rekordmeisters. Die Mannschaft von Niko Kovac konnte so das nicht immer kompakte Pressing der TSG Hoffenheim häufiger knacken.

In dieser Partie gab es nicht nur Flanken, sondern auch mal kurze vertikale Kombinationen, lange Bälle oder 1v1-Duelle von Kingsley Coman. Auch Thomas Müller blühte auf. Das Münchner Eigengewächs musste seltener die Position halten und konnte sich viel zwischen den Linien bewegen. Dies stellte Hoffenheim vor Probleme.

Weiterhin wirken aber die Bewegungen noch nicht perfekt aufeinander abgestimmt. In anderen Phasen des Spiels konnte Hoffenheim das Aufbauspiel des FC Bayern leicht unterbinden und Boateng und Süle zu langen Bällen zwingen. Auch im letzten Drittel fehlte öfters noch die Abstimmung, um wirklich gefährlich zu werden.

Gerade in der zweiten Halbzeit verloren die Bayern mehr und mehr ihre Ordnung. Sie attackierten teils schneller, waren dann aber meist schlecht gestaffelt. So wurden sie weder gefährlich, noch waren sie in der Lage sich konstant den zweiten Ball zu sichern.

2. Kingsley Coman

Der Franzose erhielt den Vorzug vor Arjen Robben und wusste mit einer starken Vorstellung zu überzeugen. Über die rechte Seite nahm Coman immer wieder Tempo auf, stellte Adams und Schulz mit seinen Dribblings vor große Probleme. Auch seine Bewegungen im Zentrum wirkten clever. Durch ihn war das Spiel über die rechte Seite bei den Bayern schwungvoll und gleichte den Linksfokus etwas aus.

Bayern French forward Kingsley Coman receives medical attention during the German first division Bundesliga football match FC Bayern Munich v TSG 1899 Hoffenheim at the Allianz Arena in Munich, southern Germany on August 24, 2018. (Photo by Christof STACHE / AFP)
Coman droht eine längere Pause
(Foto: Christof STACHE / AFP)

Sein absolutes Highlight war seine tolle Körpertäuschung Mitte der ersten Hälfte, bei der er Kevin Vogt aussteigen ließ. Letztlich scheiterte er an Oliver Baumann. In der 44. Minute war dann tragischerweise alles zu Ende. Bei einem Foul von Nico Schulz verletzte sich Coman wieder am linken Fuß und signalisierte sofort, dass es nicht mehr weiter geht. Unter Tränen wurde er vom Platz gebracht. Sollte Coman längerfristig ausfallen, wäre das ein schwerer Verlust für das Team von Niko Kovac.

3. Bayerns Defensive

Man könnte beim Verlauf des Spiels die Nutzung des Videoassistenten kritisch sehen, doch die Verbesserung des Defensivspiels des FC Bayern sollte nicht außer Acht gelassen werden. Die Bayern pressten meist sehr hoch: In der ersten Hälfte wurde die Dreierkette der TSG stets von drei Leuten attackiert, dahinter deckte einer der Sechser Florian Grillitsch. Dies führte dazu, dass einer der Sechser zwar stets gegen zwei Hoffenheimer Achter verteidigen musste, allerdings kam die TSG selten überhaupt in diese Zonen.

Bayern verteidigte sehr mannorientiert, hatte aber stets Zugriff auf den Ballführenden und wusste mit hoher Intensität und Laufbereitschaft über weite Strecken des Spiels zu überzeugen. In der zweiten Hälfte fehlte es den Münchnern aber teilweise an der Kompaktheit im Zentrum. Nachdem die TSG die erste Pressinglinie überspielen konnte, fanden sie des öfteren sehr viel Raum vor. Gerade beim Gegentor wurde dies deutlich.

Letzte Saison war die Defensive noch das große Problem. Das Pressing wirkte oft nicht gut einstudiert und die Spieler nicht fit genug. Unter Kovac scheint sich dies geändert zu haben. Nichts desto trotz muss der Kroate weiterhin an der Abstimmung zwischen Mittelfeld und Abwehr arbeiten, damit dort nicht zu große Lücken entstehen. Sollte dies gelingen, könnte sich das Pressing zu einer der größten Stärken entwickeln.