MUNICH, GERMANY - FEBRUARY 24: (L-R:) Thomas Mueller of Bayern Muenchen, Salomon Kalou of Berlin and Javi Martinez of Bayern Muenchen fight for the ball during the Bundesliga match between FC Bayern Muenchen and Hertha BSC at Allianz Arena on February 24, 2018 in Munich, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

FC Bayern München – Hertha BSC 0:0 (0:0)

Maurice Trenner 24.02.2018

Zum insgesamt 66. Mal kam es im Oberhaus zum Duell zwischen dem Team aus der deutschen Hauptstadt und dem Rekordmeister von der Isar. Die Münchner gingen mit einer Serie von 14 gewonnen Pflichtspielen in Folge in die Partie. Auch diese Serie ist beendet.

Im Vergleich zum überzeugenden Champions-League-Heimsieg gegen Besiktas Istanbul wechselte Heynckes fünfmal durch. Die angeschlagenen Kimmich, Boateng und James waren nicht im Kader. Zudem wurden Vidal und Coman zu Beginn geschont.

Dadurch rückten Süle und Rafinha in die Viererkette, die von Hummels und Alaba komplettiert wurde.

Grundformationen Bayern BesiktasGrundformationen Bundesliga: FC Bayern München – Hertha BSC

Davor agierten Martinez, Thiago und Müller in einem offensiv ausgerichteten Mittelfeld. In der vordersten Reihe durfte Robbery neben Lewandowksi auflaufen, der sein 250. Bundesliga-Spiel absolvierte.

Auf Seiten der Hertha wechselte Coach Dardai nur zwei Spieler im Vergleich zur Niederlage gegen Mainz in der Vorwoche. Leckie und Selke ersetzten Skjelbred und Ibisevic, der sich das Nasenbein gebrochen hatte. Die beiden Ex-Münchner Kraft und Weiser saßen zum Anpfiff auf der Bank.

Falls ihr es verpasst habt

Die Bayern begannen flott und wie immer in der heimischen Arena mit viel Ballbesitz gegen tiefstehende Gäste. Ungewohnt hingegen, dass Bayern bereits in der ersten Hälfte auf die Südkurve zu spielte. Pekarik hatte die Platzwahl gegen Müller gewonnen.

Die erste Chance des Spiels gab es für den Gastgeber nach vier Minuten. Alaba flankte aus dem linken Halbfeld lang in Richtung von Lewandowski. Der Pole kam aus kurzer Distanz zum Kopfball, doch Jarstein konnte mit dem rechten Bein parieren.

Auf der Gegenseite bekam Berlin kurz später erstmals eine Gelegenheit. Ein langer Plattenhardt-Freistoß findet den Kopf von Stark und dessen Kopfball hoppelt knapp am linken Pfosten vorbei. Ulreich musste nicht eingreifen (8.).

Gerade zu Beginn machte Hertha seine Sache gut. Blieb eng an den Münchnern Gegenspielern und stellte die Abwehrkette hoch hinters Mittelfeld. Dadurch kam Bayern nur schwer ins gefürchtete Passspiel und griff häufig zu Vertikalpässen, die oft keinen Empfänger hatten. Chancen gab es nur durch einen Distanzschuss von Thiago (13.) oder aus einem Getümmel nach der ersten Bayern-Ecke (15.).

Wenn die vertikalen Pässe einmal ankamen, wurde es aufgrund der aufgerückten Hintermannschaft der Berliner und der sich dadurch ergebenden Räume schnell gefährlich. Sowohl Lewandowksi (18.) als auch Ribery (20.) kamen zu Abschlüssen, die jedoch beide durch einen Hertha-Verteidiger geblockt werden konnten. Eine Außenrist-Flanke von Hummels nach einer Ecke köpft Lewandowski weit übers Tor (28.).

Immer wieder wusste auch die Hertha offensiv kleine Nadelstiche zu setzen. Einen Fernschuss von Darida musste Ulreich um den rechten Pfosten lenken (19.). Nach einem Stockfehler in der Abwerkette klärte Süle vor Selke (29.).

Nach einer halben Stunde standen für die Münchner knapp 80% Ballbesitz, 90% Passquote, fünf Ecken und immerhin drei passable Chancen durch Lewandowski zu Buche. Richtig zwingend wurde es dabei selten.

Dann durfte Bayern auch einmal Konter-Qualitäten beweisen. Nach Ballgewinn Martinez spielten die Münchner schnell über Lewandowksi und Robben auf Ribery. Der Franzose kam aus zehn Metern frei zum Abschluss, verzieht aber deutlich (35.). Das hätte die Führung sein dürfen.

Selten nur zeigte Bayern schnelle Passstafetten. Wenn doch, dann hatte die Berliner Defensive direkt Probleme. So auch in der 42. Minute als Robben den in den Strafraum laufenden Müller sah und dessen Ball am kurzen Pfosten nur knapp Thiago verpasste.

Während Schiedsrichter Winkmann vor dem Spiel den Zustand des Grüns in der Allianz-Arena gelobt hatte, gelang es den Protagonisten in der ersten Hälfte auf Selbigem nur selten die Zuschauer zu erwärmen. Mit 0:0 ging es in die Pause.

Ohne Wechsel auf beiden Seiten ging es für die Mannschaften zurück auf den Rasen.

Die Haupttribüne war noch nicht wieder voll besetzt, da hatte Bayern die erste Chance in Durchgang zwei. Nach einem Handspiel von Plattenhardt durfte Alaba einen Freistoß von rechts ausführen. Dern platzierten Schuss kann Jarstein jedoch klären.

Die Bayern erhöhten etwas die Schlagzahl und standen nun etwas höher. Dies betraf vor allem Martinez und Thiago. Innerhalb von zwei Minuten hatte Lewandowski zwei Chancen. Erst ein Schuss aus halb-rechter Position im Strafraum, dann ein Kopfball nach Flanke von Robben.

Auch die nächste Chance hat der Pole. Von Ribery schön in Szene gesetzt lässt der Torjäger den jungen Torunarigha aussteigen. Seinen Schuss kann Jarstein jedoch parieren.

Das Spiel nahm nun zunehmend Züge einer Eishockey-Partie ein. Ähnlich wie die Deutschen am Freitag noch die Kanadier in Pyoenchang vor deren Tor eingeschnürt hatten, so ergab sich auch bei den Bayern zunehmend die U-Formation vorm Berliner Tor.

Nach 67 Minuten nahm Heynckes die erste Personaländerung vor. Der erneut unter seinen Möglichkeiten spielende Ribery wird durch den unter der Woche starken Coman ersetzt. Kurze Zeit später durfte Müller unter die Dusche und Winter-Neuzugang Wagner kam in die Partie (71.). Folglich agierte Bayern ab diesem Zeitpunkt mit zwei Mittelstürmern.

Auch Thiago durfte wenig später ins Warme. Der Spanier, der eine ordentliche Leistung zeigte, wurde durch Vidal ersetzt (75.).

Hertha zog sich nun komplett in den eigenen Strafraum zurück. Trotz Wagner und Lewandowski und einem immer wieder nachrückenden Hummels, kamen die Bayern kaum noch zu Torchancen.

In der 85. Minute bleibt Lewandowski für längere Zeit im Strafraum liegen. Zuvor hatte Lustenberger den Fuß des Polen leicht getroffen. Der Pfiff aus der Pfeife von Schiedsrichter Winkmann blieb jedoch aus. Eine 50:50 Entscheidung, die hier gegen die Bayern fällt.

Mit Ablauf der regulären Spielzeit wurde Martinez am rechten Strafraumeck zu Fall gebracht. Den fälligen Freistoß von Robben wehrte Jarstein zur Ecke ab. Bei der fälligen Ecke entschied der Schiri auf Stürmerfoul von Wagner.

Damit ging ein trister Samstag Nachmittag im kalten München ohne Bayern-Sieg zu Ende. Der fünfzehnte Pflichtspielsieg in Folge sollte dem Rekordmeister nicht gelingen, der dennoch mit ausreichend großem Abstand auf dem Platz an der Sonne steht.

Drei Dinge, die aufgefallen sind

1. Samstags reicht Cruise-Control doch nicht immer

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die bisherige Rückrunde des FC Bayern. Die Mannschaft nimmt sich zumindest die erste Hälfte des Samstagnachmittag etwas weniger vor, als man dies vom Tabellenführer erwarten könnte.

Gegen Hoffenheim und Wolfsburg war man früh in Rückstand geraten und auch heute gegen die Hertha ergab sich eine zähe Partie. Die Bayern ließen Spielwitz und Kreativität vermissen. Vielmehr waren sie auf eine kontrollierte Offensive bedacht.

Es entstand der Anschein, als ob allen 22 Spielern der Ausgang dieser Partie bewusst sei und sie diesen nur noch erreichen müssten. Quasi neunzig Minuten Pflichtprogramm.

Und oft genug hatte genau dieses Spielchen den Münchnern gereicht. Ein kurzer Zwischenspurt endete meist in den entscheidenden Toren. Warum mehr Mühe als notwendig?

In der heutigen Partie fokussierte sich Hertha auf defensive Kompaktheit. Auf das ganz hohe Pressing, das beispielsweise Hoffenheim in München früh Erfolg brachte, verzichteten die Berliner bewusst. Allerdings fehlte heuer Bayern die Kreativität, um diese kompakte Defensive zu knacken.

Immer wieder versuchte man es gerade zu Beginn mit Vertikalpässen hinter die Abwehrreihe. Hier stimmten jedoch die Abläufe nicht, wodurch viele Pässe im Nichts landeten. Als die Berliner in der zweiten Hälfte tiefer standen, wurden die Vertikalpässe folgerichtig weniger.

Die Cruise-Control, die zuletzt noch immer ausreichend war, reichte dann eben doch nicht. In Zukunft wird Heynckes eine Möglichkeit finden müssen, damit die Mannschaft mit mehr Energie und kreativen Lösungen in diese Bundesliga-Partien geht – egal, wie groß der Vorsprung in der Tabelle ist.

2. Ohne Dribblings auf dem Flügel

Zur Halbzeit standen für die gesamte Münchner Mannschaft nur vier Dribblings zu Buche. Davon hatte Ribery eins und Robben blieb die gesamten ersten 45 Minuten ohne Dribbling.

Generell war die linke Seite häufig vakant. Die Heatmap von Ribery zeigte kaum eine Aktion auf dem linken Flügel auf höhe des Strafraums. Eine ernüchternde Bilanz des Franzosen nach mehr als 60 Minuten.

Gerade gegen die kompakten Berliner würde Bayern jedoch die Eins-gegen-Eins-Duelle auf den Außen benötigen, um die Verteidiger aus dem Zentrum zu ziehen und damit Raum in der Mitte für Lewandowksi zu schaffen.

Dadurch waren die Münchner zu stark auf das Zentrum angewiesen, welches sich jedoch schwer tat gegen die gut positionierte Hertha. Thiago stand hier oft alleine auf weiter Flur. Eine Situation, die der Spanier in seinem momentanen Fitness-Zustand noch nicht lösen kann.

Ein weiterer passstarker Kreativspieler an seiner Seite würde ihm hier sicherlich helfen. Diese Rolle kann der Raumdeuter Müller nicht ausfüllen. Ebenso wenig liegt diese Aufgabenbeschreibung dem defensiven Brecher Martinez.

Sobald James wieder fit ist, könnte man gegen so tiefstehende Gegner, die nicht auf den Aufbau eines eigenen Offensivspiels aus sind, durchaus den Kolumbianer anstatt Martinez aufbieten.

Für den Flügel steht Heynckes die Aufgabe bevor, Ribery und Robben so in Form zu bringen und in Szene zu setzen, dass diese trotz ihrer mittlerweile fehlenden Durchsetzungsstärke in Eins-gegen-Eins-Situationen gefährliche Aktionen in Strafraumnähe kreieren können.

3. Engagierter Lewandowski glücklos

Zum Ende der Woche war Lewandowski mal wieder durch Schlagzeilen abseits des Platzes in den medialen Fokus geraten. Der Pole hatte sich von seinem langjährigen Berater getrennt. Wohl um einen Wechsel ins Ausland zu fokussieren, wie mehrere Medien spekulierten.

Der Top-Torjäger des FC Bayern zeigte sich hiervon auf dem Platz jedoch nicht beeindruckt. Einmal mehr unterstrich er damit seine Professionalität. Egal was auch abseits des Platze vor sich geht, dass Lewandowski im Trikot der Münchner alles gibt, steht außer Frage.

In seinem heute 250. Bundesliga-Spiel zeigte Polens Fußballer des Jahres eine ansprechende Leistung. Mit einem für seine Verhältnisse großen Laufpensum holte er sich auch Bälle in der Nähe der Mittellinie, um etwas Zug in das oft statische Bayern-Spiel zu bringen.

Wurde es dann doch einmal gefährlich, war Lewandowski immer involviert. Sei es das Einleiten der Konter-Chance von Ribery oder einen seiner unzähligen Abschlüsse. Alleine das 12. Tor im 12. Heimspiel der Saison, das zugleich einen Bundesliga-Rekord bedeutet hätte, wollte ihm nicht gelingen.

Dabei ließ er gleich einige Großchancen aus. Eine Tendenz, die man bei Lewandowski häufiger sieht. Gerade bei den vermeintlich leichteren Torchancen tut er sich schwer. Ein zugegeben kleiner Makel.

Zudem gewann Lewandowski neben Hummels die meisten Kopfballduelle im Spiel. Mangelnden Einsatz konnte man ihm heute also nicht vorwerfen.

FC Bayern – Hertha BSC 0:0
FC Bayern Ulreich – Rafinha, Süle, Hummels, Alaba – Martínez – Robben, Müller (71. Wagner), Thiago (75. Vidal), Ribéry (68. Coman) – Lewandowski
Bank Starke, Bernat, Rudy, Tolisso
Hertha Jarstein – Pekarik, Stark, Torunarigha, Plattenhardt – Darida, Lustenberger – Leckie, Lazaro, Kalou (80. Duda) – Selke (71. Esswein)
Bank Kraft, Weiser, Dardai, Mittelstädt, Skjelbred
Tore
Karten – / –
Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken)
Zuschauer 75.000 (ausverkauft)