FC Bayern München – SV Darmstadt 98 1:0 (1:0)
Der FC Bayern startete seit langer Zeit mal wieder in einen Mai, in dem es sportlich um nichts mehr geht. In der Champions League und im DFB-Pokal stehen keine weiteren Spiele mehr an. Da die Meisterschaft schon früh entschieden war, ergeben sich für den FC Bayern drei Partien, deren Ergebnisse relativ bedeutungslos sind.
Falls Ihr es verpasst habt:
Sechs Änderungen nahm Carlo Ancelotti im Vergleich zum Meisterschaftsspiel gegen den VfL Wolfsburg vor. Tom Starke rückte ins Tor, da sich Sven Ulreich im Abschlusstraining am Ellenbogen verletzte und für den Rest der Saison ausfällt.
Auch im Abwehrverbund stellte Ancelotti um: Bernat und Rafinha begannen, Alaba rückte dafür in die Innenverteidigung. Neben ihm spielte Boateng. Im Mittelfeld durften Sanches und Kimmich beginnen, vor ihnen die offensive Dreiherreihe Ribéry, Müller und Costa. Im Sturm natürlich Robert Lewandowski.
Auf Seiten der Darmstädter vertraute Torsten Frings auf die gleiche Elf, die in der Vorwoche Freiburg besiegte. Allgemein hatte Darmstadt vor der Partie einen Lauf; die letzten drei Partien wurden gewonnen. Der Abstieg wurde so Woche für Woche verschoben. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte auch der Ex-Bayernspieler Altintop, der in Darmstadt seinen dritten Frühling erlebt.
Die Partie begann wie ein Sommerkick ohne große Ereignisse. Darmstadt versuchte mehrfach, über die rechte Seite und den schnellen Heller mit Flanken zu Erfolg zu kommen, ohne dabei aber wirklich große Torgefahr auszustrahlen. Die Münchner indes gewannen nach gut 10 Minuten die Oberhand in dieser Partie. Kimmich, Sanches (ja, Sanches) und Boateng gaben dem Spiel der Münchner Struktur. Darmstadt stand zum Teil tief im eigenen Abwehrdrittel. Dabei konnten sie aber nicht immer das 4-4-2 halten.
In der 16. Minute brachte Juan Bernat die Münchner mit der ersten gelungen Aktion in Führung. Ribéry spielte vom linken Flügel in die Mitte, Bernat zog in den Strafraum und nahm Banggaard mit einer Körpertäuschung aus dem Spiel. Aus kürzester Distanz verwandelte der Spanier ins lange Eck.
Etwa 10 Minuten später hätte Müller das Ergebnis für den FC Bayern noch höher gestalten können, als er nach einer Flanke von Rafinha aus zehn Metern zum Abschluss kam, doch Esser verhinderte das Tor mit einer Glanzparade (26.).
Auf der Gegenseite wurde Platte von Vrancic bedient, doch sein Drehschuss ging knapp am Tor vorbei – die bis dato beste, weil auch einzige, Möglichkeit für Darmstadt (30.).
Anschließend passierte nichts mehr. Beide Mannschaften groovten sich in die Kabine. Dass die Spieler der Bayern die Partie nicht allzu ernst nahmen, ließ sich an der Statistik ablesen, dass jeder Münchner Feldspieler mindestens einen Torschuss abgegeben hatte.
Ohne Wechsel ging es aus der Kabine wieder auf den Rasen. Die Münchner hatten wieder etwas mehr Zug zum Tor, allerdings ohne sich konsequent Torchancen zu erspielen. Die beste Szene vergab Lewandowski, als er nach einer Rafinha-Flanke den Ball mit dem Kopf am Tor vorbei legte. Der Ball berührte noch leicht den Pfosten (54.).
Nach einem der vielen Eckbälle kam Lewandowski zum Abschluss, doch sein Kopfball wurde von Esser irgendwie noch über das Tor gelenkt (72.).
Als sich alles Richtung 1:0-Arbeitssieg für den FC Bayern bewegte, zeigte Darmstadt nochmals ihre Qualität, als Sirigu in der 82. Minute mit einem Fernschuss Tom Starke prüfte. Wenig später foulte Bernat Schipplock im Strafraum, und Altintop trat an gegen Tom Starke. Eine gefühlte Zeitreise in den Beginn des Jahrtausends. Der ehemalige Bayernspieler suchte sich die aus Torwartsicht untere linke Ecke aus, doch Starke ahnte, was kommen würde und parierte den Strafstoß.
Auf der Gegenseite zogen die Münchner nochmal an. Nach einem Bayern-Konter flankte Müller auf Ribéry, doch seine Volleyabnahme traf nur den Pfosten. So blieb es letztlich beim 1:0 für den FC Bayern. Die Münchner gewannen Spiel Eins nach gewonnener Meisterschaft und schickten damit Darmstadt in die zweite Bundesliga.
3 Dinge, die auffielen:
1. Sanches
Über den jungen Portugiesen sind viele Urteile schon gefällt wurden. Die Saison verlief für den mittlerweile 19-jährigen sicherlich nicht optimal, allerdings darf man die Umstände nicht ganz ausblenden. Sanches begann nach einer langen Europameisterschaft aufgrund einer Verletzung seine Zeit in München nahezu ohne Vorbereitung. Hinzu kommen wohl Sprachprobleme; Sanches spricht weder Deutsch noch besonders gutes Englisch. Ein Umstand, der die Akklimatisierung nicht gerade begünstigt.
Umso wichtiger erscheint es, dass Sanches nun Erfahrung sammeln kann, gerade in den Partien, wo es vermeintlich um nicht mehr so viel geht. Sanches nahm die Aufgabe gewissenhaft an. Mit 94 Ballaktionen zeigte er sich stets präsent und hatte immerhin eine Passquote von 89%. Vier seiner fünf langen Bälle fanden den Mitspieler. Gleichzeitig gewann Sanches sieben(!) Dribblings – fünf mehr als jeder andere Bayern Spieler. Ein herausragender Wert.
Dennoch merkte man ihm an, dass er fast zu viel wollte: zu oft ging er in unnötige Duelle, die zum Teil Ballverluste provozierten. Hier wäre der einfache oder klare Ball natürlich die bessere Entscheidung gewesen.
Dennoch darf man bei dieser Bewertung nicht vergessen, dass es sich bei Sanches um einen Jugendspieler handelt. Die Ablöse, die für ihn gezahlt wurde, kann er nicht erfüllen. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen Sanches die nötige Zeit geben und nicht verfrüht handeln. Die Partie heute sollte allen zeigen, dass von Sanches durchaus was zu erwarten ist.
2. Kimmich
Neben Sanches spielte heute Kimmich den ordnenden Part auf dem Rasen. Bis zur seiner Auswechslung in der 67. Minute brachte er 58 von 59 Passversuchen an den Mitspieler. Kimmich versuchte vor allem, die etwas übergestüme Art von Sanches als strukturgebendes Element aufzuwiegen. Dies gelang. Auch wenn Kimmich nicht ganz so viele Szenen initiieren konnte wie in der Vorwoche, zeigte er doch abermals, dass er eine Zukunft beim FC Bayern haben wird. In den entscheidenden Szenen kippte er ab und unterstützte so den Spielaufbau, verlagerte gezielt die Seiten und brachte Ribéry und Costa, aber auch die beiden Außenverteidiger Bernat und Rafinha in gute Situationen. Dass diese zum Teil nicht mehr daraus gemacht haben, kann ihm nicht negativ angerechnet werden.
3. Tom Starke
Eigentlich sollte die Karriere von Tom Starke beim FC Bayern mit einer überragenden Statistik enden. Mit 1,85 gewonnen Titeln je Spiel hätte er wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Jetzt kommen nach dem Spiel gegen Darmstadt wohl noch zwei weitere Partien hinzu und der Wert wird sich etwas verschlechtern.
An Tom Starke lassen sich die Wichtigkeit der Kaderplätze jenseits der 18+ ablesen. Es sind Spieler, die eigentlich nicht oft gebraucht werden. Dennoch tragen sie maßgeblich zum Erfolg der Mannschaft bei, indem sie diese Rolle annehmen und als erfahrene Profis die Stütze für junge Talente sind – und im Idealfall sogar den Spielern vor ihnen eine echte Aufgabe geben: sich in jedem Training zu beweisen. Starke hat in seiner Zeit beim FC Bayern diesen Charakter bewiesen. Er war immer da, wenn er gebraucht wurde. Seit seinem Wechsel aus Hoffenheim ist er in jedem Jahr Deutscher Meister geworden. Auch er hat daran seinen Anteil, und wenn es “nur” ein gehaltener Elfmeter gegen Darmstadt 98 war. Mit dieser Aktion schwang sich Starke auf, als Matchwinner in die Bücher einzugehen.
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FC Bayern – SV Darmstadt 98 1:0 (1:0) | |
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FC Bayern | Starke – Rafinha, Boateng, Alaba, Bernat – Kimmich (67. Alonso), Sanches – Costa, Müller, Ribéry – Lewandowski |
Bank | Weinkauf – Hummels, Thiago, Robben, Lahm, Vidal |
SV Darmstadt 98 | Esser – Sirigu, Banggaard, Sulu, Holland – Kamavuaka (80. Rosenthal), Altintop – Heller, Gondorf, Vrancic (66. Sam) – Platte (59. Schipplock) |
Bank | Heuer-Fernandes – Steinhöfer, Colak, Höhn |
Tore | 1:0 Bernat (18.) |
Gelbe Karten | Rafinha / Sirigu |
Besondere Vorkommnisse | Starke pariert Foulelfmeter von Altintop (86.). |
Schiedsrichter | Guido Winkmann (Kerken) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |