Bayern verprügelt vom Kälteknüppel

Christopher Trenner 05.10.2019

Was war das für eine Woche? Die Münchner gewannen 7:2 in London gegen Tottenham. Manche Kommentatoren wähnen bereits dem FC Bayern im Konzert der großen Vereine zurück.

Falls ihr es verpasst habt:

Die Aufstellungen

Niko Kovač rotierte, entgegen der Erwartungen nicht und ging mit der Aufstellung ins Rennen, welche die 2. Halbzeit in Tottenham bestritten hat. Was zum Teil an den mangelnden Alternativen lag, sowohl Lucas Hernández als auch David Alaba meldeten sich aufgrund von Verletzungen ab. Pavard rotierte dadurch auf die linke Verteidigerposition.

Der Trainer der TSG Hoffenheim Alfred Schreuder setzte auf eine 4-1-4-1 Formation. Interessant war dabei das Mittelfeld rund um den ehemaligen FC Bayern Spieler Sebastian Rudy, der im Zentrum von Grillitsch (defensiv) und Geiger (offensiv) unterstützt wurden. Ansonsten musste Schreuder auf einigen Positionen wegen vieler verletzungsbedingter Ausfälle improvisieren.

1. Halbzeit

Die Vorzeichen sprachen vor der Partie für den FC Bayern, doch die erste Chance hatte die TSG Hoffenheim. Die Bayern waren hoch aufgerückt und Bebou konnte direkt zwischen Boateng und Süle einen Schnittstellen-Pass auf Adamyan spielen. Dieser lief auf Neuer zu und zögerte für einen Moment, dass reichte Boateng, um die Situation zu klären.

Es dauerte bis zur 25. Minute ehe sich der FC Bayern dem Tor der Hoffenheimer annäherte. Gnabry, Tolisso und Coman vergaben die ersten Schuss-Chancen. Vorher stand Hoffenheim im defensiven 4-4-2 sehr stabil und verhinderte klug die Pässe der Bayern in die Spitze.

Nach dieser besseren Phase verflachte die Partie wieder und beide Teams gingen mit dem torlosen Unentschieden in die Kabine. In der 1. Halbzeit fehlte es den Münchnern im Übergang zwischen Mittelfeld und Angriff. Hier fehlte die Präzision und Genauigkeit. In einigen Szenen wählten die Münchner Spieler den überhasteten Abschluss, als das Zuspiel zum freien Mitspieler zu suchen.

2. Halbzeit

Ohne Wechsel starteten die Teams in die zweite Halbzeit und wieder gehörte die erste Szene dem Bayern-Gegner. Tolisso ist nicht pressingresistent genug und verlor den Ball an Rudy. Über Geiger gelangte der Ball zu Adamyan, der sich seine zweite große Chance nicht nehmen ließ (54.).

Niko Kovač reagierte auf dem Rückstand mit einem Doppel-Wechsel und brachte Perišić und Müller für Tolisso und Coman. Durch den Wechsel stellte der Bayern-Trainer auf ein 3-5-2 System um.

Der FC Bayern entfalte fortan etwas mehr Druck und kam über Gnabry und Lewandowski zu Abschlüssen. Allerdings blieb Hoffenheim über Konter gefährlich. Es fehlte nach der Umstellung an der Feinjustierung in der defensiven Abstimmung bei den Bayern. Zudem besetzte Hoffenheim nun die Mitte mit mehr Spielern, wodurch der Aufbau sich extrem schwierig gestaltete.

In der 73. Minute konnten die Münchner dennoch ausgleichen. Natürlich durch Robert Lewandowski. Hoffenheim wirkte in der Defensive leicht unsortiert. Müller nutzte die Situation und löffelte eine Flanke auf Lewandowski, der freistehend einköpfen konnte.

Wer dachte, es beginnt jetzt ein Spiel auf ein Tor, der sah sich getäuscht. Hoffenheim blieb weiter gefährlich und traf Adamyan erneut (79.). Zuvor verloren die Bayern mehrfach den Ball im Mittelfeld, wo die TSG versuchte Überzahl-Situationen zu generieren.

Der FC Bayern verpasste im Anschluss dran nochmals zum Ausgleich zu kommen. So setzte es nach 20. Spielen ohne Niederlage eine verdiente 1:2 Heimpleite. Nur in wenigen Momenten konnten die Münchner an die Form der Champions League anknüpfen. Nach der nächsten Länderspielpause geht es für die Bayern in Augsburg weiter.

Dinge, die auffielen

1. Angriffspressing

Der FC Bayern presste hoch gegen tief stehende Hoffenheimer. Mit bis zu drei Spieler liefen die Münchner an und provozierten einfache Ballverluste, die phasenweise gut von Tolisso und Thiago eingesammelt wurden. Hieraus ergaben sich in der 1. Halbzeit die wenigen guten Bayern-Chancen. Zugleich wurden die Hoffenheimer Konter bis auf die allererste Szene gut unterbunden. Hoffenheim befreite sich 20 Mal mit einem langen Ball im ersten Durchgang. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Hälfte all dieser Versuche ankam, wodurch der Pressing-Effekt zu häufig verpuffte.

2. Sinsheim ist nicht London

Es war klar, dass es eigentlich nicht so weiterlaufen kann, wie die Partie in London aufgehört hat. Dafür ist jedes Spiel zu unterschiedlich. ‘Fußball ist keine Mathematik’ – ist eines dieser Zitate, welches dieser These Ausdruck verleiht. Es waren an diesem Nachmittag die vielen kleinen Dinge, die beim FC Bayern nicht funktionierten. Ablesen lässt sich das zum Beispiel an den drei oder vier Einwürfen, die im Mittelfeld postwendend beim Gegner landeten oder die den vielen ungenauen Halbfeldflanken. Negativ gesprochen: Der FC Bayern war über weite Strecken der Partie nicht konsequent genug und bezahlte durch zwei einfache Gegentore mit einer unnötigen Heimniederlage einen hohen Preis.

3. Anfällige Defensive

Lucas Hernández war der Königstransfer der Saison für den Rekordmeister. Über 80 Millionen zahlten die Münchner für den Verteidiger. Warum, wird deutlich, wenn er fehlt. Natürlich sind 2 1/2 Spiele nicht aussagekräftig. Dennoch fiel in drei Spielen ohne den Franzosen auf, dass die defensive Stabilität fehlt. Hernández rückt als Innenverteidiger raus und verteidigt aktiv gegen den Ball, wenn der Gegner Umschaltsituationen hat. Auch als Außenverteidiger ist er in vielen Aktionen ohne Ball präsenter. Ohne den Franzosen setzte es sechs der acht Gegentore in der Bundesliga. Natürlich liegt es nicht ausschließlich an ihm, dennoch muss das Trainer-Team die defensive Leistung der Woche analysieren. Die Bayern dieser Woche wirkten oftmals viel zu sorglos und erinnerten an den Herbst des Vorjahres. Gegen Paderborn, Tottenham und Hoffenheim gab es jeweils zwei Gegentore. In der Summe zu viel.

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