Die fünf Aufgaben des Carlo Ancelotti
Für den Rekordmeister war es bisher eine Saison, die von durchwachsenen Leistungen geprägt war. Zwar steht man im DFB-Pokal-Achtelfinale, hat auch in der Champions League bereits die Runde der letzten Sechzehn erreicht und hat in der Bundesliga sechs Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund, aber so richtig zufrieden ist man in München noch nicht.
Während sie in der Königsklasse nur Gruppenzweiter wurden und zum ersten Mal seit 2009 nicht den Gruppensieg holen konnten, ist Leipzig aktuell der Tabellenführer in der Liga. Die allgemeine Unzufriedenheit rührt aber eher aus der Spielanlage, die der amtierende Meister zuletzt zeigte. Ancelottis Start bei den Bayern offenbarte viele Probleme, zeigte aber auch, wohin der Weg führen soll. Um diesen erfolgreich zu bestreiten, werden ihm demnächst 5 wichtige Aufgaben zukommen.
1. Positionsspiel verbessern
Die Problematik des Zehner-Raums ist nicht erst seit gestern bekannt. Ancelottis Elf besetzt aber auch andere Räume und Zonen nicht mehr so sauber und erschwert es sich somit selbst, den Ball in den eigenen Reihen zu halten.
Oftmals stehen sich zwei Spieler in einer Zone auf den Füßen oder gleich mehrere auf einer Linie. Das erschwert die Diagonalität im eigenen Spiel und vereinfacht den Zugriff des Gegners. Die wenigen Optionen in Ballbesitz führen zu einer höheren Ausrechenbarkeit, aber vor allem auch zu einem Flügelfokus, der das kreieren von eigenen Chancen erschwert.
Die Bayern schlagen so viele Flanken (20,1/Spiel) wie kein anderes Team der Liga. Speziell Alaba muss mangels Unterstützung häufiger auf dieses Mittel zurückgreifen, als jemals zuvor. 6,1 Versuche des Österreichers sind es pro 90 Minuten Bundesliga, 1,4 finden einen Mitspieler. Douglas Costa kommt auf einen noch schlimmeren Wert (7/90 Minuten; nur 0,6 erfolgreich).
In dieser Saison führen nur 2% aller Hereingaben von außen zu einem Tor. Auch deshalb sind Flanken ein Sinnbild für fehlende Kreativität und Ideenlosigkeit. Der Vorwurf ist deshalb auch nicht als Kritik an Alaba und Costa zu werten, sondern er ist an das ganze Team gerichtet. Die Flügelspieler werden speziell auf der linken Angriffsseite zu häufig dazu gezwungen.
Zurzeit fällt es der Mannschaft schwer, das Zentrum zu kontrollieren, weil man immer wieder Phasen hat, in denen man in die gefährliche U-Formation abdriftet. Nur selten gibt es diagonale Flachpässe in die Halbräume oder Zuspiele in die zentralen Zwischenräume zu sehen.
Diese Problematik erschwert auch die Geschwindigkeit, mit der Bayern seine Angriffe vorträgt. Will man eine gut organisierte Abwehr knacken, braucht es Tempowechsel und Seitenverlagerungen. Mit weniger Anspielstationen wird es aber auch schwerer, das Tempo schlagartig zu erhöhen. Die Ballbesitzphasen ohne Raumgewinn verlängern sich und die gegnerische Mannschaft schafft es, sich zu sortieren.
Dafür gibt es weniger Kombinationen zu sehen und erst recht kaum Durchschlagskraft in der Zentrale. Ein altbekanntes Muster, bei dem der Ball zunächst in die Tiefe gespielt und dann klatschen gelassen wird, um sich schließlich viel Raum zu verschaffen, ist kaum noch existent. Das liegt vor allem daran, dass die Spieler nicht mehr so konsequent nachrücken. Auch die Anzahl an schnellen Doppelpässen muss in der Zentrale wieder zunehmen, damit die gut gestaffelten Defensivreihen der Gegner häufiger in Bedrängnis gebracht werden.
2. Carlo Ancelotti muss seinen eigenen Weg zu Kontrolle und Dominanz finden
Die Bayern-Fans müssen sich allmählich von der absoluten Dominanz ihres Vereins verabschieden. Aus erläuterten Gründen ist es dem Serienmeister nicht mehr möglich, ein Spiel über die volle Distanz mit Ballbesitz zu kontrollieren. Ancelottis Aufgabe wird es dennoch sein, einen eigenen Weg zu finden, Spiele auch auf hohem Niveau wieder zu kontrollieren.
Guardiola hat hier eine Vorarbeit geleistet, an der man den Italiener schlicht nicht messen darf. Sie sollte aber als Leitziel dienen und als Ansporn, sich dem Fußball der letzten Jahre zumindest wieder anzunähern. Der FC Bayern hat – beginnend mit der Amtszeit von Louis van Gaal – eine Philosophie im Verein integriert, die auf attraktiven und dominanten Offensivfußball ausgelegt ist.
Der Kader gibt auch gar nichts anderes her. Mit Philipp Lahm, Xabi Alonso, Javi Martínez und Mats Hummels hat man zudem vier eher langsamere Defensivspieler in den eigenen Reihen. Laufen sie hinterher, sehen sie manchmal schlecht aus. Auch deshalb ist es schwierig, einen abwartenden Stil einzuführen.
(Foto: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)
Ancelotti hat einen Kader, dessen Leistungsträger teilweise über dem Zenit sind. Daher wird es wichtig sein, dass er die Einsätze dieser Spieler dosiert, ihre Stärken im System fokussiert und die offensichtlichen Schwächen kaschiert. Das gelang Guardiola in der vergangenen Saison mit Philipp Lahm und Xabi Alonso hervorragend.
Die schwierige Übergangsphase in dieser Saison ist überdies so herausfordernd, weil die Spieler es nicht gewohnt sind, dem Gegner so viele Ballbesitzphasen zu überlassen. Ancelotti wird Lösungen finden müssen, um das Mittelfeld wieder besser zu kontrollieren, aber vor allem muss er es schaffen, die Phasen ohne das Spielgerät zu stabilisieren.
3. Das Gegenpressing dosieren und die Defensive stabilisieren
Auch gegen den Ball spielt das Positionsspiel eine zentrale Rolle. Durch die nicht immer saubere Raumbesetzung sind die Wege bei Ballverlusten so weit, dass ein direkter Zugriff schwierig wird. Trotzdem laufen die Bayern den Gegner regelmäßig an und öffnen so einen großen Raum hinter sich, der nur von Alonso oder dem jeweiligen Sechser abgedeckt werden kann.
Der Zugriff der Gegenspieler auf diesen Zwischenraum kann nur verhindert werden, wenn die Mannschaft entweder auf ein ständiges Gegenpressing verzichtet und es nur in aussichtsreichen Situationen probiert oder wenn sie sich schon vor dem Ballverlust clever positioniert.
Es scheint, als wäre die Mannschaft nicht in der Lage, sich selbst so zu coachen, dass man nach Ballverlusten effektiv verteidigen kann. Carlo Ancelotti sagte dazu auf einer Pressekonferenz, dass die Balance des Pressings noch nicht stimmen würde.
Die Spieler laufen an, als wäre Guardiola weiterhin ihr Trainer. Ancelotti hingegen fordert ein etwas tieferes Pressing, das in den Köpfen noch nicht endgültig angekommen zu sein scheint.
Wichtig sind die Abstände zwischen und in den Mannschaftsteilen. Wenn der Rekordmeister hoch attackiert, müssen alle mitmachen. Lässt das Team sich in ein Mittelfeldpressing fallen, darf es kein unnötiges Herausrücken einzelner Akteure geben.
Gegen Leverkusen gab es dahingehend erste Verbesserungen zu beobachten. Alonso wurde auf der Sechs besser unterstützt und Bayern ging im Gegenpressing nur dann Risiko, wenn es die Situation hergab. Problematisch war allerdings noch die Verteidigung des Halbraums. Den Gästen wurden dort zu viele Durchbrüche gewährt und auch das Gegentor entstand aus einer Überzahlsituation auf der halbrechten Verteidigungsseite.
4. Make Thomas Müller great again
Das Müller-Problem ist zugleich ein Lewandowski-Problem. Ohne Müller muss der Pole im Zentrum deutlich mehr arbeiten, sich noch häufiger fallen lassen und Räume für Flügelspieler öffnen, die sonst von seinem Pendant aufgerissen werden. Müller rückt als Außenspieler zwar immer wieder ein, um diese Aufgaben zu übernehmen, nimmt im 4-3-3 aber auch einen Platz für einen Eins-gegen-Eins-Spieler weg.
Eine Systemänderung würde dem Team dahingehend helfen, dass man mit zwei Flügelspielern stets auf beiden Seiten das Tempo hoch halten könnte und Müller dennoch im Zentrum um Lewandowski herum spielen könnte. Ein 4-2-3-1 würde sich hier anbieten, da es alle Räume deutlich besser abdeckt als das 4-3-3.
An der Personalie Thomas Müller hängen fast alle Probleme, die der FC Bayern derzeit in Ballbesitz hat. Besetzt er den Zehner-Raum, läuft das Offensivspiel besser, weil Lewandowski nicht mehr so in der Luft hängt. Auch deshalb ist es nachvollziehbar, dass der Trainer weiter auf ihn setzt. Müller braucht keine Pause, sondern schnellstmöglich einige Erfolgserlebnisse am Stück. Ist der Nationalspieler wieder frei im Kopf, dürfte das auch den Job von Carlo Ancelotti vereinfachen.
5. Eine Viertelstunde gegen Leverkusen als vorläufiger Maßstab
Die Situation für den Trainer ist unglaublich schwer. Seine wichtigsten Spieler stehen nicht immer zur Verfügung, die Formschwäche einzelner Akteure nimmt kein Ende und die Ansprüche sind riesig. Allerdings sind sie das zurecht.
Auch in dieser Saison hat die Mannschaft mehrfach angedeutet, dass sie noch immer in der Lage ist, Spiele zu dominieren und attraktiven sowie temporeichen Fußball zu spielen. Das Argument des alternden Kaders hat seine Berechtigung, sollte aber nicht einfach hingenommen werden.
Schaut man sich an, wie der FC Bayern in die zweite Halbzeit gegen Leverkusen gestartet ist, so wurde klar, dass diese Mannschaft noch nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen ist. Die Münchner bildeten Dreiecke, schützten Alonso vor dem Leverkusener Pressing und wurden so mit einem Vertikalpass nach dem anderen vom ehemaligen Weltmeister belohnt.
Der mittlerweile 35-Jährige deutete an, dass er mit der Hilfe seiner Mitspieler immer noch Phasen eines Spiels taktieren kann. Es waren 15 Minuten strukturierter und dominanter Ballbesitzfußball, die unter Beweis stellten, dass der Rekordmeister es nicht gänzlich verlernt haben kann.
Auf dem Weg zu mehr Kontrolle und Dominanz sind die Basics, dass die Spieler zumindest grob die wichtigsten Zonen besetzen, wieder mehr Verbindungen kreieren, sich gegenseitig unterstützen und geduldiger werden. Szenen wie in Rostow, als sich Sanches, Bernat und Ribéry teilweise auf den Füßen standen, müssen vermieden werden.
Es wäre unfair den Bayern-Trainer anhand der Entwicklung des Positionsspiels zu bewerten, denn dafür wurde er nicht geholt. Ancelotti gilt als Verwalter und seine Aufgabe ist es, mit den vorhandenen Grundlagen eine erfolgreiche Übergangszeit zu gestalten. Dafür wird es notwendig sein, dass er die guten Ansätze aus dem Leverkusen-Spiel nun ausbauen kann.
Der Italiener wird sich in den nächsten Wochen und Monaten daran messen lassen müssen, ob er und seine Spieler die Viertelstunde vom Samstagabend auf ein ganzes Spiel und sogar auf mehrere Begegnungen am Stück transferieren können. Auch wenn der Auftritt gegen Leverkusen insgesamt sehr durchwachsen war, machten einige Phasen der Partie Hoffnung und Lust auf mehr.
Da es beim Fußball bekanntlich nicht um Leben und Tod geht, sondern um viel mehr, sei mir eine etwas melancholische Bemerkung gestattet. Sieht man sich die Veröffentlichungen auf dieser Seite in den letzten Wochen an, sowohl von der Redaktion als auch von den Lesern, kommt man nicht herum, einen regelrechten Trauerprozess zu beobachten. Selbst die Guardiola-Kritiker sind ja mittlerweile verstummt angesichts des eklatanten Qualitäts- und Dominanz-Verlustes.
Was ist passiert? Vielleicht zum ersten Mal in seiner Geschichte hat der FC Bayern zwischen 2012 und 2016 einen Fußball zelebriert, der weltweit bewundert, ja geliebt, und nicht nur respektiert wurde. Man hatte als Bayern-Fan plötzlich nicht mehr nur das Erfolgsargument, sondern auch die schiere ästhetische Überzeugungskraft auf seiner Seite. Musste man es sich zuvor – je nach Alter – stets anhören, dass Bayern zwar die Pokale gewinnt, aber eigentlich doch Weisweilers Gladbacher, Rehhagels/Schaafs Bremer, Toppmöllers Leverkusener oder, noch am Anfang dieses Jahrzehnts, Klopps Dortmunder den schöneren, schnelleren, moderneren Fußball spielten, war Bayern auf einmal für ein paar Jahre das absolute Maß aller Dinge. Und dies tatsächlich – mit dem anderen FCB – weltweit. Auf den Bolzplätzen hier in den Niederlanden laufen Argentinier, Iraner und Norddeutsche mit Bayern-Trikots auf – vor zehn, fünfzehn Jahren wäre das vollkommen undenkbar gewesen (den vereinzelten Ali-Daei- oder Karimi-Fan mal geflissentlich beiseite gelassen).
So emotional-beschränkt das klingen mag, aber hier keimte Stolz auf, eine Emotion, die man eigentlich für die eigenen Verdienste reservieren sollte. Aber wie soll man die Gefühlsgemengelage nennen, wenn einem ein wildfremder Kerl in einer Bar auf die Schulter haut und einem Komplimente für die filigran zu Werke gehende Mannschaft in Rot auf dem Bildschirm macht, bloß weil man dieses Team lautstark kommentierend unterstützt?
Das Traurige: Damit scheint es nun schon wieder vorbei. Plötzlich geht das Aus-der-Abwehr-nach-vorne-Bolzen, das Irgendwie-Durchwurschtln, das 2-1-über-die-Zeit-Verwalten wieder los, das einem so gar nicht abgegangen war. Angesichts dieser zum Teil begnadeten Spieler ist das besonders bitter. Das empfinde ich, und offenbar auch viele andere hier, als tiefen Verlust – und tiefe, einschneidende Verluste werden gewöhnlich mit Traurigkeit und Trauer quittiert. Zur Trauer gehört aber auch das Nichtwahrhabenwollen und die Wut, nichts dagegen tun zu können. Insofern arbeiten wir uns hier alle an unserer Trauer ab.
Bis wieder bessere Tage kommen.
Tja, so unterscheiden sich die Erfahrungen. So wie Dir Leute wegen endloser Ballstaffetten auf die Schulter klopfen kenne ich nicht wenige internationale Stimmen, die Guardiola dafür verteufeln, dass er den atemberaubenden Fußball der Triple-Saison in sein langweiliges Ballgeschiebe um den Strafraum herum verwandelt hat.
“Liebling, ich habe die Mannschaft geschrumpft …” Zwischen all den Nachrufen auf diesen großartigen Dominanz-Fußball, muss man den Verantwortlichen immer wieder die Frage stellen, warum man die Guardiola-Jahre jetzt einfach so entsorgt und durch die Ancelotti-“Philosophie” ersetzt hat.
ein sehr schöner text, groninger!
ich befürchte, bessere tage werden erst wieder einzug halten, wenn die verpflichtung vom tuchel thomas verkündet wird… bis dahin suhlen wir uns in der fussballerischen regression, fürchten uns wieder vor mainzfrankfurtköln, und saufen uns den zeitweiligen rumpel- und wiederkehrenden verwaltungsfussball schön. angesichts des allgemeinen zustands unserer welt vielleicht eh nicht die allerschlechteste lösung…
Chapeau und vielen Dank für diesen Text.
Prosit und auf bessere Tage!
Danke für diesen tollen Text. Er trifft meine Trauer (die hilft ja nichts, ist aber da) auf den Punkt:
Mein FC Bayern ist nach der Regression bzw. Umorientierung wieder ein ganz normales Team unter Europas Top 7.
Guardiolas “Juego de Posición” verbesserten nicht nur Robben, Boateng, Alaba, Lahm oder Kimmich, sondern brachten wohl auch Justin in Höchstform ;-)
Sehr gut auf den Punkt gebracht – danke, Groninger!
Ich hoffe jedenfalls, dass die besseren Zeiten nicht allzu lange auf sich warten lassen! Meiner Meinung nach kann sich unser Verein nur dann langfristig an der europäischen Spitze halten, wenn er auch langfristig dieselbe oder zumindest eine sehr ähnliche Spielphilosophie verfolgt. Und damit meine ich nicht nur die erste Mannschaft. Dieses Muster muss bis hinunter in die Nachwuchsarbeit erkennbar sein.
Im Übrigen bin ich zuversichtlich, dass Philipp Lahm dies als Sportdirektor erkennt und danach handelt.
Ich finde eine Schlussfolgerung nicht ganz korrekt, dass man aufgrund “langsamer” Verteidiger keinen abwartenden Stil einführen soll.
Ein abwartendes Spiel ist für mich eigentlich die Konsequenz, wenn ich langsame Verteidiger habe (Ausnahme Boateng und Badstuber wenn er fit wäre). Ich kann nämlich nur hoch stehen, wenn meine Verteidiger schnell sind (insbesondere Endschnelligkeit), wenn ich tief stehe ist dies ein geringeres Problem.
Die einzige Möglichkeit um diese Langsamkeit zu kaschieren wäre ein perfektes (Gegen)Pressing, und das werden wir ohne Guardiola nicht so hinbekommen. Zumindest nicht dauerhaft über 90 min.
Daher ist es meiner Meinung nach auch logisch, dass man versucht etwas tiefer zu stehen. Die Umsetzung momentan funktioniert noch nicht und ob sie im Laufe der Saison funktionieren wird kann ich auch nicht sagen. Aber wenn Ancelotti ein so gutes Gegenpressing wie Guardiola nicht hinbekommt, sollte man das vielleicht auch nicht zwangsweise durchziehen. Denn hoch stehen, langsame Verteidiger und nicht gut umgesetztes (Gegen-)Pressing ist tödlich.
Ich meine jetzt nicht, dass wir nur hinten drin stehen sollen, aber hohes Pressing werden wir nur noch phasenweise sehen denke ich.
Wie es scheint diskutieren wir alle umsonst. Laut Rummenigge hat “der Trainer bei uns alle Kompetenzen, vollstes Vertrauen und macht alles richtig”. Alles bestens, sozusagen. Er hat die 5 Punkte offenbar gerade in Arbeit ;)
Weil es nach 12 Spieltagen und dem aktuellen Stand der Dinge (tabellarisch) grober Unfug wäre, irgendwas überhastet zu tun. Man hat im Januar diesen Jahres mit einem halben Jahr Vorgriff die Verpflichtung getätigt, und jetzt schmeißt man ihn nach nichtmal einem halben Jahr wieder raus, weil es nicht “ganz so gut” läuft wie in den letzten Vorrunden und man seit 147 Jahren nicht mehr Tabellenführer sind.
Manchmal frage ich mich wirklich, in welcher kranken (Fußball-)Welt wir eigentlich leben, dass wir aktuell über den Austausch des Trainers diskutieren (bitte nicht verwechseln mit ‘über den Trainer diskutieren’, das sind zwei paar Stiefel). Es kann doch niemand ernsthaft glauben, dass wir uns nach so kurzer Zeit von einem in vollem Bewusstsein verpflichteten Trainer trennen, weils mal nicht so ganz rund läuft.
Bin nur froh, dass wir kein Chaos in der Vereinsführung haben wie andernorts und solche Dinge am Ende des Tages sachlich und seriös gehandhabt werden.
Ähm, der Einzige, der hier über dem Austausch des Trainers diskutiert, bist du.
Nur weil ich dieses Zitat insofern erwähnenswert finde, dass es im Kontext der letzten Spiele merkwürdig erscheint, fordere ich noch lange nicht den sofortigen Austausch des Trainers.
Ich bin auch froh, dass wir kein Chaos in der Veteinsführung haben. Von ihrer Kompetenz auf höchstem Niveau bin ich im Moment allerdings nicht restlos überzeugt.
Hmm…für meinen Geschmack klingt dein Kommentar ziemlich nach “Schönfärberei”!
“weils mal nicht so ganz rund läuft”? Wir reden über die Tatsache, dass nach mittlerweile 19, wenn ich den Supercup mitzähle, sogar 20 (!) Pflichtspielen, in denen nur selten ein klares System mit passender Organisation und Struktur zu sehen war, in denen ein “Matchplan” zu erkennen war. Stattdessen viel Unordnung und Hektik, unzureichend besetzte Räume und Missverständnisse, dafür aber wenig Ideen und Kombinationsspiel.
Variabilität und taktische Einflussnahmen von außen scheinen weitgehend zu fehlen, Entschlossenheit und Willen, etwas zu ändern, auch!
Diese Missverhältnisse führen zu Anfälligkeit in der Abwehr und zunehmend auch Harmlosigkeit vor dem Tor! Das ist nicht mehr nur “es läuft noch nicht rund”, das ist ein tiefgreifendes Problem, welches mit Aussitzen nicht gelöst wird!
In solch einer Situation – immerhin sind von den 20 Spielen 6 Spiele nicht gewonnen worden, 3 Spiele sogar verloren gegangen – muss über den Trainer diskutiert werden, da im Verlauf der Saison bisher keine wirkliche Besserung erkennbar ist. Klar, die ersten Spiele ist noch viel Sand im Getriebe, das ist überhaupt nicht verwunderlich. Ich bin sicher, jeder hier in diesem Blog, hat dafür Verständnis! Ich auf jeden Fall!
Ich erwarte aber auch, das mit zunehmender Dauer der Saison sich von Spiel zu Spiel Verbesserungen zeigen, der Plan, die Taktik und die Strukturen immer deutlicher zu erkennen sind. Sodass am Ende eben nur noch an Feinheiten gefeilt werden muss! Davon ist unser FCB unter Ancelotti weit entfernt.
Und DAS kritisiere ich!!! Und wenn sich da nicht etwas ändert, dann fordere ich auch den Austausch eines Trainers, der trotz aller Erfahrung und internationalen Erfolge nicht in der Lage ist, die Spieler für sich zu gewinnen und eine Weiterentwicklung zu erreichen! Der augenscheinlich an seiner Sturheit und Inflexibilität scheitert!
Sicher, ich bekenne freimütig, dass ich ein Anhänger des Dominanzsystems mit klaren Strukturen, Positionen und entschlossenem Gegenpressing bin, und schnelle Ballstafetten an des Gegners Strafraum viel lieber mag als wildes Umschalt-Gerenne, aber über Geschmack lässt sich zwar diskutieren, aber nicht streiten! Mir gefällt die Art, die Ancelotti spielen lassen will, auch weniger, und insofern bin ich sicher schneller bei Hand mit einer Entlassungsforderung, weil ich die Gefahr sehe, dass wir einen nunmehr seit 6-7 Jahren entwickelten, erfolgreichen Spielstil aufgeben und somit eine erarbeitete Position an Europas Spitze preisgeben, um stattdessen ein System aufzubauen, dass für mich beliebig und austauschbar wird, nichts besonderes mehr darstellt und geringere Erfolgschancen bieten dürfte, als das Dominanzsystem.
Ich habe allerdings den Eindruck, dass unsere Führungsspieler mit Ancelotti im Gespräch sind, und der “Maestro” nicht beratungsresistent ist, sodass vielleicht doch noch die von mir erhoffte Weiterentwicklung des Dominanzsystems von Guardiola erfolgen kann. Viel Zeit und Kredit hat Ancelotti m. A. n. aber nicht mehr, denn selbst eine einzige Saison der Rückschritte kann schon bedeuten, dass der Abstand zur Spitze in Europa größer wird und kaum noch aufzuholen sein könnte. An der Spitze aber – sprich unter den Top-Vier in Europa – sollten wir dabei sein! Ohne wenn und aber!
Im Grunde ein gelungener Artikel, der einige Möglichkeiten aufzeigt. Allerdings gestehe ich einem Trainer, der schon ein paar Tage im Business ist zu, dass er selbst weiß, was zu tun ist und auch bemüht ist, dies umzusetzen.
Was die Beurteilung seiner Arbeit anbelangt würde ich eher von Monaten als von Wochen sprechen. Bis zur Winterpause wird da spielerisch nicht mehr viel passieren, auch wenn man jetzt mal (!) fast eine Woche Zeit hat zwischen zwei Spielen. Aber in der Rückrunde sollte dann auch nach meinem Dafürhalten etwas mehr zu sehen sein. Die Zeit bis dahin sollte man ihm allemal geben.
Wer ernsthaft geglaubt hat, dass es nahtlos wo weitergeht wie in den letzten Jahren ist leider ein Träumer. Jede Ära ist irgendwann zu Ende: Ajax, Milan, United, sogar Barca. Die Frage ist nur, ob man einen neuen erfolgreichen Weg findet (was nur Real und Barca mit Abstrichen schaffen, und der FCB). Ob das dann im Einzelfall, schöner, ansehnlicher oder “nur” effizienter ist, wird man sehen und ob einem dann das gefällt ist Geschmackssache.
Jetzt allerdings ernsthaft über eine Ablösung des Trainers zu diskutieren halte ich wie oben gesagt für Aktionismus. In der Konsequenz der Argumentation müsste man auch etliche Spieler im Winter verkaufen, bei denen es einfach aktuell nicht läuft. Das wird aber sicher keiner fordern, wobei die immernoch die sind, die in der Binsenweisheit “auf” dem Platz stehen und die Dinger versemmeln (bspw. Müller gegen Hoffenheim und ähnliches).
In dem Sinne hoffe ich auch, dass wir Stück für Stück, das Selbstverständnis wieder in unser Spiel bekommen, dann fällt es auch vieles wieder leichter.
@Marco
momentan kann ich jeden deiner Kommentare wirklich blind unterschreiben.
Ich hätte sehr gerne eure Meinung zu folgender These:
Vorausgesetzt zum Beginn der Rückrunde sind bitte, bitte, mal alle Defensivspieler fit, sollte Ancelotti Alonso in wichtigen Spielen rausnehmen und stattdessen mit Martinez und Thiago (dahinter Boa, Hummels) im defensiven Mittelfeld spielen. Je nach Gegner dann kann Vidal fürs 4 3 3 dazu. Das wäre ein wahnsinnig physisches Mittelfeld, mit welchem man die taktischen Defizite dieser Saison ausgleichen könnte. Offensiv Müller wieder als HS, nicht auf rechts….
Vielleicht wird Bayern diese Saison nicht Meister, aber ich denke diesem Mittelfeld könnte man in entscheidenden Momenten in der CL jeden Gegner schlagen.
Lg
Ich würde momentan jede Wette eingehen und darauf setzen, dass wir Martinez nicht mehr auf der 6 sehen werden! Ungeachtet dessen, was ich persönlich davon halte.
6. Wunder vollbringen…
Ich wollte an sich was zum Artikel posten, bzw. zu Euren Kommentaren.
Aber Aktualität geht vor. Offenbar knirscht es gewaltig zwischen Hoeness und KHR.
Würde mich freuen, wenn du das etwas näher ausführen könntest.
Hoeness in Sportbild, dass es ihm am liebsten wäre wenn Lahm seinen Vertrag erfüllen würde. Der läuft bis 2018. Zugleich hat doch Hoeness auch gesagt, Bayern wird ab 2017 wieder einen Sportdirektor haben ..
Erinnert mich ein wenig an das berüchtigte Sky-Interview, in dem er vanGaal praktisch die Freundschaft gekündigt hatte (sofern es diese je gab ..).
Vielleicht hat Hoeneß mit seiner Aussage, “der nächste Sportdirektor muss zurzeit noch Fußball spielen”, ja Schweinsteiger gemeint?! Ist nur ein Scherz (hoffentlich).
[…] angesprochene Kritik wurde gerade auch hier im Blog immer wieder aufgearbeitet, formuliert und angepasst. Verändert hat sich in der Entwicklung recht […]