1. FSV Mainz 05 – FC Bayern München 1:3 (1:2)
Falls ihr es verpasst habt:
Beide Mannschaften mit ein paar Änderungen im Vergleich zur Vorwoche.
Bei den Rheinhessen gab es sechs Wechsel im Vergleich zum Hertha-Spiel: Für Bungert, Bussmann, Gbamin, Öztunali, de Blasis und Seydel spielten Bell, Hack, Brosinski, Frei, Onisiwo und Cordoba. Die beiden Letztgenannten sollten dabei eine Doppelspitze bilden.
Auch Carlo Ancelotti wusste durchaus zu überraschen. Zum ersten Mal in dieser Saison brachte der Bayern-Coach Robben, Ribéry, Müller und Lewandowski von Anfang an. Xabi Alonso saß nicht mal auf der Bank. Martínez und Hummels begannen erneut zusammen im Zentrum der Viererkette. Lahm im Mittelfeld. Kimmich wieder auf der Rechtsverteidiger-Position.
Bayern kam mit extrem viel Elan aus der Kabine und wurde direkt kalt erwischt. Die Viererkette war bis zur Mittellinie aufgerückt. Malli schickte nach einem Ballgewinn Córdoba steil, der völlig alleine auf Neuer zulaufen durfte und zum 1:0 traf (4.).
Mainz nun mit dem Publikum und vielen Emotionen im Rücken. Doch das Ausrufezeichen setzte der FC Bayern. Lahm grätsche am eigenen Strafrum den dribbelnden Malli ab und leitete direkt den Konter ein. Über Robben kam der Ball nach einem Querpass zu Lewandowski, der Lössl im Mainzer Kasten aus kurzer Distanz keine Chance ließ. 9 Minuten gespielt. 1:1. Vogelwild. Aber Fußball.
In der Folge beruhigte sich die Partie etwas, obwohl beide Mannschaften weiter hohes Tempo gingen. Bayern wirkte feldüberlegen und mit mehr Zug zum Tor. Müller vergab eine gute (12.) und erarbeitete sich eine weitere passable Chance (19.).
Bayerns Angriff wirbelte nun mit variablen, schnellen Angriffen über die gesamte Breite des Spielfelds. In der 21. Minute war es dann soweit. Müller wurde außen freigespielt und fand mit seiner Flanke den eingelaufenen Robben, der aus kurzer Distanz per Kopf zur verdienten 2:1-Führung traf.
Bayern auch danach besser, aber bis zur Pause mit keiner echten Torchance mehr. Martínez sah nach einem Handspiel noch eine gelbe Karte.
Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie. Bayern nahm spürbar Tempo heraus und Mainz traute sich nur zögerlich etwas mehr Risiko im Offensivspiel zu. Schmidt versuchte dies von Außen zu provozieren, indem er Offensivmann Öztunali für Innenverteidiger Hack brachte (62.). Auch Ancelotti reagierte (richtig) und nahm nach 66 Minuten den im Vergleich eher blassen Ribéry für Costa vom Feld.
Mainz drängte nun etwas stärker auf den Ausgleich, ohne die ganz große Torgefahr auszustrahlen. Bayerns Aufbauspiel war nun jedoch deutlich komplizierter und damit weniger effektiv. Das bot den Mainzern Möglichkeiten auf Ballgewinne, die zu zwei Halbchancen führten.
Vidal kam als weitere Absicherung für Kimmich. Lahm rückte auf die rechte Seite. Die Begegnung neigte sich ohne große Höhepunkte dem Ende zu. In der 86. Minute nutzte Ancelotti seine letzte Wechseloption und brachte Sanches für den starken Thomas Müller. Kurz vor Schluss verwandelten die Bayern in Person von Robert Lewandowski jedoch einen Freistoß, um den 1:3-Endstand herzustellen.
Der Rekordmeister ließ auf die vielleicht beste Halbzeit der Saison eine schwächere folgen, eroberte mit dem Auswärtssieg aber zunächst die Tabellenführung.
1. Müller sprengt das 4-3-3
Wer erwartet hatte, dass Ancelotti mit vier echten Offensivspielern in der Startelf auch die Formation umkrempeln würde, sah sich getäuscht. Das war kein echtes 4-2-3-1 was die Münchner da spielten, sondern in der Grundstruktur schon eher das 4-3-3 der vergangenen Wochen. Trotzdem war etwas anders. Müller wurde als nomineller rechter 8er aufgeboten, sprengte aber gerade zu Beginn jede drohende Behäbigkeit in der Struktur durch chaotische, aber unglaublich belebende Läufe, Bewegungen und Ablenkungsmanöver. Wenn man es in Zahlen ausdrücken möchte entstand gegen Mainz eher ein 4-2-3 + Müller, der immer wieder, aber nicht ausschließlich den 10er Raum besetzte.
Auffällig war auch, dass sich Thiago und Lahm sehr bemühten häufiger Nebeneinander zu agieren, um die Kompaktheit im Zentrum zu erhöhen und Diagonalpässe der Mainzer in den Rücken des jeweils anderen zu vermeiden. Über weite Strecken klappte das ganz gut.
Der entscheidende Faktor war aber Müller. Er wirkte nicht nur besser eingebunden als zuletzt, er war es auch. 27 Pässe spielte der Nationalspieler in dieser Saison bisher pro Spiel. Zur Halbzeit gegen Mainz waren es schon 26. Am Ende sogar 60. Drei davon leiteten Torchancen ein. Müller stiftete Unruhe in der Mainzer Fünferkette, ließ sich mal fallen um Lahm und Thiago zu unterstützen, übte aber auch immer wieder Druck auf die Abseitslinie der Mainzer aus, wenn er aus zentraler Position in die Spitze stieß oder weite Läufe auf den Flügel andeutete. Hinzu kamen immer wieder unorthodoxe, kreative Ideen im Zusammenspiel mit Robben (Hackenablagen) und Lewandowski (Doppelpässe), die ebenfalls belebend wirkten.
Ohnehin war die erste Hälfte eine Bewerbung der vier Offensiven häufiger gemeinsam auf den Platz geschickt zu werden. Es gibt kaum eine Bundesliga-Mannschaft, die über 90 Minuten in der Lage ist diese geballte individuelle Qualität und den sich ergänzenden Zug zum Tor zu verteidigen. Das war auch gegen Mainz so. Vor allem die Strafraumbesetzung bei hohem Ballbesitz war sehr gut. Auch wenn dadurch in der Defensivarbeit und bei der Absicherung wiederum neue Herausforderungen entstehen, wie vor allem in der zweiten Halbzeit zu sehen war. Die drei Treffer reichten aber zum Sieg.
Für Müller war das Spiel trotz einer weiteren vergebenen Großchance jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung, weil er nachwies wie wertvoll sein Fähigkeitsprofil für Bayerns Spiel sein kann, selbst wenn er nicht trifft. In Müllers guten Phasen war Bayerns Spiel gut. In Müllers schlechten nicht. Mehr muss man über die Bedeutung des Vize-Kapitäns nicht wissen.
2. Gute Wechsel, keine Anpassungen
Carlo Ancelotti steht in diesen Wochen unter besonderer Beobachtung. Zuletzt wurde ihm unter anderem vorgeworfen während des Spiels zu wenig Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Gegen Mainz hatten seine Entscheidungen während des Spiels Licht und Schatten.
Die Auswechslungen von Ribéry und Kimmich waren richtig und kamen zum richtigen Zeitpunkt. Die Hereinnahmen von Costa und Vidal in einer Phase, da Mainz stärker aufkam und die Kontrolle verloren zu gehen drohte, waren folgerichtig. Trotzdem muss festgehalten werden, dass eine simple Umstellung der Mainzer von 5-3-2 auf 4-4-2 in der zweiten Hälfte ausreichte, um Bayern die Linie im Spiel zu nehmen.
Mainz ging ab der 60. Minute mit sechs Mann etwas höher ins Pressing und nahm Bayern so die meisten einfachen Lösungen weg. Bayerns Spiel wurde so über 20 Minuten zäh, umständlich, bieder. Ancelotti half seiner Mannschaft in dieser Phase nicht. Die richtigen Auswechslungen führten nicht zu notwendigen Anpassungen. Es ging am Ende gut. Vor allem weil Bayern in der bester Phase von Mainz, zwischen der 60. und der 80. Minute, eine Reihe von entscheidenden Zweikämpfen am eigenen Strafraum gewann und so kaum echte Torchancen zuließ.
3. Neuer könnte mal wieder einen halten
Ich mache jetzt mal diesen Punkt. Wohlwissend, dass er falsch verstanden werden kann. Nein, Neuer ist der Gegentreffer gegen Mainz nicht anzukreiden. Nein, auch der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich gegen Leverkusen in der vergangenen Woche ist Neuer nicht anzukreiden. Trotzdem bleibt nach den holprigen letzten Wochen so ein Gefühl, dass der Torwart Neuer seiner nicht immer stabilen Mannschaft etwas mehr helfen könnte.
Zum dritten Mal in Folge, nach Dortmund und Leverkusen, führte die erste echte Chance des Gegners zum ersten Gegentreffer. Wie gesagt: Es geht nicht um Fehler. Aber es ist seit dem Spiel gegen Ingolstadt auch kein Spiel hängen geblieben, in dem Neuer seine Mannschaft mit der ein oder anderen Glanztat im Spiel hielt.
0,8 Schüsse aus dem Strafraum wehrt Neuer in dieser Bundesliga-Saison aus dem Spiel heraus ab. Der absolute Tiefstwert seiner Karriere. Auch das muss bei der geringen Anzahl an zugelassenen Abschlüssen kein Alarmzeichen sein. Trotzdem kam zumindest mir auch im Spiel gegen Mainz der Gedanke in den Kopf: “Neuer könnte mal wieder einen halten.”
1. FSV Mainz 05 – FC Bayern München 1:3 (1:2) | |
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1. FSV Mainz 05 | Lössl – Balogun, Bell, Hack (62. Öztunali) – Bussmann – Donati, Frei (72. Latza), Ramalho (81. De Blasis), Malli, Brosinski – Cordoba, Onisiwo |
Bank | J. Huth – Bungert, Bussmann, Seydel |
FC Bayern München | Neuer – Kimmich (77. Vidal), Martínez, Hummels, Alaba – Lahm, Thiago – Robben, Müller (87. Sanches), Ribéry (66. Costa) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Bernat, Rafinha, Boateng |
Tore | 1:0 Cordoba (4.), 1:1 Lewandowski (8.), 1:2 Robben (21.), 1:3 Lewandowski (90.+1) |
Karten | Cordoba, Bell, Balogun / Martínez, Lewandowski |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 34.000 (ausverkauft) |