FC Bayern – Olympiakos Piräus 4:0 (3:0)

Christopher Trenner 24.11.2015

Thomas Müller hatte die Chance Geschichte zu schreiben und mit 26 Jahren der jüngste Spieler mit 50 Champions-League-Siegen zu werden. Mit einem Sieg würde er Raúl ablösen.

Falls Ihr es verpasst habt:

Die Münchner mussten auf David Alaba verzichten. Er hat sich gegen Schalke 04 eine Kapselverletzung zugezogen, wird aber nicht längerfristig ausfallen. Durch diese Verletzung setzte Pep Guardiola mit Rafinha auf die aktuell naheliegendste Lösung, da Bernat ebenfalls verletzt ausfiel.

FC Bayern München - Olympiakos Piräus, GrundformationenFC Bayern München – Olympiakos Piräus, Grundformationen und Anpassung nach Kimmich Einwechselung.

Wie zuletzt in den Heimspielen brachte Pep Guardiola erneut die fünf Offensivakteure Coman, Costa, Lewandowski, Müller und Robben. Alonso bekam nach seinem durchwachsenen Auftritt gegen Schalke 04 eine schöpferische Pause. Für ihn rückte Vidal auf die alleinige Sechser-Position. Dadurch ergab sich ein 4-1-5 Grundsystem bei den Münchnern.

Olympiakos Trainer Marco Silva vertraute indes auf ein 4-3-3 System, das sich als sehr variabel zeigte. So pendelte Piräus in der Defensive zwischen einem 4-4-2 mit Kasami und Ideye in der vordersten Reihe, die auf Höhe der Mittelfeldlinie ein wenig versuchten zu pressen. War dies nicht erfolgreich, dann ordnete sich Kasami nach hinten ein, wodurch sich das System zu einem 4-5-1 änderte. Der Plan von Silva war klar: Das Mittelfeld sollte verdichtet werden, um den Spielaufbau der Bayern zu unterbinden.

Die Münchner zeigten sich von Beginn an konzentriert und hatten mit der Herangehenweise von Piräus wenig Probleme. Durch schnelle vertikale Pässe auf einen zurückrückenden Offensivspieler wurde gezielt zunächst meist die linke Offensivseite überladen, um dann anschließend durch einen Diagonalpass auf Robben die ballferne Seite zu attackieren. Hier erwies sich das Startelf Comeback von Holger Badstuber als Vorteil, da ein weiterer Akteur schnelle Verlagerungen punktgenau an den Mitspieler bringen konnte. Piräus verschob viele Spieler zunächst auf die eigene rechte Abwehrseite und öffnete damit viel Raum auf der Gegenseite.

Der Führungstreffer der Münchner fiel aber durch einen Fernschuss. Jerome Boateng zog aus gut 30 Metern in zentraler Position ab. Roberto konnte den Ball nur abklatschen lassen, Costa schaltete am schnellsten und verwandelte aus halblinker Position ins untere rechte Eck (6.). Nur sechs weitere Minuten später trafen die Bayern erneut. Coman wurde auf der linken Außenbahn freigespielt. Der Franzose zog nach innen und schoss aus gut 20 Metern aufs Tor. Lewandowski blockte den Ball zunächst unfreiwillig, konnte ihn dann hervorragend verarbeiten und trocken zum 2:0 verwandeln (12.).

In der 20 Minute dann der beste Angriff der Münchner. Nach einer Balleroberung wurde das Leder über 14 Stationen ins Tor von Piräus getragen. Für diesen Angriff benötigten die Münchner gerade einmal 41 Sekunden. Das hohe Tempo der Offensivreihe überforderte die die griechische Viererkette, bei der Elabdellaoui und Masuaku all zu oft auf der Außenbahn isoliert gegen Robben, Costa oder Coman spielen mussten. Da sie noch von Müller und den Außenverteidigern Lahm oder Rafinha unterstützt wurden, konnten sich die Münchner fast i Minutentakt hinter die letzte Abwehrreihe kombinieren. Am Ende des beschriebenen Angriffs kam Lahm frei zum Flanken. Comans Volley-Versuch landet eher unfreiwillig bei Robben, er legte auf Müller, der kein Problem hatte und den Ball ins Tor schob (20).

Nach der frühen, hohen Führung nahmen die Münchner nun Tempo aus der Partie. Dies lag auch an einer personellen Änderung. Robben musste den Platz mit muskulären Problemen in der 33. Minute verlassen. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie der FC Bayern noch in der zweiten Halbzeit bekannt gab. Für ihn kam Kimmich, der mit Vidal eine Doppelsechs bildete, wobei der Chilene nun wesentlich offensiver agierte.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Schreckmoment für die Münchner. Nach einem Fehler im Aufbau: Kimmich schlug den Ball auf Coman, dieser wird aber von Masuaku abgefangen. Coman geht gut ins Gegenpressing, doch der Piräus-Spieler schlägt fast an der Auslinie einen Befreiungsschlag, der genau in die Schnittstelle von Boateng und Badstuber gerät. Ideye ist durch und kann von Badstuber nur per Notbremse gestoppt werden. Eine vertretbare Entscheidung.

Pep Guardiola reagierte und brachte Benatia für Lewandowski. Fortan spielten die Münchner im 4-2-3 System. Zwar hatte Olympiakos nun mehr Ballbesitz, zwingende Torchancen konnten sich die Griechen trotz nummerischer Überzahl dennoch nicht erspielen. Im Gegenteil: Erneut erzielten die Münchner nach einer Lahm-Flanke einen Treffer. Müller legte die Hereingabe auf Coman quer, der mit dem Kopf zum 4:0 Endstand trag. Roberto kam zu spät raus, um Eingreifen zu können.

Anschließend trudelte die Partie aus. Die Münchner sicherten sich den vorzeitigen Gruppensieg. Gerade die Heimspiele waren überaus beeindruckend. Mit einer Tordifferenz von 14:1 ließen sie keinen Zweifel am Weiterkommen aufblitzen.

3 Dinge, die auffielen:

1. Douglas Costa als Königstransfer

Man kann die Verantwortlichen der Bayern gar nicht hoch genug loben für diesen Transfer-Scoop. Sein Tor zum 1:0 war sein 19. Scorer-Punkt im Trikot des FC Bayern (5 Tore und 14 Vorlagen) in 20 Pflichtspielen. Auch gegen Piräus konnte Douglas Costa wieder sein überragendes Dribbling und seine Schnelligkeit ins Spiel einbringen. Durch seine offensive Präsenz schafft er mittlerweile auch Räume für die anderen Offensivakteure wie Müller und Robben.

Gerade in der taktischen 4-1-5 Variante mit allen fitten Offensivspielern ist Costa der Verbindungsspieler, der durch seine Aktion die finale Phase eines Angriffes einleiten kann. Mit 50 Ballkontakten gelang ihm ein Key-Pass, drei Torschüsse und ein Tor. Wichtig waren aber auch die Defensivaktionen. Da Vidal einen großen Raum abdecken musste, brauchte er von Coman und Costa Unterstützung. Gerade Costa konnte hier seine Schnelligkeit ausspielen und bereits im Mittelfeld in der ersten Halbzeit Konter für Piräus durch defensive Zweikampfgewinne unterbinden.

2. Badstuber als tragischer Held

Sieben Monate musste Holger Badstuber auf einen Startelfeinsatz warten. Nach seinem Muskelriss brauchte er lange, um sich wieder zurück zu kämpfen. Umso schöner war das emotionale Comeback gegen Stuttgart und sein Startelfeinsatz in der Champions League.

Wie wichtig er im Spielaufbau sein kann, zeigt ein Blick in die Statistik. Sieben von sieben lange Bälle fanden ihr Ziel. Eine Traumquote von 100%, die selbst die sehr guten Zahlen von Boateng nochmals toppen konnten. Bis zum Platzverweis spielte Badstuber ohne Fehler und ließ sich auch von Ideyes Pressing nicht aus der Ruhe bringen. Einzig beim Platzverweis wurde das offensichtliche Defizit deutlich: Die nötige Schnelligkeit – auch im Antritt – ist noch nicht vorhanden. Durch einen halben Befreiungsschlag über die Abwehr wird Badstuber in eine Eins-gegen-Eins Situation gedrängt, die er gegen den schnellen Ideye nur per Foul lösen kann. Schiedsrichter Eriksson blieb nur der Platzverweis.

Das Spiel bis dato zeigt, was Bayern an Badstuber haben kann. Eine weitere Option im Aufbau, vielleicht auch in einer Phase, in der es einen Xabi Alonso beim FC Bayern nicht mehr gibt. Gerade gegen sehr passive Gegner kann er so zur ersten Wahl gehören. Was Stand jetzt noch fehlt, ist zum einen die Match-Praxis und die letzten Prozente der Fitness.

Beides wird Badstuber wohl bis zur Winterpause nicht mehr erreichen können. Nichtsdestotrotz kann er in der Rückrunde zum Einsatz kommen. Gerade um Jerome Boateng in den vielen englischen Wochen zu entlasten.

3. Kingsley Coman als Alternative

Ein Tor, eine Vorlage und ein Pre-Assist für den jungen Franzosen zeugen von einem sehr guten Auftritt. Es ist bemerkenswert, wie gut Coman in der Rolle als 12. Feldspieler zurecht kommt.

Coman pendelt zwischen Startelf (in vielen Heimspielen) und Bank (Auswärts). Dennoch schafft er es seine Leistung fast in jedem Spiel abzurufen. Dass vor ihm eigentlich noch ein Franck Ribery im Verein steht, der seit den magischen sechs Heimauftritten der Münchner in der Champions League ohne ihn 30 Tore erzielen (bei nur 4 Gegentoren) konnte, zeugt davon, welches Potential in dieser Mannschaft steckt.

Coman selbst überzeugte nicht nur wegen seines Tores und der Vorlagen, sondern hatte auch eine Passquote von über 90% und brachte fünf von fünf langen Bällen an. Zwei weitere Key-Passes und zwei erfolgreiche Dribblings (Höchstwert bei den Bayern) konnte der Franzose ebenfalls beisteuern. Gerade als die Münchner in Unterzahl waren, band Coman immer wieder drei oder vier griechische Feldspieler in der Defensive. Trotz der nummerischen Unterzahl konnte er zusammen mit Müller (und später Kimmich) immer wieder für Gefahr sorgen. Ähnlich wie in Punkt 1 beschrieben hat auch Coman eine irrwitzige Quote: In 924 Einsatzminuten (14 Spiele) war er an 10 Treffern direkt beteiligt (3 Tore und 7 Vorlagen). Rechnerisch ist das ein Scorerpunkt pro 92,4 Minuten, also einem Fußballspiel.

FC Bayern München – Olympiakos Piräus 4:0 (3:0)
FC Bayern Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Rafinha – Vidal – Robben (33. Kimmich), Müller, Douglas Costa (72. Martinez), Coman – Lewandowski (56. Benatia)
Bank Ulreich, Kirchhoff, Alonso, Rode
Piräus Roberto – Elabdellaoui (78. Salino), da Costa, Siovas, Masuaku – Kasami (67. Fortounis), Cambiasso, Milivojevic – Pardo (67. Hernani), Ideye, Seba
Tore 1:0 Costa (8.), 2:0 Lewandowski (16.), 3:0 Müller (20.), 4:0 Coman (69.)
Karten Gelb: Boateng / Milivojevic, Rot: Badstuber (53./Notbremse)
Schiedsrichter Jonas Eriksson (Schweden)
Zuschauer 70.000