FC Bayern – Hertha BSC 2:0 (2:0)
Seit dem Pál Dárdai das Traineramt übernommen hat, kassierten die Berliner nach den Münchnern die wenigsten Gegentore in der Bundesliga. Eine gute 4-4-2 Staffelung und gezieltes Arbeiten gegen den Ball sind die Markenzeichen der Hertha. Durch schnelle Konterangriffe über die Flügel kommen sie zu guten Abschlusssituationen. Mit gerade einmal acht Torschüssen für ein Tor zeigen sie sich ähnlich stark im Abschluss wie die Münchner.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola musste aufgrund von Verletzungen einige Anpassungen in der Aufstellung vornehmen. So konnte unter anderem Douglas Costa mit muskulären Problemen nicht mitwirken. Auch für David Alaba und Arjen Robben kam die Partie am Samstag noch zu früh bzw. wollte Pep Guardiola kein Risiko vor dem Auswärtsspiel in Gladbach eingehen. Das Fehlen von Costa und Robben sprengte die zuletzt in den Heimspielen gezeigte Fünferoffensivreihe. Doch Guardiola hatte sich auch für dieses Spiel eine Lösung überlegt. Mit einem 2-3-2-2-1 System ging er in die Partie.
Das Innenverteidigerpärchen biledeten Martínez und Benatia. Davor spielte eine Dreierreihe Vidal, Alonso und Boateng. Diese Aufteilung war natürlich sehr variabel, besetzte aber offensiv sehr gut die Halbräume. Die beiden nominellen Außenverteidiger waren Lahm und Rafinha, die aber sehr hoch standen. Die Flügelpositionen wurden von Coman und Müller eingenommen. Im Sturm spielte Robert Lewandowski.
Auf der Gegenseite setzte Pál Dárdai wie beim Auswärtsspiel gegen Dortmund auf eine Fünferkette sowie eine Viererkette, die einen relativ kurzen Abstand zur Abwehrreihe hielt. Vorne drin durfte Ibišević als Alleinunterhalter zu fungieren.
Die Partie begann abwartend, während die Münchner durch gezielte Kombinationen versuchten, eine Lücke in den massiv formierten Abwehrketten der Berliner zu finden. Die Besetzung der Halbräume durch die Dreierreihe Vidal, Alonso und Boateng erwies sich hier als äußerst hilfreich. Die drei Spieler verkürzten den Übergang ins Angriffsdrittel und hielten die Passwege für die Mitspieler kurz. Zugleich waren sie mal vor oder hinter der Mittelfeldreihe der Berliner positioniert. Dadurch ergab sich zum Teil viel Platz in den Räumen. Über einen Halbraumangriff wurde auch die erste Chance eingeleitet. Lahm sticht eingerückt einen Steilpass zu Lewandowski in den Strafraum durch, dieser trifft aus spitzem Winkel den Innenpfosten (10.).
Ein weiterer Vorteil der Dreierreihe war die verstärkte Kopfballpräsenz, die Guardiola ins Spiel brachte. Mit Martínez und Benatia standen zusätzliche Optionen im Kopfballspiel zur Verfügung. Auch Vidal, Boateng (16.) und Lewandowski hatten hier immer wieder Halbchancen, die sich ergaben, weil sich das Spiel der Münchner ab der 15. Minute etwas mehr auf die Flügel verlagert hatte. Bayern spielte in dieser Phase viele Flanken – meistens über Coman (5 Versuche), Vidal (3 Versuche) und Alonso (8 Versuche). Diesen fehlte es zum Teil aber an Präzision. Die Münchner tauschten in dieser Spielphase zudem immer wieder aktiv die Positionen. Mal hielt Rafinha klar die Außenbahn, mal rückte er etwas ein und tauschte mit Coman die Position. Auf der Gegenseite das Gleiche von Lahm und Müller. Das Spiel der Münchner zeigte sich dadurch variabel.
In der 32. Minute half dann eine Standardsituation. Nach einem Eckball gewinnt Benatia den Offensivkopfball und Müller lenkt den Ball ebenfalls per Kopf aus zwei Metern Torentfernung unhaltbar für Torhüter Jarstein ab. Es war der 13. Saisontreffer von Müller. Diese 13 Tore markieren den bisherigen Bestwert in der Bundesliga für ihn. Nun hat er nach 14. Spieltagen diesen Wert erreicht. Beachtlich war auch die Vorlage von Benatia. Es war einer von drei gewonnen Kopfbällen seinerseits. Auf der Gegenseite hatte nur Kalou einen mehr gewonnen. Die Hereinnahme von Benatia machte sich hier also aus Bayernsicht bezahlt. Benatia ist bei der Vielzahl der Münchner Standardsituationen eine sehr gute Option.
Die Münchner waren fortan besser im Spiel, auch weil Boateng und Martínez die Positionen getauscht hatten.
Beide Spieler waren am wohl schönsten Bayern-Tor der letzten Wochen direkt beteiligt. Boateng spielt aus der Abwehr einen lang Ball nach vorne, Martínez verlängert volley ins Zentrum auf Coman, der frei vor Jarstein per Rechtsschuss die tolle Kombination zum 2:0 verwandelt (41.). Es war bereits die zweite Torbeteiligung für Martínez in Folge. Nachdem er gegen Schalke noch selbst getroffen hatte, glänzte er hier als Vorlagengeber.
Mit dieser komfortablen Führung gingen die Münchner in die Kabine. Zur zweiten Halbzeit gab es auf beiden Seiten keine Änderungen. Vor allem in den ersten 20 Minuten nach der Pause glänzte weiterhin Martínez als Ideengeber im Mittelfeld. So chipte der Spanier einen Ball am Strafraumrand zu Lewandowski, der den Ball zunächst gut annimmt, aber ihn abschließend nicht verwerten kann (54.). Nur wenig später leitete erneut Martínez einen Angriff ein, den sowohl Lewandowski als auch Müller nicht im Hertha-Tor unterbringen konnte (55.).
In der 66. Minute musste auf Seiten der Bayern Boateng das Spielfeld verlassen. Für ihn kam Rode. Arturo Vidal, der teilweise gut in den Strafraum aufrückte, kam in der 70. und 72. Minute nochmals zu guten Gelegenheiten. Doch auch ihm blieb ein Tor verwehrt. Ab dann verlor das Spiel merklich an Fahrt und die Münchner spielten letztendlich die Partie souverän zu Ende, ohne sich aber große Torchancen zu erspielen.
3 Dinge, die auffielen:
1. Je höher Martínez spielt desto besser ist Bayern
Zwischen der 20. und der 25. Minute nimmt Pep Guardiola die entscheidende Anpassung in diesem Spiel vor. Boateng, der zwar 100 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen hatte, rückte aus dem defensiven Mittelfeld ins Abwehrzentrum und tauschte mit Martínez die Positionen. Boateng war vorher in den ersten 20 Minuten nicht so gut eingebunden gewesen und fand nicht die passenden Räume. Im Vergleich zu Vidal und Alonso hatte er deutlich weniger Ballaktionen. Ein Tausch war also die folgerichtige Entscheidung. Martínez zeigte hier einen seiner größten Vorteile: Seine Anpassungsfähigkeit. Martínez kann auch gut im engen Raum arbeiten und behält auch in unübersichtlichen Situationen besser die Übersicht. Neben seiner überragenden Volley-Torvorlage zum 2:0 gelangen ihm vier weitere Keypasses. Ein überragender Wert. Zumal er weite Teile der Partie in der Innenverteidigung absolvieren musste. In der offensiveren Rolle agierte er maximal eine halbe Stunde. Gerade seine Souveränität am Ball ist ziemlich einmalig im Kader des FC Bayern. Nur einen Ball verlor Martínez in der gesamten Partie. Hinzu kamen 94 Prozent Passquote und eine Zweikampfquote von 57 Prozent. Martínez entwickelt sich im Spätherbst immer mehr zum wichtigen Eckpfeiler in der Mannschaft — und das in verschiedenen Rollen. Zum einen im Abwehrzentrum, da Benatia noch nicht vollends fit und Boateng immer wieder kleinere Probleme hat. Zum anderen im Mittelfeld als Ersatzspieler für Thiago und Götze, die beide aufgrund von Verletzungen ebenfalls nicht mitwirken können.
2. Gegenpressing als Erfolgsgrundlage
Die relativ hohe Positionierung von Boateng und Martínez sowie Vidals Anordnung auf der Höhe von Alonso ergab interessante Möglichkeiten beim Gegenpressing. Gerade am Anfang der zweiten Halbzeit, als die Münchner ihre beste Phase hatten, war das Pressing die Grundlage dieses Erfolges. Namentlich Vidal, Martínez und Alonso erzwangen immer wieder durch eine hohe Positionierung und gutes Anlaufen Fehler bei der Hertha im Spielaufbau — auch begünstigt durch gutes Zustellen der Lauf- und Passwege der gegnerischen Mannschaft durch Coman, Müller und Lewandowski. Wenn der Ball nicht direkt im Zweikampf gewonnen wurde, war es zumindest indirekt der Fall, da Hertha den Ball ins Aus spielen musste. Am Ende der Partie hatten die Münchner 56 Prozent der Zweikämpfe gewonnen. Hertha kam erst in der 77. Minute zum ersten nennenswerten Torschuss, da Kontersituationen durch die Hertha durch das Pressing der Münchner unterbunden wurden. Hier erwies sich die Fünferkette der Berliner als Nachteil, da viele Spieler nicht als Anspielstation zur Verfügung standen und gerade die Außenpositionen nicht ausreichend genug besetzt wurden. Zugleich war es dadurch für die Münchner einfacher, die Bälle zu erobern, was in den meisten Fällen gelang.
3. Unheimlicher Müller
Thomas Müller hat sein Spiel in den letzten Wochen und Monaten nochmals auf eine neue Stufe gehoben. Dies geht und ging durch die herausragende Trefferquote von Lewandowski und der extrem aggressiven Spielweise von Douglas Costa, Kingsley Coman und Arjen Robben etwas unter. Der Führungstreffer von Müller war im 20. Pflichtspiel der 20. Treffer. Wie bereits erwähnt konnte Müller bereits am 14. Spieltag seinen bisherigen Hausrekord an erzielten Toren in der Bundesliga egalisieren. Zu den 20 Treffern kommen weitere fünf Assists. Müller ist eine tragende Säule im Offensivspiel des FC Bayern und ist in allen Spielen konstant da. Nur in vier Startelfeinsätzen war er nicht direkt an einem Tor beteiligt. Müller profitiert dabei von einer gesteigerten Präsenz auf dem Platz. Dies lies sich auch diese Woche wieder beobachten. Müller nimmt sich keine Pausen, selbst wenn nicht alle Szenen und Momente von Erfolg gekrönt sind, so ist er doch immer ein ständiger Unruheherd. Er wartet nicht auf die drei oder vier Aktionen im Spiel, die ihm wohmöglich zufallen. Hierbei kommt ihm auch die Positionierung neben Lewa bzw. im Zehneraum zugute. Müller verschiebt mal auf die Außenbahn, kann aber genauso in die Spitze stoßen und durch seine Laufwege Gegenspieler binden. Gerade gegen tiefstehende Gegner ist er aus der Mannschaft nicht wegzudenken. Gegen Bremen, Köln, Arsenal und Hertha BSC brachte er durch Tore und/oder Torvorlagen die Bayern trotz immenser Anpassungsschwierigkeiten auf die Siegerstraße. Diese Variabilität gepaart mit den anderen Offensivspielern macht den FC Bayern München im Gesamten weniger ausrechenbar.
FC BAYERN – HERTHA BSC 2:0 (2:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Lahm, Martínez, Benatia, Rafinha – Boateng (66. Rode), Alonso, Vidal (84. Badstuber) – Müller, Lewandowski, Coman |
Bank | Ulreich, Kirchhoff, Weihrauch, Pantovic |
Hertha BSC | Jarstein – Regäsel, Langkamp, Lustenberger, Brooks, Plattenhardt – Haraguchi, Skjelbred (56. Cigerci), Darida (72. Stocker), Kalou – Ibisevic (56. Baumjohann) |
Tore | 1:0 Müller (34.), 2:0 Coman (41.) |
Karten | Gelb: – / Langkamp, Skjelbred, Ibisevic |
Schiedsrichter | Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) |
Zuschauer | 75.000 |