FC Bayern Amateure – TSV 1860 München 0:0
Falls Ihr es verpasst habt
Bereits kurz nach Anstoß musste Schiedsrichter Peter Sippel den Sonntagskick bereits wieder unterbrechen, da im Kreise der roten Anhängerschaft zahlreiche Bengalos gezündet wurden. Nach Wiederanpfiff waren es allerdings klar die Blauen, die ein Feuerwerk abfackelten. Sie spielten mit viel Biss und Präsenz, gingen mit hoher Abwehrlinie ins Pressing, ließen die Roten nicht ins Spiel finden und kreierten eine Vielzahl an sehenswerten Chancen. Andermatt zog einen Freistoß knapp vorbei, Karger und Mvibudulu machten über rechts mächtig Betrieb, während die Bayern meist nur zur nächsten Ecke klären konnten.
Sowohl Daniel Bierofka, der zu Beginn des Jahres Torsten Fröhling als Trainer der zweiten Mannschaft des TSV ersetzte, als auch Heiko Vogel, der auf der Seite der Roten die Nachfolge von Erik ten Hag angetreten hatte, schickten ihre Teams mit einer 4-3-3-Grundformation in die Partie. Während Sechzig auf ein flaches Band im Mittelfeld bestehend aus Hürzeler links, Andermatt rechts und Taffertshofer in der Mitte setzte, traten die Bayern gestaffelter auf. Gaudino und Basta wechselten sich auf der tiefen Sechserposition ab, während der jeweils andere die Doppelacht mit Fabian Benko bekleidete. Julian Green startete auf der linken, Patrick Weihrauch auf der rechten Außenstürmerposition und Karl-Heinz Lappe gab den zentralen Strafraumstürmer. In der Defensive vor Ersatzkeeper Andreas Rössl, der gerade zu Beginn einige Unsicherheiten zeigte, sich aber zum Punktgaranten der Partie steigern konnte, liefen Korbinian Burger und Matthias Strohmaier in der Innenverteidigung sowie Philipp Steinhart und Felix Pohl als Außenverteidiger auf.
Zunächst spielte aber ausschließlich der TSV, ohne jedoch den Ball im Tor unterbringen zu können. Die Roten schwammen und bekamen mit den Ansätzen ihres „Pressings“ in Form eines 5-4-1, bei dem ausschließlich Lappe vorn etwas Druck auf den Spielaufbau auszuüben versuchte, die Blauen nicht zu fassen. Zur Mitte der ersten Halbzeit konnten sich dann auch die Bayern hier und da einige Spielanteile erarbeiten. Gaudino war durchaus gewillt, als weiträumiger, passsicherer Führungsspieler im Mittelfeld mit gutem Beispiel voranzugehen, auch Green zeigte passable Ansätze, seine Schnelligkeit auf der linken Seite auszuspielen, konnte einige Male durchbrechen und zumindest Ecken rausholen. Sein Pendant auf der rechten Außenbahn des TSV, Stephané Mvibudulu, versprühte aber wesentlich mehr Torgefahr. Das 4-1-2-3-Pressing der Blauen ließ die Bayern-Amateure kaum geordnet über die Mittellinie kommen, während diese mit ihren Versuchen, den TSV auf einer Seite zu isolieren meist scheiterten, da sich die Blauen jeweils doch noch durch eine Lücke und gute Ballbehandlung zu befreien schafften. Torchancen gab es in Halbzeit 1 für die Bayern so gut wie keine. Benko zog kurz vor der Pause aus zentraler Position gut dreißig Meter vor dem Tor ab. Der Ball senkte sich hinter Torhüter Netolitzky, prallte im Anschluss allerdings an der Latte ab.
Im Anschluss tat sich Pohl mit einer missglückten Rettungstat beim Konter der Löwen hervor, indem er den durchgebrochenen Stürmer als (scheinbar) letzter Mann kurz vor dem Sechzehner von den Socken holte und Rot sah. Der Freistoß ging zweimal in die Mauer und auch die dritte daraus resultierende Möglichkeit — Mvibudulu zeigte ein gutes Dribbling rechts im Sechzehner und konnte den Ball in die Mitte durchstecken — verzog Karger aus Rücklage knapp drüber. Im Gegenzug erspielten sich die Bayern eine ihrer raren Möglichkeiten für einen Treffer. Lappe setzte zentral vorm Strafraum Basta sehenswert per Lupfer auf Halbrechts ein, doch der scheiterte am blauen Keeper. Green konnte nochmal eine Ecke rausholen, doch auch Weihrauch vergab seine Gelegenheit. So ging es für die Bayern zwar ohne Gegentreffer mit 0:0, aber auch auf zehn Spieler dezimiert in die Kabine.
Im zweiten Durchgang ersetzte Günzel Benko, der aufgrund der Unterzahl für die Stärkung der Defensive geopfert wurde, und ging auf die rechte Außenverteidigerposition eines 4-4-1. Weihrauch übernahm dafür die rechte Offensivseite, bis er zum Ende der Partie durch Pantovic ausgewechselt wurde, der nach links vorne ging. Green kam fortan über rechts. Wieder erspielte sich vor allem der TSV die Chancen. Auf der Seite der Bayern war es Steinhart, der sich hin und wieder mit vertikalen Läufen in der Zentrale bemerkbar machte und das Offensivspiel der Roten antrieb, während Sechzig zwar weiterhin feldüberlegen war, aber zusehends am eigenen Unvermögen, den Führungstreffer zu markieren, zu verzweifeln drohte. In der letzten Viertelstunde folgte eine entschlossene Schlussoffensive der Blauen. Der eingewechselte Florian Pieper scheiterte am glänzend parierenden Rössl. Nach einer Möglichkeit von Green spielte Sechzig den Konter mustergültig aus, doch Pieper scheiterte erneut und schoss knapp links am Tor vorbei. Es folgte eine weitere Großtat von Rössl, der dem wunderschön von Helmbrecht eingesetzten Marton die Tour vermasselte, indem er den Ball noch auf dessen Fuß unter seinem Körper begrub. Die Blauen stürmten noch ein, zwei Mal energisch durch den Strafraum und sogar den Fünfmeterraum der Roten an, der Siegtreffer gelang ihnen nicht mehr.
3 Dinge, die auffielen
1. Kein Biss, kein Zugriff
Zwar hatten die Bayern mit Blick auf die Karten eine intensive Partie geführt, doch der Schein trügt vor allem mit Blick auf die erste Hälfte. Einzig die gelbe Karte von Basta trägt das Attribut „Zeichen setzen“, der Rest kam eher durch Trikotzupfer und schlechtes Timing zustande. Sechzig hatte über weite Strecken der Partie mehr Biss und gut koordinierte Laufbereitschaft gezeigt, die ihnen zu Überzahl in allen Zonen des Feldes verhalf, während die Roten etwas wirr und beeindruckt hinterherliefen. Ein eigenes Pressing wurde nicht ernsthaft probiert und einmal in Schwung gekommen waren die Blauen nur schwer zu stoppen. Das Team von Heiko Vogel zeigte, besonders als man noch vollzählig war, eine schwache Leistung und hat sich offenbar noch nicht gefunden. Automatismen in den Pass- und Laufwegen, die für Seitenwechsel, das Bespielen der Mitte und der Halbräume und ein geordnetes Eindringen ins Mittelfeld hätten sorgen können — vom Angriffsdrittel ganz zu schweigen — scheinen noch nicht eingetaktet, so wie sich das ganz Team anscheinend erst noch finden und in den Rhythmus kommen muss.
2. Technische Fehler
Was die Dynamik bei diesem Spiel immer wieder unterbrach und den Blauen leichte Ballgewinne bescherte, waren unpräzise, schwer zu erreichende oder zu verarbeitende Pässe einerseits sowie eine schlechte Ballbehandlung in der Ballannahme anderseits. Mit den daraus resultierenden Ballverlusten konnte man nie über eine längere Zeit für Entlastung und den Aufbau der eigenen Ballzirkulation sorgen. Für ein zupackendes Gegenpressing, mit dem man die Bälle hätte wieder einsammeln können, stand man häufig zu isoliert. Vielmehr musste man so kräftezehrend den Aktionen des TSV hinterherlaufen, was in Unterzahl umso schwerer wurde.
3. Sechzig in Überzahl zu doof nicht clever genug
Aus dieser Perspektive ist ein Punktgewinn zu zehnt das Optimum. Bayern hätte einen verdienten Verlierer abgegeben, konnte auch aufgrund eines sich immer mehr steigernden Rössl im eigenen Kasten den Punkt aber festhalten. Aus der spielerischen und numerischen Überlegenheit hätte das Team von Bierofka aber klar einen Sieg erspielen müssen. Die schluderige Chancenverwertung der Blauen ist ein Geschenk, das wir an einem solchen Tag gerne annehmen. Danke TSV.
FC Bayern Amateure – TSV 1860 II 0:0 | |
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FC Bayern München | Rössl – Steinhart, Burger, Strohmaier, Pohl – Basta, Gaudino (59. Bösel), Benko (46. Günzel) – Green, Weihrauch (81. Pantovic), Lappe |
TSV 1860 II | Netolitzky – Yegenoglu, Kokocinski, Weber, Scheidl – Hürzeler (70. Marton), Taffertshofer, Andermatt – Helmbrecht, Mvibudulu (54. Pieper), Karger |
Tore | – |
Karten | Gelb: Taffertshofer (23.), Helmbrecht (73.) / Gaudino (6.), Basta (20.), Strohmaier (45.), Lappe (78.), Green (83.); Rot: – / Pohl (43.) |
Schiedsrichter | Peter Sippel (München) |
Zuschauer | 1.1358 |