Alaba & Gaudino: Die neue Mitte?
Die beiden Mittelfeldspieler im Statistik-Vergleich (Daten von Bundesliga.de und whoscored.com):
Name | erfolgreiche Pässe | erfolgreiche Zweikämpfe | Laufleistung | Torschussbeteiligungen | Abgefangene Bälle |
---|---|---|---|---|---|
Gianluca Gaudino | 57/59 | 4/11 | 12,93 | 1 | 0 |
David Alaba | 74/81 | 12/20 | 11,8 | 2 | 3 |
Auffällig war, dass Gaudino über weite Strecken der Partie die Hauptlast im Spielaufbau trug. Immer wieder kippte der junge Deutsche zwischen die Dreier- bzw. später Viererkette ab und organisierte von hinten den Spielaufbau. Auch Alaba war gerade in den ersten 20-30 Minuten häufig sehr weit hinten zu finden und bemühte sich um Unterstützung. Optimal war das nicht, weil dadurch die Verbindung nach vorn durch das Zentrum nicht gut gelang. Auch das war ein Grund dafür, dass am Ende 42% der Angriffe über die rechte Seite liefen (33% Mitte, 25% linke Seite) wo Lahm und Robben ordentlich Betrieb machten. Erst im Verlauf der Partie wurde die Staffelung von Alaba und Gaudino besser. Die Wirkung der beiden in Richtung Tor war trotzdem insgesamt gering. Gaudino bereitete mit einer schönen Halbfeldflanke eine Chance von Lewandowski vor und war mit einem Hockey-Assist am 1:0 zumindest mitbeteiligt. Alaba versuchte es einige Male mit Durchsteckern im 10er-Raum, die aber häufig wirkungslos blieben. Nur 15 erfolgreiche Pässe spielten beide gemeinsam im vorderen Spielfelddrittel. Besonders durschlagskräftig ist das nicht. Gerade Alaba muss sich hier steigern.
Klar war derweil auch die Aufteilung der Beiden im Spiel gegen den Ball. Alaba agierte im Gegenpressing als unterstützender Zentrumsspieler und versuchte nach Ballverlust häufig sehr aggressiv ins Gegenpressing zu gehen. Gaudino spielte hier zurückhaltener und beschränkte sich auf eine unterstützende/aufnehmende Rolle wenn die erste Pressinglinie durchs Zentrum überwunden wurde. Gut möglich, dass Guardiola seinen Youngster bewusst ein wenig versteckte im Spiel gegen den Ball. Hier hat er gewiss noch den größten Steigerungsbedarf.
Guardiola braucht wie erwähnt eine Lösung für sein Mittelfeldzentrum – mindestens bis mit der Rückkehr von Thiago und Schweinsteiger die Auswahl wieder deutlich größer wird. Ich bin noch nicht überzeugt, ob die Kombination Alaba/Gaudino diese Lösung ist. Es hat gewisse Vorteile gerade im Bezug auf die Passwinkel im Zentrum mit einem Rechts- und einem Linksfuß zu agieren. Bayern praktizierte das zuletzt in der zweiten Hitzfeld-Ära mit van Bommel und Zé Roberto. Trotzdem bleibt fraglich, ob der zuweilen etwas hektische Alaba die optimale Ergänzung zum spielerisch starken, aber unerfahrenen Gaudino ist. Gut möglich, dass wir schon am kommenden Samstag bei angeschlagenen Schalkern eine andere Kombination sehen. Mit der Rückkehr von Boateng wäre eine echte Dreierkette möglich. Lahm könnte so wieder frei werden fürs Mittelfeldzentrum. Auch Sebastian Rode hat durch starke Leistungen in der Vorbereitungen und einem engagierten Kurzeinsatz gegen Wolfsburg Ansprüche angemeldet. Er wäre mit seiner Giftigkeit gegen den Ball und seiner Zweikampfstärke ohnehin eine passende Ergänzung für alle in Frage kommenden Zentrumsspieler. Hinzu kommt, dass die freie Rolle auf Linksaußen, wie sie gegen Wolfsburg von Bernat ausgefüllt wurde, eigentlich wie gemacht ist für Alaba, der hier seine ganze Klasse und Dynamik ausspielen und für ordentlich Druck über den Flügel sorgen könnte. Auch Højbjerg wäre eine weitere theoretische Option für das Zentrum.
Möglichkeiten gibt es also trotz der Verletztenmisere genug. Guardiola wird an der richtigen Kombination arbeiten müssen. Vor allem dann wenn er Gaudino weitere Bewährungsproben ermöglichen will. Die Suche nach einer neuen Mitte wird dabei zu einer der wichtigsten Aufgaben für den Coach in der sensiblen ersten Saisonphase der neuen Spielzeit. Die Kombination Alaba und Gaudino kann dabei eine Antwort sein. Ob sie die richtige ist, bleibt noch abzuwarten.