FC Bayern München – SC Freiburg 2:0 (1:0)
Die letzten elf Heimspiele gegen den SC Freiburg konnten die Bayern allesamt gewinnen. Mit bislang 39 Punkten bei einem Torverhältnis von 37:3 ging der Herbstmeister als klarer Favorit in sein letztes Heimspiel 2014 in der Allianz Arena. Zum Vergleich: Freiburg stand mit nur einem Punkt mehr da als der letztplatzierte VfB und klopft auf Rang 15 schon bedrohlich hörbar an der Abstiegstür. Mit 14 Punkten und einem Torverhältnis von 15:21 war man vor der Partie in fast derselben Situation wie der BVB, nur dass die Freiburger ein Gegentor weniger kassiert hatten. Nur zweimal konnte der SC in den 15 Spielen der aktuellen Saison gewinnen, verlor allerdings auch nur fünf davon. Achtmal konnte man dem Gegner ein Unentschieden abtrotzen, so dass die Breisgauer insgesamt zehn Male ungeschlagen blieben. Wenn der SC traf, dann meist aus Standardsituationen heraus. Aus dem Spiel wurde Freiburg dagegen selten gefährlich. Der FCB war also gewarnt, hatte aber bei Abrufen der eigenen Klasse keine massiven Probleme zu befürchten.
Falls Ihr es verpasst habt
Während bei den Bayern lediglich die Langzeitverletzten fehlten — Xabi Alonso konnte trotz Erkältung eingesetzt werden, musste Freiburgs Trainer Christian Streich auf Vladimir Darida aufgrund einer Rippenprellung sowie auf Jonathan Schmid verzichten, der sich mit Problemen an der Patellasehne plagte. Dafür kamen Oliver Sorg, Pavel Krmas und Julian Schuster in die Mannschaft. Sorg musste jedoch bereits kurz nach Wiederanpfiff das Spielfeld räumen. Für ihn kam der etatmäßige Rechtsverteidiger Mensur Mujdža auf die gegenüberliegende Position.
In seinem 50. Spiel als Bundesligatrainer gönnte Pep Guardiola Jerome Boateng eine Verschnaufpause und rotierte Dante neben Medhi Benatia in die Innenverteidigung. In der 4-1-4-1-Formation liefen darüber hinaus Juan Bernat und Rafinha als Außenverteidiger und Xabi Alonso als alleiniger Sechser auf. Davor schickte Guardiola die offensiv wohl stärkst mögliche Mannschaft aufs Feld: die Flügelzange aus Franck Ribery und Arjen Robben, Götze und Müller als Achter und Lewandowski im Sturmzentrum. Doch schon nach 35 Minuten signalisierte Benatia Probleme in der Leiste und wechselte sich aus. Für Boateng gab es daher doch noch einen außerplanmäßigen Arbeitseinsatz. Zudem war Schuster kurz darauf Lewandowski in die Achillesferse gesprungen, so dass der Pole zur zweiten Halbzeit für Bastian Schweinsteiger ausgewechselt wurde. Auch der dritte Wechsel war nicht der Taktik geschuldet. Nach einer Stunde musste Alonso ebenfalls angeschlagen raus. Für ihn kam Xherdan Shaqiri.
Dortmund, Gladbach oder Augsburg hatten es gegen die Bayern mit intensivem Pressing versucht und viele Gegner, die das Ergebnis lange offen gestalten konnten, brachen in der Schlussphase konditionell ein und kassierten doch noch eine Klatsche wie zuletzt der FCA. Freiburg ging die Aufgabe gänzlich anders an. Streich formierte seine Mannen in einem 5-4-1 System, in dem teilweise drei Innenverteidiger in der letzten Linie aufliefen und lediglich Admir Mehmedi als einsame Spitze einen offensiven Part übernahm. So wollte Streich eine Hetzjagd über den gesamten Platz und die damit einhergehende Verausgabung vermeiden. Stattdessen formierte sich Freiburg maximal defensiv, hielt die Positionen diszipliniert und verschob wenig aggressiv zum Ball. Die wenigen Vorstöße bestanden meist aus Kontern, die seltenen geordneten Angriffe trug Freiburg im 4-4-2 vor.
Bayern versuchte, die Abwehrriegel mit direktem, vertikalen Passspiel und vielen Doppelpässen zu attackieren und so zu Raumgewinnen und Torchancen zu kommen. Keinesfalls wollte man um die Freiburger Formation herum spielen oder sie herauslocken — sondern geradewegs mittendurch. Auf diese Weise überzeugten die Roten mit vielen sehenswerten Kombinationen und einer Unzahl an Torabschlüssen. Am Ende standen 31 zu 2 Torschüsse zu Buche. Gerade zu Beginn der Partie griffen die Bayern konsequent an, ließen die Bemühungen zwischendurch etwas abflachen und zogen kurz vor der Halbzeitpause nochmal deutlich an. Ein langer Lupfpass von Alonso findet Riberys Kopf im Sechzehner, der legt quer auf Robben und der köpft zum hochverdienten 1:0 ein. Es war der 100. Pflichtspieltreffer des Holländers im Trikot des FC Bayern.
In der zweiten Halbzeit blieb Streichs Mannschaft seiner Formation treu. Bayern stellte nach dem Wechsel Schweinsteiger für Lewandowski etwas um. Müller ging in die Spitze, Schweinsteiger war neben Alonso der deutlich offensivere Sechser und stieß ein ums andere Mal bis zum Strafraum vor. Erst als Shaqiri für Alonso kam, verteilten sich die Rollen neu, Schweinsteiger reihte sich weiter hinten ein und streute ein paar feine Ballgewinne in sein Spiel.
Am Verlauf des Spiels änderte all das nichts. Bereits in der 48. Minute lupfte Bernat sich den Ball im Strafraum selbst zu und touchierte mit seinem Schuss die Latte. Müller verwertete den Abpraller bei Gefährdung seines Augenlichts mit dem Kopf: 2:0. In der Schlussviertelstunde nahm Bayern den Druck etwas vom Kessel, ohne aber aufzuhören, schönen Fußball zu zeigen.
3 Dinge, die auffielen
1. Robben in der Form seines Lebens
Achtmal setzte Robben einen Schuss Richtung Tor ab, viermal brachte er den Ball auf den Kasten und erzielte einen Treffer. Vier entscheidende Pässe brachte er zum Mitspieler bei einer Passquote von 84,4 % — eine herausragende Quote, wenn man bedenkt, dass Robben gefühlt an den meisten Risikopässen auf engstem Raum inklusive Doppelpässen beteiligt war und er die Mannschaft permanent antrieb. Er scheint vor Spielfreude seit Wochen schier zu platzen und war der entscheidende Mann auf dem Platz. Diese Leistung krönte er mit seinem Jubiläumstor.
2. Geballte Offensive
Man könnte fragen, was den Bayern anderes übrig bliebe, als permanent auf das Tor von Bürki anzustürmen, wenn sich der Gegner selbst großenteils aus der aktiven Spielgestaltung raushält. Dennoch sind 31 Torabschlüsse eine Ansage. Es ist allein Schlussmann Roman Bürki zu verdanken, dass Freiburg nicht sang- und klanglos ersoff in der Torschussschwemme der Roten. Nach Robben brachte Bernat die nächstmeisten Schüsse aufs Tor, nämlich drei von fünfen— leider im wahrsten Sinne des Wortes: zweimal traf er Aluminium. Aber auch Müller (6 Torschüsse/ 2 Schüsse aufs Tor/ 1 Tor), Ribery (3), Dante und Boateng per Kopf (jeweils 2/1), Shaqiri (2/0), Alonso mit seinem Distanzstrahl, Götze (jeweils 1/1) und Lewandowski (1) schlossen die Angriffe mit aussichtsreichen Schüssen ab. In der Defensive ließ man dagegen erneut nichts anbrennen und übertraf den Stuttgarter Rekord von lediglich vier Gegentoren nach 16 Spielen, denn Manuel Neuer musste sich erst dreimal in der laufenden Saison geschlagen geben.
3. Ribery ohne Angst vor der Mitte des Spielfelds
In letzter Zeit war viel über das Positionsspiel Guardiolas zu lesen, das das formative System fast hinfällig macht und durch dynamisches Besetzen der entscheidenden Räume ersetzt. In „Herr Guardiola“ gab der Bayern-Coach zudem den Einblick, dass er einen Weltklassemann, wie es Ribery ist, als Kreidespieler an der Außenlinie etwas verschenkt sieht. Doch die ersten Versuche, ihn als falschen Neuner einzubinden, schlugen fehl. Mittlerweile sieht man Robben, aber insbesondere auch Ribery häufig die Weiten des gesamten Spielfelds nutzen. Inzwischen scheint sich Ribery mit dem permanenten Rochieren nicht nur angefreundet zu haben, sondern sich damit komplett wohlzufühlen. Mit dieser Variabilität ist er für den Gegner noch gefährlicher und für den FC Bayern noch wertvoller.
Funfact: Freiburg hielt sich nicht nur offensiv, sondern auch defensiv weitgehend aus der Partie heraus. Bei all der Adventsstimmung wurden im ganzen Duell nur acht Fouls registriert. Eines davon war erneut ein unnötiges Einsteigen von Benatia, der sich wieder eine Karte abholte und in dieser Hinsicht klar an seiner Entscheidungsfindung zu arbeiten hat. Bislang war der Mindestwert an Fouls seit Beginn der Erfassung zwölf gewesen. Wir sahen also die fairste (dokumentierte) Bundesligapartie aller Zeiten.
FC Bayern – SC Freiburg 2:0 (1:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Bernat, Dante, Benatia (39. Boateng), Rafinha – Alonso (60. Shaqiri) – Ribery, Götze, Müller, Robben – Lewandowski (46. Schweinsteiger) |
Bank | Reina, Gaudino, Højbjerg, Rode |
SC Freiburg | Bürki – Sorg (47. Mujdza), Kempf, Krmas (72. Jullien), Torrejón, Riether – Günter, Höfler, Schuster, Klaus (51. Kerk), Mehmedi (75. name) |
Tore | 1:0 Robben (41.), 2:0 Müller (48.) |
Karten | Gelb: name (61.) |
Schiedsrichter | Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) |
Zuschauer | 71.000 (ausverkauft) |