Rot-Weißes Round-Up: Franz Beckenbauer
Geboren 1945 in Giesing kam Beckenbauer 1959, als 14-Jähriger, vom SC 1906 München in die Jugendabteilung des FC Bayern. Fünf Jahre lang dauerte es – und mit der ersten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte begann auch die Zeit, die Franz als weltbester Libero prägen sollte. 427 Spiele, 4 Meisterschaften, 4 Pokalsiege und 3 Europapokal-Titel: Eine Bilanz, die kaum ein anderer jemals aktiver Fußballprofi im Verein aufweisen kann. Dazu kommt noch der EM- (1972) und WM-Titel (1974) mit der Nationalmannschaft. Nach insgesamt 17 Jahren aktiver FC Bayern-Zeit wagte Beckenbauer das Abenteuer USA und wechselte zu New York Cosmos, wo er unter anderem mit Pele und Carlos Alberto dem Fußball zum Aufleben verhelfen wollte. Auch dem HSV stattete er von 1980-82 einen Gastbesuch ab, bevor er, erneut in New York, seine aktive Karriere im Jahr 1984 beendete.
Nur wenige Monate später sprang Beckenbauer in die Bresche und wurde Teamchef der deutschen Nationalmannschaft. Andere Rolle, aber am Ende ähnlicher, großer Erfolg: Nach sechs Jahren „Ära Beckenbauer“ stand der dritte WM-Titel. Es schien, dass alles, was Beckenbauer anfasste, im Erfolg endete – auch wenn seine Zeit als Teamchef ebenso von viel Kritik geprägt war. Vor allem nach dem 4-Länder-Turnier 1988 hagelte es Bemerkungen von seinem ehemaligen Kollegen Paul Breitner und von Fußballgröße Udo Lattek: Beckenbauers autoritärer Stil käme bei den Spielern nicht an, er gäbe ihnen das Gefühl, er sei allmächtig. Überhaupt, auch in seiner späteren Zeit als Funktionär beim FC Bayern (egal ob Trainer, Präsident, Ehrenpräsident oder, seit kurzem, als Botschafter), war Beckenbauer vielfach das Sprachrohr der Kritik. Und diese Kritik war sowohl bei den Fans, als auch im Verein selber, nicht immer erwünscht und willkommen.
Ebenso kritisch wird stets auch Beckenbauers Rolle als Sportpolitiker gesehen. Sicherlich, die WM 2006 nach Deutschland zu holen und damit das Image des deutschen Fußballs in der Welt zu verändern, war zu einem Großteil sein Verdienst. Doch ebenso oft, wie er für seine Verdienste rund um das Turnier gelobt wird, munkelt man auch über Absprachen und Zahlungen im Hintergrund. Auch wenn diese nie bestätigt werden konnten, gerade durch seine Nähe zum Weltverband FIFA, bei dem er bis 2011 als Mitglied des Exekutivkomitees tätig war, ranken sich um die Person Beckenbauer stets auch Gerüchte um Korruption und beeinflusste Entscheidungen.
Bei all dem steht jedoch fest: Für den Kaiser, wie Beckenbauer seit einer Fotosession in Wien 1968, als er neben einer Statue von Kaiser Franz-Joseph posierte, genannt wird, hat den FC Bayern im Blut und lebt ihn. Auch wenn seine Aussagen zu Themen hier und da fraglich und nicht gerade zielführend sind: Sie zeigen, dass, auch wenn er keine große, aktive Rolle mehr im Verein spielt, der Münchner Klub ihn nicht loslässt. Alles gute nachträglich, lieber Franz!
Dante mit Kampfansage bei Sky
Lange war es ruhig geworden um Dante. Nach der für ihn mehr als enttäuschenden Weltmeisterschaft sah ihn die Mehrheit der Experten am Abstellgleis – nicht ganz zu Unrecht, vermutlich. Erst jetzt, durch den Ausfall Javi Martinez, ergeben sich wieder Chancen für den Wuschelkopf. Im Interview mit Sky äußert der Innenverteidiger sich jetzt kämpferisch. Mit Medhi Benatia steht ein bärenstarker Konkurrent in den Startlöchern, wird aber wohl noch einige Wochen benötigen, um seine Form zu finden. Die Chance für Dante, Guardiola zu zeigen: Ich kann mich verbessern und auf die Forderungen eingehen.
Rummenigge provoziert im Stadionmagazin
Er legt sich mit der UEFA an, mit der FIFA, mit dem BVB – und jetzt auch mit der deutschen Presse. Im Eröffnungsbrief im Stadionmagazin des FC Bayern äußert sich der Vorstandsvorsitzende zu der in den vergangenen Wochen laut gewordenen Kritik, der FC Bayern sei „zu Spanisch“. Rummenigge tendiert allerdings dazu, die von der Presse geschriebene Kritik fehlerhaft zu interpretieren. Nicht etwa die ausländischen Spieler an sich wurden kritisiert (im Gegenteil: Für den Alonso-Transfer gab es von allen Seiten Lob!), sondern das möglicherweise fehlende Gegengewicht zum spanischen Trainer Guardiola, wie der Focus richtig erkennt. Ob der Ansatz, bzw. die These, zu viele Spanier (5 an der Zahl; Reina, Martinez, Thiago, Bernat, Alonso) seien beim FCB zu Gange richtig und berechtigt ist, darf Rummenigge sehr wohl hinterfragen. Allerdings helfen populistische Aussagen wie „Wir distanzieren uns energisch von Rassismus und fordern und fördern Respekt“, niemandem weiter, sondern schaden vor allem dem Bild des Vereins, der so immer mehr zur allmächtigen und kritikunfähigen Moralinstanz wird.
Hopfner rechtfertigt Kroos-Transfer
Gegenüber dem „Kicker“ äußerte sich Präsident Karl Hopfner am Donnerstag erneut zum Transfer von Toni Kroos. Wie gedacht war vor allem der finanzielle Aspekt entscheidend. „Der Spieler wollte nicht verlängern, und wäre 2015 ablösefrei gewesen, deshalb war eine vorzeitige Trennung die richtige Lösung“, so Hopfner im Wortlaut. In der Tat lässt sich nur immer wieder sagen: Auch wenn der Verein momentan wirtschaftlich prosperiert – Summen wie die Ablöse von Toni Kroos darf sich ein Wirtschaftsunternehmen (und ein solches, eine AG, ist der FC Bayern München nunmal) nicht entgehen lassen. Unabhängig von der sportlichen Situation war vor allem der Zeitpunkt während bzw. kurz nach der Weltmeisterschaft ideal, um einen hohen Preis zu erzielen.
Personalsituation vor dem Heimspiel gegen den VFB
Alles andere als einfach gestaltet sich die personelle Situation vor dem 3. Spieltag in der Bundesliga. In allen Mannschaftsteilen fehlen wichtige Akteure, unter anderem SPOX fasst zusammen:
- Abwehr: Javi Martinez ist im Moment nur Beobachter beim Training, frisch und erfolgreich operiert sucht er sich lieber Vorbilder in anderen Sportarten. Rafinha ist zwar wieder im Mannschaftstraining, das Spiel am Samstag kommt allerdings zu früh für den Außenverteidiger, der ohnehin um seinen Platz in der Startelf kämpfen muss. Ähnlich verhält es sich bei Neuzugang Benatia, der zwar mit Dante und/oder Badstuber zusammen gegen den VfB spielen könnte – allerdings ist die Frage „Wie?“ nach nur einer Trainingswoche nicht zu beantworten.
- Mittelfeld: Thiago und Schweinsteiger heißen die Sorgenkinder. Beim Spanier spricht man mittlerweile sogar von weiteren bis zu zwei Monaten, bei Schweinsteiger, der sich zuletzt in New York aufhielt (wen die neue Freundin Ana Ivanovic interessiert, der möge die bunten Blätter aufschlagen), handelt es sich wohl um einige weitere Wochen. Die Aussagen zu Xabi Alonso waren zuletzt widersprüchlich. Meldungen, er könne zur Zeit „nur geradeaus laufen“, scheinen sich (wie in den Kommentaren dankenswerterweise berichtigt) nicht zu bestätigen. Es hapert aber am Sprunggelenk. Einsatz am Samstag? Tendenz eher unwahrscheinlich. Wir vergessen auch Mitchell Weiser nicht, der nach seinem Syndesmosebandriss wieder ins Lauftraining eingestiegen ist.
- Sturm: Arjen Robben und Franck Ribery sind beide auf jeden Fall nicht bei 100 Prozent – werden aber wohl im Kader stehen am Wochenende. Zumindest einer von beiden wird wohl in der Startelf stehen.