Schalke 04 – FC Bayern München 1:1 (0:1)
Falls ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola musste einige Umstellungen vornehmen. Arjen Robben fehlte aufgrund einer Verletzung, für ihn rückte Xherdan Shaqiri in die Mannschaft. Weiterhin durfte Jerome Boateng nach abgelaufener Sperre wieder mitwirken. Für ihn nahm Juan Bernat zunächst auf der Bank platz. Der große Jubel gehörte allerdings Xabi Alonso. Er spielte für den jungen Gianluca Gaudino – es wurde also die Erfahrung vor der Jugend vorgezogen. Alonso hat bis dato noch kein Training beim FC Bayern absolviert und saß diese Woche überwiegend im Flugzeug. Einzig ein paar Minuten Anschwitzen gönnte ihm Pep Guardiola, bevor er den Mittelfeldstrategen ins kalte Wasser warf.
Der FC Bayern begann die Partie zunächst forsch und äußerst druckvoll im bekannten Grundsystem 3-4-3 System mit einem sehr aggressiven Pressing. Dadurch veränderte sich die Positionierung vieler Spieler und System war phasenweise ein 2-3-3-2. Schalke hatte in den ersten 20 Minuten große Mühe sich auf dieses Spiel einzustellen. Beim FC Bayern verschob meist Rode nach vorne und attackierte den ballführenden Schalker – unterschützt wurde er dabei von der Offensivreihe bzw. von Alaba und Lahm. Die beiden spielten im Mittelfeld, bildeten aber situativ mit Boateng und Badstuber eine Kette, wurde das Bayernmittelfeld doch mal überspielt. So ergab sich teilweise auch eine Viererkette oder, in Einzelfällen, eine Fünferkette.
Der FC Bayern erspielte sich bereits in der Anfangsphase eine Großchance durch Müller, der scheiterte aber an Fährmann. Lewandowski hatte diese Szene wunderbar eingeleitet. In der 10. Minute gab es die beste Kombination des Spiels. Aus einem Einwurf heraus spielten Rode und Lewandowski einen Doppelpass. Rode stand frei vor dem Tor, legte im Fallen noch mal quer auf Lewandowski, der seinen ersten Pflichtspieltreffer für den FC Bayern markieren konnte (10.). Der FC Bayern konnte das angeschlagene Tempo noch gute 10-15 Minuten hoch halten, ohne sich aber weiter zwingende Chancen zu erspielen. Wenn Schalke 04 mal gefährlich werden konnte, dann durch Leichtsinnsfehler der Bayernoffensive (Shaqiri, Götze bzw. Müller). Schalke nutzte das weit aufgerückte Bayernmittelfeld und überspielte dies meist mit einem langen Diagonalball. So kam Sam in der 27. Minute zur bis dato größten Schalker Chance.
In der zweiten Halbzeit zeigte sich Schalke weiterhin druckvoller – der FC Bayern bekam im Mittelfeld nicht mehr den gewünschten Zugriff. Neuer (gegen Draxler) und Boateng gegen Choupo-Moting mussten in höchster Not klären. Nach einem Foulspiel von Alonso bekam Schalke eine der wenigen Standardsituationen. Eine Halbfeldflanke segelte lange durch den Strafraum, wurde von Santana geschickt verlängert. Alonso konnte nicht mehr klären und Höwedes erzielte (berechtigt) mit der Hand den verdienten Ausgleich.
Im Anschluss daran wurde die Partie immer zerfahrener. Schalke 04 zog sich wieder weiter zurück und bot dem FC Bayern Räume. Dieser konnte den gebotenen Platz nicht nutzen, auch weil verletzungsbedingte Wechsel taktische Optionen verhinderten. So mussten Boateng angeschlagen und Götze (nicht bei 100%) das Spielfeld verlassen, für sie kamen Dante und Bernat. Auch Alonso, der von Krämpfen geplagt war, musste relativ zeitig ausgetauscht werden. Für ihn kam Pierre Emile Højbjerg. Entscheidende Impulse konnten sie nicht mehr geben. Das Spiel endete 1:1.
3 Dinge, die auffielen:
1. Xabi Alonso – ein Mann von Welt
Würde man es nicht besser wissen, hätte man den Eindruck gehabt, Xabi Alonso spielt schon eine Ewigkeit beim FC Bayern München. Ab der ersten Minute war er Taktgeber und Spielgestalter. Vor allem in den ersten 30 Minuten verstand es Alonso immer wieder, durch geschicktes Passspiel mehrere Schalker zu umspielen, bzw. eine komplette Abwehrkette aus dem Spiel zu nehmen. Nach 45. Minuten hatte er die meisten Ballkontakte und die meisten Pässe. Sanft gestikulierte er gegenüber seinen Mitspielern. Bei einer Freistoßsituation versuchte er nachdrücklich eine Abstimmung zu finden: Hochspringen ja oder nein? Überdies zog Alonso mal geschickt das Tempo an oder versuchte es in den nötigen Situationen zu verschleppen. Als Schalke mehr Präsenz im Mittelfeld (auch durch Überhärte) bekam, verstand es Alonso sich mehr zurück fallen zu lassen und mit Dante und Boateng eine Dreierkette zu bilden. Vorher spielte meist Lahm defensiver – und war somit Teil der letzten Kette. Am Ende standen 91% Passquote und 60% gewonnene Zweikämpfe. Hinzu kamen je vier abgefangene Bälle und Klärungen. Alonso brachte also die körperliche Präsenz ins Spiel, die Gianluca Gaudino gegen Wolfsburg und Dortmund fehlte. Das ausgerechnet sein einziges Foul den Gegentreffer einleitete, soll seine Bewertung nicht schmälern. Xabi Alonso hat ohne Training eindrucksvoll gezeigt, dass er noch Spiele im Tank hat und der Mannschaft einen Takt vorgeben kann.
2. Passquote
Die schlechte Passquote im Mittelfeld machte es Schalke 04 unheimlich einfach. Oftmals passte zwar der öffnende Ball aus der Abwehr. Alonso, Boateng, Badstuber und Dante überspielten teilweise mit Leichtigkeit die erste Abwehrlinie von Schalke 04. Eigentlich wäre es jetzt ein Leichtes gewesen durch weitere Ballstafetten im Mittelfeld die weiteren Abwehrreihen von Schalke 04 auseinanderzuziehen. Doch je länger das Spiel dauerte, desto schlechter wurden die Abspiele an den Nebenmann. Oftmals musste Königsblau nicht mal viel tun, um wieder in Ballbesitz zu kommen. Es wirkte so als ließe sich der FC Bayern anstecken von der Hektik, die aufkam nach den ersten gelben Karten und harten Foulspielen von Schalke 04 bzw. von einigen kniffligen Abseitsentscheidungen durch das Schiedsrichtergespann.
Vor allem in der zweiten Halbzeit schlichen sich mehr und mehr Fehler ins Spiel ein. So hatte Sebastian Rode im Spielaufbau sieben Fehlpässe alleine in der zweiten Halbzeit. In der ersten waren es nur zwei. Die meisten davon eigentlich nur über wenige Meter. Ähnliche Werte lassen sich bei Thomas Müller ablesen – fünf Fehlpässe nach der Pause. Robert Lewandowski konnte in der zweiten Halbzeit das Spielgeschehen nicht mehr diktieren und kam nur auf 58% Passquote und wenige Ballkontakte.
In der Summe lebte das Bayernspiel der letzten Jahre immer davon, dass der Gegner mit Geduld und der nötigen Sorgfalt zurecht gelegt wurde. Auch in der letzten Saison konnten so am Ende von Spielen noch mit der nötigen Geduld Tore raus gespielt werden (Auswärts in Mainz und Stuttgart). Aktuell fehlt es der Mannschaft wohl auch an der nötigen körperlichen Konstitution, ein Spiel über 90 Minuten zu prägen. Die vielen Fehler im Aufbau hatten unterm Strich auch zur Folge, dass der FC Bayern nur 10 Torschüsse in diesem Spiel hatte – die wenigsten in der Amtszeit von Pep Guardiola. Es konnten schlichtweg aufgrund der Abspielfehler keine Torchancen kreiert werden.
3. Auch mit der Hand können Tore erzielt werden
Das Tor von Schalke 04 war der zweite Gegentreffer in dieser Saison und der zweite aus einer Standardsituation heraus erzielt. War es gegen Wolfsburg noch ein Einwurf, war es diesmal ein Freistoß aus dem Halbfeld. Aktuell fehlt hier noch die letzte mentale Präsenz und wohl die nötige Abstimmung. Zwar war das Gegentor auf Schalke und auch gegen Wolfsburg mehr eine Verkettung von unglücklichen Umständen als klar heraus gespielte Treffer. Dennoch: Beide Tore wären vermeidbar gewesen. So war auf Schalke der Ball aus dem Halbfeld lange unterwegs. Dante, erst zwei Minuten auf dem Platz, kam zu spät und konnte nicht klären. Alonso schoss infolgedessen bei der Klärung Höwedes an die Hand. Da Höwedes Hand nicht zum Ball ging und er auch nicht seine „Körperfläche“ vergrößerte, handelte es sich hierbei um einen regulären Treffer. Dieses kuriose Tor wird sicherlich ausgiebig bei den Kollegen von Collinas Erben gewürdigt werden.
FC Schalke 04 – FC Bayern 1:1 (0:1) | |
---|---|
FC Schalke 04 | Fährmann – Ayhan (76. Aogo), Santana (80. Fuchs), Matip, Höwedes – Höger, Kirchhoff (39. Neustädter) – Sam, Meyer, Draxler – Choupo-Moting |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Boateng, (60. Dante), Badstuber, Alaba – Rode, Xabi Alonso (68. Hojbjerg) – Shaqiri, Götze (57. Bernat), Müller – Lewandowski |
Bank | Reina, Gaudino, Pizarro, Green |
Tore | 0:1 Lewandowski (10.), 1:1 Höwedes (62.) |
Karten | Kirchhoff, Höger, Draxler, Sam / Rode |
Schiedsrichter | Marco Fritz (Korb) |
Zuschauer | 61.973 (ausverkauft) |