Knackpunktspiel! Berlin-Köpenick wird für den FC Bayern zum Ort der Wahrheit
Nach oben zu kommen, ist oft schwer genug. Sich dort aber zu halten, ist die größte Herausforderung, die es überhaupt gibt. Nicht umsonst gibt es nur selten Mannschaften, die den Weltfußball über mehrere Jahre dominieren.
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Die Serie des FC Bayern München, die beim 1:3 in London gegen den FC Arsenal zu Ende ging, war zweifellos beeindruckend. Sie wurde nicht nur zu Recht in höchsten Tönen besungen, sondern sie zeigte auch, was in diesem Team steckt: Qualität auf allerhöchstem Niveau und das auf nahezu allen Ebenen.
Und doch ist so eine Serie eben irgendwann vorbei. Miasanrot analysierte bereits vor Wochen, dass sich die überragenden Werte kaum bis zum Ende der Saison halten lassen würden. Jetzt aber ist der Moment gekommen, in dem sich erst wirklich zeigen wird, was die ersten Wochen und Monate dieser Saison wert sind.
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Union Berlin vs. FC Bayern: Mentale Prüfung für den FCB
Denn so beeindruckend der Saisonstart auch war: Mit jedem Sieg und mit jeder guten Leistungen steigt das Selbstvertrauen einer Mannschaft an. Oder, um es etwas plakativer zu formulieren: Wenn es läuft, dann läuft es. Dann geht ein Fernschuss von Luis Díaz eben mal in den Knick statt ans Aluminium. Dann nutzt der Gegner seine eine Chance im Umschaltverhalten mal nicht. Und dann geht der Ball in der Nachspielzeit doch noch rein.
Nicht falsch verstehen: Mit den berühmten „Dusel-Bayern“ hatte diese Serie wenig zu tun. Jeder Treffer, jeder Sieg waren harte Arbeit und es gibt keinen Anlass dazu, die vergangenen Wochen in irgendeiner Form klein zu reden. Diese Serie war für jeden Bayern-Fan und selbst für viele andere Beobachter*innen ein fußballerischer Genuss.
Aber der Fußball tickt eben anders. Die Champions League wird bekanntermaßen nicht im November oder Dezember gewonnen, aber eine Saison kann hier ihren berühmten Knacks bekommen. Das Auswärtsspiel bei Union Berlin im DFB-Pokal wird deshalb eine große Prüfung für den vermeintlich neuen FC Bayern: Ist man mental wirklich stärker als in den Vorjahren?
Video: Wie Arsenal den FCB knackte
FC Bayern: Fortschritt oder alles wie immer?
Die Kritik an einem großen Teil des Kaders hat sich über die Jahre geähnelt: Wenn es drauf ankommt, ist es vorbei mit dem sehenswerten Fußball. Nun lässt sich schwer definieren, was genau Spiele sind, wo es „drauf ankommt“. Oftmals ist diese Kritik nur ein stummer Schrei aus Frust über eine Niederlage. Aber etwas Wahrheit steckt immer drin.
Erinnern wir uns zurück an den Start von Julian Nagelsmann beim Rekordmeister: Furioser Offensivfußball, ein fluides Angriffsspiel, dynamisches Gegenpressing, zwölf Siege aus den ersten 14 Partien und nur eine sehr unglückliche Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. Aber auch deutliche Siege gegen Leipzig (4:1), Barcelona (3:0), Leverkusen (5:1) oder Benfica (4:0).
Dann aber kam die zweite Runde des DFB-Pokals. In Gladbach gingen die Bayern unter – 0:5! Ein für viele unerklärlicher Auftritt. Eine Demütigung. Vergessen waren die vielen guten Leistungen zuvor. Der erste Titel war verschenkt. Es gibt zahlreiche Argumente dafür, warum es in dieser Saison anders laufen kann und sollte. Warum diese Bayern gefestigter sind.
Union Berlin ist der bisher größte Härtetest
Aber Fakt ist: Das Auswärtsspiel bei Union bringt alles mit, was ein echter Härtetest mitbringen muss. In Berlin-Köpenick haben die Bayern zwar noch nicht verloren, aber sie spielten viermal Remis und gewannen nur dreimal. Steffen Baumgart hat gegen den FC Bayern noch nicht gewonnen, aber auch nur zweimal deutlich verloren. Obwohl er stets das klar schwächere Team trainierte, waren die meisten Duelle extrem eng.
Steffen Baumgart: Bilanz gegen den FC Bayern
- 17/18: 0:6 mit Paderborn
- 19/20: 2:3 mit Paderborn
- 19/20: 2:3 mit Paderborn
- 21/22: 2:3 mit Köln
- 21/22: 0:4 mit Köln
- 22/23: 1:1 mit Köln
- 22/23: 1:2 mit Köln
- 23/24: 0:1 mit Köln
- 24/25: 1:1 mit Union
- 25/26: 2:2 mit Union
Hinzu kommt eine im deutschen Fußball seltene Atmosphäre, die diesen Pokalabend besonders machen wird. Bayern muss sich einstellen auf einen Gegner, der im Zweifel jeden Extrameter geht, um ihnen das Leben schwer zu machen. Auf ein Publikum, das alles tun wird, um jeden Vorteil für das eigene Team zu erzeugen, der möglich ist. Womöglich sogar auf einen Platz, der die Grenzen des für spielstarke Mannschaften gut Bespielbaren austesten wird.
Chelsea, PSG und Arsenal wurden richtigerweise als große Meilensteine der Hinrunde angesehen. Als Tests, wie leistungsfähig dieses Team fußballerisch ist. Union aber wird der bisher größte Härtetest, wenn es um andere Faktoren geht. Um Widerstandsfähigkeit, um mentale Stärke und um die Qualität, eine Situation anzunehmen, die gerade nicht optimal ist.
Bayerns Ergebnisse stimmten zuletzt überwiegend. Und doch zeigten sie zunehmend Anzeichen des leichten Formverlusts. Auch vor dem Duell mit Arsenal deutete sich das schon an. Es läuft nicht mehr von selbst, also braucht es den Kickstart von innen. Gegen Union wird sich zeigen, ob diese Mannschaft tatsächlich einen großen Fortschritt zu den Vorjahren gemacht hat. Ein weiteres Aus im DFB-Pokal würde die bisherige Saison massiv trüben und berechtigte, kritische Fragen aufkommen lassen.
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