FC Bayern vor Stadionkauf in Unterhaching: Die perfekte Lösung?
Mehreren Medienberichten zufolge plant der FC Bayern für etwa 7,5 Mio. Euro das Stadion in Unterhaching zu kaufen. Der Sportpark Unterhaching ist die Heimspielstätte der SpVgg Unterhaching und der Munich Ravens (American Football).
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Der Sportpark ist derzeit Eigentum der Gemeinde Unterhaching, diese möchte das Stadion gerne verkaufen. Bisherige Verhandlungen zwischen der Gemeinde und der SpVgg Unterhaching sind gescheitert.
Bereits vor einigen Wochen ist bekannt geworden, dass der FCB Interesse an dem Stadion hat. Am Mittwoch, den 19. November soll der Gemeinderat Unterhaching laut tz schon über einen Vorvertrag abgestimmt haben. Die Spielstätte am Campus ist mittlerweile mit einer Kapazität von 2.500 zu klein für die Frauen geworden. Könnte da der Kauf des Sportparks Unterhaching die perfekte Lösung sein?
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Das Stadionproblem der FC Bayern Frauen
Die FCB-Frauen sind seit einigen Jahren am Campus heimisch. Sie trainieren nicht nur dort, sondern tragen auch die allermeisten Heimspiele dort aus. Die Spielerinnen und Verantwortlichen betonen immer wieder, wie gut die Bedingungen am Campus sind und wie wohl sie sich dort fühlen.
Ein großer Nachteil ist jedoch die Kapazität der Spielstätte. In das Stadion dürfen wegen des Lärmschutzes nur 2.500 Personen. Ein Testlauf mit erhöhter Kapazität vor einiger Zeit war offenbar nicht zufriedenstellend für die Behörden.
Auch eine Vergrößerung des Stadions kommt entsprechend nicht in Frage. Dies führt dazu, dass die allermeisten Spiele auch ohne große Bekanntmachung schnell ausverkauft sind und viele Fans leer ausgehen.
Die Allianz Arena ist mit einer Kapazität von 75.000 derzeit schlichtweg zu groß. In den letzten Jahren wurden insgesamt sechs Spiele in der Allianz Arena ausgetragen. Darunter das Eröffnungsspiel dieser Saison gegen Leverkusen mit einer Rekord-Kulisse für den deutschen Vereinsfußball von 57.762 Zuschauenden.
Auf Dauer ist diese Anzahl von Zuschauenden jedoch momentan nicht realistisch – zumindest nicht mit offensichtlich geringen Budget, das im Marketing vorhanden zu sein scheint. Hinzu kommt, dass der Verein bisher keinen echten Rhythmus zuließ und die Arena nur in wenigen ausgewählten Spielen zur Verfügung stellte.
Daneben gibt es aktuell kein geeignetes Stadion für die FC Bayern Frauen in München. Das Stadion an der Grünwalder Straße, in dem sie von 2013-2019 Spiele bestritten haben, ist sehr ausgelastet und andere Stadien wie das Dantestadion oder das Olympiastadion sind nicht mehr für Fußballspiele geeignet. Ende der 2010er Jahre entschied man sich bewusst für den Umzug an den Campus.
Stadion Unterhaching: Die perfekte Lösung?
In der Nachbarschaft von München gibt es jedoch den Sportpark Unterhaching. Mit einer Kapazität von 15.053 wäre die Spielstätte perfekt für die Frauen. Auch die Anbindung wäre etwas besser als an den Campus, der Sportpark ist etwa 10km vom Zentrum entfernt und mit dem ÖPNV auch noch am späteren Abend in einer guten halben Stunde zu erreichen.
In der Vorbereitung für die Saison 24/25 spielten die Münchnerinnen in Unterhaching ein Testspiel gegen Juventus (0:0). Danach gab es einige Zeit trotz häufiger Nachfragen von den Medien keine Neuigkeiten in der Stadionfrage. Vor ein paar Wochen wurde dann bekannt, dass der FC Bayern Interesse am Kauf des Sportparks hat.
Am Mittwoch, den 19. November soll in dem nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Gemeinderats Unterhaching auch über einen Vorvertrag über den Stadionkauf von der Gemeinde an den FC Bayern abgestimmt worden sein.
…oder doch nicht so perfekt?
Die Fans der SpVgg Unterhaching reagierten auf die Gerüchte über einen Verkauf des Stadions an den FCB mit Protesten. Auf der Internetseite Faszination Fankurve wurde ein Statement veröffentlicht, in dem die Fans die Gemeinde zu einer anderen Lösung auffordern. Entweder solle die Gemeinde weiter Eigentümerin des Sportparks bleiben und für die notwendigen Sanierungen finanziell aufkommen. Eine andere Option wäre nur ein Kauf durch die SpVgg Unterhaching.
Ursprünglich hatte die SpVgg auch ihr Kaufinteresse bekundet, eine Vorkaufsfrist hat sie jedoch im Sommer mangels ausreichender Finanzierungskonzepte verstreichen lassen. Es ist auch nicht absehbar, dass die SpVgg nach dem Abstieg in die vierte Liga in dieser Saison zukünftig in der Lage sein wird, den Kauf finanziell zu realisieren.
Auch abseits der Komponente, dass die Münchner womöglich bestehende Tradition eines Vereins aufkaufen, könnte die Nutzung von drei Vereinen auf Dauer einige Hürden bergen. Neben einem Nutzungsvertrag mit der SpVgg würden wohl auch die Munich Ravens (American Football) weiter das Stadion nutzen wollen.
Die Kapazität scheint zwar ideal für die FC Bayern Frauen. Jedoch würde man mit dem Stadionkauf die Heimat der SpVgg „wegkaufen“ und man hätte eine weite Entfernung zum Trainingsgelände auf dem Campus sowie ein anderes „Heimatgefühl“. Zudem würden neben den etwa 7,5 Mio. Euro für den Stadionkauf noch weitere Kosten für notwendige Sanierungen anfallen, damit das Stadion aus den 90er Jahren geeignet für die Bundesliga und die Champions League ist.
Gleichzeitig wirkt dieser Schritt alternativlos, wenn man den Frauen die Möglichkeit geben möchte, auch wirtschaftlich stärker und aus eigener Kraft heraus zu wachsen. Denn die Allianz Arena will man ihnen aus ebenjenen wirtschaftlichen Gründen nicht häufiger zur Verfügung stellen. Die ganze Thematik bleibt also ein Dilemma für viele Parteien.
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