Klub-WM: 7 Spielergeschichten im Fokus
Neben den großen Namen aus Europa nehmen bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft auch zahlreiche Teams aus anderen Teilen der Welt teil. Sie bringen nicht nur sportliche Vielfalt, sondern auch ganz unterschiedliche Spielertypen mit: aufstrebende Talente, alternde Legenden und überraschende Persönlichkeiten. Diese Klubs verleihen dem Turnier eine globale Tiefe und erzählen spannende Geschichten.
Miasanrot hat genauer hingeschaut und stellt sieben Spieler vor, die aus ganz unterschiedlichen Gründen relevant sind.
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Klub-WM: Sieben Spieler, die man im Auge haben sollte
Estêvão (Palmeiras)
Estêvão Willian – besser bekannt einfach als Estêvão – gilt schon seit einiger Zeit als eines der außergewöhnlichsten Talente des brasilianischen Fußballs. Bereits im vergangenen Sommer entbrannte ein regelrechter Bieterwettstreit um den damals erst 17-jährigen Ausnahmespieler. Den Zuschlag erhielt schließlich der FC Chelsea, der sich die Rechte am dribbelstarken Flügelspieler sichern konnte.
Die Londoner zahlen dem Vernehmen nach eine Ablösesumme von 34 Millionen Euro, die sich durch erfolgsabhängige Boni auf bis zu 60 Millionen Euro erhöhen könnte. Der Wechsel soll im Sommer vollzogen werden, unmittelbar nach dem kontinentalen Klubturnier, bei dem Estêvão noch für Palmeiras aufläuft.
Der Linksfuß agiert bevorzugt auf der rechten Außenbahn, wo er mit explosivem Antritt, enger Ballführung und starker Technik überzeugt. Trotz seines jungen Alters hat er bereits zwei volle Spielzeiten als Stammspieler für Palmeiras absolviert und ist inzwischen auch Bestandteil der brasilianischen A-Nationalmannschaft – mit gerade einmal 18 Jahren.
Estêvão besticht durch explosive Antritte, starkes Dribbling und ein feines Gespür für Eins-gegen-eins-Situationen. Mit enger Ballführung, Kreativität und einem präzisen Abschluss – auch aus der Distanz – sorgt er konstant für Gefahr. Seine Wendigkeit und der tiefe Körperschwerpunkt erinnern an Neymar, zudem ist er vielseitig einsetzbar: auf dem Flügel, hinter der Spitze oder im offensiven Mittelfeld.
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Sergio Canales (CF Monterrey)
Auch Sergio Canales galt einst als Wunderkind. Nach einer überzeugenden ersten Saison mit regelmäßigen Einsätzen bei Racing Santander wechselte er bereits 2010 im Alter von 19 Jahren zu Real Madrid. Doch der große Durchbruch blieb aus. Nicht zuletzt wegen der enormen Konkurrenz im Mittelfeld und wiederkehrender Knieverletzungen, die ihn über Jahre hinweg immer wieder zurückwarfen.
Der zentrale Mittelfeldspieler, der auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden kann, fand auch bei seiner nächsten Station in Valencia zunächst schwer in die Spur. Erst mit dem Wechsel zu Real Sociedad nahm seine Karriere spürbar Fahrt auf. Dort entwickelte er sich zur verlässlichen Stammkraft eines Teams, das sich regelmäßig für europäische Wettbewerbe qualifizierte. Seine stärkste Zeit aber erlebte Canales ab 2018 bei Real Betis. Als eleganter Spielgestalter mit ruhiger Ballkontrolle, Spielwitz und herausragendem Raumgefühl wurde er zum absoluten Taktgeber und blieb dabei erstmals längere Zeit verletzungsfrei.
In dieser Phase stieg er zum Führungsspieler auf, feierte mit Betis den Gewinn der Copa del Rey und schaffte sogar den Sprung in die spanische Nationalmannschaft. Mit seiner Spielweise erinnerte er nicht selten an Teamkollege David Silva, auch wenn ihm dessen Titelsammlung verwehrt blieb. Immerhin holte er zum Ende seiner internationalen Laufbahn 2023 noch die UEFA Nations League.
Etwas überraschend wechselte Canales im Anschluss nach Mexiko zu CF Monterrey. Und überzeugt dort auf ganzer Linie. Mit 34 Jahren ist er fit, spielt regelmäßig und zählt zu den besten Scorern der Liga: In der vergangenen Saison sammelte er in über 3.500 Spielminuten beeindruckende 30 Scorerpunkte (18 Tore, 12 Vorlagen).
Bei der Klub-WM wird sich zeigen, ob Canales auch auf internationaler Bühne noch an seine Leistungen aus Europa anknüpfen kann, ebenso wie einige seiner prominenten Teamkollegen: Mit Sergio Ramos, Héctor Moreno, Óliver Torres, Lucas Ocampos und Jesús Corona stehen zahlreiche europaerprobte Spieler im Kader. Trainiert wird das ambitionierte Team von Domènec Torrent, dem früheren Co-Trainer von Pep Guardiola in München.
Rui Patricio (Al Ain FC)
Rui Patrício braucht kaum eine ausführliche Vorstellung. Die meisten Leser kennen den langjährigen Stammkeeper der portugiesischen Nationalmannschaft, der in seiner Karriere auf 108 Länderspiele kommt und maßgeblich am EM-Triumph 2016 beteiligt war.
Auch wenn er beim Gewinn der UEFA Nations League 2025 nicht mehr im Kader stand, gehörte der heute 37-Jährige noch bis 2024 regelmäßig zur Auswahl der Selecão. Umso überraschender ist seine Teilnahme an der Klub-WM 2025, denn Patrício stand zuletzt bei Atalanta Bergamo unter Vertrag, und der italienische Klub ist gar nicht für das Turnier qualifiziert.
Sein Einsatz wird möglich durch eine FIFA-Sonderregelung: Al Ain FC, der amtierende Sieger der AFC Champions League, nutzte das temporäre Transferfenster im Juni, um den routinierten Torwart gezielt für die Klub-WM zu verpflichten. Ein überraschender Schachzug, denn Al Ain verzichtet ansonsten auf große Namen im Kader.
Wie lange das Abenteuer in den Emiraten dauert, ist offen. Mit Manchester City und Juventus Turin warten in der Gruppenphase zwei absolute Schwergewichte und wie es mit Patrício darüber hinaus weitergeht, ist völlig unklar.
Franco Mastantuono (River Plate)
Ein weiterer Vorgeschmack auf ein kommendes Supertalent, das Europas Spitzenfußball bald bereichern wird: Franco Mastantuono. Trotz intensiver Konkurrenz durch Paris Saint-Germain hat sich Real Madrid letztendlich durchgesetzt und den Spieler verpflichtet.
Der Linksfuß, der bevorzugt über die rechte Seite kommt, soll rund 45 Millionen Euro kosten. Geplant ist, dass Mastantuono zunächst bis zum Winter bei River bleibt, denn schließlich wollen die „Millonarios“ in der Copa Libertadores noch um den Titel mitspielen. Danach soll es nach Spanien gehen.
Die Klub-WM darf sich auf einen der spektakulärsten Spieler des Turniers freuen. Der 17-Jährige, der einst als großes Tennistalent galt, besticht durch feine Technik, kreatives Dribbling und ein überdurchschnittlich reifes Passspiel. Besonders auffällig ist sein starker linker Fuß: aus der Distanz, bei Standards oder im offenen Spiel – Mastantuono trifft aus nahezu jeder Lage.
Ein eindrucksvolles Beispiel lieferte er zuletzt im Superclásico gegen Boca Juniors, als er einen traumhaften Freistoß ins Netz setzte.
Rúben Neves (Al-Hilal)
Mit seinem verwandelten Elfmeter im Finale der UEFA Nations League 2025 stand Rúben Neves plötzlich wieder im Rampenlicht. Der portugiesische Mittelfeldspieler war zuvor etwas aus dem Fokus geraten, seit er 2023 dem Ruf des Geldes folgte und statt zu einem europäischen Topklub nach Saudi-Arabien zu Al-Hilal wechselte.
Dabei galt Neves lange als einer der stärksten zentralen Mittelfeldspieler der Premier League. Ein Wechsel von den Wolverhampton Wanderers zu einem der großen englischen Vereine schien nur eine Frage der Zeit. Doch der spielintelligente Sechser mit seinem gefürchteten Distanzschuss entschied sich anders und überraschte viele mit seinem Schritt in die Saudi Pro League.
Im Gegensatz zu manch anderem, der diesen Weg wählte, ist Neves jedoch keineswegs im Spätherbst seiner Karriere: Er ist erst 28 Jahre alt. Umso spannender wird sein Auftritt bei der Klub-WM. Bleibt sein Leistungsniveau auch nach zwei Jahren außerhalb Europas hoch, könnte er ein hochinteressanter Kandidat für eine Rückkehr auf die große europäische Bühne sein.
Das gilt auch für einige seiner Teamkollegen: Al-Hilal setzt nicht nur auf Routiniers, sondern hat sich gezielt einige Stars in bestem Fußballalter gesichert. Auch bei Aleksandar Mitrović, Sergej Milinković-Savić oder João Cancelo erscheint ein Comeback in Europa durchaus möglich.
Timothy Tillman (Los Angeles FC)
Ein Spieler aus der Jugend des FC Bayern, der abseits der großen europäischen Bühne seinen Weg gefunden hat, ist Timothy Tillman. Der ältere Bruder von Malik Tillman (PSV Eindhoven) galt in München einst als großes Talent, das vor allem durch seine Schnelligkeit auf dem Flügel früh auf fiel .
Doch beim Rekordmeister reichte es nur bis zu den Amateuren. Auch eine spätere Rückkehr in seine Heimatstadt Nürnberg brachte nicht den erhofften Durchbruch. Erst bei der SpVgg Greuther Fürth – und mit einem Positionswechsel ins zentrale Mittelfeld – gelang ihm der Schritt in den Profifußball. Dort sammelte er Spielpraxis in der Bundesliga und vor allem in der 2. Liga.
Den ganz großen Durchbruch schaffte Tillman aber erst nach dem Sprung über den Atlantik ins Heimatland seines Vaters. Seit seinem Wechsel zu Los Angeles FC hat er sich in der MLS etabliert und ist im dritten Jahr fester Bestandteil der Startelf. 2024 krönte er seinen sportlichen Aufschwung mit einem ersten Einsatz für die US-amerikanische Nationalmannschaft – nach einem Verbandswechsel, der seine doppelte Staatsbürgerschaft nun auch sportlich widerspiegelt.
Olivier Giroud (Los Angeles FC)
Ein prominenter Teamkollege von Timothy Tillman ist niemand Geringeres als Olivier Giroud: ein Weltmeister mit einer beeindruckenden Karriere, die fast alle großen internationalen Titel umfasst. Nach dem Gewinn der Champions League mit Chelsea blieb ihm die Teilnahme an der Klub-WM zunächst verwehrt, da sein Wechsel zum AC Mailand zeitlich ungünstig fiel. Nun steht er im Trikot des LAFC vor seiner ersten Teilnahme am globalen Vereinswettbewerb.
Giroud steht exemplarisch für eine ganze Generation alternder Torjäger, die bei der Klub-WM noch einmal auf der großen Bühne auftreten: Auch Lionel Messi, Luis Suárez (beide Inter Miami) und Edinson Cavani (Boca Juniors) gehören dazu. Während Messi und Cavani ihre Teams sogar als Kapitäne führen und wie Suárez weiter regelmäßig treffen, tut sich Giroud im neuen Umfeld bislang schwer.
Der Rekordtorschütze der französischen Nationalmannschaft hat in 33 Spielen bislang nur fünf Tore erzielt und musste zuletzt immer häufiger auf der Bank Platz nehmen, wurde teils gar nicht mehr eingesetzt. Doch pünktlich zum Turnier fand er noch einmal einen Moment der alten Stärke: In den letzten beiden Ligaspielen traf er jeweils als Joker.
Vielleicht kann der bald 39-Jährige zur Klub-WM noch ein letztes Hurra aus seinem Körper pressen.
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