Klara Bühl: Müsste der FC Bayern sie bei einem Abgang überhaupt ersetzen?
Letzte Woche haben wir bereits den Kader des FC Bayern analysiert und abgewogen, ob und wo es im Wintertransferfenster noch Nachholbedarf gibt. Für den Sommer ist eine gigantische Personalie noch ungeklärt: Klara Bühl.
In den vergangenen vier Saisons konnte Klara Bühl immer zweistellige Torbeteiligungen in der Liga aufweisen. In dieser Spielzeit ist sie im winter schon bei neun, viel fehlt also nicht mehr. Vor allem über ihre Standards und ihre Dribblings sorgt sie immer wieder für Gefahr und kann Spiele an sich reißen und fast im Alleingang entscheiden.
Sie ist fast nie verletzt, passt sehr gut in das Mannschaftsgefüge und ist gerade erst 24 geworden. An ihr lässt sich der Erfolg des FC Bayern in den Jahren unter Alexander Straus perfekt ablesen. Doch ihr Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus und aktuell ist fraglich, ob sie in München bleibt. Der große FC Barcelona hat wohl starkes Interesse an einer Verpflichtung.
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Für Klara Bühl ist ein solches Angebot eine vielleicht einmalige Chance. Eine Chance das Ausland zu erleben und beim besten Verein der Welt für gutes Geld zu kicken. Gut denkbar, dass die Nationalspielerin dazu nicht nein sagen kann oder will. Bleibt die Frage: Wie kann der FC Bayern das auffangen?
Zum einen kann der FCB natürlich versuchen Klara Bühl direkt zu ersetzen. Jule Brand oder Cora Zicai wären positionsgetreuer Ersatz. Beide bringen auch ganz sicher Qualitäten mir, die dem FC Bayern gut zu Gesicht stehen würden. Gerade Zicai als jungen, deutschen Shootingstar nach München zu lotsen wäre selbst ohne einen Bühl-Abgang nicht die schlechteste Idee.
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Jule Brand ist Klara Bühl in Spielweise und Status im Frauenfußball ähnlich, ihr Vertrag beim VfL Wolfsburg läuft ebenfalls diesen Sommer aus. Auch an ihr soll der FC Barcelona wohl schon dran gewesen sein. Doch so eine Verpflichtung wäre sicher nicht selbstverständlich und teuer. Ein Abgang von Bühl bietet aber auch eine große Chance mehr Flexibilität in die Grundformation des FCB zu bringen.
Mehr Systemflexibilität ohne direkten Bühl-Ersatz
Mit Klara Bühl würde eine der letzten reinen Flügelspielerinnen im Bayern-Kader gehen. Das bietet die perfekte Chance die Stammformation auf ein 3-4-3 mit zwei Halbraumzehnerinnen umzustellen. Trainer Alexander Straus hat schon bei seinen vorherigen Stationen gerne mit einer Dreierkette gearbeitet und das Thema beschäftigt ihn auch in München, wie er im Gespräch mit Miasanrot erzählt hat.
In einem solchen System würde eine Position aus der Offensive in die Innenverteidigung wandern – auf dem Papier. Auf dem Rasen würde das natürlich vor allem den Schienenspiler:innen größere Freiheiten nach vorne geben, es muss der offensiven Durchschlagskraft also keinen Abbruch tun. Durch die nominelle Verkleinerung der Offensive, müsste man den Abgang von Bühl aber rein numerisch nicht zwingend auffangen.
Wie in meiner potentiellen Aufstellung zu sehen ist, wären die Positionen vorne doppelt oder sogar dreifach besetzt. Und das auch noch mit Spielerinnen, die perfekt in dieses System passen. Plötzlich müssen Sydney Lohmann, Alara Şehitler, Pernille Harder oder die Leihrückkehrerinnen Tanikawa und Vilhjalmsdottir nicht auf den Flügel ausweichen, sondern können in einer zentraleren Position nicht nur ihre Kreativität, sondern auch ihren Zug zum Tor auf den Rasen bringen.
Die Mischung in der Offensive scheint auch fast perfekt zu sein: Mit Harder, Schüller, Dallmann und Damnjanović steht eine riesige Erfahrung und Top-Qualität im Kader, auf deren Grundlage sich zwei der vielversprechendsten Talente im europäischen Fußball entwickeln können: Momoko Tanikawa und Alara Şehitler. Zwei Teenagerinnen, die man sicher langsam an die Mannschaft heranführen wird, denen man aber auch das nötige Vertrauen entgegen bringen muss, damit die ihr Potenzial ausschöpfen können.
Handlungsbedarf gibt es eher in der Defensive
Im Mittelfeld ist man zwar nicht ganz so gut mit Top-Talenten ausgestattet, ist dafür aber hochklassig mit gestandenen Spielerinnen besetzt. Mit Georgia Stanway, Lena Oberdorf und Sarah Zadrazil hat man für nächste Saison drei Optionen aus der obersten Schublade. Die Tiefe lässt noch einige Fragen offen, aber wenn Julia Zigiotti Olme ihre Leistungen aus der Hinrunde bestätigen kann und bereit wäre sich hinter den drei anderen einzureihen, wäre sie die perfekte Option für – hoffentlich viele – englische Wochen.
Die Positionen auf der Flügelverteidigung wären auch fast ideal für eine Dreierkette geeignet. Giulia Gwinn und Katharina Naschenweng haben ihre größten Stärken im Spiel nach vorne und mit dem Ball am Fuß. Auch Caro Simon ist mit ihrer Technik gut auf der Schiene aufgehoben, ihr Vertrag läuft allerdings aus. Die frisch verliehen Kolumbianerin Ana Guzmán wird erst Ende 2025 wieder aus den USA zurückkehren, vielleicht ja mit ähnlich vielen Lohrbeeren wie diesen Winter Momoko Tanikawa.
In der Innnenverteidigung sieht es hingegen anders aus. Einerseits herrscht auch dort bei mehreren Personalien Ungewissheit: Macht Linda Sembrant nach dieser Saison noch weiter? Was ist mit dem Vertrag von Caro Simon? Bleibt Michelle Ulbrich über diese Saison hinaus in München? Nach Miasanrot-Informationen hat der FC Bayern bei ihr eine Kaufoption.
Hier muss also noch einiges geklärt werden, bevor klar wird, was möglich ist. Denn so schön die Überlegungen zur Personalsituation in der Offensive sind: Solange die Defensive so dünn besetzt ist wie bisher, bleibt die Dreierkette ein Traum. Dort muss auf dem Transfermarkt was passieren. Das gilt aber auch, wenn man weiterhin mit Viererkette plant und Klara Bühl sogar bleibt.
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