FC Bayern Frauen mit Glanzleistung zu souveränem 4:0-Heimsieg gegen Juventus Turin
Am Donnerstagabend ging es für den FC Bayern München, den momentanen Tabellenführer in Gruppe C der UEFA Champions League, gegen die Alte Dame aus Turin. Nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel lieferten die Münchnerinnen am heimischen Campus bei einem Vier-Tore-Spektakel eine Spitzenleistung ab und befinden sich somit nun in einer idealen Ausgangssituation, um den Gruppensieg am letzten Spieltag perfekt zu machen. Während die Münchnerinnen bereits vor der Partie das Viertelfinal-Ticket gebucht hatten, stand für Juventus das frühe Champions-League-Aus bereits fest.
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Über 90 Minuten dominierten die Bayern-Frauen die fünfmaligen italienischen Meisterinnen und krönten eine geschlossene Mannschaftsleistung mit einem souveränen Heimsieg. Besonders die bajuwarische Offensive wusste zu überzeugen und Klara Bühl spielte sich mit einer herausragenden Leistung zur Schlüsselspielerin auf.
Miasanrot war für euch vor Ort und wirft einen analytischen Blick zurück auf den 5. Spieltag der UEFA Women’s Champions League.
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FC Bayern Frauen mit purer Dominanz
Die Bayern-Frauen waren von Beginn an die tonangebende Mannschaft und dominierten die erste Hälfte in weiten Teilen. Die Münchnerinnen kontrollierten Ball und Gegner, sodass Juventus Turin im ersten Durchgang nicht einen nennenswerten Abschluss verzeichnen konnte. In der 18. Minute kombinierten sich die Bayern das erste Mal durch: Gwinn wurde an der Grundlinie von Damnjanovic bedient und brachte eine gefährliche Hereingabe in die Box. Harder kam jedoch nur in Rücklage an den Ball und so ging der Kopfball der Dänin knapp über den Kasten.
Jovana Damnjanovics Treffer zum 1:0 (22.) war so nur die logische Folge dieses Spielverlaufs: Bühl hatte aus rund 17 Metern den Ball an die Latte gesetzt, beim Abpraller stocherte zunächst Pernille Harder nach der Kugel, ehe dann Damnjanovic in typischer Stürmerinnen-Manier richtig stand und das Spielgerät im Kasten der Alten Dame versenkte.
Es folgten zahlreiche weitere Chancen der FC Bayern-Frauen. So scheiterte Klara Bühl zwei Minuten später an der stark reagierenden Juve-Keeperin Peyraud-Magnin. Georgia Stanway setzte einen strammen Volley (35.) dazu knapp links am Tor vorbei, Eriksson verpasste mit ihrem Kopfball ebenfalls, den Spielstand zu erhöhen (36.). Damit ging es mit bis dahin rund 76 Prozent Ballbesitz für die Münchnerinnen in die Kabine.
Zweite Halbzeit auf Top-Niveau
Auch nach der Pause änderte sich am Spielgeschehen wenig: Klara Bühl wirbelte weiter auf dem Flügel und kam in der 52. Spielminute erneut gefährlich zum Abschluss. Juventus-Torhüterin Pauline Peyraud-Magnin konnte zwar parieren, wehrte aber genau vor die Füße von Pernille Harder ab. Die Dänin ließ sich nicht zweimal bitten und erhöhte auf 2:0. Danach wurde Juve etwas aktiver, die beiden Versuche von Bennison (56., 58.) blieben jedoch die einzigen Vorstöße der Italienerinnen.
Dann war es die sehr aktive Bühl, die wenig später die oft halbherzig agierende Innenverteidigung der Bianconeri bestrafte und im Fallen zum 3:0 traf (73.): Die beste Spielerin der Bayern-Frauen an diesem Abend war auch durch zwei Verteidigerinnen nicht zu stoppen und traf die Kugel im Fallen aber noch satt genug, um ihre starke Leistung mit einem eigenen Treffer zu belohnen.
Und damit immer noch nicht genug. Die zuvor eingewechselte Alara Sehitler konnte sofort glänzen, als sie nach einem Weltklasse-Spielzug über die ebenso neu ins Spiel gekommenen Sydney Lohmann und Lea Schüller, die den Ball am Sechzehner per Hacke ablegte, kunstvoll ins linke obere Eck schlenzte (81.) und zum 4:0-Endstand traf.
FC Bayern: Offensiv eiskalt und zielstrebig
In der Frühphase kontrollierten die Münchnerinnen die Partie, der letzte Zug zum Tor fehlte jedoch noch.
Trainer Alexander Straus schrie öfter „Movement“ in die Partie. Es fehlten die für Straus‘ Spielphilosophie so wichtigen Rotationen in der roten Zone, gerade von den Offensivreihen. So kann das Abtasten in den ersten rund 20 Minuten erklärt werden, wo die Frauen des FCB trotz großer Dominanz nicht in die gefährlichen Zonen kamen. Straus sagte nach dem Spiel dazu: „In der ersten Halbzeit haben wir noch nicht so gut die Tiefe im Spiel gefunden, das haben wir nach der Pause noch besser gemacht“.
Mit der Führung in der 22. Minute kam dann aber deutlich mehr Bewegung und Spielwitz in die Partie. Das Team von Alexander Straus umspielte geduldig den Strafraum der Italienerinnen und wartete darauf, dass sich Lücken offenbarten. Lösungen gegen Teams zu finden, die so tief verteidigen wie phasenweise Juventus in diesem Spiel, war in dieser Saison schon häufiger ein Thema bei den Bayern-Frauen. Es braucht dafür viel Dynamik sowie mehr Positionswechsel und Rotationen in der Offensive, was den Bayern besonders in Hälfte zwei sehr häufig gelang.
Straus möchte Kontrolle über die zentralen Räume haben und positioniert dementsprechend dort auch die meisten Spielerinnen. Die Abstände zwischen den Spielerinnen sollen möglichst gering sein, damit sie kompakt angreifen können. Die kürzeren Abstände, die aus dieser Kompaktheit hervorgehen, sollen so für ein höheres Tempo im Passspiel sorgen und damit für ein häufigeres Durchbrechen in den zentralen Räumen und in den Halbräumen sorgen, was die Spielerinnen dann in bessere Abschlusssituationen bringen soll.
Die Umsetzung dieser Idee gelang den Bayern gegen die Alte Dame sehr gut. Man hatte viel Kontrolle und konnte immer wieder durch gute Kombinationen Gefahr im Strafraum der Gäste aus Turin erzeugen.
„Das ist genau das, was wir spielen wollen“, zeigte sich Straus mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden. Mit 72 Prozent Ballbesitz, einer Passquote von 90% und 18 zu sieben abgefeuerten Torschüssen geben die Zahlen dem Cheftrainer recht. Der amtierende Deutsche Meister dominierte den aktuellen Tabellenführer der italienischen Serie A Femminile fast über 90 Minuten nach Belieben. Die abschließende Bilanz von Trainer Straus: „Ich bin sehr stolz auf die Einstellung der Mannschaft, wie sie sich präsentiert hat. Einige Spielerinnen haben die besten Leistungen seit langer Zeit abgeliefert.“
Bühl als Symbolbild für den bayerischen Aufschwung
Allen voran Klara Bühl, deren Zukunft beim FCB weiterhin ungeklärt ist, erlebte einen tollen Abend. „Sie war fantastisch, sie war überall“, sagte Straus über die 24-Jährige, die die ersten beiden Tore einleitete und zum 3:0 selbst traf. Klara Bühl steht damit sinnbildlich für die Entwicklung der Bayern-Frauen in den letzten Monaten auf ganz unterschiedlichen Ebenen.
Am Beispiel von Klara Bühl gut darstellbar, zeigten die Bayern gestern eine Qualität, die sie zu oft in der Hinrunde bisher vermissen ließen – die Kaltschnäuzigkeit vorm gegnerischen Tor. Sie schafften es gestern endlich, abgezockter vorm gegnerischen Tor zu agieren und die Überlegenheit auch in Tore umzumünzen.
Ein Blick auf die Zahlen verrät jedoch, dass die Bayern in der Champions League durchaus effizient unterwegs sind. Schaut man sich die Expected Goals (Quelle: fbref) an, so sieht man sogar eine Überperformance. Aus 9,1 xG konnten die Bayern bis jetzt in der Vorrunde ganze 15 Treffer erzielen. Mit dieser Überperformance von rund sechs Toren steht man sogar auf Platz 3 im Vergleich mit den anderen Teams in der Champions League. Auch mit der Chancenqualität (gemessen durch die xG pro Schuss) von 0,12 xG/Schuss ist man in der Champions-League in den Top 6 anzusiedeln.
Dennoch bleibt ein subjektiver Eindruck, dass die Bayern-Frauen vor dem gegnerischen Tor in den letzten Wochen häufiger die Kaltschnäuzigkeit vermissen ließen, was auch daran liegen könnte, dass gerade mögliche Großchancen häufiger aufgrund einer schlechten Entscheidungsfindung oder eines unsauberen Passes in der letzten oder vorletzten Aktion von den Bayern-Frauen zunichte gemacht wurden.
Klara Bühl überzeugte gestern jedoch genau mit dieser guten Entscheidungsfindung, gerade in den finalen Abschluss- oder Dribblingsituationen im gegnerischen Strafraum. Diesen Punkt ließ sie in den letzten Wochen häufiger vermissen. Immer wieder scheiterte sie nach einem erfolgreichen Dribbling an der folgenden Anschlussaktion.
Ein Grund für die fehlende Effizienz könnte zudem aber auch in der Qualität ihrer Chancen liegen. Mit 0,11 xG/Schuss wettbewerbsübergreifend ist sie auch mannschaftsintern nur im Mittelfeld anzusiedeln, währenddessen beispielsweise Offensivspielerin Pernille Harder eine deutlich stärkere Quote von 0,19 xG/Schuss aufweist.
Klara Bühl zeigt, warum sie so wichtig ist
Am Donnerstagabend machte sie jedoch immer wieder Dampf über ihre linke Angriffsseite und bereitete zwei Treffer durch erfolgreiche Dribblings inklusive gut getimter Körperfinten äußerst sehenswert vor. Ihr Schuss vor dem 1:0 traf zwar erst nur die Latte, doch den gegnerischen Verteidigerinnen gelang es nicht, das Leder schnell zu klären. So nutzte Damnjanovic die zwischenzeitliche Unordnung und traf zur Führung.
Auch beim 2:0 hatte Bühl, wie bereits erwähnt, einen entscheidenden Anteil daran, denn auch wenn ihr Schuss erneut nicht direkt den Weg ins gegnerische Tor fand, konnte Pernille Harder den Abpraller zur 2:0-Führung nutzen. Ihre engagierte Leistung krönte sie dann mit ihrem Treffer zum 3:0. Die 24-Jährige setzte sich erneut mit einem starken Dribbling gegen mehrere Gegenspielerinnen durch und vollstreckte trotz Behinderung durch die Gegnerinnen eiskalt zum 3:0.
Eine Klara Bühl in dieser Form ist für den FC Bayern München unverzichtbar. Endlich belohnte sie sich für den hohen Aufwand, den sie zweifelsohne in jedem Spiel betreibt, und konnte ihre tolle Leistung auch in drei Scorerpunkte ummünzen.
FC Bayern: Endlich mal Konstanz über 90 Minuten
Ein weiterer Punkt, den Bühl mit der Performance der gesamten Mannschaft teilt, war ihre Konstanz über die komplette Spieldauer. Von Minute 1 bis zum Abpfiff wirkte sie spritzig und immer gierig nach dem nächsten Ball und der nächsten guten Aktion. So konnte man nicht nur dank Klara Bühl, sondern aufgrund dieser konzentrierten Mannschaftsleistung das Spiel auch frühzeitig zu „killen“ und mit dem Tor zum 3:0 Juventus endgültig den Stecker ziehen.
In der Mixed-Zone nach dem gestrigen Spiel war von einem Entscheidungsträger mit einem Augenzwinkern zu hören: „Wir können ja auch 90 Minuten guten Fußball spielen.“ In den letzten Wochen schafften es die Bayern häufig nicht, eine konstant gute Leistung auch über 90 Minuten aufs Spielfeld zu bringen. Am Donnerstagabend jedoch zeigte man eine sehr gute Mannschaftsleistung endlich auch mal über ein komplettes Spiel hinweg.
„Wir haben in den letzten Wochen oft mal eine Halbzeit gut gespielt, dann die zweite schlecht – oder nicht nach unseren Ansprüchen. Deshalb tut es gut, das Spiel über 90 Minuten zu dominieren, viel Ballbesitz zu haben, viele Torchancen zu erarbeiten und vier schöne Tore geschossen zu haben – da dürfen wir heute sehr glücklich sein“, so fasste Giulia Gwinn den Auftritt des FC Bayern passend zusammen.
Weil auch Arsenal im Parallelspiel gewann, entscheidet das direkte Duell in London am letzten Spieltag über den Gruppensieg (Mittwoch, 21 Uhr). „Wir wollen es noch perfekt machen mit einem schönen Abschluss vor der Winterpause. Da gibt es keinen schöneren Rahmen als in London. Wir spielen gegen eine Top-Mannschaft und hoffen, dass wir da das Gleiche auf den Platz bringen.“, so Gwinn. In der Bundesliga geht es zuvor zum Hinrunden-Abschluss am Sonntag gegen Turbine Potsdam.
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