Von Kovač bis Lewandowski: Transfers zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund

Jonas Trenner 29.03.2024

Am Samstagabend um 18:30 Uhr steht der sogenannte Klassiker zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund an. Zwar handelt es sich diesmal nicht um das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer und dem Tabellenzweiten, in der ewigen Bundesliga-Tabelle stellen die beiden trotzdem Nummer eins und zwei in Deutschland dar.

Und so erscheint es fast logisch, dass zwischen den beiden Vereinen in all der Zeit hin und wieder Spieler transferiert wurden. 21 sind es laut Transfermarkt sogar insgesamt, auch wenn in dieser Zahl sowohl Jugendspieler als auch die beiden Rückkehrer Götze oder Hummels eingerechnet sind. 13 „echte“ direkte Transfers stehen nach deren Abzug zu Buche.

Doch wie lief es für die jeweiligen Spieler? Hat es sich in Form von mehr Spielzeit oder Titeln gelohnt? Miasanrot hat einen Blick auf die Wechselhistorie zwischen den beiden Klubs geworfen. Zusätzlich werden noch ein paar Spieler berücksichtigt, die zwar für Bayern und Dortmund gekickt haben, jedoch nicht direkt zwischen den Vereinen transferiert wurden.

Tops und Flops zwischen 70er und 00er Jahren

Alles begann mit einem gewissen Burkhard Segler, den der FC Bayern eigentlich für die Saison 1973/74 vom VFL Osnabrück verpflichtet hatte. Knapp zwei Monate später gaben die Münchner ihn jedoch schon wieder ab – nach Dortmund in die damals noch fünfgleisige Regionalliga West, die zu dem Zeitpunkt noch Deutschlands zweithöchste Spielklasse darstellte.

Der erste wirklich relevante Wechsel fand ganze 15 Jahre später statt, als Michael Rummenigge den FC Bayern gen Dortmund verließ. Zwar holte der Bruder von Karl-Heinz seine meisten Titel mit den Münchnern, in seinen fünf Jahren beim BVB war der Allrounder jedoch ebenso Stammspieler und gewann sogar den DFB-Pokal, bevor es ihn zum Karriereende noch nach Japan zog.

Nachdem es Mittelstürmer Jürgen Wegmann ein Jahr darauf ebenfalls in den Ruhrpott zog, wechselte mit Thomas Helmer 1992 für die damals stolze Ablösesumme von 3,75 Mio. Euro erstmals ein Spieler vom BVB nach München. Nichtsdestotrotz sollte sich der Transfer für alle Seiten lohnen: Helmer spielte sich sofort in der Hintermannschaft der Bayern fest, verbrachte – meistens als Libero – sieben Jahre beim Rekordmeister und holte zahlreiche Titel, unter anderem den UEFA-Cup 1996.

Christian Nerlinger, beim FC Bayern ausgebildet, ging sechs Jahre später wieder den umgekehrten Weg – und das, obwohl der gebürtige Dortmunder unter einigen Bayerntrainern sogar Stammspieler war. Lohnen sollte sich der Wechsel für ihn kaum: Nerlinger kam bereits nach einem Jahr nur noch unregelmäßig zum Einsatz. Außerdem sollte er mit der Borussia keinen einzigen Titel gewinnen.

Die folgenden acht Jahre (bis Jürgen Klopp) können als die Ruhe vor dem Sturm betrachtet werden. Bevor Spieler regelmäßig die Seiten wechselten, wurde im Zeitraum von 1998 bis 2007 lediglich Torsten Frings zwischen den beiden Vereinen transferiert. Der ehemalige Nationalspieler fand sein Glück allerdings weder bei den Bayern noch beim BVB, sondern erst, als er zu seiner ersten Liebe Werder Bremen zurückkehren durfte.

Regelrechte Konjunktur ab 2010er Jahre

Ganz anders lief es für Mats Hummels. Ausgebildet beim FC Bayern, kam seine allseits bekannte Weltkarriere erst bei Borussia Dortmund so richtig ins Rollen. Der mittlerweile 35-Jährige wurde auf Anhieb Stammspieler, feierte je zwei Meisterschaften und Pokal-Titel am Borsigplatz und war entscheidend mitverantwortlich am BVB-Aufschwung unter Jürgen Klopp. Zwar kehrte er noch einmal für drei Spielzeiten nach München zurück, doch seine „echte Liebe“ war und ist nun mal der BVB.

Zum Höhepunkt von Bayerns und Dortmunds Rivalität kam dann 2012 der Transfer von Mario Götze an die Isar zustande. Ein Wechsel, der alles andere als geräuschlos vonstattenging. Zum einen, weil ihm viele Fans der Borussia den Wechsel ziemlich übel nahmen.

Unvergessen bleibt Götzes erster Auftritt in Dortmund im Bayerntrikot, wo er sich im Spielertunnel warmmachen musste (sein Tor bleibt natürlich ebenso unvergessen). Zum anderen war es auch der Beginn der Zeit, in der sich das Narrativ etablierte, der FCB kaufe die Konkurrenz kaputt.

Pep Guardiola, der angeblich lieber Neymar wollte, wurde jedoch nie hundertprozentig warm mit dem deutschen Offensivtalent. Auch wenn es Phasen gab, in denen der gebürtige Memminger durchaus zu überzeugen wusste – 114 Partien und 60 Torbeteiligungen beweisen dies –, Götzes Zeit bei Bayern sollte eher enttäuschend in Erinnerung bleiben. Auch eine Rückkehr nach Dortmund verhalf ihm nicht zurück zu alter Stärke. Erst in Eindhoven und Frankfurt sollte der 31-Jährige wieder glücklich werden.

Mario Götze trifft gleich in seinem ersten Auswärtsspiel in Dortmund.
(Foto: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Dasselbe kann man über den nächsten Trikottausch keinesfalls sagen. Robert Lewandowski war spätestens nach einem Jahr Anlaufzeit so richtig angekommen beim FCB. Mit einer unglaublichen Torquote reifte der Pole in München zum Weltfußballer und feierte in seinen acht Jahren am Marienplatz jeden Titel, den es zu gewinnen gibt (einen gewissen Ballon d’Or lassen wir mal außen vor).

Im Anschluss an Mats Hummels‘ Rückkehr zum FCB drehte sich Ende der 2010er Jahre der Spieß jedoch langsam aber sicher um. Mehrere Spieler zog es zu Deutschlands Nummer zwei, verbunden mit der Hoffnung, (zumindest für kurze Zeit) Deutschlands Nummer eins zu werden.

Den Anfang machte 2016 neben Mario Götze, der in den Ruhrpott zurückkehrte, Sebastian Rode, der sich beim BVB nach mehr Spielzeit sehnte. Aufgrund von Verletzungen klappte das jedoch nicht. Wirklich glücklich wurde er erst wieder bei Eintracht Frankfurt, wo er zum Mannschaftskapitän aufstieg und 2022 die Europa League holte.

2019 kam es schließlich zur erneuten Rückkehr von Mats Hummels nach Dortmund, der damit beim BVB seinen Legendenstatus festigte. Seine Karriere wird er wohl ebenfalls im Ruhrpott beenden. Drei Jahre später folgte dann Niklas Süle zur Verwunderung aller dem Ruf aus Dortmund. Ein komplizierter Transfer, bei dem es vor allem um das Thema „Wertschätzung“ ging.

Ob sich der Transfer für Süle wirklich gelohnt hat, kann abschließend noch nicht bewertet werden, auch wenn er weder bei Bayern noch beim BVB bisher zu einem unverzichtbaren Stammspieler gereift ist. Für die beiden jüngsten Transfers von Marcel Sabitzer zum BVB und Raphael Guerreiro zum FC Bayern vor der laufenden Saison steht eine Bewertung ebenso noch aus.

München und Dortmund: Meistens über den Umweg Turin

Neben solchen direkten Transfers gab es selbstverständlich auch einige Spieler, die über Umwege für beide Teams aktiv waren. Dabei finden sich so manche Akteure mit durchaus kuriosen Anekdoten. Beispielsweise lief Helmut Nerlinger, der Vater des ehemaligen Sportdirektors Christian Nerlinger ebenfalls für beide Mannschaften auf.

Für Stefan Reuter, heute vor allem bekannt als Funktionär beim FC Augsburg, gilt dasselbe. Der Weltmeister von 1990 feierte jedoch seinen größten Erfolg auf Vereinsebene beim BVB, wo er 1997 – kurioserweise im Münchner Olympiastadion – die Champions League gewann.

Reuter nahm dabei übrigens genauso wie Jürgen Kohler und Robert Kovač den Umweg über Juventus Turin.  Der „Kokser“ – so Kohlers Spitzname – hinterließ dabei größere Spuren im Westfalenstadion, während der spätere Co-Trainer des FC Bayern bei den Münchnern erfolgreicher war. Mit Emre Can kickt(e) übrigens auch der aktuelle Kapitän von Borussia Dortmund für alle drei Klubs.

Am skurrilsten sind jedoch mit Sicherheit die Auftritte von Harald „Toni“ Schumacher bei den beiden Vereinen. Der Ur-Kölner wurde in der Saison 1991/92 vom FC Bayern nämlich als Notnagel verpflichtet, nachdem sich Raimond Aumann und Sven Scheuer verletzt hatten. Nach ganzen acht Partien beendete er seine Karriere.

Vier Jahre später – Schumacher war mittlerweile Torwart-Trainer in Dortmund – wurde er beim bereits feststehenden Deutschen Meister Dortmund in der Schlussphase der Saison zur Belohnung für zwei Minuten eingewechselt und feierte somit seine zweite Meisterschaft.



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