Bayer Leverkusen mit spätem Ausgleich beim FC Bayern
Thomas Tuchel stellte eine ähnliche, aber zur letzten Bundesligapartie leicht veränderte Startelf auf: Sven Ulreich, Konrad Laimer, Dayot Upamecano, Kim Min Jae, Alphonso Davies, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sané, Thomas Müller, Serge Gnabry und Harry Kane begannen für die Bayern.
Drei Dinge, die uns aufgefallen sind
Gute Phasen
Die Bayern starteten entschlossen in die Partie. Die ersten 20 Minuten wurden von den Münchnern dominiert und endeten mit einer 1:0-Führung durch ein Kopfballtor von Kane nach einer Ecke von Kimmich.
Doch die zweiten 20 Minuten der ersten Halbzeit waren fast so schlecht wie die ersten 20 gut. Nur knapp entging die Elf der Bayern einem zweiten Gegentreffer und ließ somit lediglich ein fantastisches Freistoßtor zu, das für Ulreich unhaltbar war.
Nach diesen 20 Minuten folgten fünf weitere, in denen die Bayern das Spiel völlig dominierten und noch zwei oder drei weitere Tore hätten erzielen können.
Was auffällt, ist, dass die Bayern in ihren starken Phasen durchweg Energie, viel Bewegung, knackiges Passspiel und energisches Pressing zeigen. In diesen Phasen sehen sie unschlagbar aus. Aber leider gibt es auch die schlechten Phasen wie zwischen der 20. und 40. Minute gegen Leverkusen, in denen sie merkwürdig gehemmt wirken und dem Gegner die Initiative überlassen.
Schlechte Phasen
Von diesen schwachen, gehemmten Phasen gibt es bei den Bayern leider viel zu viele. Und immer wieder sind es die gleichen Merkmale, die diese Phasen kennzeichnen.
Zunächst einmal vernachlässigen sie in diesen Phasen das Spiel gegen den Ball, es wird lasch und zahnlos. Die Mannschaft scheint insgesamt den Fuß vom Gas zu nehmen und dem Gegner unerklärlich viel Zeit am Ball zu lassen.
Dadurch finden die Gegner immer wieder Durchbrüche und Räume hinter den Verteidigern, was den Druck und die Fehleranfälligkeit in der Defensive erhöht, so geschehen auch gegen Leverkusen.
Hinzu kommt das schlechte Passspiel in allen Bereichen des Spielfelds, das zu Ballverlusten und weiteren Gelegenheiten für den Gegner führt, das Spiel zu machen. Ein großer Teil davon ist auf einen völligen Mangel an Bewegung in ballfernen Räumen zurückzuführen. Es scheint, als ob sich immer nur 3 bis 4 Spieler bewegen, während sich der Rest auf engem Raum knubbelt und das Geschehen beobachtet.
Für mich sind das Dinge, die Tuchel unbedingt beeinflussen und ändern sollte. Die meisten dieser Probleme sind, zumindest meiner Meinung nach, neu in der Ära Tuchel. Ich bin mir sicher, dass sie auf Unterschiede in seiner Taktik im Vergleich zu seinen Vorgängern zurückzuführen sind, aber das kann so nicht weitergehen. Er muss eine Lösung finden, um in allen Bereichen des Spiels zu mehr Konstanz zu finden, oder diese Mannschaft wird später in der Saison ernsthafte Probleme bekommen.
Schleppende zweite Halbzeit
Die zweite Halbzeit warf weitere Fragen auf. Beide Mannschaften wirkten, als hätten sie in den ersten 45 Minuten all ihre Energie bereits verbraucht, denn beide Teams begnügten sich damit, den Ball über weite Strecken zu halten und gelegentlich Torchancen herauszuspielen. Phasenweise lange Passstafetten ohne echten Gegnerdruck auf beiden Seiten waren die Konsequenz.
Tuchel nahm in der zweiten Halbzeit die üblichen fünf Wechsel vor, aber auch das war nicht ganz einfach. Seltsamerweise entschied er sich dafür, Kimmich aus dem Spiel zu nehmen und Goretzka trotz einer ziemlich glanzlosen Leistung auf dem Platz zu lassen. Ich kann nur vermuten, dass Tuchel meinte, Kimmich sei nicht in der Lage, die vollen 90 Minuten zu spielen, obwohl dieser wohl gegenteiliger Auffassung war, von seiner Auswechslung begeistert sah er jedenfalls nicht aus.
Im Nachhinein kann man diese Entscheidung als den Beweis eines glücklichen Händchens betrachten, denn es war Goretzka, der den Bayern spät im Spiel das zweite Tor und den vermeintlichen Sieg bescherte. Mathys Tel setzte den deutschen Nationalspieler in Szene, der von der Strafraumgrenze aus zum 2:1 einschoss. In der dritten Minute der Nachspielzeit foulte Davies Jonas Hofmann an der Strafraumgrenze, und nach einer VAR-Kontrolle gab es einen Elfmeter, den Exequiel Palacios zum 2:2 verwandelte.
Insgesamt war die Leistung beider Mannschaften in der zweiten Halbzeit dürftig. Vielleicht lag es am schnellen Wiederanpfiff nach der Länderspielpause, die die Spieler mental und physisch noch nicht komplett aus den Klamotten geschüttelt hatten. Kane beispielsweise wirkte bis auf sein Tor am Spiel vollkommen unbeteiligt. Hoffentlich sind solche Leistungsschwankungen innerhalb eines Spiels damit nur eine Begleiterscheinung des Beginns der Saison mitsamt der Länderspielpause, aber da die Bayern auch in den ersten drei Saisonspielen schon nicht wirklich durchgängig überzeugt hatten, sind sie etwas, das man im Auge behalten sollte, denn in den kommenden Wochen fängt die Saison mit regelmäßig drei Spielen pro Woche ja eigentlich erst richtig an.