FC Bayern München wieder mit Punktverlust: Nur 1:1 gegen Hoffenheim
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Thomas Tuchel nahm im Vergleich zur Partie in Manchester etwas überraschend nur zwei Wechsel vor. Einzig Cancelo und Müller rückten für Davies und den formschwachen Musiala ins Team. Weder Gravenberch, noch die Rekonvaleszenten Mazraoui und Tel durften starten.
1. Halbzeit
Das Spiel begann durchwachsen. Einige erfolgversprechende Angriffe endeten in einer kniehohen Flanke auf den Gegner, während hinten Hoffenheim zwar nicht die großen Chancen hatte, doch immer wieder gerade Upamecano in Bedrängnis bringen konnte.
Wenn es aus dem Spiel heraus nicht so Recht klappen wollte, war ein Standard wie so oft die Lösung der Probleme. Eine Ecke Kimmichs wurde direkt in die Füße Comans geklärt, dessen Flachschuss aus gut 20 Metern sich zu einer Vorlage für Benjamin Pavard entpuppte. Der Franzose stoppte noch einmal ab, ehe er mit der Picke ins Netz abschloss (17.).
Viel kam nicht mehr in den nächsten knapp 30 Minuten dazu, es blieb ereignisarm. Mit 1:0 ging es in die Kabine.
2. Halbzeit
Ohne Wechsel ging es aus der Kabine. Nach zunächst zielstrebigeren fünf Minuten zu Halbzeitbeginn mit mehr Halbchancen als in den 30 Minuten zuvor, flachte es danach wieder ab. Tuchel reagierte in der 60. Minute mit einem Dreifachwechsel. Tel, Musiala und Davies kamen für Sané, Goretzka und Coman. Cancelo durfte nun für eine halbe Stunde auf die spielmachende Sechs neben Kimmich.
Besser wurde es aber nicht. Nach einem streitbaren Foul Müllers kam Kramarić aus bester Position zu einem Freistoß aus gut 25 Meter. Mit viel Effet drehte sich die Kugel ins Tor, 1:1 nach 71 Minuten.
Kurzzeitig sah es so aus, als wenn der FC Bayern erneut durch Pavard in Führung käme, doch stand er bei seinem erneuten Tor deutlich im Abseits (73.). In der 80. Minute kam der wenig spielende Gravenberch für Cancelo. Wütend rannte der Rekordmeister nun an, zweimal vergab Gnabry aus nächster Nähe. Doch Tore fielen nur in den Parallelspielen. Trotz kurz aufkeimender Verzweiflung in der Arena, spielte der BVB doch noch Unentschieden gegen den VfB Stuttgart und ist nun weiterhin zwei Punkte hinter dem FC Bayern. Am Mittwoch empfängt man Manchester City zum wenig hoffnungsvollen Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel.
Dinge, die auffielen
1. Tuchels Innenverteidiger-Torserie
Im 5. Spiel unter Thomas Tuchel gelang der FC Bayern zum 4. Mal mit 1:0 in Front. Zum 4. Mal war der Torschütze dabei ein Innenverteidiger. Noch kein Stürmer oder Mittelfeldspieler schoss unter Tuchel das 1:0.
Zugegeben, klassische Vergleiche lassen sich schwer aus dieser Serie ziehen. Zu unterschiedlich waren die Tore. Laut DFL-Akkreditierung ist es ja nicht einmal eine 4-Tore-Serie, immerhin stahl man Upamecano sein 1:0 gegen den BVB. Zu Upamecanos 50-Meter-Tor kam noch de Ligts Strahl in der Liga gegen Freiburg und Upamecanos vermeintlicher Türöffner im Pokal nach Ecke.
So gesehen gibt es also Weitschüsse und Ecken-Tore. Wobei viele Beobachter sich sträuben dürften das heutige 1:0 als Ecken-Tor zu klassifizieren, immerhin wurde Kimmichs Eckstoß erst einmal abgewehrt und für viele ist es ja derzeit ein wichtiges Anliegen Kimmich jegliche Fähigkeiten bei Standards abzusprechen.
2. Nicht genug (Man-)Power
Doch Verschwörungstheorien über Kimmichs Eckball-Künste mal außen vor, wird vielleicht umgekehrt ein Schuh aus dieser merkwürdigen Serie. Spielt sich der FC Bayern derzeit inbesonders bei Stand 0:0 genug Torchancen heraus, damit Angreifer in Abschlusspositionen gebracht werden?
Im Vergleich zum späten Nagelsmann ist Tuchels Ansatz vorsichtiger, konservativer. Nagelsmann setzte am Ende meist auf eine Dreierkette mit hochoffensiven Flügelläufern und mindestens einem das Mittelfeld auffüllendem Innenverteidiger. Es gab ganz natürlich mehr angreifende Spieler als nun unter dem vorsichtigerem Tuchel, der Pavard meist wieder auf dessen ungeliebter rechten Seite spielen lässt und den anderen, offensiveren Außenverteidiger leicht ausbremst.
Mitunter fehlt unter Tuchel einfach die Manpower bei den Angriffen. Viele Spieler sind gewollt hinter dem Ball. Und wenn die Wahrscheinlichkeit auf Torerzielung klassisch aus dem Spiel somit kleiner wird, ist es so irgendwo nur logisch, dass der Dammbrecher von der ungeahnten Position eines Abwehrspielers kommen muss.
Der FC Bayern lässt an diesem Nachmittag erneut unnötig Federn im Meisterschaftskampf. Nur ein Tor schoss der FC Bayern, viel mehr (1,9) war nach expected Goals auch nicht erwartet. Hoffenheims guter Keeper Oliver Baumann wurde in diesem Spiel auch alles andere als heißgeschossen. Seine Paraden waren meistens gegen mittelprächtige Weitschüsse. Nur in den letzten zehn Minuten kam Gnabry zu zwei guten Torabschlüssen aus nächster Nähe.
Der FC Bayern erspielt sich derzeit zu wenige dieser Chancen. Wenn viele Spieler derzeit Formprobleme haben und ihnen daher die Coolness vor dem Kasten fehlt, müssen umso mehr Abschlüsse generiert werden. Je öfter man vor das Tor kommt, desto mehr erzwingt man Tore. Der FC Bayern tut dies derzeit zu selten.
3. Erneut unzureichend von Yann Sommer
Yann Sommer bläst derzeit viel Gegenwind ins Gesicht. Zwar wurde er gerade für seine Paraden in den letzten 10 Minuten in Manchester viel gelobt, doch seine Rolle beim 0:1 wurde viel diskutiert, dazu gesellten sich fußballerische Probleme in der gesamten Partie, die fast zu zwei Gegentoren führten. Zudem erinnerte dieser Tage der Kicker zurecht an Sommers Fehler gegen Paris und Stuttgart, die jeweils von de Ligt in letzter Sekunde auf der Linie ausgebügelt werden mussten. Viele Punkte gerettet hat Sommer auch nicht. Mit klassischer Torwartkunst konnte er eigentlich nur in Paris und gegen Freiburg glänzen.
Nun das Gegentor von Kramarić. Erneut ist es kein klassischer Torwartfehler, ein ohnehin zu oft benutzer Ausdruck, der das komplexe Torwartspiel in Nullen und Einsen, in “Fehler” und “Unhaltbare” herunterbrechen möchte. Dennoch war Kramarićs Freistoß zwar präzise und gut angeschnitten, aber doch sehr lange in der Luft. Muss man diesen Ball halten? Nein, sicher nicht. Darf man von einer Nummer Eins des FC Bayerns allerdings erwarten, diesen Ball zu halten? Ja, darf man.
Ob der mittlerweile 37-jährige Manuel Neuer in diesen beiden letzten Spielen jeweils an die Bälle herangekommen wäre, ist wiederum wenig irrelevant. Wichtiger ist die Frage ob Sommers alleinige Qualitäten ausreichen. Derzeit zeigt sich wohl oder übel, dass Sommer eher unwahrscheinlich eine dauerhafte Lösung im Bayern-Tor ist.