FC Bayern – Misasanrot-Adventskalender, Nummer 31: Bastian Schweinsteiger
Er war lange Jahre mein unangefochtener Lieblingsspieler, und als er erst die Bayern verließ und kurz danach auch noch aus der Nationalmannschaft zurücktrat, wusste ich, dass nichts mehr so sein würde wie früher: Bastian Schweinsteiger, Münchens „Fußballgott“ und WM-Held von Rio.
Nach der aktiven Zeit noch mit „Luft nach oben“
Inzwischen ist er ein wenig in die Jahre gekommen. Man hört und sieht ihn noch relativ oft; entweder im Fernsehen als Experte bei Fußballspielen (mit Luft nach oben, obwohl inzwischen schon eine Steigerung zu erkennen ist), oder singend unter der Dusche für einen Werbespot (ebenfalls noch mit Luft nach oben), oder als Hauptfigur in Martin Suters biografischem Roman „Einer von euch“ (puh, nee, das war nichts).
Und trotzdem: Schweinsteigers Zeit beim FC Bayern war nicht nur prägend für den Verein, sondern auch für mich als Fan. Es war die emotionalste und schönste Phase in meinem Fan-Dasein. Natürlich rücken jüngere und neue Spieler nach, und den ein oder anderen schließt man auch ins Herz – aber dies geschieht nicht mehr in der gleichen Intensität, die ich zwischen 2009 und 2015 (mit dem absoluten Tiefpunkt 2012 und der absoluten Ekstase nur ein Jahr später) verspürt habe. Den größten Anteil daran hat Schweinsteiger.
Schweinsteiger in der Hauptrolle bis in die Weltklasse
Warum ausgerechnet 2009 bis 2015? Weil er unter dem damaligen Trainer Louis van Gaal in der Saison 2009/10 an die Seite von Mark van Bommel ins defensive Mittelfeld befördert wurde. Diese Positionsänderung ebnete seinen Weg zum Mittelfeld-Dirigenten und Herzstück der Mannschaft bis (zumindest in seinen Glanzzeiten) zur Weltklasse. Ich habe viele schöne Fußball-Erinnerungen, in denen Schweinsteiger die Hauptrolle spielt, aber eine der besten ist für mich sein Auftritt beim Achtelfinale der Fußball-WM 2010 gegen Argentinien. (Fun Fact: Wenn ich schlechte Laune habe oder den Fußball mal wieder blöd finde, schaue ich mir auch heute noch auf YouTube die Zusammenfassung von diesem Spiel an).
Vielleicht ist dieses Spiel nicht die offensichtlichste Wahl, da sich auch andere Auftritte Schweinsteigers für den FC Bayern oder die Nationalmannschaft aufdrängen, aber dieses Viertelfinale 2010 war sozusagen der Moment, in dem er (um es mal in den Worten von Uli Hoeneß zu sagen) von Schweini zu Schweinsteiger wurde. Der Anführer auf dem Platz, der Kapitän, der keine Binde um den Arm brauchte. Unvergessen sein Solo-Lauf vor dem 3:0. Dass auch Löw auf Schweinsteiger im Mittelfeld setzte, haben wir van Gaal zu verdanken. Was beim Verein begann, wurde in der Nationalmannschaft erfolgreich übernommen.
Und so werde ich auch die Zahl 31 immer mit Schweinsteiger verbinden, und nicht etwa mit der internationalen Telefonvorwahl der Niederlande, dem Kartenspiel Eindunddreißig oder dem Buch „31 Songs“ von Nick Hornby. Nein, die 31 ist die Rückennummer, die Schweinsteiger bei allen Vereinen trug, für die er aufgelaufen ist: Bayern München (2002-2015), Manchester United (2015-2017) und Chicago Fire (2016-2019). BS31, der zugegeben etwas ungelenke Versuch, den Spieler im Stile von CR7 besser zu vermarkten, hat zumindest bei mir Wirkung hinterlassen.
3 + 1 = 31
Auch für Schweinsteiger selber wird die 31 natürlich immer eine besondere Bedeutung haben. Als er auf den Sozialen Medien verkündete, dass er zum zweiten Mal Vater wird, tat er dies auf Instagram mit einem Foto von Schuhen: links seine eigenen Sportschuhe, daneben die seiner Frau Ana Ivanovic, dann ein Paar Kinderschuhe seines ersten Sohnes, und ganz rechts graue Babyschühchen. In der Bildunterschrift schrieb er: 3+1=31 in Anlehnung an seine frühere Rückennummer.
Wenn ein Fußballer den Verein verlässt, wird seine Rückennummer meist schnell und ohne großes Aufheben weiter vergeben, auch wenn es ein bedeutender und wichtiger Spieler war. Das ist natürlich vollkommen normal. Und trotzdem bin ich froh, dass – selbst sieben Jahre, nachdem es Schweinsteiger in Richtung Manchester United zog – die 31 noch immer seine ist. Für mich wird sie das immer bleiben.