Analyse: Souveräner Sieg im ersten „Champions League“-Heimspiel

Georg Trenner 29.09.2021

Falls ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Beim Tabellenführer gab es nur eine personelle Änderung. Für Benjamin Pavard rückte Serge Gnabry in die Startelf. Taktisch führte diese Personalie dazu, dass Nagelsmann wieder auf eine Viererkette und ein klassisches 4-2-3-1 zurückgriff. Vor Neuer verteidigten Niklas Süle, Dayot Upamecano, Lucas Hernández und Alphonso Davies von rechts nach links. Vor der Abwehr besetzten wie gewohnt Joshua Kimmich und Leon Goretzka das Zentrum, und Leroy Sané, Thomas Müller und Serge Gnabry bildeten die offensive Dreierreihe hinter Lewandowski. 

Auch Dynamo Kiew lief im 4-2-3-1 auf, das gegen den Ball zum 4-4-2/4-2-4 wurde. Unter Druck setzen konnten sie die Münchner mit ihrem Pressing jedoch kaum. Besonders gewarnt hatte Bayern-Trainer im Vorfeld vor dem jungen Rechtsaußen Viktor Tsygankov, der jedoch über 90 Minuten hinweg abgemeldet bleiben sollte.  

1. Halbzeit

Die Bayern hatten von Beginn an keine Probleme, das Kiewer Pressing zu umspielen. Entweder ließ sich Kimmich fallen, um Überzahl in der letzten Reihe zu schaffen und durchzukombinieren, oder die Bayern spielten Seitenverlagerungen, wobei sie oft Alphonso Davies suchten. 

Die erste nennenswerte Halbchance erspielten die Münchner sich in der zehnten Minute. Lewandowski kam nach einer Chip-Flanke von Gnabry zum Kopfball, bekam jedoch nicht mehr genug Druck hinter den Ball, sodass Kiews Torhüter Ruslan zur Ecke abwehren konnte. 

Die anschließende Ecke brachte einen Handelfmeter für die Gastgeber. Sydorchuk spielte den Ball klar mit der Hand. Robert Lewandowski verwandelte gewohnt sicher. 

In den folgenden 15 Minuten kontrollierten die Bayern das Spiel, ohne sich weitere Großchancen zu erspielen.

In der 26. Minute war Niklas Süle dann hellwach und unterband einen Kiewer Konter und leitete direkt zum Angriff der Bayern über. Müller steckte auf Lewandowski durch, der souverän verwandelte. 

Auch die nächste Bayernchance war die Folge erfolgreichen Gegenpressings und schnellen Umschaltens. Nach Müllers Balleroberung landet der Ball über Kimmich bei Goretzka. Nach dessen Vorlage scheiterte Sané mit einem Flachschuss am langen Pfosten. 

In der 41. Minute waren die Bayern beim Gegenpressing dann einmal zu mutig. Hernández, Süle und Upamecano waren alle bis weit in die Kiewer Hälfte aufgerückt, wo das Gegenpressing der Münchner überspielt wurde. Kiews Konter führte zur ersten guten Chance für die Gäste, doch Manuel Neuer war zur Stelle und parierte de Penas Schuss. 

Nach 45 Minuten und einer insgesamt souveränen Leistung der Bayern pfiff Schiedsrichter Marco Guida zur Pause.

2. Halbzeit

Ohne Wechsel kamen die Münchner aus der Kabine. Es brauchte ein paar Minuten, bis sie in der zweiten Halbzeit angekommen waren, aber dann erspielten die Bayern zwischen der 60. und 70. Minute Chancen fast im Minutentakt. 

Erneut fiel das Tor nach einer blitzschnellen Umschaltaktion. Süle klärte im eigenen Strafraum einen Ball zu Sané, der mit dem zweiten Kontakt auf Gnabry weiterleitete, der sich nicht mehr stoppen ließ und zum 3:0 abschloss. 

Im Anschluss an das Tor wechselte Nagelsmann Benjamin Pavard und Jamal Musiala für Davies und Gnabry ein. Pavard übernahm die Rechtsverteidigerposition. Süle und Hernández schoben dafür nach links. 

In der 74. Sané kam Sané unbedrängt auf der linken Seite zum Flanken – und verwandelte direkt zum 4:0. 

Eric Maxim Choupo-Moting erhöhte in der 87. Minute nach Pavard-Flanke auf 5:0 und setzte den damit Schlusspunkt der Partie.

Zuvor waren Choupo-Moting, Marcel Sabitzer und Bouna Sarr für Lewandowski, Goretzka und Sane gekommen. 

Dinge, die auffielen

1. Linksrutsch im Bayernspiel

Wie zuletzt regelmäßig spielten heute Davies und Sané gemeinsam auf der linken Seite. Eine Rolle, in der Leroy Sané derzeit aufblüht. Aber auch Davies ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil für die Offensive. Zusammen gewannen die beiden heute 13 Dribblings und sind für ihre Gegner schwer zu stoppen. Auch taktisch zeigen die beiden sich sehr variabel. Vor allem Sané driftet regelmäßig ins Zentrum oder sogar auf die rechte Seite und reißt dadurch Lücken, in die Davies dann hinein stößt. 

Umgekehrt profitiert Sané davon, mit Tempo die Linie entlang marschieren zu können. Sané verdiente sich die Auszeichnung zum Man of the Match redlich. 

2. Kurs aufs Achtelfinale 

Mit sechs Punkten und 8:0-Toren nach zwei Spielen führt der FC Bayern souverän die Tabelle der Gruppe E an. Auf Platz zwei folgt der nächste Gegner Benfica Lissabon vor Dynamo Kiew und den bisher sehr enttäuschenden Katalanen aus Barcelona. Bereits in den beiden Spielen gegen Lissabon könnten die Münchner theoretisch den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen. Was selbstverständlich klingt, ist es nicht. Das zeigt nicht nur der Blick aufs Abschneiden des FC Barcelona in der eigenen Gruppe, sondern auch Überraschungen wie jene am Vortag in Madrid. 

3. Souveräne Offensive à la Nagelsmann

Von Woche zu Woche wird Nagelsmanns Handschrift klarer sichtbar. Dazu gehören unter anderem taktische Variabilität, intensives Gegenpressing und defensive Kontrolle. 

Die Mannschaft wird nicht nervös, sondern wartet geduldig auf Chancen oder Fehler der Gegner und wirkt dabei sehr dominant. 

Beeindruckend: Nagelsmann schafft es in den letzten Wochen, seinem Team defensive Stabilität zu verordnen, ohne auf Flicks Offensivpower zu verzichten. In fünf der letzten sieben Spiele hielten die Bayern defensiv die Null. In den zehn Pflichtspielen unter Nagelsmann erzielten die Bayern insgesamt 46 Tore, 4,6 im Schnitt.

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