Miasanrot-Awards: Neuzugang der Saison 2020/21

Georg Trenner 02.06.2021

Sané als Königstransfer 

Der in Essen geboren und beim FC Schalke ausgebildete Sané wechselte vor der Saison im zweiten Anlauf für 45 Millionen Euro von Manchester City zum deutschen Rekordmeister, wo er der fehlende Mosaikstein für die Nachfolge des langjährigen Flügelduos Franck Ribéry und Arjen Robben sein sollte.

Die Unsicherheiten wegen Corona führten dazu, dass der europäische Transfermarkt im Spätsommer 2020 verhaltener war als in den letzten Jahren. Das machte sich auch beim FC Bayern bemerkbar, der neben Top-Einkauf Leroy Sané überwiegend in die Breite investierte. Alexander Nübel, Tanguy Nianzou, und Eric Maxim Choupo-Moting kamen ablösefrei, Douglas Costa und Tiago Dantas per Leihe und Marc Roca und Bouna Sarr für neun und acht Millionen Euro (Ablösesummen von Transfermarkt). 

Rolle im Kader

Dreikampf um zwei Plätze

Serge Gnabry und Kingsley Coman hatten sich im Vorjahr auf Außen festgespielt. Nun kamen Sané und Costa dazu. Während für Costa von Anfang an eine Rolle als Kaderfüller vorgesehen war, durfte man mit Spannung auf den Konkurrenzkampf zwischen Gnabry, Coman und Sané um zwei Plätze in der Startelf blicken.

Über die Saison gesehen wählte Flick eine salomonische Arbeitsteilung. Coman stand 30 mal in der Startelf, meist als Linksaußen, Sané stand 27 mal in der Startelf, in der Regel als Rechtsaußen, und Gnabry pendelte zwischen links und rechts und kam ebenfalls zu 27 Startelfeinsätzen. Costa und andere Aushilfsaußen wie Choupo-Moting, Müller oder Musiala kamen zu sporadischen Einsätzen auf den Flügeln. 

Entwicklung im Saisonverlauf 

Im Bundesligaauftaktspiel gegen seinen Ex-Verein Schalke 04 gelang Sané ein perfekter Einstand, den er mit seinem ersten Tor für den FC Bayern krönte. 

Danach tat er sich zunächst schwer, Flicks Anforderungen an das Pressingverhalten zu erfüllen. Sané wirkte teils etwas zu nachlässig in der Defensivarbeit. Kritik, die Hansi Flick im Herbst offen Ansprach. Auch seine Einbindung ins Offensivspiel lief in dieser Phase der Saison nicht reibungslos. 

In der Folge musste sich Sané regelmäßig mit einer Jokerrolle zufriedengeben. Sané ließ sich aber nicht von dem temporären Tief entmutigen, sondern wartete auf seine Chancen, die ihm Rotation und der eng getaktete Spielplan automatisch bringen würden. 

Seine beste Phase hatte er im Februar und März, als er unter anderem gegen Dortmund, Stuttgart und bei Lazio stark aufspielte, bevor ihn gegen Ende der Saison die Kräfte verließen. 

Einbindung

Bei Manchester City unter Guardiola wurde Sané noch überwiegend als Linksaußen, teilweise sogar als linker Schienenspieler eingesetzt. Sané hatte dann seine stärksten Phasen in Manchester, wenn Guardiola es schaffte, ihm auf dem Spielfeld Räume zu kreieren. Räume, die er dann für seine Tempodribblings mit Zug zum Tor nutzen konnte. 

Beim FC Bayern hatte Flick andere Pläne. Er setzte Sané konsequent als Rechtsaußen ein und war nicht gewillt, sein System an Sané anzupassen, sondern erwartete von Sané, sich an Flicks System anzupassen. 

Dass Sané teilweise noch Probleme hatte, sich in Flicks Standardsystem zu entfalten, zeigen einige seiner besten Spiele. Zu Sanés besten Auftritten in der abgelaufenen Saison zählen nicht zufällig das Spiel bei Lazio und das Spiel in Unterzahl gegen Stuttgart. Die beiden Spiele hatten eins gemeinsam: Sané hatte viel Platz. Platz, den er für seine Tempo-Dribblings ausnutzte. Platz, den ihm die gegnerischen Defensiven normal nicht gönnen. 

Zahlen

Offensive

In 44 Einsätzen über alle Wettbewerbe hinweg erzielte Leroy Sané zehn Tore und bereitete zwölf weitere vor. Seine 22 Scorerpunkte bedeuten Platz vier im internen Ranking hinter Lewandowski (57), Müller (39) und Coman (23).

Mit 122 Dribblings in den Bundesligaspielen führt er die Bayern intern an und landet auf Platz sechs in der Liga. Seine Erfolgsquote von 61% Dribblings spricht für ein gutes Maß an Risiko und für sein Fähigkeiten im 1-gegen-1. 

Defensive 

Blickt man auf einige Defensivwerte, scheinen Flicks mahnende Worte aus dem Herbst gefruchtet zu haben. 

Laut der Datenanalysten von Statsbomb belegt Sané etwa ligaweit Platz 3 bei erfolgreichen Tacklings im Angriffsdrittel. Thomas Müller und Haidara sind die einzigen Bundesligaspieler, die in der abgelaufenen Saison noch mehr Defensivzweikämpfe im Angriffsdrittel gewannen. 

Auch bei ausgelösten Pressing-Situationen im vorderen Drittel belegt er einen ordentlichen 28. Platz in der Bundesliga (Weghorst, Müller und Lewandowski führen das Ranking an), wobei die von ihm ausgelösten Aktionen in 36% der Fälle zu Ballgewinnen für Bayern führten. Seine 36% Erfolgsrate bedeutet Platz 3 unter den Offensivspielern der Bundesliga hinter Musiala und Sancho. 

Ausblick: guter Einstand mit Luft nach oben 

Sanés erstes Jahr war gut, aber noch nicht herausragend. Flicks nachvollziehbare Haltung, das System nicht speziell für Sané anzupassen und die bisher fehlende Zeit, um Automatismen einzustudieren, erklären, warum man von Sané im ersten Jahr nicht noch mehr erwarten konnte als er bisher zeigte. 

Der oben genannte Robben bleibt die Messlatte für Sané. Jenem Robben gelangen in seiner ersten Saison beim FC Bayern 31 Scorerpunkte in einer Mannschaft, die offensiv deutlich weniger brillierte als das aktuelle Flick-Team. Vor allem gelang es Robben, dem Team seinen Stempel aufzudrücken. 

Diese Entwicklung steht bei Sané noch aus. Wenn Nagelsmann es schafft, ihn öfter in gute Situationen zu bringen, kann der Sprung in die Weltklasse in den nächsten Jahren gelingen. 

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