Bayern unterliegt 1:2 im Spitzenspiel in Frankfurt
Falls Ihr es verpasst habt
Nachdem zuletzt viermal in Folge eines der beiden Teams fünf Tore erzielte, war es diesmal ein fast gewöhnliches Ergebnis, wenngleich kein gewöhnlich Spiel, in dem die Bayern ihre dritte Saisonniederlage kassieren.
Aufstellungen
Die Gastgeber aus Frankfurt liefen im gewohnten 3-6-1 bzw. 3-4-3 mit Doppelzehn und Doppelsechs auf. Adi Hütter musste auf die verletzten Durm und Silva sowie den gelbgesperrten Sow verzichten. Für Silva gab Real-Rückkehrer Jović sein Startelfdebüt, der Ex-Münchner Rode ersetzte Sow und Touré übernahm die rechte Seite für Durm.
Hansi Flick brachte ebenfalls drei neue Spieler in der Startelf. Boateng, Kimmich und Roca starteten für Sarr, Hernández und den verletzten Tolisso. Taktisch war die Umstellung größer: Süle rückte auf die Rechtsverteidigerposition und Alaba kehrte in die Innenverteidigung zurück, wo er seinen Stammplatz als Abwehrchef neben Boateng einnahm. Davis als Linksverteidiger und Neuer im Tor komplettierten die Defensive hinter der neuen Doppelsechs Kimmich und Roca. In der Offensive vertraute Flick auf die Bielefeld-Formation Sané, Choupo-Moting, Coman und Lewandowski.
Die nach ihrer Corona-Pause zurückgekehrten Goretzka und Martínez nahmen neben Sarr, Hernández und Musiala auf der Bank Platz.
1. Halbzeit
Die Eintracht begann in einem aggressiven Angriffspressing und erstickte Bayerns Ballzirkulation bereits in Ansätzen. Umgekehrt kamen die Münchner kaum in aussichtsreiche Duelle, wenn die Frankfurter in Ballbesitz waren.
So war es keine Überraschung, dass die erste Frankfurter Chance in der vierten Minute durch eine erfolgreiche Pressingaktion ausgelöst wurde. Davies ungenauen Pass auf Roca konnte Hasebe ca. 30 Meter vor dem Tor abfangen. Younes vergab diese erste Chance. In der 12. Minute war es dann aber soweit, und die Eintracht traf zur verdienten Führung. Nach einem Einwurf auf der linken Seite spielten Younes und Kostić, Süle und Sané aus, bevor Kamada Kostićs Hereingabe verwandelte. Wieder nach einem Einwurf. Wieder über die rechte Abwehrseite.
Mit Spannung war vor dem Spiel das Duell von Aushilfsrechtsverteidiger Süle gegen den Frankfurter Linksaußen Kostić erwartet worden. Es sollte ein einseitiges Duell werden, was nicht allein an Süle lag, sondern an den generellen Löchern im Bayerischen Defensivverhalten lag.
Frankfurt behielt die Oberhand. In der 31. Minute war es wieder eine Balleroberung im Mittelfeld und ein schneller Angriff über die rechte Abwehrseite der Bayern, den Younes sehenswert zum 2:0 vollendete. Im Jubel zeigte er die Geste des Spiels und erinnerte an die Ermordeten Hanaus (siehe oben).
Nennenswerte Bayern-Chancen suchte man bis dahin vergebens. In der letzten Viertelstunde konnten die Münchner das Spiel beruhigen und kamen zu einer Reihe von Abschlüssen. Für mehr als ein Warmschießen von Trapp reichte es nicht mehr.
2. Halbzeit
Flick reagierte auf die enttäuschende erst Halbzeit, indem er Goretzka für Roca brachte. Am Wechsel alleine dürfte es nicht gelegen haben, aber der FC Bayern trat verändert auf. Ballzirkluationen, Seitenverlagerungen und immer wieder Durchbrüche im Dribbling klappten nun.
Es dauert nur bis zur 53. Minute, ehe Sané sich durch die Frankfurter tanzte und von der Grundlinie an den Fünfer zurück legte, wo Lewandowski tat was Lewandowski immer tut. Er verkürzte auf 1:2.
Der FC Bayern dominierte weiterhin. Immer wieder kamen die Münchner über Dribblings und Tempo über außen durch, zum Beispiel in der 70. Minute erneut über Sané, als Coman die Hereingabe nicht aufs Tor brachte.
Bayern machte in der Folge weiterhin Druck, jedoch fehlte das letzte Quäntchen Druck, um den Ausgleich zu erzwingen. Im Gegenteil, die klareren Chancen in den letzten 15 Minuten hatte die Eintracht. In der 79. Minute brachte Davies Ache nach einer Hereingabe von Kostić zu Fall, doch weder Schiedsrichter noch VAR entschieden auf Elfmeter. Glück für die Bayern.
Bei einem weiteren Konter der Frankfurter verhinderte Neuer in der 90. Minute die Vorentscheidung, als er sehr stark gegen Kostić parierte.
Auch die Schlussoffensive der Münchner reichte nicht mehr. Es blieb beim 2:1 für die Frankfurter.
Dinge, die auffielen
1. Erste titellose Saison seit 2011/12 droht
Noch sind die Bayern die einzigen Titelverteidiger der Top-5-Ligen, die ihre Liga anführen. Spätestens nach dem heutigen Spieltag werden die Fragezeichen größer, wie lang die Bayern diese Sonderstellung behalten können.
RaBa Leipzig kann am Sonntag mit einem Sieg gegen die Hertha auf zwei Punkte herankommen. Das direkte Duell in Leipzig steht am 27. Spieltag an. Nicht undenkbar, dass es spätestens dann eine Wachablösung an der Tabellenspitze erfolgt. Zumal die Leipziger in Kürze vermutlich von internationalen Spielen verschont bleiben.
Im Pokal sind die Bayern ausgeschieden, und eine Titelverteidigung in der Champions League ist ohnehin nicht planbar, in der aktuellen Form und mit personellen Engpässen umso weniger.
Es wäre zum ersten Mal seit der Saison 2011/12, dass der FC Bayern eine Saison ohne neuen Titel beendet, wenn man die “Bonustitel” wie Weltpokal oder Supercup ausklammert.
2. Taktische Fragezeichen in der ersten Halbzeit
Nicht nur in der Miasanrot-Vorschau wurde auf das spielstarke Frankfurter Quartett im Mittelfeldzentrum und die starke linke Seite über Kostić hingewiesen. Bayerns taktische Anpassung darauf? Keine. Zumindest keine sichtbaren.
Immer wieder spielten die Frankfurter ihre Überzahl im Mittelfeldzentrum clever aus. Hasebe, Rode, Kamada und der überragende Younes spielten mit Kimmich, Roca und Choupo-Moting Katz und Maus. Schob ein Innenverteidiger zur Unterstützung nach vorne, oder Sané zur Unterstützung ins Zentrum, spielten die Frankfurter in die entstehenden Löcher. Ab Mitte der ersten Halbzeit nahm Choupo-Moting Hasebe verstärkt in Manndeckung. Das reduzierte zwar dessen Einfluss, führte aber zu einer permanenten 2 gegen 3 Unterzahl von Kimmich und Roca gegen die verbleibenden Zentrumsspieler.
In der zweiten Halbzeit schafften die Münchner es dann indirekt, diese Frankfurter Stärke zu neutralisieren, indem sie selbst den Ball besser in den eigenen Reihen hielten und das Spiel auf Außen trugen – wo sie dann selbst in Überzahlsituationen kamen. Goretzka zog zum Beispiel Hasebe durch seine Läufe mit nach Außen, Sané nutzte immer wieder in die Räume zwischen N’Dicka und Kostić und machte insgesamt ein gutes Spiel.
3. #SAYTHEIRNAMES
Gestern vor einem Jahr war der rassistische Mordanschlag im hessischen Hanau. In Gedenken an die Opfer trugen die Eintrachtspieler Warmmach-Shirts mit dem Hashtag “SayTheirNames” und erinnerten durch personalisierte Shirts an die Opfer:
Gökhan Gültekin
Sedat Gürbüz
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kurtović
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
Kaloyan Velkov
Gabriele R.
Wir schließen uns der Eintracht an: Erinnern heißt verändern!