Adventskalender: Unsere Wunschtransfers – Türchen 9
Situation beim Spieler
Zum Höhepunkt der Triple-Saison am 23. Februar 2013 verlor der SV Werder Bremen mit 1:6 in der Allianz Arena. Das einzige Tor für die Norddeutschen erzielte ein 21-jähriger Belgier, der in dieser Saison die Liga in seinen Bann zog: Kevin De Bruyne. Der junge Offensivspieler, der von Chelsea ausgeliehen war, feierte seinen Durchbruch und war an 19 Toren der Hanseaten beteiligt.
In der darauffolgenden Saison konnte er sich an der Stamford Bridge allerdings nicht durchsetzen und wechselte daher im Winter 2014 zurück in die Bundesliga, wo er weiterhin einen sehr guten Ruf genoss. Beim VfL Wolfsburg wurde er zum Spielgestalter und der zentralen Figur. In der Spielzeit 14/15 führte er die Wölfe auf den zweiten Platz in der Liga, wobei er mit 21 Torvorlagen einen Liga-Rekord aufstellte, der erst in der vergangenen Saison von Thomas Müller gebrochen wurde. Mit zehn Treffern wurde er zudem Mitglied im illustren Club der Spieler mit 30 Torbeteiligungen in einer Saison. Zudem führte er die Wolfsburger zum Pokalsieg, und damit dem zweiten großen Titel der Vereinshistorie, und ins Viertelfinale der Europa League.
Keine Frage, im Sommer 2015 war Kevin De Bruyne einer der meist gejagten Spieler auf Europas Transfermarkt und im Konzert der Großen angekommen. Im Offensivspiel war er nahezu komplett mit präzisen Schnittstellenpässen, einem strammen Abschluss sowie einem ausgezeichneten Auge für den besser positionierten Mitspieler und einem grandiosen Gefühl für freie Räume. Mit seiner Physis und Beidfüßigkeit verkörpert er ein wahres Komplettpaket.
Situation beim Verein
Der FC Bayern ging im Sommer 2015 währenddessen seiner dritten Spielzeit unter Trainer Pep Guardiola entgegen. Im Lager der Fans war die Stimmung gespalten. Zwar hatte der Spanier in beiden Jahren die Meisterschaft geholt und damit den vierten Titel-Hattrick der Vereinshistorie erreicht, doch in der Champions League musste man sich jeweils einer spanischen Übermacht im Halbfinale geschlagen geben.
Zudem befand sich der Kader am Beginn eines größeren Umbruchs. Die beiden Granden der vergangenen Jahre, Arjen Robben und Franck Ribéry, litten zunehmend unter kleineren Verletzungen, Leader Bastian Schweinsteiger hatte den Verein verlassen und der als Wunderkind verpflichtete Mario Götze war hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Auch deswegen entschied man sich in der sportlichen Leitung für einige größere Transfers. Für die alternden Flügelpositionen verpflichtete man mit Douglas Costa und Kingsley Coman zwei potentielle Thronfolger und im Mittelfeld konnte man den chilenischen Kämpfer Arturo Vidal an die Isar locken. Zudem wechselte ein vielversprechendes junges Talent namens Joshua Kimmich, scheinbar ohne größere Chancen auf Einsatzzeiten, nach München.
Ausblick: Was wäre, wenn …
Zentral offensive Mittelfeldspieler haben es bei den Bayern immer schwer, gerade aufgrund des quasi unersetzbaren Thomas Müller. Doch ähnlich wie schon bei Marco Reus würde auch De Bruyne stark von dem Trainer Pep Guardiola, und dessen Fähigkeit ein perfektes taktisches Gerüst rund um die Stärken eines Spielers zu errichten, profitieren.
Eine mögliche Aufstellung wäre eine Adaption, der von uns häufig als Death Lineups bezeichneten Formation mit vier offensiven Mittelfeldspielern. Dabei würden zwei Flügelstürmer De Bruyne und Müller flankieren. Gerade die Kombination dieser beiden so unterschiedlichen Spielertypen erscheint vielversprechend. Während De Bruyne am Ball als Verbindungsspieler ins letzte Drittel fungiert und dort die gefährlichen Schnittstellenpässe serviert, könnte Müller freier agieren und durch unkonventionelle Läufe Lücken in die Abwehr reißen.
Es ist der 03. Mai 2016. Der Ort ist wieder die Allianz Arena. Drei Jahre nach seinem ersten Auftritt im Luftkissenboot bei Fröttmaning steht der Rekordmeister im Champions-League-Halbfinale gegen das Defensivbollwerk Atlético Madrid. Die Mannschaft von Guardiola rennt in einem Offensivfeuerwerk für 90 Minuten an, um die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel aufzuholen. Hier schlägt die Sternstunde von Kevin De Bruyne. Beim frühen Führungstreffer der Münchner spielt er einen Pass in einen Raum, den vielleicht drei Spieler auf der Welt überhaupt sehen, und Lewandowski verwandelt eiskalt. Kurze Zeit später trifft der Belgier selbst, als er überraschend im Strafraum vor Oblak auftaucht nachdem zuvor Müller ihm den Raum durch einen Diagonallauf geöffnet hatte. Den Schlusspunkt zum 3:0 setzt er per Fernschuss aus 25 Meter, der wie an der Schnur gezogen ins linke obere Eck einschlägt.
Ja, doch, mit Kevin De Bruyne scheint der Triple-Sieg 2016 in greifbarer Nähe. Im Offensivspiel wäre er genau die richtige Ergänzung zum Bayern-Spiel dieser Tage gewesen. Neben Costa und Coman hätte er der notwendige Ruhepol sein können. Neben Ribéry und Robben wäre er der agile, schnelle Initiator gewesen. Neben Vidal und Müller hätte er den konventionellen und ordnenden Spielgestalter geben können. Neben Lewandowski wäre er der perfekte Vorlagengengeber.
Schon etwas mehr als zehn Jahre zuvor hätte sich der FC Bayern einen Spielgestalter von einem direkten Konkurrenten sichern können. Doch ähnlich wie De Bruyne entschied sich auch dieser außergewöhnliche Fußballer für den Weg auf die Insel.