Spieler des Monats September: Robert Lewandowski
Im Spiel in Paderborn lief die siebte Spielminute, als ganz Fußball-Deutschland erleichtert aufatmete. Dieser Robert Lewandowski, der in der Saison bisher nach Lust und Laune getroffen hatte, zeigte, dass er doch menschlich ist. Einen Querpass von Gnabry setzte der Pole aus knapp zehn Metern in bester Frank-Mill-Gedächtnismanier neben das leere Tor. Der Torschrei, der jedem Münchner Fan auf den Lippen lag, verstummte abrupt und die Paderborner Hintermannschaft wirkte fast so ungläubig wie der Stürmer selbst.
Er trifft, und trifft, und trifft
Dass Lewandowski gegen Paderborn schließlich dennoch traf, war jedoch wenig überraschend. Die Bundesliga-Rekorde, die Lewandowski mit seiner Serie gebrochen oder eingestellt hat, sind mittlerweile wohl bekannt. Meiste Tore nach sechs Spieltagen. Meiste Spieltage mit Treffer in Serie zu Saisonbeginn.
Der Supercup ist bisher das einzige Pflichtspiel in dem der Pole nicht getroffen hat. Im September traf er in vier Spielen fünf mal ins Netz. Gleich zweimal war er der Torschütze zum wichtigen 1:0.
Auch im internationalen Vergleich sticht der 31-Jährige hervor. In der Premier League führt Aguero die Torschützenliste mit acht Treffern in sieben Spielen an. In Spanien, Portugal und Frankreich reichen sechs, in Italien sogar nur fünf Tore um an der Spitze der Liste zu stehen.
Umsteigen. Der neue Lewandowski?
Ein Blick auf die Statistiken zeigt nach sechs Spieltagen einen veränderten Stürmer. Während der Pole im Spielgeschehen deutlich involvierter wirkt, als dies in der Vergangenheit häufig der Fall war, sind seine gefährlichen Pässe (“Key Passes”) pro 90 Minuten auf dem niedrigsten Wert seit er bei Bayern ist. Nur 0,18 Pässe leiteten einen Torschuss ein. Zum Vergleich: Letzte Saison lag Lewandowski bei 1,43.
Außerdem schließt der vierfache Torschützenkönig seltener aus dem Fünfmeterraum ab. In der bisherigen Saison ist lediglich jeder zehnte Schuss in diesem Bereich. Keiner führte davon zu einem Treffer. In der letzten Spielzeit schloss er fast jeden fünften Spielzug im Torraum ab und erzielte dort 40% seiner Tore. Naturgemäß liefern Abschlüsse in solcher Tornähe die beste Trefferquote. In Lewandowskis Fall sind das knapp 34%. Ist also sogar noch Luft nach oben?
Diese These widerlegt ein Blick auf die expected Goals. Dort sind für Lewandowski bisher 6,87 xG in dieser Saison vermerkt. Mit diesem Wert liegt er um über zwei Tore vor dem nächsten Bundesliga-Spieler. Momentan übertrifft der Pole seine Erwartung also um mehr als drei Tore pro Spiel. Diese Saison stellt somit einen krassen Gegensatz zur letzten Spielzeit dar, in der er seinen Erwartungswert um über elf Tore verfehlte und “nur” 22 Treffer erzielte. In keiner Saison hat der Pole seinen xG-Wert bisher um mehr als 1,5 Tore pro 90 Minuten übertroffen.
Welchen Lewandowski können wir nun für den Rest der Saison erwarten? Vermutlich wird der Pole in den nächsten Wochen seinen Schnitt nicht halten können und seine Tore werden sich dem xG-Wert annähern. Dennoch steckt in der aktuellen Saison das Potential für eine weitere Spielzeit mit über 30 Treffern und vielleicht sogar mehr.
Und obwohl seine Statistiken es nicht widerspiegeln, zeigt sich der Stürmer mannschaftsdienlich. Nicht zuletzt der Elfmeter, den er an Coutinho abgab, stellte klar, dass der Lewandowski von 2019 nicht der egoistische Lewandowski vergangener Tage ist.