Vorschau: FC Bayern München – Gladbach
Zwischen Champions-League-Viertelfinale und DFB-Pokal-Halbfinale steht für den FC Bayern noch die Partie gegen Borussia Mönchengladbach auf dem Programm. Nachdem die Bayern letzte Woche in Augsburg die Meisterschaft klar gemacht hatten, liegt nun der Fokus auf den Pokalwettbewerben. Jedoch sollte die Bundesliga nicht vernachlässigt werden. Nach den letzten frühzeitigen Meisterschaften konnte die Mannschaft nicht immer ihre Bestform aufrechterhalten, da die Spannung in der Bundesliga abfiel.
Dafür wird Jupp Heynckes allerdings sorgen. Da gerade fast die komplette Mannschaft zur Verfügung steht, herrscht dementsprechend Konkurrenzkampf um die Startplätze in den wichtigen Spielen. Jupp Heynckes wird gegen seinen Herzensclub mit Sicherheit rotieren, um Spieler zu schonen, anderen Spielpraxis zu geben oder Spielern zu ermöglichen, sich mit einer guten Leistung als Alternative zu präsentieren. Gerade Spieler wie Martinez oder Lewandowski, die beide gegen Sevilla viel einstecken mussten, werden wohl gegen Gladbach eine Pause erhalten, um ihre Blessuren ausheilen zu können.
Allerdings ist es aktuell fraglich, ob der Konkurrenzkampf wirklich zu Stande kommt. Zu viele Spieler der Starfelf sind in Topform oder haben schlicht und ergreifend keine Konkurrenz. Jupp Heynckes wird es aller Voraussicht nach nicht riskieren, den noch unerfahrenen Niklas Süle in einem wichtigen Champions-League-Halbfinale statt Mats Hummels oder Jerome Boateng zu bringen. Auch Spieler wie Juan Bernat, Sebastian Rudy oder Corentin Tolisso sind keine wirkliche Alternative für die Anfangsformation.
Spannend hingegen wird es im Mittelfeld. Arturo Vidal, Thiago, James und Thomas Müller kämpfen um zwei freie Plätze im Zentrum vor Javi Martinez. Thomas Müller hat zusätzlich noch die Möglichkeit, wie im Hinspiel in Sevilla auch auf rechts aufzulaufen und so Arjen Robben Druck zu machen.
Jupp Heynckes steht vor der großen Herausforderung, die Spannung auch in der Bundesliga hochzuhalten. Aus Erfahrung wissen die Bayern, dass es schwierig ist, auf Knopfdruck wieder bei 100% zu sein, wenn man am Wochenende mit angezogener Handbremse spielt. Um dies zu verhindern, wird Jupp Heynckes rotieren müssen, aber gleichzeitig seinen besten Spielern Einsatzzeiten geben, damit diese im Rhythmus bleiben. 2013 gelang Jupp Heynckes dies sehr gut. Ob ihm das auch dieses Jahr so gut gelingt, bleibt abzuwarten.
Der Gegner
Gegen die Borussia aus Mönchengladbach tut sich der FC Bayern bekanntlich schwer. Von den letzten zehn Spielen gewannen die Bayern fünf, zwei endeten Unentschieden und drei Partien gewannen die Gladbacher. Das bisher einzige Aufeinandertreffen in dieser Saison gewann die Mannschaft von Dieter Hecking mit 2:1.
In einer eher durchwachsenen Saison stehen die Gladbacher aktuell mit 40 Punkten auf Platz acht. Sechs Punkte Rückstand auf die sechstplatzierten Leipziger. Besonders zu Beginn der Rückrunde hatte Gladbach mit einer Formkrise zu kämpfen und gewann von den ersten fünf Spielen nur eins. Auch danach stabilisierten sich die Ergebnisse nicht wirklich. Gegen Hertha BSC war man überlegen und konnte sich letztlich spät noch den Sieg erkämpfen. Die Woche davor kam man aber gegen einen Abstiegskandidaten aus Mainz nicht über ein 0:0 hinaus.
Die Mannschaft von Dieter Hecking hatte zuletzt mit einigen Verletzungssorgen zu kämpfen und erst so langsam sind die meisten Leistungsträger wie Dennis Zakaria, Raffael oder Christoph Kramer wieder fit.
Man wird bei der Borussia das Gefühl nicht los, dass die Mannschaft nicht am Limit ihrer Leistungsfähigkeit ist. Zu erfolgreich waren die letzten Jahre unter Lucien Favre und in Teilen unter André Schubert. Unter Dieter Hecking herrscht um die Borussia zwar eine gewisse Ruhe, allerdings bleibt das Team hinter den Erwartungen. Mit diesem Kader sollte man eigentlich noch ernsthafter um einen Platz in der Europa League kämpfen.
So spielt Borussia M´Gladbach
Seit Dieter Hecking das Amt bei Borussia Mönchengladbach übernahm, entwickelte sich das Team wieder zurück in eine Mannschaft, die mit einer kompakten Defensive und schnellem Konterspiel gefährlich werden will. Besonders gegen Teams, die individuell besser besetzt sind, haben die Gladbacher meist wenig Ballbesitz.
Die längste Zeit spielten die Gladbacher im altbekannten 4-4-2. Erst in den letzten Partien stellte Dieter Hecking etwas um und experimentierte teils mit sehr interessanten Formationen. Diese Experimente waren bedingt durch die vielen Verletzten. Gegen die TSG aus Hoffenheim konnte man ein 3-4-3 mit einer Raute im Zentrum beobachten. In diesem Spiel zeigten die Gladbacher ein gutes Ballbesitzspiel, waren allerdings anfällig in der Defensive. Auch gegen Mainz und Hertha setzte Hecking wieder auf eine Dreierkette in letzter Linie.
Gegen die Bayern wird es interessant zu beobachten sein, wie Dieter Hecking sein Team auf den Rasen schickt. Es ist gut möglich, dass die Gladbacher wieder versuchen werden, über ihr kompaktes 4-4-2 das Offensivspiel der Bayern zu lähmen und dann durch schnelles Umschalten selbst zu Gelegenheiten zu kommen.
Neben dem 4-4-2 ist es auch möglich, dass die Gladbacher gegen den Ball mit einer Fünferkette agieren und wie gegen Hoffenheim versuchen werden, mit einem 5-3-2 das Zentrum zu schließen.
Player(s) to watch
Die Borussia hat bekanntermaßen einen sehr interessanten Kader mit einigen besonderen Spielertypen. Seit Jahren wird bereits mit sehr vielen kleinen wendigen Spielern in der Offensive agiert. Besonders im Sturmzentrum, das letzte Woche von Lars Stindl und Raffael gebildet wurde, haben die Gladbacher sehr spielstarke und pressingresistente Akteure.
Der Kapitän Lars Stindl gehört zu den Spielern bei Gladbach, die auch für jeden neutralen Fan interessant zu beobachten sind. Stindl gehört zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft und darf sich berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme an der WM in Russland machen. Der Gladbacher zeichnet sich durch seine hervorragende Spielintelligenz, seine Fähigkeiten unter Druck und besonders durch seine kreativen Pässe aus. Allerdings fehlt der Kapitän am Wochenende aufgrund einer Gelbsperre.
Darüber hinaus spielte sich Mickael Cuisance in Abwesenheit von Kramer und Zakaria in den letzten Wochen in den Vordergrund. Cuisance lenkte das Offensivspiel von der Sechserposition für sein Alter bereits sehr geschickt und wusste im Gegensatz zu Kramer und Zakaria häufiger sich spielerisch zu lösen. Allerdings offenbarte er in der Defensive noch Schwächen. Mit seinen erst 18 Jahren ist er wieder mal ein gutes Beispiel für die erfolgreiche und effiziente Arbeit von Sportdirektor Max Eberl.
Wichtig für die Bayern
Für die Bayern wird es entscheidend sein, über die Flügel mit Tempo zu kommen und die Halbräume gut zu besetzen. Das war eine der größten Stärken der letzten Wochen. Mit James und Müller/Thiago waren die Halbräume stets der Ausgangspunkt für gute Angriffe.
Gerade gegen die Gladbacher ist es wichtig, sich nicht zu sehr auf den Flügel drängen zu lassen, da diese Angriffe oftmals einfach zu verteidigen sind. Auch ein gutes Gegenpressing wird notwendig sein, um die Gladbacher Konter bereits im Keim zu ersticken. Eine gute Vorbereitung auf die kommenden Aufgaben in der Champions League.
Mit Blick auf das vergangene Champions-League-Spiel gegen Sevilla wird Heynckes wahrscheinlich Spielern wie Rudy oder Tolisso etwas Einsatzzeit geben. Gerade für Tolisso wird es wieder Mal ein schwieriges Spiel. Der Franzose ist noch nicht der sicherste Spieler unter Druck, wird sich aber, wenn er denn aufläuft, viel zwischen den Gladbacher Linien bewegen müssen oder versuchen diese mit Pässen zu knacken. In beiden Bereichen muss sich Tolisso noch verbessern, um langfristig ein Kandidat für die erste Elf zu sein.
Das Spiel gegen Gladbach kann für den FC Bayern eine gute Vorbereitung auf die Champions League sein. Gerade in puncto Kontervermeidung werden die Bayern gegen Dieter Heckings Mannschaft gefordert sein.