Bayern Frauen: Vierter Sieg in Serie
Mit einem Spiel mehr als der SC Freiburg verweilen die Bayern-Frauen damit weiterhin auf dem zweiten Platz der Liga.
Falls Ihr es verpasst habt
Während beim SC Sand Nina Burger kurzfristig nach dem Aufwärmen passen musste, schickte Tom Wörle bereits zum vierten Mal in Folge die identische Elf auf das Feld. Erneut befand sich der Rasen in Sand in einem eher weniger guten Zustand, so dass sich gerade dieses Mal die Routine der Startelf als großer Trumpf erweisen sollte. Nach der ersten Phase des Abtastens war es einmal mehr Fridolina Rolfö, die in der 6. Minute nach einer tollen Vorarbeit von Sara Däbritz das 0:1 erzielen konnte. Fortan entwickelten die Münchnerinnen enormen Druck und ließen den Sanderinnen kaum Freiräume. In der 15. Minute hatte Däbritz das 0:2 auf dem Fuß, als sie den Ball per sattem Schlenzer aus 18 Metern an die Latte hämmerte. Kurz darauf verfehlte Jill Roord nach einer starken Vorarbeit von Leonie Maier das Tor nur knapp. Der SC Sand konnte daraufhin zwar das eine oder andere Mal leichte Offensivakzente setzen, doch Manuela Zinsberger war stets auf dem Posten und ließ nichts anbrennen.
In der 34. Minute kam Maier nach einer sehenswerten Kombination über Leupolz, Rolser und Däbritz zum Abschluss, konnte allerdings den Ball nicht im Tor unterbringen. Melanie Leupolz hatte kurz darauf die Möglichkeit, auf 0:2 zu erhöhen. Allerdings wurde ihre gute Einzelaktion von der Sander Abwehr abgeblockt, so dass es weiterhin bei dem knappen Vorsprung blieb. Die Sanderinnen hatten dann plötzlich durch Santos eine Chance, die jedoch durch die Defensivreihe der Münchnerinnen souverän vereitelt wurde. Kurz vor der Halbzeit verletzte sich die Sanderin Tiegte schwer, als sie nach einem eher harmlosen Zweikampf mit Roord unglücklich umknickte. Sie musste durch Claire Savin ersetzt werden. Kurz vor dem Pausenpfiff war es erneut Leupolz, die per Fernschuss den Ball nur knapp über das Tor setzte.
Nach Wiederanpfiff wurde Rolser in der 50. Minute von außen bedient, verpasste den Ball jedoch äußerst knapp. Nach einem Foul an Rolfö und einer gelben Karte für die Sanderin Vojteková hatten die Bayern aus aussichtsreicher Position die Gelegenheit auf 0:2 zu erhöhen. Während alle auf den Knaller von Behringer warteten, bediente diese stattdessen die rechts freistehende Maier, die den Ball in die Mitte brachte. Daraus ergab sich eine gefährliche Dreifachchance für die Münchnerinnen. Doch der Torerfolg blieb erneut aus. Einen weiteren Distanzschuss von Rolfö konnte die Sander Torhüterin Schlüter entschärfen. Kurz darauf vergab Däbritz freistehend eine Riesenchance aus gut sieben Metern.
In der 61. Minute wechselte Tom Wörle Mandy Islacker für Nicole Rolser ein, um damit den Druck zu erhöhen. Islacker führte sich gleich gut mit einer Einzelaktion ein, wurde jedoch noch rechtzeitig abgedrängt. Nach einer weiteren Chance von Islacker war sie es, die in der 69. Minuten zum erlösenden 0:2 einnetzen konnte. Vorausgegangen war eine starke Balleroberung durch Carina Wenninger und ein mustergültiges Zuspiel von Leupolz. In der 73. Minute wechselte Bayern-Coach Wörle erneut und brachte für Roord die etwas defensivere Škorvánková. Lucie Voňková ersetzte in der 81. Minute Leupolz, die sich den Applaus der Fans redlich verdient hatte. Obwohl das Spiel eigentlich bereits entschieden war, drängten die Bayern weiterhin Richtung Tor des SC Sand. Nach einer Ecke in der 90. Minute durch Behringer war es Kristin Demann, die freistehend aus elf Metern zum 0:3 einköpfen konnte. Nach einer weiteren Ecke unterlief Schlüter ein Fehler, den Wenninger aus kurzer Distanz zum 0:4 nutzten. Nach dem Schlusspfiff feierte die Mannschaft den verdienten Sieg noch mit den mitgereisten Fans und machte sich anschließend auf den Heimweg. Für viele Spielerinnen stehen nun Länderspiele an.
Drei Dinge die auffielen:
1. Offensivstarke Defensive
Zum vierten Mal in Folge bildeten Faißt, Wenninger, Demann und Maier die Viererkette. Hatten sie in den ersten beiden Partien gegen Saarbrücken und Köln kaum und gegen Hoffenheim nur minimale Gegenwehr, sorgten sie gegen Sand mit einem enorm hohen Pressing bereits ab der Mittellinie dafür, dass sich die Gegnerinnen in der Offensive kaum entfalten konnten. Kamen die Sanderinnen doch mal weiter vor, so wurden sie meistens rechtzeitig abgefangen, so dass sich kaum eine Gefahr für Zinsberger ergab. Im Gegenzug schalteten sich die Außen stets gefährlich in die Offensive ein: Verena Faißt meist mit scharfen Flanken oder punktgenauen Pässen in den Rücken der Abwehr, nachdem sie diese überlaufen hatte. Leonie Maier spielte mehrfach ihre technischen Qualitäten aus, tanzte ihre Gegnerinnen in einigen Eins-gegen-Eins-Situationen aus und sorgte im Strafraum für Gefahr – entweder mit eigenen Ballaktionen mit punktgenauen Anspielen der Mitspielerinnen. Die Innenverteidigerinnen Demann und Wenninger sorgten mit offensiven, aber stets kontrolliertem Aufbau für enormen Druck von hinten heraus und schalteten sich meistens bei Standards vorne ein – mit dem Resultat, dass beide als Torschützinnen glänzen konnten.
2. Nicole Rolser – wertvoll auch ohne Tore
Stürmer werden bekanntlich an den Toren gemessen. Daher scheint es derzeit etwas verwunderlich, dass Nicole Rolser trotz ihrer erst zwei Tore in der Saison vor der ehemaligen Torschützenkönigin Mandy Islacker (5 Treffer) gesetzt ist. Wer allerdings die Spiele genauer verfolgt, kann erkennen, welchen Wert Rolser vor allem durch ihre „Wühler-Qualitäten“ für das Team hat. Zum einen gibt sie nie einen Ball verloren, zum anderen geht sie auch dorthin, wo es wehtut. Durch ihre hohe Einsatzbereitschaft setzt sie nicht nur ständig die gegnerische Abwehr unter Druck, sondern sorgt immer auch dafür, dass sie Löcher für die nachstoßenden Spielerinnen reißt. Mit ihrer Wendigkeit kann sie oftmals zwei Gegnerinnen auf sich ziehen. So ergeben sich für Rolfö, Roord und Leupolz freie Räume und gute Abschlussmöglichkeiten. Selbst wenn Rolser nur selten als Torschützin glänzen kann, hat sie dennoch erheblichen Anteil an den Offensivaktionen.
3. Quo vadis Ersatzspielerinnen?
Wie bereits erwähnt vertraute Tom Wörle erneut der identischen Aufstellung wie in den Vorwochen. Dies bedeutete für Spielerinnen wie Gina Lewandowski, Viki Schnaderbeck oder auch Laura Georges wieder nur die Ersatzbank. Da die Defensive aufgrund der derzeit starken Offensivperformance wenig gefordert ist, ergeben sich für die Ersatzspielerinnen kaum Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Wie sich die Spielerinnen damit abfinden und ihre Situation selbst bewerten, ist die Frage, die im Raum steht. Mit Kathy Hendrich wurde zudem bereits eine weitere Innenverteidigerin für die kommende Saison verpflichtet. Schnaderbeck wird bereits mit Arsenal London in Verbindung gebracht, so dass ein Abschied anstehen könnte. Georges dürfte sich mit dem Wechsel vermutlich mehr versprochen haben, so dass man über ihre weitere Zukunft spekulieren kann. Eine andere Frage wird auch sein, was geschieht, wenn sich eine Stammspielerin verletzt und die derzeitigen Ersatzspielerinnen kaum Spielpraxis haben. In der Offensive hingegen können sich die Ersatzspielerinnen einiger Einsatzzeiten erfreuen. Doch auch die Hintergründe dafür, dass Lineth Beerensteyn nicht im Kader stand und in der zweiten Mannschaft auflief, blieben offen.
Sand – Bayern | |
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Sand | Schlüter – Arnold (78. Schlee), Vojteková, Caldwell, Santos de Oliveira – van Bonn, Tietge (45. Savin) – Aschauer, Meyer (60. Blagojević), Feiersinger – Nikolić |
Bank | Lang, Gaugigl, Hamidovic |
Bayern | Zinsberger – Faißt, Demann, Wenninger, Maier – Behringer, Leupolz (80. Voňková) – Rolfö, Roord (73. Škorvánková), Däbritz – Rolser (60. Islacker) |
Bank | Weimar, Lewandowski, Georges, Schnaderbeck |
Tore | 0:1 Rolfö (6.), 0:2 Islacker (69.), 0:3 Demann (90.), 0:4 Wenninger (90+3.) |
Karten | Gelb: – / – |
Schiedsrichterinnen | Dr. Riem Hussein (Bad Harzburg), Irina Stremel (Barnten), Katharina Menke (Frankenthal), Hanna Schlemmer (Nußbach) |
Zuschauer | 1.182 |