FC Schalke 04 – FC Bayern München 0:3 (0:2)
Falls ihr es verpasst habt:
Die Elf, die Carlo Ancelotti auf den Rasen schickte, war von einigen Umstellungen geprägt. Den Schock der Neuer-Verletzung sollte Ulreich im Tor zumindest abschwächen, wesentlich interessanter waren jedoch die Umstellungen auf dem Feld. Erneut rotierte das Innenverteidiger-Duo. Martínez und Süle, die bereits letzte Woche gegen Anderlecht gemeinsam gespielt hatten, ersetzten Hummels und Boateng. Kimmich und Rafinha hingegen blieben als Außenverteidiger in der Startelf.
Ansonsten blieben von der Aufstellung gegen Mainz nur Coman, Müller und Lewandowski übrig. Rudy und Tolisso spielten genauso von Anfang an wie James Rodriguez, der nominell als Rechtsaußen aufgestellt war. Coman blieb somit links, Müller in der Mitte. Thiago und Vidal nahmen wie Ribéry (zum zweiten Mal in Folge) auf der Bank Platz. Robben war aufgrund einer Grippe gar nicht erst mit nach Gelsenkirchen gereist.
Die Schalker liefen, wie schon der FSV am Wochenende, mit drei Innenverteidigern auf. Der junge Kehrer bildete gemeinsam Naldo und Nastasic das Zentrum, flankiert von Caligiuri und Oczipka. Goretzka, Bentaleb und Nachwuchsmann McKennie sollten das defensiv-kreative Zentrum bilden, Harit und Burgstaller den Doppelsturm.
Von Anfang an entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel. Die erste kleine Halbchance entstand durch einen Fehler von Rafinha, Rudy konnte jedoch vor dem einschussbereiten Goretzka im Strafraum klären. Der Neuzugang aus Hoffenheim eröffnete mit einem tollen Volleyschuss zwei Minuten später auch einen ersten kleinen Sturmlauf der Münchner. Lewandowski hatte kurz darauf nach einem Fehler der Schalke-Defensive eine weitere Gelegenheit, genauso wie Müller, der von James sehenswert freigespielt worden war, jedoch an Fährmann scheiterte.
Das Spiel beruhigte sich für zehn Minuten, um dann deutlich an Fahrt zu gewinnen. In der 22. Minute hatte Schalke die beste Gelegenheit des Spiels, als sich Oczipka und Harit über links durchspielen konnten. Ulreich konnte erst parieren, Oczipkas Schuss jedoch landete im Tor – allerdings aus Abseitsposition.
Eine Minute später wurde auf der Gegenseite der VAR konsultiert: Eine James-Hereingabe hatte Naldo im Fallen mit der Hand ins Aus geklärt, wild protestierend stürmten die Bayern auf Schiedsrichter Marco Fritz ein. Nach Kontakt mit dem TV-Schiedsrichter entschied er auf Elfmeter, Lewandowski verwandelte sicher zum 1:0.
Die Schalker wirkten nach den vielen Diskussionen etwas abgelenkt und leisteten sich, wie schon seit Beginn des Spiels, immer wieder haarsträubende Ungenauigkeiten in der eigenen Hälfte. In der 29. Minute nutzten die Münchner das aus: Müller, Lewandowski und Tolisso spielen auf rechts James komplett frei, der nur noch an Fährmann vorbei ins kurze Eck einschieben musste. Der erste Bundesligatreffer des Kolumbianers, der vorne fleißig mit Coman und Müller rotierte.
Das 2:0 war dem Spielverlauf durchaus entsprechend, Schalke spielte fehlerbehaftet und lud die dominanten Bayern so immer wieder zu Umschaltsituationen ein. Gleichzeitig war die erste Halbzeit alles andere als perfekt: Immer wieder tauchten die Königsblauen im Bayern-Strafraum auf und hätten mit etwas mehr Glück auch den Anschlusstreffer erzielen können.
In der zweiten Halbzeit veränderte sich wenig am Spielgeschehen. Bayern spielte druckvoll, kreativ und war gut organisiert, Schalke hingegen hatte weiterhin mit einigen Unsicherheiten bei eigenem Ballbesitz zu kämpfen. In der 51. Minute war Müller mit einem Kopfball an den Pfosten nahe dran an seinem zweiten Saisontreffer. Auf der Gegenseite traf Caliguiri nur das Außennetz. Durch Konoplyanka und Goretzka hatten die Schalker in der Folge zwei weitere Halbchancen.
Das Spiel war nun für eine kurze Phase ein Stück weit offener. Auch wenn Fährmann einen Coman-Schuss gerade noch abwehren konnte und Lewandowski im Strafraum versuchte, einen Elfmeter zu bekommen, warteten die Bayern nun eher auf Schalker Fehler, anstatt sie mit viel Druck zu provozieren. Burgstaller hätte die leichte Andeutung von Passivität im Mittelfeld alleine vor Ulreich fast bestraft (66.).
Ab der 70. Minute übernahmen die Münchner wieder die komplette Kontrolle und erhöhten eine Viertelstunde vor Schluss sehenswert zum 3:0. 22 Ballkontakte hatten die Bayern bereits, als James einen perfekten Lupfer in den Strafraum spielte, wo der eingewechselte Vidal ins Kreuzeck vollendete. Eine der besten Kombinationen unter Carlo Ancelotti. Beinahe hätte James zwei Minuten vor dem Schlusspfiff noch zum 4:0 getroffen.
Das 3:0 auf Schalke war ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Bis auf gelegentliche Unsicherheiten in der Defensive überzeugte der FC Bayern wieder mit viel Agilität, Spielfreude und kreativen Kombinationen. Die Schalker Fehler wurden zudem konsequent bestraft, was am Ende der Schlüssel zum Erfolg war.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Keine Sorgen um die Offensive
James, Müller, Coman – die offensive Dreierreihe des FC Bayern spielte zum ersten Mal von Anfang an in dieser Kombination zusammen und überzeugte. Das Zusammenspiel aus Comans Dribbelstärke, Müllers Gefühl für Räume und James’ Genialität am Ball gefiel und ließ die Kritiker einer James-Müller-Kombination erstmal verstummen.
Zusammen hatte das Trio 203 Ballkontakte, im Vergleich zu den 169 aus dem Spiel gegen Mainz mit Robben. Kingsley Coman zeigte zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage, dass er mit seinem Antritt eine irrsinnige Qualität mitbringen kann, diesmal jedoch brachte er sich noch deutlicher in die Rotation der Dreierreihe mit Lewandowski ein. Wie schon am vergangenen Samstag hatte er eine herausragend gute Dribbelstatistik (fünf von sieben gewonnen).
Die herausragende Figur in der gegnerischen Hälfte war jedoch eindeutig James Rodriguez. Der Kolumbianer bewies, warum er den Ruf als einer der besten Spielmacher der Welt verdient. Die enorme Qualität im Passspiel (86 Prozent angekommene Zuspiele), gepaart mit einem herausragenden Gefühl für die richtige Entscheidung zeichnete ihn auch gegen Schalke aus. Es war eine erste kleine Show des spektakulärsten Sommer-Neuzugangs.
Die Bayern-Offensive ist wieder ein echter Trumpf geworden – und das ist nur der erste Teil der guten Nachricht. Denn es waren auch gegen Schalke nicht nur die Einzelspieler, die herausragten, sondern vor allem die Kombinationen. Das Kurzpassspiel am Strafraum, das zu Saisonbeginn einem deutlichen Flankenfokus gewichen war, ist wieder zurück. Zusammen mit der enormen individuellen Qualität, die der FC Bayern im Kader hat, sorgt das für wesentlich mehr Kreativität und deutlichere Torchancen. Um die Offensive muss man sich keine Sorgen machen.
2. Ulreich im Fokus
Wenn sich der vielleicht beste Spieler des Vereins verletzt, schauen selbstverständlich alle auf seinen Ersatz. Mit Manuel Neuers langfristigem Ausfall wurde das Spiel auf Schalke zum Startpunkt der vorläufigen Ära Ulreich. Und in vielerlei Hinsicht waren die 90 Minuten ein Schaubild dessen, was den FC Bayern mit seinem Ersatztorhüter erwartet.
Ulreich startete mit einer freien Viertelstunde und wenig Arbeit (wird in den nächsten Monaten häufiger vorkommen), wurde dann plötzlich getestet (wird ebenfalls in den nächsten Monaten häufiger vorkommen) und sorgte für Unsicherheit (sollte in den nächsten Monaten nicht häufiger vorkommen). Eine Flanke von links ließ er, völlig unbedrängt, in der 18. Minute durch die Hand rutschen und musste aus dem Strafraum herauslaufen.
Bei der Schalker Chance durch Oczipka (22.) zeigte Ulreich zuerst, dass er hervorragende Reflexe hat, hatte dann aber Glück, dass der Nachschuss aus dem Abseits kam. Nach etwa einer halben Stunde musste Martínez nach einem Fehler des Torwarts auf der Linie klären. In der 66. Minute rettete Ulreich dafür stark im Duell mit Burgstaller, kurz darauf klärte er einen Kopfball (aus Abseitsposition) mit einer beeindruckenden Reaktion übers Tor.
Es war, nüchtern betrachtet, ein gemischter erster Auftritt als vorübergehende Nummer Eins des FC Bayern. Sven Ulreich hat großartige Qualitäten: auf der Linie ist er einer der besten Torhüter der Bundesliga, seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins sind ebenso beachtenswert. Doch gleichzeitig zeigte er auf Schalke, dass Strafraumbeherrschung und Spielübersicht nicht zu seinen Stärken zählen.
Ein erstes Fazit nach 90 Minuten? Kein Bayern-Spieler wird in den nächsten Monaten so über sich selbst hinauswachsen müssen wie Sven Ulreich.
3. Rotation geht auf
Als “mutig” wurde die Aufstellung des FC Bayern vor dem Spiel von dem ein oder anderen bezeichnet. Mit Alaba, Robben und Neuer fehlten drei wichtige Spieler verletzt, dazu ließ Ancelotti in Thiago, Vidal, Hummels und Ribéry einige große Namen auf der Bank. Die Elf, die den FC Schalke klar 3:0 schlug, zeigte jedoch auf imposante Art und Weise, dass das Konzept der Rotation nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Platz funktioniert.
Natürlich muss man klarstellen, dass die Qualität im Bayern-Kader so hoch ist, dass auch sechs Wechsel kein Problem darstellen dürfen. Unabhängig davon waren die ersten Spiele der Saison von einer gewissen fußballerischen Armut geprägt. Kurzzeitig schien es so, als würde der FC Bayern mehr denn je von den Leistungen seiner Einzelspieler abhängig sein. Diesen Kurs hat Carlo Ancelotti mit seiner Mannschaft mittlerweile korrigiert. In den Partien gegen Mainz und Schalke agierte die Elf als Gesamtkonstrukt wesentlich spielfreudiger und erarbeitete sich mehr Chancen.
Die Rotation wird in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle spielen – insofern ist es vollkommen richtig, dass Ancelotti bereits jetzt konsequent darauf setzt und die Lehre aus der vergangenen Saison zieht, dass in der Rückrunde mehr als elf fitte Spieler gebraucht werden. “Mutige” Aufstellungen dürfen kein Problem, sondern sollten ein Teil der Lösung sein.
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FC Schalke 04 – FC Bayern 0:3 (0:2) | |
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FC Schalke 04 | Fährmann – Kehrer, Naldo, Nastasic – Caligiuri, McKennie (57. Embolo), Goretzka, Bentaleb, Oczipka – Harit (46. Konoplyanka), Burgstaller (78. Di Santo) |
Bank | Nübel, Meyer, Stambouli, Coke | FC Bayern | Ulreich – Kimmich, Martínez (77. Hummels), Süle, Rafinha – Rudy, Tolisso (69. Vidal) – James, Müller, Coman – Lewandowski (65. Thiago) |
Bank | Früchtl, Ribéry, Boateng, Friedl |
Tore | 0:1 Lewandowski (25., Handelfmeter); 0:2 James (29.); 0:3 Vidal (75.) |
Karten | Embolo / Thiago |
Schiedsrichter | Marco Fritz (Korb) |
Zuschauer | 62.271 (ausverkauft) |