FC Bayern München – 1. FSV Mainz 05 4:0 (2:0)
Das 4:0 gegen Mainz 05 war eine starke Leistung und das Ende vieler Diskussionen, die das Umfeld in den letzten Wochen dominiert hatten.
Falls ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti hatte auf der Pressekonferenz bereits eine dezente Rotation angekündigt – die gab es dann auch. Zum ersten Mal seit langer Zeit hat der FC Bayern in der Hintermannschaft wieder eine komfortable Situation: Alle vier Innenverteidiger im Kader fit, weshalb das Duo Süle/Martínez gegen Boateng/Hummels ausgewechselt werden konnte.
Links rückte erneut Rafinha für den verletzten Alaba in die Mannschaft, rechts wie inzwischen gewohnt Kimmich.
Im Mittelfeld fehlte zum ersten Mal in dieser Saison Corentin Tolisso in der Startelf. Thiago und Vidal bildeten die Zentrale. Vorne bekamen Ribéry und James eine Pause, mit Müller, Coman und Lewandowski spielten drei Viertel der Offensivreihe, die in der Woche zuvor beim 0:2 gegen Hoffenheim auf dem Platz standen. Komplettiert wurde das Quartett von Arjen Robben.
Die Mainzer sortierten sich wie erwartet sehr defensiv. Bell, Balogun und Diallo standen als Dreierkette, tief flankiert von Donati und Brosinski. Frei und Serdar liefen als Doppelsechs auf, die schnellen De Blasis und Öztunali sollten über die Flügel kontern. Die einzige wirkliche Überraschung gab es im Sturmzentrum, wo der schnelle Quaison anstelle von Muto auflief.
Die ersten zehn Spielminuten verliefen bis auf ein katastrophales Zuspiel von Rafinha im eigenen Strafraum, das der FSV jedoch nicht bestrafen konnte, weitgehend ereignislos.
Dann kamen die Bayern zum ersten Mal wirklich gefährlich an den Strafraum – und gingen sofort in Führung. Nach einem Kimmich-Zuspiel von rechts kam Müller zum Abschluss, Robben fälschte den Ball noch leicht ab.
Der frühe Treffer sorgte für genau den Schwung, der dem FC Bayern bislang in der Saison so häufig abgegangen war. Immer wieder nutzten sie die Räume, die die leicht aufgerückten Mainzer nun anboten. Spektakulär war jedoch nicht nur, wie die Bayern die Chancen herausspielten, sondern auch wie sie sie vergaben.
In der 18. Minute scheitern Robben und Vidal an Adler, kurz darauf knallt Coman seinen Schuss aus vier Metern (!) auf ein leeres Tor (!) an die Latte. Auch Lewandowski verzieht im Strafraum und schiebt den Ball am Tor vorbei. In der 23. Minute setzte Arjen Robben sich einmal mehr auf rechts durch und wurde von Kimmich gut freigespielt. Diesmal jedoch legte er nicht quer, sondern überlupfte Adler mit dem rechten Fuß. Das 2:0 war die verdiente Belohnung für eine sehr gute Phase Mitte der ersten Halbzeit.
Die Bayern kontrollierten das Spiel in der Folge und hatten etwas weniger Tempo in ihren Kombinationen. Die erste Halbzeit gegen Mainz 05 waren dennoch die besten 45 Minuten der bisherigen Saison.
Robben und Coman schafften es immer wieder, die Mainzer Hintermannschaft mit viel Tempo unter Druck zu setzen, Kimmich schaffte immer wieder Überzahl-Situationen in der gegnerischen Hälfte und Vidal und Thiago rückten geschickt in die Halbräume nach. Auch Müller, der weitaus unauffälliger agierte als seine Nebenleute, gefiel in der Rolle als zentaler Raumöffner. Die Mainzer hatten nur zwei Gelegenheiten, beide wurden durch individuelle Fehler eingeleitet.
Der Anfang der zweiten Halbzeit war unter Carlo Ancelotti häufig nicht die beste Phase, diesmal jedoch machten die Münchner da weiter, wo sie aufgehört hatten.
Müller löste sich in der 50. Minute geschickt auf der rechten Seite und bekam von Kimmich das Zuspiel in den Lauf. Mit einem sehenswerten Querpass bediente er Lewandowski, der zum 3:0 einschob und damit für die Vorentscheidung sorgte.
In der Folge war es eines jener Bundesligaspiele, in dem der FC Bayern so klar dominiert, dass der Gegner nicht wirklich weiß, ob es sich überhaupt lohnt, nach vorne zu spielen. Rene Adler hat diese Situation häufig mit dem HSV in der Allianz Arena erlebt, diesmal war er der einzige Mainzer, der sich noch halbwegs auszeichnen konnte, unter anderem zweimal gegen Ribéry.
Die Münchner hatten sichtlich Spaß an ihrer Dominanz und kamen immer wieder gefährlich vors Mainzer Tor. Lewandowski und Müller hatten die besten Gelegenheiten, Vidal köpfte aus einer Abseitsposition an die Latte. In der 77. Minute flankte Kimmich butterweich von rechts auf den Polen, der mit einem perfekten Kopfball das 4:0 erzielte. Kurz darauf hätte der eingewechselte Rudy fast noch mit einem traumhaften Volley das 5:0 erzielt, er scheiterte jedoch ebenfalls an der Querlatte.
Der FC Bayern gab gegen den FSV die Antwort, die er seinen Fans und dem gesamten Umfeld schuldig gewesen war. Konsequent, spielfreudig und mit viel Präzision agierten die Bayern und waren in allen Belangen klar überlegen.
Dass die Mainzer nicht ihre beste Leistung ablieferten, sei auch erwähnt. Doch selbst mit der hätten sie am Samstag keine wirkliche Chance auf drei Punkte gehabt – und das muss der Anspruch des FC Bayern sein.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Coman überzeugt
In der vergangenen Woche wurde viel über Franck Ribéry diskutiert, wenig davon hatte jedoch mit seinen Leistungen auf dem Platz zu tun. Das könnte sich bald ändern. Kingsley Coman hat mit seiner Leistung gegen Mainz aufhorchen lassen. Der junge Franzose muss sich keinesfalls vor seinem Landsmann verstecken und deutete gegen Mainz an, dass er langsam aber sicher höhere Ansprüche stellen darf.
Von Anfang an lief ein Großteil der Offensivaktionen über Coman, der sich ein ums andere Mal mit seinem Antritt durchsetzen konnte. Die Dribbelstärke, die ihn ohnehin auszeichnet, war auch gegen Mainz das große Plus: Fünf Mal ging er ins Eins-gegen-Eins, ein Wert, auf den Arjen Robben in seinen besten Tagen stolz gewesen wäre. Überhaupt war der Unterschied zwischen der linken und der rechten Außenbahn spannend. Coman war mit seinem Hintermann Rafinha häufiger alleine gestellt, während Robben und Kimmich als Duo die Seite überlagerten.
Trotzdem verteilte sich die Chancenerarbeitung auf beide Seiten. Coman bekam nach der Einwechslung von Franck Ribéry ab der 60. Minute zudem die Gelegenheit, zu zeigen, dass er auf beiden Seiten einsetzbar ist. Auch über rechts konnte er sich gut in Szene setzen und leitete einige Halbchancen ein. Sein Zusammenspiel mit Kimmich war hervorragend.
Die leichte Kritik an Coman ist seit er in München spielt dieselbe: Ein wenig mehr Genauigkeit beim letzten Pass und mehr Konsequenz im Abschluss, wie bei der spektakulär vergebenen Chance in der ersten Halbzeit.
In allen anderen Punkten bewies Coman, dass er in jeglicher Hinsicht eine Waffe im Kader des FC Bayern ist: Von Anfang an oder als Einwechselspieler, das Tempo und die Dribbelstärke, mit der er der Mannschaft helfen kann, hat sonst nur Arjen Robben. Dass der Erfolg des FCB wesentlich von der Leistung seiner Flügelspieler abhängt, muss man fast nicht mehr erwähnen. Dass dabei neben Robben und Ribery auch Coman entscheidend ist, ist jedoch neu.
2. Kimmich und Müller ragen heraus
Die vierzehn Spieler, die gegen Mainz auf dem Platz standen, haben allesamt eine gute bis sehr gute Leistung hingelegt, zwei jedoch verdienen sich ein Sonderlob.
Thomas Müller, in den letzten Wochen noch abseits des Platzes im Fokus, überzeugte in seiner Paraderolle als Raumdeuter. Immer wieder sorgte er mit hervorragenden Bewegungen für Freiraum auf der rechten Seite, der vor allem Arjen Robben und Robert Lewandowski hilft. “Er kann zwei Leute mitnehmen, dann haben wir anderen mehr Platz”, analysierte Lewandowski nach dem Spiel bei Sky.
Müller tat gegen Mainz somit das, was er am besten kann: Er stand da, wo er stehen muss. Ein Tor nach einem Abschluss im Strafraum, eine traumhafte Flanke für Lewandowski und ein Fallrückzieher zeigen, dass Müller seine Stärken gut umsetzen konnte.
Von allen Offensivspielern hatte er die meisten Ballaktionen (60). Die Debatte, ob Thomas Müller dem FC Bayern unter Carlo Ancelotti helfen kann, ist damit wohl vorerst geklärt.
Das zweite Fleiß-Sternchen erhält Joshua Kimmich. 144 (!) mal hatte er als Rechtsverteidiger den Ball, bereitete drei Tore vor und lieferte so seine vielleicht beste Leistung im Bayern-Trikot ab. Kimmich schaffte etwas, was sich alle erhofft, aber die wenigsten von ihm erwartet hatten: Er ersetzte Philipp Lahm perfekt.
Kimmich hat bereits heute die großartige Eigenschaft, als Rechtsverteidiger ein Spiel bestimmen zu können. Sein Zusammenspiel mit Arjen Robben war bis zur 60. Minute ebenso perfekt wie danach seine Zuspiele auf Kingsley Coman.
In einer sehr guten Bayern-Mannschaft ragte Joshua Kimmich heraus und untermauerte seinen enorm hohen Stellenwert in der Elf von Carlo Ancelotti.
3. Sie haben verstanden
Es war eine kleine Szene mit großer Wirkung, als Arjen Robben nach seinem Treffer zum 2:0 noch zur Bayern-Bank lief und dort Franck Ribéry um die Arme fiel. Die beiden Flügelstürmer, die den FC Bayern in den letzten Jahren so stark geprägt haben, sind nicht die allerbesten Freunde, aber haben in den letzten Jahren verstanden, dass sie einander brauchen, um erfolgreich zu sein.
Dieses Verständnis untermauerten sie mit der Geste in der ersten Halbzeit, auch beim Wechsel in der 62. Minute gab es noch einmal ein Küsschen.
Überhaupt wirkten die Bayern so entschlossen und fokussiert wie lange nicht mehr. Die Mannschaft wollte scheinbar all das Gerede der letzten Tage über Risse im Team bzw. zwischen Trainer und Spielern vergessen machen – und sie schafften es.
Das von mehreren Spielern geäußerte Credo, sich wieder auf das Sportliche zu konzentrieren, wurde gegen Mainz umgesetzt. Die Münchner deuteten an, dass das Tief der letzten Wochen eben doch nur ein vorübergehendes war.
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FC Bayern München – 1. FSV Mainz 05 4:0 (2:0) | |
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Bayern | Neuer – Kimmich, Boateng (62. Süle), Hummels, Rafinha – Thiago, Vidal (72. Rudy) – Robben (62. Ribéry), Müller, Coman – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Martínez, Tolisso, James | Mainz | Adler – Balogun, Bell, Diallo (76. Muto) – Donati, Frei, Serdar, Brosinski (65. Gbamin) – Öztunali, Quaison, de Blasis (46. Latza) |
Bank | Zentner, Maxim, Fischer, Samperio |
Tore | 1:0 Müller (11.), 2:0 Robben (23.), 3:0 Lewandowski (50.), 4:0 Lewandowski (77.) |
Karten | Gelb: Rafinha, Boateng / Bell, Diallo |
Schiedsrichter | Stegemann (Niederkassel) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |