FC Bayern München 1:1 TSG 1899 Hoffenheim (1:1)
Die mittlerweile berühmte Nagelsmann-Tabelle weist die Mannschaft auf dem dritten Platz unter dem jüngsten Bundesligatrainer aus.
Falls ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti tauscht im Vergleich zur Champions League nur auf wenigen Positionen. Für Alaba und Lahm auf den Außenverteidigerpositionen spielen Bernat und Rafinha.
Thiago ersetzt Kimmich im Mittelfeld und mit Costa gibt es wieder einen zweiten Flügelspieler. Müller rückt dafür abermals auf die Bank.
Die TSG beginnt in einem 3-1-4-2 System mit Hübner, Vogt und Süle in der Abwehr. Rudy spielt auf der alleinigen 6er Position. Flankiert wird er von den beiden sehr hochstehenden Außenverteidigern Zuber und Kaderabek. Im Sturm ist mittlerweile der ehemalige Münchner Sandro Wagner Stammspieler der Kraichgauer.
Die Partie beginnt wie erwartet mit hohem Pressing der Hoffenheimer. Hier hat vor allem Alonso Probleme sich zu befreien, aber auch Neuer wird von den Gästen zum Teil angelaufen, was sich natürlich auf den Spielaufbau der Münchner deutlich negativ auswirkt. Die Folge sind viele lange Bälle der Bayern, die aber oft nur sehr ungenau sind. Am Ende der ersten Halbzeit wird die Statistik nur eine Passquote von 84% für die Münchner ausweisen. Ein eher unterdurchschnittlicher Wert.
Die ersten 15 Minuten vergehen daher ohne große Szenen auf beiden Seiten. Mit einem überragenden langen Flachpass leitet Vogt dann aber die Führung für die TSG ein. Amiri ersprintet sich an der Außenbahn den Ball und findet im Rückraum Demirbay. Dieser nimmt den Ball mit vollem Risiko und schweißt ihn aus 17 Metern in den linken oberen Winkel. Ein Traumtor.
Der Fehler beginnt in der schlechten Verteidigung des Vogt-Anspiels. Zum einen wird dieser fast nicht gestört, zum anderen deckt die Viererkette der Münchner nur unzureichend den Raum.
Im Anschluss an die Führung für die TSG tut sich der FC Bayern schwer. Torchancen für die Münchner entstehen aufgrund des guten Pressings der Hoffenheimer nur selten. Wenn die Ancelotti-Elf dieses aber überspielt hat, wird es sofort gefährlich. Zum Beispiel in der 20. Minute, als es den Münchner gelingt mit zwei klugen Steilpässen Costa auf der Außenbahn in Szene zu setzen. Seine Flanke kann Baumann nur unzureichend abwehren. Der Nachschuss von Thiago ist aber zu ungenau.
In der 34. Minute machen es die Bayern dann besser. Alonso spielt Robben im Zentrum per Steilpass frei. Die Hoffenheimer Hintermannschaft ist dadurch unsortiert. Robben legt den Ball dann nach Außen zu Costa und dieser flankt abermals flach ins Zentrum. Zuber versucht zu klären, doch sein Versuch tunnelt Baumann und beschert dem FC Bayern den Ausgleich. Lewandowski wäre hinter Zuber wohl ebenfalls zur Stelle gewesen.
Kurz vor der Pause vergibt Robben noch eine gute Freistoß-Chance, ansonsten passiert bis zur Pause nicht mehr viel.
In der Pause muss Nagelsmann reagieren und für Hübner kommt Bicakcic. Der FC Bayern kommt nun deutlich besser in die Partie. Das lässt sich vor allem in den Zweikampfwerten ablesen. Fast 80% der Duelle im zweiten Durchgang kann der FC Bayern bis zur 70. Minute gewinnen. Dadurch ergibt sich die ein oder andere lange Ballbesitzphase. Die TSG muss nun fast am eigenen Strafraum verteidigen. Das sind in etwa 20 Meter tiefer als im ersten Durchgang.
Große Chancen kann sich der FC Bayern zunächst nicht erspielen. Es bleibt bei vielen kleinen halben Gelegenheiten. Die gefährlichste Möglichkeit ergibt sich nach einem Solo von Robben auf der linken Seite im Strafraum. Sein Querpass findet Lewandowski und dieser leitet per Hacke auf Thiago weiter. Abermals fehlt jedoch die Genauigkeit.
Hoffenheim kommt in der zweiten Halbzeit nur selten vor das Tor. Das Angriffspressing der Münchner zwingt Hoffenheim zu vielen einfachen Fehlern im Aufbau. Immer wieder landen Befreiungsschläge direkt im Seitenaus.
Carlo Ancelotti reagiert früh und geht mit Thomas Müller mehr Risiko. Er kommt für Vidal der zudem etwas angeschlagen wirkt. Müller hat in der 80. Minute die große Chance auf die Führung. Costa schlägt eine von unzähligen Flanken ins Zentrum, doch der Abschluss des Nationalspielers ist zu mittig.
Gegen Ende Partie kann sich der FC Bayern noch mal aufbäumen. Kurz nach dieser Chance scheitert Hummels am Pfosten. Alonso chipt einen Ball ins Zentrum und Müller findet den noch im Strafraum befindlichen Hummels. Sein Abschluss trifft nur den Pfosten. Wenig später scheitert Hummels erneut. Sein Kopfball gerät ebenfalls zu zentral.
In der Nachspielzeit vergibt erneut Thomas Müller den Sieg. Coman legt einen Ball am Fünfmeterraum ab. Müller kann den Ball aber nicht im leeren Tor unterbringen, sondern scheitert am Pfosten.
So bleibt es beim 1:1 Unentschieden, was für Hoffenheim nach der zweiten Halbzeit etwas schmeichelhaft daher kommt. Allerdings verpasst es der FC Bayern in der Phase von der 55. – 75. Spielminute aus den langen Ballbesitzphasen konsequenter Chancen zu erspielen. Der Schlussspurt mit zwei Pfostentreffern kam zu spät. Nach der Länderspielpause tritt die Mannschaft von Carlo Ancelotti nun bei Borussia Dortmund an.
3 Dinge, die auffielen:
1. Bayerns Ideenlosigkeit bei hohem Pressing
In der ersten Halbzeit bestätigte sich, dass der Rekordmeister in dieser Saison bei hohem Anlaufen des Gegners besonders anfällig ist. Die TSG war der erwartet schwere Gegner und bewies sich als echtes Spitzenteam. Nagelsmann stellte seine Mannschaft in einem 3-1-4-2 auf, das mit seinen Ideen in allen wichtigen Zonen Überzahl kreierte. Ein bewusst geöffneter Raum im Zentrum gehörte Alonso. Sobald der Spanier den Ball erhielt, packte Hoffenheim aber zu und begann mit einem aggressiven Pressing. Der Routinier war damit sichtlich überfordert.
Bayern schaffte es nicht sich aus dieser Falle zu befreien. Alonso hielt an seiner Position fest, Vidal unterstützte kaum und so hing das ganze Spiel im zweiten Drittel an Thiago. Das ist auf diesem Niveau deutlich zu wenig. Zwar machte Thiago das wiedermal hervorragend, aber schlussendlich ist das dann zu berechenbar. Besonders erkenntlich wurde die mangelnde Struktur im Aufbau, wenn Hummels oder Boateng am Ball waren. Ersterer spielte für ihn ungewöhnliche zehn Fehlpässe und auch letztgenannter kam am Ende auf 11 fehlerhafte Zuspiele.
Man könnte hier wieder die Diskussion um die Dreierkette aufbrechen, die an Tagen wie diesen sicherlich hilfreich gewesen wäre. Alonsos Rolle wirkt in diesem System überflüssig und forciert eher seine Schwächen als die vielen Stärken, die ihn in den letzten Jahren so wichtig gemacht haben. Mit einer 3-2- oder 3-3-Staffelung wäre der Zugriff für Hoffenheim vermutlich schwerer gewesen und der Übergang vom ersten ins zweite Drittel vielleicht fluider. Ancelotti muss in den nächsten Wochen Lösungen gegen Mannschaften finden, die im Zentrum kompakt und hoch zustellen.
2. Das Thomas-Müller-Problem
Das Spiel des FC Bayern hat ein Problem. Dieses Problem personifiziert sich am ehesten im Formtief von Thomas Müller. Dieser bekam zuletzt weniger Spielzeit. Er bestritt in der Bundesliga keines der letzten drei Spiele von Beginn an. Gegen Gladbach und Hoffenheim wurde er erst spät eingewechselt.
Das liegt zum einen daran, dass Ancelotti noch keinen perfekten Weg gefunden hat ihn einzubinden. Auf den Flügeln ist der Nationalspieler verschenkt. Das zeigte sich in ein paar halbgaren Versuchen sehr schnell. Zuletzt spielte Müller zwar nominell auf der Flügelposition, zog aber sehr stark ins Zentrum. In der Champions League gegen Eindhoven war dies zum Beispiel extrem auffällig.
Zum anderen liegt es aber auch daran, dass Müller sich in einer absoluten Formkrise befindet. In der Bundesliga ist Thomas Müller noch ohne Tor und seit dem zweiten Spieltag ohne Torbeteiligung geblieben. Vor einem Jahr stand er am 10. Spieltag noch bei 10 Toren. Immerhin konnte Müller in der Champions League schon zwei Mal treffen. Auffallend ist aber, dass beim Angreifer die Leichtigkeit fehlt. Die Selbstverständlichkeit ist ihm eigentlich im gesamten Kalenderjahr 2016 abhanden gekommen. Dafür sinnbildlich stehen die Versuche vom Elfmeterpunkt. Negativer Höhepunkt sicherlich zuletzt im DFB-Pokal gegen Augsburg.
Zugute halten muss man Thomas Müller aber, dass er sich Abschlusssituationen erspielt. Gegen Eindhoven waren es schon fünf Abschlüsse, gegen Hoffenheim in 20 Minuten immerhin 2 – und das waren neben dem Pfostenschuss von Hummels, der ebenfalls von Müller eingeleitet wurde, die größten Chancen in der zweiten Halbzeit.
Dennoch muss der Knoten auch bei ihm bald wieder platzen. Die Formkrise, die viel mehr eine Abschlusskrise ist, muss sich auflösen. Franck Ribéry drängt zurück auf den Platz und auch Douglas Costa setzt in der Offensive vermehrt Akzente. Die größten Einsatzchancen wird er wohl zeitnah nur bekommen, wenn er einen Achter aus der ersten Mannschaft verdrängen kann.
Die Nationalmannschaft ist in den nächsten zwei Wochen aber keine Hilfe. Joachim Löw schont Müller für die Spiele gegen San Marino und Italien.
3. Ist das Fass halb voll oder halb leer?
Die Zeit bis Weihnachten lässt sich in der Regel immer sehr gut in den Phasen zwischen den Länderspielpausen unterteilen, die im September, Oktober und November anstehen. In den letzten drei Wochen standen für den FC Bayern 7 Spiele auf dem Plan. Den negativen Höhepunkt machte dabei ausgerechnet der Auftakt. Das 2:2 gegen Frankfurt war das schlechteste Saisonspiel. Seitdem hat sich der FC Bayern deutlich gesteigert. Es folgten fünf Siege (2x Augsburg, 2x Eindhoven und Gladbach). Bevor es zum Ausklang abermals einen Punktverlust in Form eines Unentschiedens gab.
Der FC Bayern konnte sich zuletzt spielerisch deutlich steigern und hat zum Teil sehr dominante Phasen in diesen Spielen gehabt. Besonders auffällig war, dass sowohl gegen Eindhoven als auch gegen Hoffenheim die Mannschaft in den letzten Minuten nochmals zulegen konnte. Schon in der Champions League gab es vier bis fünf aussichtsreiche Abschlüsse kurz vor Ende und auch gegen die TSG gab es ab der 80. Minute sechs gute Gelegenheiten.
Hierauf kann Ancelotti aufbauen, wenn es nach der Länderspielpause nach Dortmund geht und unter anderem noch Leverkusen, Atlético und Leipzig auf dem Spielplan stehen. Allerdings haben auch die ersten 45 Minuten gegen Hoffenheim gezeigt, wie anfällig das System von Ancelotti für Pressing ist. Hoffenheim bildete hier erst den Auftakt. Es wird spannend zu sehen sein, ob der Bayern-Trainer die Länderspielpause nutzt und taktische Anpassungen vornimmt. Ein 4-4-2 System anstelle des 4-3-3 hat Ancelotti ja bereits in einigen Interviews in Erwägung gezogen.
FC Bayern München 1:1 TSG 1899 Hoffenheim (1:1) | |
---|---|
FC Bayern München | Neuer – Rafinha, Boateng (82. Alaba), Hummels, Bernat – Thiago, Alonso, Vidal (69. Müller) – Robben (78. Coman), Lewandowski, Costa |
Bank | Ulreich – Sanches, Lahm, Kimmich |
TSG 1899 Hoffenheim | Baumann – Süle, Vogt, Hübner (46. Bicakcic) – Rudy – Kaderábek, Amiri (57. Rupp), Demirbay, Zuber – Wagner, Kramaric (71. Vargas) |
Bank | Stolz – Polanski, Toljan, Szalai |
Tore | 0:1 Kerem Demirbay (16.), 1:1 Zuber (34./Eigentor) |
Karten | Gelb: – / Rudy, Bicakcic |
Schiedsrichter | Markus Schmidt (Stuttgart) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |