Analyse: FC Bayern – PSV Eindhoven 4:1 (2:1)
Robben und Müller verdienten sich dabei ein Sonderlob.
Falls ihr es verpasst habt:
Ancelotti kündigte an, die Aufstellung nicht allzu stark zu verändern und hielt sich daran. Lewandowski rückte wie erwartet in die Startelf, Coman kam dafür von der Bank. Ansonsten bekam die Elf vom Frankfurt-Spiel die Chance auf Wiedergutmachung.
Auch Eindhoven begann in der insgesamt erwarteten Aufstellung und einer Mischung aus 4-2-3-1 mit dem Ball und einem 5-3-2 gegen den Ball. Die beiden Ex-Leverkusener Schwaab und Guardado staden ebenso in der Startelf wie der frühere Gladbacher Luuk de Jong. Narsingh nahm Lahm ab Anpfiff in Manndeckung.
Die Münchner begannen engagiert und hatten schon nach zwei Minuten eine große Chance durch Müller, der durch einen guten Rückpass von Alaba freigespielt wurde und den Ball neben das Tor schob.
Nach zehn Minuten die nächste gute Gelegenheit, dieses Mal vergab Alaba nach Rückgabe von Müller. Kurz danach die Münchner Führung nach einer ganz schnell ausgeführten Ecke von Robben. Müller war völlig unbewacht und schoss den Ball im zweiten Versuch aus kurzer Distanz in die Maschen (12.).
Bayern blieb am Drücker. Erneut gelang Alaba nach Doppelpass mit Alonso der Durchbruch. Seine Hereingabe lenkte Moreno an den eigenen Pfosten (17.). Nur vier Minuten später dann das 2:0: Wieder war es Alaba, der sich mit hohem Tempo auf dem linken Flügel durchsetzte. Seine abgefälschte Flanke musste Kimmich aus einem Meter nur noch über die Linie köpfen.
Die Münchner hielten das Tempo weiter hoch. Kimmich und Robben scheiterten mit guten Schusschancen am Eindhovener Schlussmann Zoet. Erst ab der 35. Minute nahm die Ancelotti-Elf etwas Tempo heraus. Bayern hatte etwas Glück, dass Schiedsrichter Collum einen Treffer von Pereiro wegen einer (wenn überhaupt) hauchdünnen Abseitsstellung nicht anerkannte. Eindhoven nutzte kurz danach seine einzigen guten fünf Minuten in der ersten Hälfte für den Anschlusstreffer. Narsingh, der kurz zuvor die Seite gewechselt hatte, wurde von Pröpper freigespielt und schoss den Ball mit einem gut platzierten Schuss an den Innenpfosten und von da ins Tor. Ein schmeichelhaftes 1:2 zur Pause.
Beide Mannschaften kamen defensiv etwas schläfrig aus der Kabine. Lewandowski vergab direkt nach Wiederanpfiff eine Riesenchance, als er den Ball, allein vor Zoet, am Tor vorbeischob. Im direkten Gegenzug kam de Jong völlig frei vor Neuer zum Kopfball, köpfte jedoch über die Querlatte (47.). Kurze Zeit später musste Neuer nach einer Hereingabe aus kurzer Distanz gegen Pereiro retten (51.).
In die insgesamt beste Phase der Gäste fiel die Vorentscheidung. Robben zog nach einem weiten Diagonalball von Neuer mit dem Ball am Fuß in den Sechzehner. Sein abgewehrter Schuss landete genau bei Lewandowski, der zum 3:1 traf (59.).
Danach plätscherte das Spiel über weite Strecken dahin. Ancelotti brachte Costa für Müller (71.) und ganz spät auch noch Martínez und Sanches. Den Schlusspunkte setzte Arjen Robben mit einem seltenen Kopfballtreffer nach Vorlage von Thiago.
Das 4:1 war am Ende leistungsgemäß.
1. Über weite Strecken gute Reaktion
Es war lange nicht mehr so viel über die Form der Münchner diskutiert worden wie in den letzten beiden Wochen. Ancelotti forderte im Vorfeld eine Reaktion der Mannschaft und die folgte über weite Strecken auch auf dem Platz. Eine hohe Intensität, engagiert geführte Zweikämpfe und ein besseres Positionsspiel waren die Zutaten einer sehr guten ersten Halbzeit und einer insgesamt sehr ordentlichen Leistung.
14:0 Torschüsse nach 35 Minuten und 26:8 am Ende sprachen eine deutliche Sprache. Die Münchner wollten nach den schwachen Auftritten zuvor spürbar ein Signal setzen. Es war jedoch mehr als Engagement. Cocus Ausrichtung war gar nicht mal unspannend: Das tiefe 5-3-2 gegen den Ball wandelte sich bei Ballbesitz zu seinem durchaus mutig vorgetragenen 4-2-3-1, das in Bayerns Hälfte zu Beginn sogar mit Gegenpressing-Elementen im 4-2-4 ergänzt wurde. Narsinghs Manndeckung gegen Lahm war ebenfalls keine schlechte Idee des Gäste-Coaches.
Es lag an den Münchnern, dass die Ausrichtung der Niederländer kaum eine Rolle spielte und Eindhoven individuell über weite Strecken stark unterlegen wirkte. Auffällig war vor allem die Asymmetrie der Hausherren. Weil Müller (11 Torschussbeteiligungen in 71 Minuten) in alle möglichen Räume laufen durfte und Alaba auf links gleichzeitig Breite gab, entstanden im rechten Halbraum immer wieder hilfreiche Überladungen mit Kimmich, Lahm, Robben, Müller und sogar Lewandowski. Wurde das Spiel dann auf die gegenüberliegende Seite aufgelöst, konnte Alaba gegen die noch verschiebenden Eindhovener immer wieder sein Tempo ausspielen und Situationen einleiten.
Zwischen der 13. und 20. Minute gab es dabei sogar den unter Guardiola so omnipräsenten Dauerdruck am gegnerischen Strafraum. Drei, vier gute Abschlusschancen entstanden hier nach frühen Ballgewinnen. Ein gutes Zeichen für das zuletzt so schwächelnde Gegenpressing, das jedoch auch gegen Eindhoven bei weitem nicht konstant funktionierte.
Eindhoven kann nicht der Maßstab für den FC Bayern sein. Trotzdem wird Ancelotti einige Schlüsse aus der Partie ziehen können. Müllers freiere Rolle und die stärkere Asymmetrie auf der rechten Seite waren insgesamt hilfreich und effektiv. Offensiv war es eine der besten Leistungen der Bayern in dieser Saison.
2. Defensive erneut mit Problemen
Um es klar zu sagen. Eine Mannschaft vom Kaliber des PSV Eindhoven sollte in München keine vier klaren Torchancen bekommen. Es ist nicht so, dass die Gäste echten Druck entfalteten. Trotzdem standen am Ende ein Tor und vier gute bis sehr gute Chancen für die Gäste auf dem Spielberichtsbogen.
Gleiches hatte sich auch schon gegen Frankfurt gezeigt. Der FC Bayern ließ trotz Überzahlsituationen am und im Strafraum Torchancen zu. Dabei ist kein klares Muster zu erkennen. Es sind nicht nur Konter. Es sind nicht nur Flanken. Sondern eine Kombination aus merkwürdigen 50/50-Situationen, die recht plötzlich für große Chancen sorgen. Das spricht eher für ein Konzentrationsproblem.
Ancelotti sollte hier dringend auf Ursachenforschung gehen. Die Viererkette soll gerade auch defensiv der Trumpf der Bayern in dieser Saison sein. Hummels und Boateng haben in der Nationalelf gezeigt, dass sie sehr gut zusammenarbeiten können. Lahms Geschwindigkeitsdefizite sind auffällig. Eine Unterstützung durch einen zweikampfstärkeren Spieler als Alonso (Vidal/Martínez) im zentralen Mittelfeld könnte zumindest für den Moment eine Lösung sein, um die Automatismen besser einzuspielen.
3. Robben wie eh und je
Es ist schön zu sehen, dass Arjen Robben aktuell in der Lage ist, einem Spiel in gewohnter Manier seinen Stempel aufzudrücken. Auch wenn der Gegner am Mittwoch “nur” Eindhoven hieß. Robben war von der ersten Minute an sehr aktiv und fand eine gute Balance zwischen Einzelaktionen und unterstützenden Läufen. Robbens größte Stärke war immer sein Volumen. Er hat so viele gute Szenen, dass selbst bei der ein oder anderen falschen Entscheidung etwas zählbares herausspringt.
Robben war an 10 Torschüssen und drei Toren direkt beteiligt. Hinzu kamen drei erfolgreiche Dribblings und eine gute Passquote von über 88%. Nach dem ersten Viertel der Saison scheint eines recht klar. Der FC Bayern wird auch in diesem Jahr mit Arjen Robben auf dem Platz besser sein als ohne. Dass er auf dem Platz stehen kann, ist dabei die wahre Herausforderung.
FC Bayern – PSV Eindhoven 4:1 (2:1) | |
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FC Bayern München | Neuer – Lahm, Boateng, Hummels, Alaba – Kimmich (85. Martinez), Alonso, Thiago – Müller (72. Costa), Lewandowski, Robben (87. Sanches) |
Bank | Ulreich, Bernat, Coman, Rafinha |
PSV Eindhoven | Zoet – Brenet, Schwaab (85. Zinchenko), Moreno, Willems – Pröpper, Guardado (61. Isimit-Marin) – Pereiro (77. Bergwijn), de Jong, Narsingh – de Jong |
Bank | Arias, de Wijs, Ramselaar, Pasveer |
Tore | 1:0 Müller (13.), 2:0 Kimmich (21.), 2:1 Narsingh (41.), 3:1 Lewandowski (59.), 4:1 Robben (84.) |
Karten | Gelb: Lahm / – |
Schiedsrichter | William Collum |
Zuschauer | 70.000 |