Bayern-Frauen – VfL Wolfburg 1:2 (0:1)
Am 3. Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga war der Tabellenvierte aus Wolfsburg zu Gast beim Tabellenfünften aus München. Die vermeintlichen Spitzenteams hatten bislang jeweils ein Unentschieden und einen Sieg einfahren können, bevor sich die Mannschaften in die Länderspielpause verabschiedeten.
Tom Wörle rotierte Lisa Evans für Mana Iwabuchi in die Startelf. Ansonsten spielte die Besetzung, die auswärts in Jena 0:1 gewonnen hatte. Erneut reihte sich die von Twente Enschede gekommene Stefanie van der Gragt neben Viktoria Schnaderbeck und Nora Holstad in der Abwehrkette ein – im Auftaktspiel gegen Freiburg hatte die Rolle als halbrechte Innenverteidigerin noch Carina Wenninger übernommen. Ebenfalls zum zweiten Mal gaben Verena Faißt und Gina Lewandowski das Wingback-Pärchen auf den Außenbahnen.
Lewandowski wechselte dafür erneut von ihrer angestammten linken Seite rüber auf rechts, wo für gewöhnlich Leonie Maier im Einsatz ist.
Auch Wolfsburg-Trainer Ralf Kellermann tauschte ein wenig durch. Kurzfristig ersetzte Zsanett Jakabfi Ramona Bachmann, die sich beim Aufwärmen in München verletzt hatte. Die Ungarin Jakabfi feierte hier ein Wiedersehen mit Verena Faißt von den Bayern und Anna Blässe von Wolfsburg, auf die sie erst letzte Woche im Länderspiel gegen Deutschland getroffen war. Für Neuzugang Anja Mittag rückte Alexandra Popp in die erste Elf der Wölfinnen, statt Élise Bussaglia durfte sich Blässe von Beginn an beweisen.
Falls Ihr es verpasst habt:
Während die zwei Sturmspitzen der Gäste den Münchner Spielaufbau von Beginn an durch aggressives Pressing störten, zogen sich die Bayern zurück und überließen Wolfsburg den Ball. Somit war der VfL vor allem in der ersten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft. Es kamen dennoch beide Teams zu einigen, darunter auch einige sehr gute, Torchancen. Doch nur Lara Dickenmann gelang es im ersten Durchgang, eine solche auch zu verwerten. Nach langem Ball und Verlängerung per Kopf durch Popp schob sie gekonnt nach einer guten halben Stunde entgegen der Laufrichtung von Tinja-Riikka Korpela zur 0:1-Führung ein.
Die Bayern mussten im zweiten Durchgang folgerichtig zulegen, was ihnen gelang. Hatten sich beide Teams zunächst noch vorsichtig beäugt, so wurde die Partie nun offener. Nachdem beide Trainer 25 Minuten vor dem Ende frische Kräfte aufs Feld geschickt hatten, gelang den Bayern der lang ersehnte Ausgleich. Nach kurzer Ecke fand Sara Däbritz Vivianne Miedema mit ihrer Flanke. Die Niederländerin köpfte dann platziert unhaltbar flach Richtung zweiten Pfosten zum 1:1 ein. Die Bayern gingen nun weiter drauf, um das Spiel komplett zu drehen. Doch schon kurz nach Miedemas Treffer zog Wolfsburg ihnen mit einem geduldig ausgespielten Konter und einem wunderschönen Flachschuss von Alex Popp den Zahn. Die Bayern fuhren nun eine Angriffswelle nach der anderen und spielten mit offenem Visier. Das Tempo der Schlussviertelstunde zog so erheblich an, doch ein Tor fiel nicht mehr und die Gäste belohnten sich für ihre gute Leistung mit einem Auswärtssieg beim Deutschen Meister.
A nice cross by Sara Däbritz and @VivianneMiedema with a great header to score for @FCBfrauen. #FCBWOB pic.twitter.com/NDaIpqO0IN
— Patrick (@RatedRHero) 25. September 2016
„Eiskalt!“ as we would say in Germany. @alexpopp11’s goal seals the deal. @VfLWob_Frauen beat Bayern 2:1! pic.twitter.com/vL3shLFqFn
— Jasmina Schweimler (@JasbyNature) 25. September 2016
3 Dinge, die auffielen
1. Wolfsburg mit Dreierkette im Aufbau und gegnerorientiertem Angriffspressing
Nicht nur der FC Bayern baute wie gewohnt mit einer Dreierkette von hinten heraus auf, auch die Wölfinnen setzten auf diesen Kniff, bei dem die hinterste Reihe einem Angriffspressing des Gegners mit zwei Stürmerinnen durch drei Innenverteidigerinnen begegnet und so Überzahl im Spielaufbau schaffen soll. Nilla Fischer gab zentral die Linie vor und wurde von Babett Peter sowie Anna Blässe flankiert. Obwohl sich auch Blässe offensiv auf dem rechten Flügel in die Angriffe einschaltete, suchte Kerschowski im Vergleich ihre Rolle direkt weiter vorn. Defensiv rückte sie mit in die Abwehrkette ein, offensiv besetzte Kerschowski aber konsequent den linken Flügel, so dass Flügelspielerin Lara Dickenmann die linke Halbspur besetzen und diagonal das Tor attackieren konnte.
Sehr guet! @laradickenmann with the important 1:0 lead for @VfLWob_Frauen against Bayern München. pic.twitter.com/GWxpbQq9BV
— Jasmina Schweimler (@JasbyNature) 25. September 2016
Der Kniff ging vollends auf. Die Defensivbesetzung der Bayern auf dieser Seite — mit Lewandowski rechts (statt sonst links), Neuzugang van der Gragt halbrechts, davor die offensiv denkende Sechserin Leupolz — hatte in der Form erst wenige Minuten zusammengespielt und sichtliche Probleme, Dickenmann einzudämmen. Nicht nur ihr Tor bleibt in Erinnerung, auch ihre scharfen Hereingaben sorgten mehrfach für Gefahr.
Defensiv wechselten die Wolfsburgerinnen ihr Angriffspressing, bei dem Hansen und Popp die Innenverteidigung der Bayern unter Druck setzten und das nachrückende Mittelfeld die Passoptionen gegnerorientiert zustellten, mit einem etwas zurückgezogenen Mittelfeldpressing, bei denen die Bälle auf die Verteidigungsreihe der Bayern zugelassen, aber Kombinationen über Behringer, Leupolz, Faißt und Lewandowski abgeschnitten wurden. Bayern konnte den ersten Ball häufig noch spielen, zum zweiten Ball stand Wolfsburg kollektiv aber konsequent besser, wodurch viele Vorstöße der Bayern unterbunden werden konnten.
2. Bayern gibt das Mittelfeld auf
Bayern ging am Ball gut mit dem hohen Druck der Gäste um, konnte sich immer wieder aus der Umklammerung befreien und den Ball aus Engen auf die andere Spielfeldseite verlagern, da sie passsicher und handlungsschnell genug waren. Wolfsburg bekam mit der starken Gegnerorientierung die Tür nie ganz zu, so dass auch Bayern vor das gegnerische Tor kam. Während Torhüterin Korpela alle Hände voll zu tun hatte, sah man das Mittelfeld des FCB nur selten am Ball. Vielmehr überließen die Bayern dem VfL den Ballbesitz, verteidigten im letzten Drittel alles weg, was anfiel, um dann mit schnellem, vertikalen Umschaltspiel das zweite Drittel zu überspielen. Vorne sollte Miedema die vielen langen, direkten Bälle festmachen und die Schnelligkeit von Lisa Evans ausgespielt werden. Die Stärken der Schottin liegen eher im Eins-gegen-Eins mit viel grüner Wiese als in Dreieckskombinationen. Zwar gab es auch Phasen, in denen die Bayern den Spielaufbau pressten, dieses Mittel setzten die Münchnerinnen jedoch nur äußerst dosiert ein, um in der Defensive das Risiko gering zu halten. Vermutlich die richtige Entscheidung, denn sobald sie vorne draufgingen, rissen die Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen ab, die Abstände wurden zu groß, um Wolfsburg einzudämmen.
3. Offensive Wechsel
Noch bevor Miedema nach einem Standard den Ausgleich markierte, löste Wörle das Defensivkonstrukt auf und brachte Anna Gerhardt für Evans sowie Nicole Rolser für van der Gragt. Die Ex-Kölnerin Gerhardt kam so zu ihren ersten Bundesligaminuten für den FC Bayern und machte in der ereignisreichen Schlussphase mächtig Betrieb über den linken Flügel. Rolser rannte vermehrt zentral und über die rechte Seite an, während sich Lewandowski rechts in der Dreierkette einreihte. Die Lücke auf rechts im Spielaufbau füllte Melanie Leupolz situativ durch herauskippende Läufe aus.
Auch Kellermann wechselte frische Offensivkräfte ein. Die Aussicht auf ein Kontertor bestand, Caroline Hansen war im Pressing viel gelaufen. Also sollte Anja Mittag weiter Druck auf die Defensive der Roten ausüben. Mit Šimić für Jakabfi wechselte der VfL-Coach eine kreative Kraft für die Offensivzentrale und gleichzeitig Ballkontrolle im Spielfeldzentrum ein und eine Flügelkraft aus. Noelle Maritz für Dickenmann nahm nach dem erneuten Führungstreffer dann nur noch Zeit von der Uhr.
Die Wolfsburgerinnen sind der verdiente Sieger der Partie. Sie hatten vor allem in der ersten Hälfte mehr für das Spiel getan und die Druckphase der Bayern direkt mit einem Tor beantwortet. Doch bei diesem Duell von hochklassiger Qualität hätten auch Bayern der Sieger sein können. Chancen gab es auf beiden Seiten genügend, guten Fußball zeigten beide Teams, doch die Gäste nutzten ihre Möglichkeiten das entscheidende Bisschen konsequenter. Dem Frauenfußball können Duelle auf diesem Niveau nur guttun. Wir dürfen gespannt sein, ob der doppelte Meister aus München die Instinkte eines bissigen Verfolgers noch im Repertoire hat. Am 2. Oktober spielen die Bayern auswärts in Leverkusen. Am 5.10. geht’s in der Champions League nach Edinburgh zu den Hibernian Ladies. Am 9.10. wartet im DFB-Pokal der Regionalligist 1. FC Riegelsberg.
FC Bayern München Frauen – VfL Wolfsburg Frauen | |
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Bayern | Korpela – Schnaderbeck, Holstad, van der Gragt (66. Rolser) – Faißt, Leupolz, Behringer, Lewandwoski – Däbritz – Evans (66. Gerhardt), Miedema |
Bank | Zinsberger, Abbé, Wenninger, Maier, Iwabuchi |
Wolfsburg | Schult – Peter, Fischer, Blässe – Kerschowski, Goeßling, Gunnarsdóttir – Dickenmann (87. Maritz), Jakabfi (75. Šimić) – Popp, Hansen (66. Mittag) |
Tore | 0:1 Dickenmann (32.), 1:1 Miedema (69.), 1:2 Popp (76.) |
Karten | -/- |
Schiedsrichterinnen | Katrin Rafalski (Baunatal), Ines Appelmann (Alzey), Anne-Kathrin Schinkel (Gera), Karoline Wacker (Marbach am Neckar) |
Zuschauer | 1.480 |