Testspiel: SV Lippstadt 08 – FC Bayern München 3:4 (0:3)
Carlo Ancelotti müsste, wie schon in der ersten Trainingswoche, noch auf etliche Nationalspieler verzichten. Dennoch schafften es einige Stars in die erste Startaufstellung des neuen Bayern Trainers. In einem 4-1-4-1 System stand Ulreich im Tor. Die Viererkette wurde gebildet von Bernat, Martinez, Götze und Rafinha. Alonso war der alleinige Sechser. Benko und Lahm spielten als Achter. Ribery und Robben bildeten wie früher die Flügelzange und im Sturm spielte Julien Green.
Den ersten Treffer der Saison erzielte Green, nachdem zuvor Kampe einen Schuss von Robben nicht entscheidend klären konnte. Robben traf später selbst zum 2:0. In fast typischer Robbenmanier dribbelte er sich durch die Abwehr und konnte den Lippstädter Torhüter verladen. Das 3:0 für den FC Bayern erzielte dann Ribery auf fast ähnliche Weise. Zu diesem Zeitpunkt waren gut 30 Minuten gespielt. Anschließend gab es einen Bruch im Spiel. Arjen Robben setzte zum Sprint an und spürte wohl einen Stich im Oberschenkel. Kurze Zeit später musste der Niederländer ausgewechselt werden. Die neue Saison begann für den Flügelstürmer also mit einer erneuten Verletzung.
Erst nach der Pause konnten die Münchner das Tempo wieder anziehen. In der 49. Minute war erneut Green am nächsten Bayerntor beteiligt. Green bringt die Kugel von rechts scharf nach innen, Joswigs Klärungsversuch landet im eigenen Gehäuse. Auf der Gegenseite musste Ancelotti dann sein erstes Gegentor hinnehmen. Rump zieht von links nach innen und schießt aus 18 Metern aufs kurze Eck. Der eingewechselte Starke steht völlig falsch und lässt die kurze Ecke offen.
Nur wenig später konnte Lippstadt weiter verkürzen. Flanke von links auf den zweiten Pfosten, dort wartet Parensen. Abermals ein vermeidbarer Treffer. Nach dem 2:4 passierte nicht mehr viel. Beide Trainer nutzen die Chance für viele Wechsel. Das Spiel verflachte spürbar. Erst in den Schlussminuten nahm die Partie nochmals an Fahrt auf. Nach einer Ablage im Zentrum traf Maiella sehenswert zum 3:4 Anschlusstreffer für Lippstadt. Da das Schiedsrichter Gespann sich aber für einen rechtzeitigen Abpfiff entschied, blieb Lippstadt keine Chance mehr auf den Ausgleich.
3 Dinge, die auffielen:
1. Vertikalität
Es ist natürlich schwer zu analysieren, welche Änderungen sich Ancelotti für den FC Bayern vorstellt und welche Feinheiten er verändern möchte. Gegen Lippstadt war zumindest auffällig, dass die Münchner sehr vertikal spielten. Oftmals wurde versucht den Ball mit zwei bis drei aufeinanderfolgenden Steilpässen schnell nach vorne zu tragen. Gepaart wurde dieses taktische Mittel mit vielen Diagonalläufen der Flügelspieler. Erfolgte der Angriff über die rechte Seite, so rückte Ribery immer wieder als Anspielstation ins Zentrum. Kamen die Münchner über die linke Außenbahn so rückte Robben ins Zentrum. Das ganz klassische Positionsspiel von Guardiola wurde also etwas aufgelöst.
Interessant dabei waren auch die Bewegungen der Achter und der Außenverteidiger. Auf der Ballseite zog es diese ebenfalls eher in die Halbräume, um so ebenfalls als Anspielstation zur Verfügung zu stehen. Insbesondere Lahm war hier in den ersten Minuten sehr auffällig. Mit kurzer Ballannahme und Weiterleitung konnte er Ribery und Robben immer wieder durch Steilpässe in Szene setzen. Aber auch Rafinha und Bernat zog es immer wieder nach Innen, um von dort aus das Spiel zu beleben.
2. Spieler auf dem Prüfstand
Der Kader des FC Bayern steht auf dem Prüfstand. Zuletzt wurde Benatia abgegeben und auch der Abgang von Mario Götze ist wohl nur eine Frage der Zeit. Zumindest lassen sich so die Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge lesen, die vor dem Anpfiff gefallen sind. Rechnet man ihn raus, so hat der FC Bayern nur ’19 Feldspieler‘ im Kader. Dadurch ergibt sich zwangsläufig auch für Ergänzungsspieler eine größere Rolle. Gegen Lippstadt standen drei von ihnen in der Startelf: Martinez, Bernat und Rafinha.
Besonders bei Bernat sind die Hoffnungen groß, dass er wieder an die Leistung aus seiner Debütsaison anknüpfen kann. Gegen Lippstadt wirkte er aber nach wie vor verunsichert bzw. fahrig. Kurz nach der Münchner Führung spielte er einen viel zu kurzen Rückpass auf Ulreich. Sein Pass wäre beinahe abgefangen wurden. Auch das Zusammenspiel mit Ribery und Benko war wenig harmonisch. Ein Abfall gegenüber dem Trio Rafinha, Lahm und Robben war definitiv zu erkennen.
3. Defensive ausbaufähig
Testspiel hin oder her, drei Gegentore gegen Lippstadt sind zu viel. Auffällig waren viele Kontersituation für die Heimmannschaft nach einfachen Ballverlusten. Hier wurde die starke Vertikalität (siehe Punkt 1) zum Problem. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen waren zu hoch. Schon in der ersten Halbzeit kamen die Lippstädter zu zwei guten Abschlüssen. Problematisch war dabei der fehlende Druck der Mittelfeldreihe. Lippstadt konnte mit Tempo auf die Viererkette der Münchner zulaufen. Durch die vielen Wechsel in der zweiten Halbzeit kam dann noch ein völliger Bruch im Spiel hinzu. Vor allem aus dem Pressing konnten sich die mittlerweile vielen eingewechselten A-Junioren der Münchner nicht mehr gezielt befreien. Hier wird Ancelotti ansetzen müssen. Die nächste Gelegenheit gibt es am Mittwoch beim Heimspiel gegen Manchster City.