TSG Hoffenheim – FC Bayern München 1:2 (1:1)
Guardiola veränderte sein Team personell auf einer Position und brachte im Vergleich zum Auftaktsieg gegen Hamburg Götze statt Lewandowski in der Sturmspitze. Der Bayern-Coach änderte zudem die Grundausrichtung und schickte seine Mannen in einer 3-5-2-Formation, die bei Ballbesitz Bayern eher an ein 3-3-4 erinnerte, aufs Feld. Alaba begann als linker Halbverteidiger. Philipp Lahm dagegen als unterstützender 6er neben Xabi Alonso. TSG-Coach Markus Gisdol schickte die gleiche Elf aufs Feld wie am ersten Spieltag.
Falls Ihr es verpasst habt:
Matthias Sammer warnte vor dem Spiel vor den besonderen Umständen der Partie mit über 30 Grad und angriffslustigen Hoffenheimern, die ankündigten sich nicht zu verstecken. Die Warnung war offenbar nicht bei jedem angekommen. Kurz nach dem Anpfiff spielte Alaba einen Querpass in Richtung Boateng, der den Ball nicht erreichen konnte. Dafür erlief Volland den Ball und erzielte nach 9,3 Sekunden mit der ersten Hoffenheimer Ballberührung das 1:0 für die Gastgeber. Manuel Neuer rutschte zudem noch leicht aus. Absurd.
Pep Guardiola setzte auf eine 3-3-4 Grundformation.
Bayern bemühte sich in der Folge sichtlich ruhig zu bleiben und das ursprünglich geplante Spiel aufzuziehen. Robben, Müller, Götze und Costa positionierten sich dabei extrem hoch. Costa vergab in der Anfangsviertelstunde zwei ordentliche Schusschancen (8., 12.) nach schnellen Spielverlagerungen. Hoffenheim versuchte es wie im Vorfeld angekündigt mit recht hohem Pressing mit Volland, Kuranyi und Schmid als Speerspitze. Bayern war die klar bessere Mannschaft, machte sich das Leben aber mit ein paar Ungenauigkeiten selbst schwer. Baumann entschärfte einen Kopfball von Müller (33.), der kurze Zeit später zudem mit einem Schrägschuss den Außenpfosten traf (34.). Wenige Minuten später musste (wieder einmal) Medhi Benatia mit einer Oberschenkel-Verletzung runter. Für ihn rückte Rafinha in die Dreierkette.
Kurz vor der Pause leitete Costa mit seiner besten Aktion der ersten Hälfte den Ausgleich ein, als er aus vollem Lauf abzog und Müller den zu kurz abgewehrten Ball von Baumann nur noch über die Linie drücken musste (41.). Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt verdient.
Nach der Pause verflachte das Spiel etwas – auch weil sich Hoffenheim mit zunehmender Spielzeit etwas zurückzog. Douglas Costa (62./Baumann) und Vidal (66./Querbalken) vergaben zunächst die größten Chancen. Guardiola setzte voll auf Sieg und brachte nach 65 Minuten Lewandowski für Lahm. Wie aus dem Nichts hatte dann plötzlich Hoffenheim die Riesenchance auf die erneute Führung. Nach einem Ballverlust von Rafinha gab es Freistoß und Gelb für Boateng. Weil der Nationalspieler den anschließenden Schuss von Rudy mit der Hand abwehrte gab es danach konsequenterweise Gelb-Rot und Elfmeter. Polanski traf jedoch nur den Innenpfosten. Manuel Neuer hatte überdies noch Glück das der Ball nicht an seinen Rücken ging, sondern zwischen seinen Beinen wieder auf den Platz rollte. Bayern musste nun 20 Minuten ohne Innenverteidiger überstehen. Alonso rückte in die Kette.
Spätestens jetzt war jegliche Struktur dahin. Es entwickelte sich eine wilde Schlussphase mit Riesenchancen für die Münchner, mehreren Gelben Karten und langen Verletzungsunterbrechungen. Lewandowski und Müller vergaben innerhalb von wenigen Sekunden vier Riesenmöglichkeiten im 5 Meter-Raum (88.). Kurz vor Schluss dann doch noch die Erlösung. Costa, der inzwischen nach rechts gewechselt war, trat an und fand mit seiner Hereingabe, die von Götze noch abgefälscht wurde Robert Lewandowski, der aus acht Meter zum erlösenden 2:1 einschob (90.).
Ein ganz wichtiger Sieg für die Münchner in einem Spiel das trotz großer Überlegenheit auch 1:1 oder gar 1:2 hätte ausgehen können. Die Guardiola-Elf belohnte sich dafür, dass sie bis zum Ende durchzog und auf Sieg spielte. 15:3 Torschüsse im Strafraum sprachen eine klare Sprache. Es zeigte sich auch wie wertvoll die tiefe Bank, der Münchner ist. Guardiola konnte durch späte Einwechslungen zusätzliche Akzente setzen und brachte mit Lewandowski sogar den Siegtorschützen. Insgesamt ein hart erkämpfter, durch die Rote Karte gegen Boateng und Benatias Verletzung auch teuer erkaufter Sieg.
3 Dinge, die auffielen:
1. Bayerns verändertes Positionsspiel
Trotz einer anderen Formation als in der Vorwoche gegen den HSV war erneut ein im Vergleich zum Vorjahr deutlich verändertes Positionsspiel der Guardiola-Elf zu erkennen. Bei Ballbesitz rückten die vier Offensivspieler Costa, Götze, Müller und Robben sehr weit vor und überließen das Mittelfeldspiel fast ausschließlich Lahm und Xabi Alonso. Vor allem Costa stand extrem breit an der linken Außenlinie und zog die Hoffenheimer so stark auseinander. Auch Vidal positionierte sich im Aufbauspiel häufig links und zog dann von dort immer wieder mit Diagonalläufen in die Mitte. Die Hoffenheimer Defensive wurde durch die hohe und breite Positionierung der Bayern immer wieder vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Sie konnten entweder die Passwege durch das Zentrum auf Götze und Müller zustellen oder durch eine breite Staffelung verhindern, dass Robben und vor allem Costa mit sehr viel Platz angespielt werden konnten. Beides gleichzeitig war durch die eigene hohe Positionierung der Hoffenheimer im Pressing beinahe nicht möglich. Hoffenheim entschied sich meist dafür die Passwege durch das Zentrum zuzustellen.
Im Prinzip sorgte genau dieses Muster für das 1:1, als Costa erneut ganz breit stand und von Alonso mit einem herrlichen Diagonalball freigespielt wurde. Costa konnte mit Anlauf und Tempo auf seinen Gegenspieler zugehen und aus vollem Lauf abziehen. Müller staubte ab. Mehrfach gelang es dem Brasilianer auf diese Weise Situationen im und am Strafraum zu kreieren. Insgesamt machte Costa aber gerade in der ersten Hälfte zu wenig aus den sich bietenden Möglichkeiten weil er mehrfach zu überhastet oder zu ungenau agierte. Der hervorragende Plan von Guardiola wurde so durch eine häufiger schlechte Ausführung etwas geschmälert. In der wilden zweiten Häfte ging die Struktur dann zunehmend verloren.
Deutlich zu erkennen war trotzdem über 50-60 Minuten Bayerns Bemühen das Mittelfeld schnellstmöglich zu überspielen und den Ball direkt in den Offensivräume zu befördern. Entweder durch die Mitte auf Götze und Müller oder eben über Außen wie zuvor beschrieben. Hier verfestigt sich durchaus ein verändertes Positions- und Aufbauspiel der Münchner im Vergleich zum häufig umständlichen und geduldigen Aufbauspiel der Vorjahre, das häufig in einer langatmigen Belagerung des gegnerischen Strafraums mündete. Das Spiel gegen Hoffenheim zeigte durchaus wie effektiv diese Ausrichtung gegen Pressingteams sein kann, wenn es richtig ausgeführt wird. Ein weiterer Nebeneffekt. Xabi Alonso wird im Aufbauspiel deutlich entlastet und steht weniger in der Schusslinie des gegnerischen Pressings.
2. Götze sammelt Pluspunkte
Für Mario Götze war das Spiel eine große Chance sich in den Fokus zu spielen. So richtig zu 100 Prozent genutzt hat er sie nicht – dafür waren die Phasen in denen er abtauchte zu lang. Pluspunkte sammelte er trotzdem. Der 23-Jährige brauchte lange, um in die Partie zu kommen und seinen Rhythmus zu finden. Guardiola positionierte ihn in zentraler Position im Angriff, um einen im Vergleich zu Lewandowski etwas flexibleren und spielstärkeren Spieler herein zu bringen. Lange lief das Spiel an Götze vorbei, ehe er sich nach der Pause durch die ein oder andere Szene am Strafraum etwas Selbstvertrauen holte. Sehenswert war vor allem sein Dribbling in der 52. Minute als er nach schöner Drehung drei Mann aussteigen ließ und Douglas Costa eine gute Schusschance ermöglichte. Dass er als einziger der eingesetzten Offensivspieler ohne Torschuss blieb, machte nachdenklich. Deutlich war aber, dass Götze mit zunehmender Spieldauer immer freier in seinen Aktionen wirkte.
Nach dem Platzverweis gegen Boateng agierte Götze phasenweise deutlich zurückgezogen eher als 8er was seinem Spiel gut tat. Ab der 70. Minute sorgte er mit seinen Läufen durch das Hoffenheimer Mittelfeld in schnellen Münchner Gegenstößen für viel Dynamik und Gefahr. Zwei gute Chancen von Lewandowski bereitete Götze direkt vor. So war es kein Zufall, dass er auch am Siegtreffer irgendwie beteiligt war, als er Costas Hereingabe (gewollt oder ungewollt) mit der Hacke an den Torschützen weiterleitete. Guardiola sollte sich gerade die Schlussphase noch einmal genau ansehen, denn es war auffällig wie viel besser Götzes Stärken in einer etwas zurückgezogenen zentralen Rolle zur Geltung kommen. Dass Götze mit 11,75 km die größte Laufleistung der Münchner hatte, unterstrich zudem sein Engagement.
Ob Götze mit dieser Leistung Argumente geliefert hat, dass sein Coach auch in den kommenden Wochen nicht an ihm vorbei kommt, ist ob der starken Konkurrenz in der Offensive fraglich. Götze wird sicher weitere Chancen bekommen. Der Maßstab ist, dass er ein Spieler sein muss, der der Mannschaft spürbar weiterhilft. Die letzten 20 Minuten gegen Hoffenheim waren hier ein Schritt in die richtige Richtung.
3. Sorgenkinder
Trotz des mit sechs Punkten geglückten Saisonstarts gibt es auch ein paar Spieler in den Reihen des FC Bayern, die ein wenig Sorgen machen beim FC Bayern. Medhi Benatias erneute Muskelverletzung (Verdacht auf Muskelfaserriss) könnte je nach Schwere der Blessur ein herber Rückschlag sein. Weil Boateng auf Grund seiner Gelb-Roten Karte in der kommende Woche gegen Leverkusen gesperrt sein wird, muss Guardiola ohnehin improvisieren. Die Dreierkette mit Alonso, Alaba und Rafinha ist eher keine tragfähige Lösung. Dante wird gegen Leverkusen wohl der einzig verfügbare Innenverteidiger sein. Hinter seiner Form steht ein großes Fragezeichen.
Gleiches gilt irgendwie auch für Thiago, dessen Rolle momentan nicht klar definiert ist. Durch die veränderte Ausrichtung Guardiolas sind die 8er Räume nicht mehr so wertvoll wie in der Vergangenheit. Der spanische Ausnahmekönner wirkt zudem in seinen beiden Einsätzen nach Einwechslung nicht gerade spritzig und antrittsschnell. Kleinere Verletzungen haben ihn in den vergangenen Wochen zurückgeworfen. Momentan ist schwer zu sagen wer für ihn aus der Startelf weichen sollte. Lahm wäre hier vielleicht der erste Kandidat, dass Guardiola seinen Kapitän unten lässt, ist jedoch unwahrscheinlich. Vidal hat sich durch seine Zweikampfstärke (17 gewonnene Zweikämpfe, Bestwert) schon jetzt beinahe unersätzlich gemacht.
Auch Arjen Robben hat in beiden Spielen bisher wenig überzeugt. Vor allem im Vergleich zu Douglas Costa, der an unheimlich vielen Torchancen beteiligt ist, fällt Robben merkwürdig ab. Gegen Hoffenheim war der Niederländer auch nicht so zentral ausgerichtet wie gegen den HSV was seinem Spiel eigentlich zu Gute kommen sollte. Robben verbuchte gegen Hoffenheim kein einziges erfolgreiches Dribbling und war am Ende nur an zwei Torschüssen beteiligt. Zum Vergleich: Müller war in zwölf (!) Torschüssen involviert. Costa an sechs. Zudem gelangen dem Brasilianer fünf erfolgreiche Dribblings (Bestwert). Robben wirkte über weite Strecken seltsam gehemmt und kaum durchlagskräftig. Die Auswechslung war folgerichtig.
Der breite Kader erlaubt es formschwachen Spielern eine Pause zu geben. Der breite Kader ist ohnehin das große Thema dieser Wochen. Guardiola muss entscheiden, ob er Spielern wie Robben oder Thiago Rhythmus ermöglichen möchte oder die formstärksten Spielern vertraut. Klar ist: Bayerns Sorgenkinder müssen sich steigern.
TSG Hoffenheim – FC Bayern München 1:2 (1:1) | |
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Hoffenheim | Baumann – Kaderabek, Schär, Süle, Kim – Schwegler, Schmid (64. Rudy), Polanski, Zuber – Volland, Kuranyi (69. Uth) |
Bank | Grahl – Strobl, Toljan, Ochs |
FC Bayern | Neuer – Benatia (38. Rafinha), Boateng, Alaba – Xabi Alonso, Lahm (67. Lewandowski) – Vidal – Robben (59. Thiago), Müller, Götze, Douglas Costa |
Bank | Ulreich, Dante, Bernat, Rode |
Tore | 1:0 (1.) Volland, 1:1 (41.) Müller, 1:2 (90.) Lewandowski |
Karten | Gelb: Schwegler, Kim, Polanski / Rafinha, Müller – Gelb-Rot: Boateng |