24 Jahre FC Bayern – Adventskalender, Tür 8: Der FC Bayern mit Drama im UEFA-Cup
Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein.
Franz Beckenbauer gab dem UEFA-Cup einst den wenig klangvollen Namen „Cup der Verlierer“. Und als der große FC Bayern nach 1996 wieder um die heutige Euopa League spielte, waren die gegnerischen Namen in der Tat weniger glanzvoll als in den Champions-League-Jahren zuvor.
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Der FC Bayern im Jahr 2008: Eine Star-Truppe im Cup der Verlierer
Die Hitzfeld-Elf, prominent besetzt, quälte sich Runde um Runde bis in das Viertelfinale gegen den FC Getafe. In Spanien, wo man 85 Minuten mit einem Mann mehr spielte, musste man bis in die letzte Sekunde der Verlängerung um das Weiterkommen zittern. Nur Luca Toni und die Auswärtstorregel verhinderten ein blamables Aus. Doch zurück zum Anfang.
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2007 wird der VfB Stuttgart deutscher Meister, der FC Bayern schließt die Saison als amtierender Doublesieger hinter Schalke und Bremen auf Platz 4 ab. Die sportliche Katastrophe hat ein noch nie gesehenes Investment zur Folge: Im folgenden Transfersommer wechseln Franck Ribéry, Miroslav Klose, Luca Toni, Jose Ernesto Sosa, Jan Schlaudraff, Marcell Jansen, Zé Roberto und Hamit Altintop an die Isar.
Im Winter wird mit der Verpflichtung von Innenverteidiger-Talent Breno nachgelegt. Der Auftrag ist klar: Nach einer titellosen Saison soll wieder Silberware gewonnen werden. Und während in der Bundsliga der Start gelingt, erst am 13. Spieltag setzt es die erste Niederlage, schleppt sich die Star-Truppe im UEFA Cup durch die KO-Phase.
Der FC Bayern im UEFA Cup: Eine schwierige Geburt
In der ersten Runde schaltet man den portugiesischen Vertreter Belenenses aus (1:0 und 2:0), in der Gruppenphase gewinnt man knapp in Belgrad (3:2 dank eines Last-Minute-Freistoßtores von Toni Kroos) und spielt zuhause gegen die Bolton Wanderers 2:2.
Ein Ergebnis, dass Karl-Heinz Rummenigge auf Grund der heftigen Rotation auf die Palme bringt. Sein Ausspruch „Fußball ist keine Mathematik“ macht später die Runde und wird als Ohrfeige gegen den Mathe-Lehrer Hitzfeld gesehen.
Gegen Sporting Brage (1:1) und Aris Saloniki (6:0) bleibt die Hitzfeld-Elf ungeschlagen und zieht in die 3. Runde, das damalige Sechzehntelfinale ein. Gegen den FC Aberdeen spielt man auswärts 2:2 um dann in der Allianz Arena im Rückspiel den Einzug ins Achtelfinale klar zu machen (5:1).
Und auch gegen den RSC Anderlecht läuft die Tormaschinerie nur auf Hochtouren. Ein 5:0-Auswärtssieg lässt die ersten Fans vom nächsten internationalen Titelgewinn träumen. Die 1:2- Heimniederlage im Rückspiel holt alle Bayern-Sympathisanten jedoch gleich wieder auf den Boden der Tatsache.
Man hat zwar das Viertelfinale erreicht, doch so richtig überzeugend ist das alles nicht. Nimmt der FC Bayern den UEFA Cup nicht richtig ernst, wird vielleicht doch zu oft rotiert? Mit dem FC Getafe erhält man im Viertelfinale einen machbaren Gegner zugelost.
Getafe bestraft schläfrige Bayern
Doch gegen die Mannschaft von Michael Laudrup wird es ebenfalls eine zähe Angelegenheit. Nach dem 1:1 in München geht der Kluv aus dem Ballungsgebiet rund um Madrid sogar mit einem Vorsprung in das Rückspiel, Stichwort Auswärtstor-Regel.
Und als im Rückspiel vor 18.000 frenetischen Fans der spanische Mittelfeldspieler Ruben de la Red seinen Namen alle Ehre macht und auf Grund einer Notbremse das Spielfeld nach sechs gespielten Minuten schon wieder verlassen muss, scheint klar zu sein, dass der FC Bayern hier leichtes Spiel haben wird.
Doch die Bayern haben die Rechnung ohne die Gastgeber gemacht. In Unterzahl schaffen es die Spanier immer wieder über die Außen vorzubreschen und gefährliche Situationen zu kreieren. In der 44. Minute ist es dann soweit: der rumänische Außenverteidiger Cosmim Contra legt ein Solo hin und startet aus der eigenen Hälfte in Richtung FCB-Tor. Oliver Kahn im Bayern-Tor ist chancenlos, 1:0.
Gibt es hier wirklich die Sensation? Scheidet der FC Bayern in Getafe aus? Ist das wirklich das letzte Europapokal-Spiel von Oliver Kahn. Es dauert bis zur 89. Minute, ehe die mitgereisten Bayern-Fans erstmals jubeln können: Luca Toni legt eine Flanke zurück zu Ribéry, der per Dropkick zum 1:1 vollstreckt. Verlängerung.
Dass muss es doch nun aber für Getafe gewesen sein. Ein Mann weniger, Ausgleich kurz vor Schluss. Noch einmal 30 Minuten. Doch wer nun erwartet hat, dass der FC Bayern seine individuelle Klasse und Erfahrung ausspielt, sah sich getäuscht.
Getafe legte in der Verlängerung los wie die Feuerwehr und erzielte durch Casquero und Braulio binnen zwei Minuten die Treffer zum 2:1 und 3:1. Halbzeit der Verlängerung. Noch 15 Minuten bleiben dem FC Bayern für zwei Treffer.
Doch Getafe verteidigt weiterhin leidenschaftlich. Von der Unterzahl ist nichts zu merken, die Bayern wirken plan- und kraftlos. Es sind Einzelaktionen, die den FCB im Spiel halten. Und der gegnerische Torwart Abbondanzieri.
Eine weitere Verzweiflungsflanke von Mark van Bommel lässt der Keeper fallen, Luca Toni staubt ab. Nur noch 3:2. Aber auch nur noch fünf Minuten auf der Uhr.
Es gibt tief in der Münchner Hälfte einen Freistoß, Oliver Kahn eilt mit großen Schritten in den Getafe-Strafraum. Kahn will hier nicht ausscheiden. Und er scheidet nicht aus. Ein weiterer langer Ball gerät zu kurz, Kahn geht in das Kopfball-Duell mit einem Getafe-Verteidiger, so dass dieser den Ball nicht sauber klären kann. Der Ball landet auf Umwege bei Jose Ernesto Sosa, der mit seinem linken Fuß eine butterweiche Flanke in den Strafraum schlägt, wo Demichelis und Toni in den Luftzweikampf mit den Hausherren gehen. Toni erreicht den Ball, Kopfball-Aufsetzer, drin.
Luca Toni legt sich beim Jubel den Finger auf den Zeigefinger und Kahn, voller Emotionen, schlägt Mark van Bommel in der Jubeltraube die Nase blau. Ein Weiterkommen, ein Unentschieden der Leidenschaft. Ein glückliches Weiterkommen. Und der emotionale Höhepunkt dieser Europapokalreise.
Der FC Bayern im UEFA Cup: Aus im Halbfinale
Im Halbfinale bekommt der FC Bayern das Los Zenit St. Petersburg zugeteilt. Ein Gegner, gespickt mit talentierten Spielern um Andrey Arshavin, Pavel Pogrebnyak oder Anatoliy Tymoshchuk. Und ein Gegner, der den FC Bayern aus dem UEFA Cup wirft.
Das 1:1 im Hinspiel, Lucio unterläuft ein Eigentor, können die Münchner in Russland nicht korrigieren. Mit 0:4 geht das Halbfinalrückspiel verloren, der spätere Stuttgarter Pogrebnyak trifft doppelt und erzielt als letzter Spieler ein Europopokal-Tor gegen Oliver Kahn.
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