FC Bayern gewinnt mit neuem Coman 7:0 in Bochum

Georg Trenner 21.08.2022

Falls Ihr es verpasst habt:

FC Bayern gegen VfL Bochum: die Aufstellungen

Nachdem drei Spiele in Folge die gleiche Startelf für den FC Bayern auflief, warf Julian Nagelsmann die Rotationsmaschine an. Jamal Musiala und Alphonso Davies standen mit kleineren Blessuren gar nicht erst im Kader, Serge Gnabry nahm auf der Bank Platz. Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt, die unter der Woche auch angeschlagen waren, konnten hingegen von Beginn an spielen. Vor Manuel Neuer bildeten damit Benjamin Pavard, Upamecano, de Ligt und Lucas Hernández auf links die Viererkette. Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer besetzten das Zentrum hinter der flexiblen Offensive bestehend aus Leroy Sané, Kingsley Coman, Sadio Mané und Thomas Müller.

Auf Seiten des VfL standen von jener Elf, die den FC Bayern im Februar 2022 überrannte, mit Cristian Gamboa und Anthony Losilla nur zwei Spieler in der Startelf. Ansonsten gilt für die Bochumer: neue Saison, neues Glück. Es ist das Los von VfL-Trainer Thomas Reis, improvisieren zu müssen. 

FC Bayern mit furioser ersten Halbzeit 

Der FC Bayern begann offensiv in einer 3-1-Grundordnung. Müller positionierte sich zentral hinter Mané, während Sané links und Coman rechts neben ihm die Außenverteidiger der Bochumer anliefen oder für Breite sorgten. 

Die vier Offensivspieler interpretierten ihre Rollen oft dynamisch. Teils ließ sich Mané fallen und Coman besetzte die vorderste Spitze, teils schob Müller nach vorne und Sané ins Zentrum. 

Aus einer solchen Situation heraus gelang Leroy Sané nach etwas mehr als drei Minuten die Führung für den FC Bayern. Nach einem Ballgewinn folgte eine direkte Ballstafette von Sané ausgehend über Müller, Sabitzer und wieder Sané zu Coman, der mit guter Übersicht auf Sané ablegte. Dessen Schuss mit dem rechten Fuß schlug im Winkel ein.

Bochum zeigte sich von dem Gegentreffer nur kurz beeindruckt und spielte weiterhin offensiv mit. Das führte zu Torraumszenen auf beiden Seiten. Riemann hielt etwa in der zehnten Minute gut gegen Sané, während Losilla in der 24. Minute nach einer Kopfballablage von Hofmann über das Tor schoss. 

Bochum hatte vor dem Spiel bereits zwei Tore nach Ecken kassiert, der FC Bayern bereits mehrfach nach Standards getroffen. Insofern ein fast logisches Tor, als de Ligt in der 25. nach einer Ecke per Kopf traf. Kimmichs Ecke wurde länger und länger und flog über Riemann, de Ligt nickte vom langen Pfosten aus ein. 

Der FC Bayern behielt die Oberhand und legte in der 33. Minute den nächsten Treffer nach. Bochum klärte einen Pavard-Pass direkt in den Fuß von Kimmich, der den Ball sofort wieder in den Strafraum chippte, wo Gamboa zu Torhüter Riemann köpfen wollte. Der Kopfball war zu kurz, Müller sprang dazwischen und Coman drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. 

In der 40. Minute ging die Love Story von Sadio Mané und dem VAR in die nächste Runde. Sein Tor nach Coman-Vorlage wurde zurecht aberkannt. Er beförderte den Ball unabsichtlich, aber eindeutig mit der Hand über die Linie. Nur eine Minute später trug sich das Duo dann doch in die Scorer-Karte ein. Coman spielte einen Pass durch die Schnittstelle in der Bochumer Verteidigung, Mané ließ noch einen Verteidiger aussteigen und verwandelte zum 4:0 ins kurze Eck. 

4:1 hieß es vor sechs Monaten zur Halbzeit überraschend für den VfL. Diesmal drehte der FC Bayern den Spieß um. 

FC Bayern legt im zweiten Durchgang nach 

Ohne personelle Veränderungen und mit leicht reduziertem Tempo starteten beide Teams in die zweite Halbzeit. Für die erste große Chance des FC Bayern sorgte ein Handelfmeter. Pavard hatte Coman eingesetzt und Janko dessen Hereingabe grätschend mit der Hand abgewehrt. 

Eine der spannenden Fragen rund um die Lewandowski-Wechsel war es, wer sein Nachfolger vom Punkt würde. Diese Frage ist vorerst mit Sadio Mané beantwortet. Der Neuzugang legte sich den Ball zurecht und verwandelte den Strafstoß sicher (59.).

Das Spiel war längst entschieden. Josip Stanišić und Ryan Gravenberch kamen für Hernández und Sabitzer. Kurz darauf durften auch Serge Gnabry und Noussair Mazraoui für Müller und Pavard und übernahmen positionsgetreu. 

In der 69. Minute machte Unglücksrabe Gamboa per Eigentor das halbe Dutzend voll. Auch dieses Tor wurde in neuer Bayern-Manier herausgespielt. Kimmich mit Vertikalpass auf Gnabry, der das hohe Tempo beibehielt und ebenfalls vertikal auf Sané durchsteckte. Gamboa versuchte noch, per Grätsche zu retten, doch sein Ball ging an Riemann vorbei ins eigene Tor.

Diesmal schöpfte Nagelsmann sein Wechselkontingent voll aus. Gabriel Vidović löste Doppeltorschütze Sadio Mané ab und fügte sich gleich gut ein. Er wurde im Zehnerraum angespielt und leitete den Ball in einer Drehung direkt zu Gnabry weiter. Gnabry schloss sofort ab und traf in der 76. Minute zum 7:0.

Nach 90 Minuten blieb es beim 7:0. Der FC Bayern überzeugt mit einer konzentrierten offensiven und defensivem Leistung. 

Nachdem Borussia Dortmund am Samstag gegen Werder Bremen verloren hatte, führen die Münchner die Bundesligatabelle nun alleine mit neun Punkten an. Nächste Woche kommt der Tabellenzweite aus Mönchengladbach zum Gipfeltreffen in die Allianz Arena. 

Dinge, die auffielen

1. Die Bank des FC Bayern ist eine Bank

Daniel hatte unter der Woche prophetisch den Segen der tieferen Bank vorausgesehen. Nagelsmann hatte vor dem Spiel bereits angekündigt, auf jeden Fall auf mindestens zwei Positionen zu rotieren. Durch die Verletzungen von Alphonso Davies und Jamal Musiala wurden es letztlich drei Wechsel. Coman und Sané starteten in der Offensive, de Ligt in der Innenverteidigung.

Ausgerechnet die drei Neuen trafen zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung und reihten sich in die insgesamt dominierende Vorstellung des FC Bayern ein. 

Bei de Ligt war an einigen Stellen zu erkennen, dass er noch Abstimmungsbedarf mit seinen Nebenleuten hat. Davon ab wirkte er aber erstmals komplett fit und hat sich für weitere Startelfeinsätze empfohlen. Der Kampf um die Stammplätze in der Innenverteidigung ist entfacht.

Leroy Sané konnte ebenfalls überzeugen. Der Nationalspieler besetzte meist die halblinke Zehnerposition und war an zahlreichen Offensivaktionen beteiligt. Mit ein wenig Glück hätte er öfter treffen können. Seinen Schuss in der zehnten Minute hielt Riemann mit einer guten Parade, das potentielle 6:0 nahm ihm Gamboa per Eigentor vom Fuß.

Man of the Match war aber der dritte Neue, Kingsley Coman. Unter der Woche wurde Julian Nagelsmann gefragt, wo in seinem neuen System ohne klassische Flügelstürmer er einen Platz für Coman sehe. Nagelsmanns Antwort: kein Problem. Coman selbst sehe sich ohnehin als Zehner. Er gab auf dem Platz die Antwort, dass diese Einschätzung zutreffen könnte. Coman glänzte zwar auch durch Dribblings und Flanken und Pässe über außen, zum Beispiel in jener Szene, die zum Elfmeter führte. 

Daneben war es aber ein neuer Coman. Ein Coman, der seine Mitspieler mit Schnittstellenpässen in Szene setzt, wie bei Manés Tor. Ein Coman, der Scorerpunkte sammelt. Ein Tor und drei Assists bedeuten eine persönliche Bestleistung für den französischen Neu-Zehner.

2. Bayern kommt wieder in den Strafraum und erspielt sich hochwertige Chancen

Niko Kovač war es letzte Woche gelungen, die Bayern mit seinem dichten Defensivzentrum weitgehend aus dem Strafraum herauszuhalten. So schossen die Münchner auch in Wolfsburg zwar 24-mal aufs Tor, doch nur zehn dieser Abschlüsse erfolgten von innerhalb des Strafraums (42%). Im langjährigen Mittel liegt der Anteil für Abschlüsse innerhalb des Strafraums bei ca. 60%. Auch das trug dazu bei, dass es Wolfsburg gelang, den FC Bayern bei zwei Toren zu halten. 

Bochum versuchte heute, phasenweise mitzuspielen und hoch zu pressen. Der FC Bayern nutzte die entstehenden Räume, um sich wieder in bessere Abschlusspositionen zu kombinieren. 14 der heutigen 22 Abschlüsse (63%) gelangen den Bayern von innerhalb des Strafraums. Wieder einmal zeigte die Mannen von Nagelsmann, wie gefährlich sie sind, wenn sie kombinieren können.

3. Bester Bundesliga-Saisonstart aller Zeiten

In der Vorwoche fiel uns der beste Saisonstart seit 2016/17 auf. Eine Marke, die Julian Nagelsmann und sein Team anscheinend nicht vollends zufrieden stellte. Heute setzten sie eins drauf und sind jetzt Rekordhalter für den besten Bundesligastart aller Zeiten nach drei Spieltagen. 

Bisher teilten sich Borussia Dortmund und der FC Bayern den Rekord. 1994 startete der schwarz-gelbe Rivale mit drei Siegen und 12:2 Toren in die Saison. Gleiches gelang dem FC Bayern unter Jupp Heynckes in der Triple-Saison 2012/13.

Julian Nagelsmanns Team steht nach drei Spieltagen bei ebenfalls drei Siegen und beeindruckenden 15:1 Toren. 

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