Ein wildes 3:2 gegen mutige Kölner

Georg Trenner 22.08.2021

Lewandowski und zweimal Gnabry sichern den 3:2-Sieg und Tabellenplatz vier. 

Falls ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Im Vergleich zur Supercup-Elf wechselte Bayerntrainer Julian Nagelsmann zweimal. Sané ersetzte den verletzten Coman, und Nianzou kam für Stanišić als Rechtsverteidiger neu ins Team. Etwas überraschend stand auch der angeschlagene Neuer in der Startelf. Upamecano war der einzige Spieler, der auch bei der Testspielniederlage in Köln in der Startelf stand. 

Kölns Trainer Steffen Baumgart ersetzte den verletzten Hübers durch Meré. Zudem entschied er sich dazu, Schmitz durch den Ehizibue zu ersetzen. Ehizibues Geschwindigkeit sollte dabei helfen, Davies in Schach zu halten.

1. Halbzeit

Köln versuchte von Beginn an, wie angekündigt, mitzuspielen und die Münchner aktiv zu pressen. Große Gefahr für das Tor von Manuel Neuer konnten sie dabei nicht erzeugen, von ihren vier Torschüssen in der ersten Halbzeit landete keiner auf dem Tor von Neuer. 

Bayern war von Beginn an die optisch überlegene Mannschaft, versäumte es aber, sich klare Chancen herauszuspielen, etwas in der 8. Minute, als Lewandowski bei einem Konter zu ungenau auf Müller passte, so dass dessen Abschluss aus nicht optimaler Position am Tor vorbei ging.

Die beste Chance hatten die Bayern nach einem artistischen 360°-Dribbling von Niklas Süle, das dieser mit einem Schuss aus der Drehung abschloss. Diese Chance in der 24. Minute war gleichzeitig der erste Schuss aufs Tor von Timo Horn.

In der 34. und 43. Minute blieb den Bayern jeweils ein Elfmeterpfiff verwehrt. Zunächst bewertete Schiedsrichter Martin Petersen das Einsteigen von Ehizibue gegen Davies als gerade noch nicht foulwürdig, danach das Handspiel von Czichos als nicht strafbar. Beides vertretbare Entscheidungen. 

Es blieb bei der optischen Überlegenheit der Bayern, die die erste Halbzeit mit 9:4-Torschüssen, aber ohne hochkarätige Chancen beendeten. 

2. Halbzeit

Nagelsmann reagierte auf die Leistung der ersten Halbzeit und brachte mit Stanišić und Musiala zwei neue Spieler. Nianzou und Sané blieben in der Kabine. 

Musiala fügte sich auch gleich gut ein, als er in der 48. Minute nach einem Pass von Lewandowski die bis dato beste Chance der Münchner vergab. Zwei Minuten später tauschten sie die Rollen: Musiala dribbelte auf die Grundlinie und legte von dort auf Lewandowski ab, der aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung für Bayern einschoss.

Die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit war die beste Phase der Bayern im heutigen Spiel. Sie krönten diese Viertelstunde mit dem 2:0 durch Serge Gnabry in der 58. Minute. Gnabrys Abschluss waren 14 Pässe vorausgegangen. Zunächst spielten die Münchner den Ball im ersten Drittel kontrolliert von links nach rechts und zurück, bis sie die Kölner aus ihrem Verbund herausgelockt hatten. Dann beschleunigten Kimmich und Goretzka das Spiel und über Lewandowski und Müller landete der Ball beim Torschützen Gnabry. (Passfolge: Süle – Neuer – Stanišić – Upamecano – Süle – Davies – Süle – Neuer – Upamecano – Stanišić – Kimmich – Goretkza – Lewandowski – Müller – Gnabry)

Die Vorentscheidung? Nicht gegen Baumgarts Kölner. 

Fast im direkten Gegenzug kamen die Kölner zum Anschlusstreffer. Modeste traf nach Hectors Flanke per Kopf. Stanišić schaffte es nicht, Hector an der Flanke zu hindern und Modeste konnte freistehend zwischen Süle und Davies einköpfen. 

Weitere zwei Minuten später kamen die Kölner zum Ausgleich, erneut über außen, diesmal über die rechte Kölner Seite. Ehizibue flankte und Uth vollendete. Die Bayern waren erneut zu weit weg von ihren Gegenspielern, Davies konnte die Flanke nicht verhindern und Upamecano ließ Uth im Zentrum zu viel Platz. Bereits vorher übten die Münchner im Pressing erstaunlich wenig Druck auf Kölns Spielaufbau aus, sodass diese den Spielzug zu Ehizibue ungestört initiieren konnten.

In der 66. Minute brachte Nagelsmann Tolisso, dessen Einwechslung erneut Glück brachte, wenngleich Tolisso diesmal nicht direkt am Tor beteiligt war. Horn faustete eine Davies-Flanke an den Sechzehner, wo Kimmich per Kopf auf Gnabry ablegte, der sehenswert zu seinem zweiten Tor des Tages abschloss. 

Nagelsmann brachte noch Choupo-Moting und Chris Richards. Die Kölner gaben nicht auf, schafften es aber nicht, die Bayern ein drittes Mal zu überwinden. Es blieb beim 3:2. 

Dinge, die auffielen

1. Dreierkette mit geteiltem Erfolg

Die Bayern überraschten zu Spielbeginn taktisch mit einer Dreierkette, die nur situativ zur Viererkette wurde. Der nominelle Linksverteidiger Davies spielte deutlich höher als die drei anderen Verteidiger und war de facto das Pendant zu Sané auf der rechten Seite.

Süle besetzte im Aufbau die halblinke oder linke Verteidigerposition, Upamecano spielte zentral und Nianzou rechts. Die Dreierstaffelung war ein erfolgreiches Mittel, um das Pressing der Kölner Doppelspitze Modeste und Uth zu umspielen. Wenn Ljubicic als dritter Kölner nach vorne schob, ergaben sich im Sechserraum Lücken für Kimmich oder Goretzka. Wenn die Kölner Außen, Thielmann oder Kainz, nach vorne schoben, ergaben sich in deren Rücken Räume für Davies, Sané, Müller oder Gnabry. 

So gelang es den Bayern insgesamt zuverlässig, die Bälle ins zweite Drittel zu bringen, ab dort fehlten dann jedoch die Lösungen gegen engagierte und lauffreudige Kölner.

2. Zuverlässigste Offensive Europas?

Lewandowskis 1:0 war das 74. Mal in Folge, in dem die Bayern in einem Pflichtspiel trafen. Damit sind sie nun erfolgreicher Rekordhalter in Europas Topligen, nachdem sie sich den Spitzenplatz vorher mit Real Madrid teilten. Das letzte Spiel ohne eigenen Treffer war das 0:0 gegen Julian Nagelsmanns Leipziger am 9. Februar 2020. 

Die bisherigen Auftritte unter Nagelsmann machen dort weiter, wo die Bayern unter Flick aufhörten: starke Offensive, aber defensiv mit noch zu vielen Lücken.

3. Abschied von Gerd Müller 

Es war das erste Heimspiel nach Gerd Müllers Tod. Und natürlich stand das Gedenken an den “Bomber der Nation” im Vordergrund. FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer und Uli Hoeneß gedachten mit emotionalen Worten ihren ehemaligen Kollegen und Mitspieler. Hoeneß erinnerte an Gerd Müller als jenen Spieler, der den FC Bayern das Siegen lehrte und das “Mia san mia” vorlebte. Voller Anerkennung hob er die aufopfernde Pflegearbeit von Müllers Frau Uschi hervor. 

Es ist ein kleiner Trost, dass im Tod auch eine Erlösung für Gerd und seine Familie liegt und dass ein Abschied vor immerhin einigen Zuschauern möglich war.