FC Bayern – VfL Wolfsburg 6:1 (2:1)

Steffen Trenner 16.04.2013

3 Dinge, die auffielen:

1. Heckings Plan und Bayerns Antwort

Dieter Hecking gehört aus taktischer Sicht sicherlich zu den unterschätzteren Trainern. Dass er auf seinen bisherigen Stationen durchaus erfolgreich war liegt vor allem daran, dass er in der Lage ist seinen Mannschaften ein gutes Defensivkonzept zu vermitteln. Auch gegen Bayern hatte Hecking einen klaren Plan. Er opferte im Pressing eine Position, um die Passwege auf Schweinsteiger und Martínez zuzustellen und Dante bei Ballbesitz hart zu attackieren. Der auf dem Papier schwächsten Münchener Aufbauspieler van Buyten wurde dagegen komplett blank gelassen. Diese Taktik lässt sich auch in Zahlen ablesen: van Buyten hatte 86 Ballkontakte und spielte 75 Pässe – beides deutliche Bestwerte. Schweinsteiger berührte nur 56 mal den Ball. Sein Schnitt bei weit über 70 pro Spiel. van Buyten löste die ihm gestellte Aufgabe passabel, ging selten ein Risiko ein und spielte wenig Fehlpässe – dennoch gelang es Wolfsburg viele Angriffe der Bayern früh zu unterbinden und sich so gerade in der ersten Halbzeit Chancen zu erspielen (7:7 Torschüsse).

Bayern antwortet seinerseits mit einer situativen Manndeckung gegen Diego, der von Schweinsteiger und Martínez über die ganze Breite des Spielfelds extrem eng gedeckt wurde. Wie gefährlich es ist den Brasilianer mit dem Ball am Fuß in Strafraumnähe zu lassen, zeigte das zwischenzeitliche 1:2. Wie abhängig Wolfsburg von Diego ist, beweidt folgende Statistik: Traf der Brasilianer in der Liga, verlor Wolfsburg kein einziges mal (5 Siege, 1 Unentschieden) ohne einen Diego-Treffer setzte es 11 Niederlagen und nur 3 Siege. Heynckes Sonderbehandlung für den hochtalentierten Spielmacher war also durchaus nachvollziehbar. Diego fiel nur beim Tor wirklich auf und am Ende sorgte die spielerische Überlegenheit der Bayern für einen klaren Sieg.

2. Franck Shaqiri

Der Schweizer wirkte am Dienstag-Abend wie der kleine Bruder von Franck Ribéry und machte zweifellos sein bestes Spiel im Bayern-Trikot. Nachdem Ribéry in der vergangenen Woche stolze 30 Jahre alt geworden ist beginnen langsam die Fragen nach einem adäquaten Nachfolger für den Franzosen. Bayern ist längst nicht mehr abhängig von seinem Superstar und doch sind seine Rhythmuswechsel und Tempodribblings ein elementarer Bestandteil für Bayerns erfolgreiches Spiel. Shaqiri zeigte gegen Wolfsburg, dass er die Anlagen hat, um in Ribérys Fußstapfen zu treten. Seine Fähigkeit sich im Zentrum auf engstem Raum um den Gegner zu drehen und das Tempo zu wechseln ist einzigartig. Seine öffnenden Pässe leiteten die ersten beiden Treffer ein – den 3. machte er selbst – den 4. schenkte er Gomez. Viel besser geht es nicht. Gerade der Blick für den besser postierten Mitspieler in Tornähe und ein wenig mehr Ruhe mit dem Ball am Fuß sind Eigenschaften, die ihm bisher noch fehl(t)en. Gegen Wolfsburg zeigte er sein komplettes Repertoire.

Shaqiri spielt nach holprigem Start schon jetzt eine sehr gute Debüt-Saison. Am meisten überrascht mich seine Persönlichkeit. Demütig, fast bescheiden tritt das Muskelpaket bei den Bayern auf. Er ordnet sich ein, haut sich rein, jubelt voller Inbrunst auch wenn er mal 90 Minuten auf der Bank sitzt. Ein kluger gut gescouteter Transfer der Bayern-Verantwortlichen.

3. Der Beste seit Gerd Müller

Was soll man sagen. Mario Gomez. Wir wissen was er kann und was er nicht kann. Er wird in diesem Leben kein mitspielender Stürmer mehr. Er bringt uns Tore – in jeder Situation. Einen solchen Stürmer abzugeben, wäre töricht. Es spricht nach diesem Auftritt viel dafür, dass Gomez im Hinspiel gegen Barcelona die Chance von Anfang an bekommt. Eine historische Einordnung des Torjägers Mario Gomez gibt es hier