FC Bayern München – SV Werder Bremen 6:0 (4:0)
Falls ihr es verpasst habt:
Der FC Bayern veränderte seine Aufstellung im Vergleich zum Heimspiel gegen Hannover vor zwei Wochen auf einigen Positionen. Boateng für Benatia, Höjbjerg für Bernat, Götze für Shaqiri und Müller für Lewandowski. Insgesamt also vier Veränderungen. Eklatanter fielen aber die taktischen Änderungen ins Gewicht. Der FC Bayern spielte während der gesamten Partie ein ziemlich konsequentes 4-1-4-1 System mit einer 1-2 Staffelung im Mittelfeld. Gegen das defensive 4-4-2 von Werder war dies äußerst stabil, da vor allem das Gegenpressing gut funktionierte. Werder kam am Ende nicht auf einen Torschuss. Im Gegenzug konnte der FC Bayern sich aber zunächst selbst nur wenig Möglichkeiten erspielen. Die erste nennenswerte Torchance hatte der FC Bayern nach einem Ballgewinn von Höjbjerg. Die Bremer Abwehr schaltete geistig ab und so gelangte der Ball über Alaba zu Müller, der per Knie auf Lahm vorlegte. Dieser verwandelte trocken zum 1:0 (20.). Sieben Minuten später hatte der FC Bayern einen Freistoß am linken Strafraumeck (erneut gute Vorarbeit von Höjbjerg, der den Freistoß heraus geholt hatte). Xabi Alonso krönte dabei seine Leistung der vergangen Wochen, indem er den Ball unter die Mauer zum 2:0 durchschob. Spätestens dann war der Widerstand bei Werder gänzlich gebrochen. Nach einem Foulelfmeter von Müller (43.) und einem schönen Drehschuss von Götze (45.) erhöhten die Bayern vor der Pause schon deutlich. Pikanterweise hatte der FC Bayern in der gesamten ersten Halbzeit diese besagten vier Torschüsse.
In der zweiten Hälfte schaltete der FC Bayern deutlich zurück. Wobei Werder immer defensiver agierte und am Ende der Partie sogar in einem 6-3-0 verteidigte. Vom Pressing der ersten 10 Minuten war nichts mehr zu sehen. Die größte Chance vergab Robben, der eine schöne Vorlage von Götze mit dem rechten Fuß nicht verwandeln konnte. Erst die Einwechselung von Ribery und Shaqiri brachte neuen Schwung. Richtig zwingend wurde es aber erst wieder in den letzten 10 Minuten. Eine schöne Kombination von Shaqiri und Lahm schenkte dem Kapitän den ersten Doppelpack seiner Bundesligakarriere (79.). Den Schlusspunkt setzte der sehr agile Götze, der einen Schuss aus 20 Meter, dank wohlwollender Mithilfe des Gegners zum 6:0 Endstand verwandeln konnte (86.)
3 Dinge, die auffielen:
1. Alte Besen kehren gut
Pep Guardiola wich überraschend deutlich von seiner sehr fluiden Taktik der letzten Wochen ab und spielte gegen Bremen mit einer klaren Viererkette, die in vielen Belangen an die taktische Grundausrichtung des Vorjahres erinnerte. Alaba und Rafinha agierten als klare Außenverteidiger. Vor allem das Duo Robben-Rafinha, bzw. später Müller-Rafinha und Shaqiri-Rafinha zeigten sich sehr agil. Immer wieder gelang es den besagten Paaren die gegnerische letzte Abwehrkette zu überlaufen. Allerdings waren die Flanken in den Rückraum meist wenig gefährlich. Bis auf die scharfe Hereingabe von Alaba, die zum 1:0 durch Lahm führte. Zugegeben, in einer Szene standen sich Götze und Müller gegenseitig auf dem Fuß, sonst hätte es ein weiteres Tor nach einer (flachen) Flanke gegeben.
Eklatanter fiel die taktische Änderung mit der Mittelfeldstaffelung von Alonso – Lahm und Höjbjerg auf. Alsonso ließ sich oftmals zurückfallen, während sich Lahm und Höjbjerg zwischen den Linien bewegten. Durch dieses taktische Mittel wurden Räume auf den Flügeln geschaffen, aber auch Räume die vor allem am Ende der ersten Halbzeit gut bespielt wurden. So spielte beispielsweise Alaba vor dem 4:0 einen sehr guten flachen Vertikalpass auf Götze, der den Ball direkt im Strafraum verarbeiten konnte. Auch der Elfmeter von Müller und das Freistoßtor von Alonso wurden durch einen ähnlichen Vertikalpass vorbereitet. Somit wurde die offensive Mittelfeldzentrale im zweiten Drittel deutlich klarer besetzt als in den vergangen Wochen. Ein weiteres Indiz für diese Beobachtung waren die vielen Vorstöße von Philipp Lahm in den Strafraum. Normalerweise war dies die Aufgabe von Bastian Schweinsteiger als nachstoßender 6er oder 8er – Lahm spielte diese Rolle gegen Bremen hervorragend. Zusammen mit dem Tor von Alonso wurden die Hälfte der Tore gegen Bremen durch Mittelfeldspieler erzielt. Alle Offensivaktionen profitierten von der deutlich höheren Variabilität im vorderen Drittel, wobei sich die Mannschaft bereits im Heimspiel gegen Hannover 96 verbessert gezeigt hat. Durch die etwas konservativere Rolle von Alaba kam zudem viel Struktur ins Aufbauspiel.
2. 19:48 Uhr 30. August 2014
Das Datum markiert den letzten Pflichtspielgegentreffer des FC Bayern. Mittlerweile haben sich acht Gegner die Zähne an der FC Bayern Abwehr ausgebissen. In den ersten 10 Spielen der Bundesliga und Champions League kassierte der FC Bayern nur 0,2 Gegentore pro Partie. Der FC Bayern profitiert im Vergleich zum Vorjahr deutlich von der verbesserten Defensive. Zwar gab es schon zwei Unentschieden in dieser Saison, allerdings musste der FC Bayern noch keinen Rückstand hinnehmen. Im Vorjahr war das noch anders. Heimspiele im Herbst – z.B. die Auftritte gegen Mainz oder Hertha BSC – mussten gedreht werden.
Ein Schlüssel hierfür ist das verbesserte Gegenpressing, das oftmals nur ganz situativ eingesetzt wird, aber äußerst effektiv ist. Werder Bremen konnte sich oft nur mit Befreiungsschlägen lösen. Am Ende stand der Tabellenletzte bei einer Passquote von 58 %. Sinnbildlich für diese Beschreibung war die 50. Minute. Der FC Bayern verzettelte den Ball am Werder-Strafraum, aber Arjen Robben setzte dem Gegner mit einer Grätsche zu. Die Folge war ein leichter Ballgewinn – nahe am gegnerischen Strafraum. Dadurch stand Werder noch ungeordneter als sonst. Im Idealfall entstehen so leichte Torchancen oder Tore. Auch hier kann das Spiel gegen Hannover 96 noch mal in Erinnerung gerufen werden, als ein solcher Ballgewinn zum 2:0 verwandelt werden konnte. Die Mannschaft versteht die taktische Vorstellungen des Trainers immer besser – vor allem das Defensivspiel. Dabei kommt die Mannschaft durchaus mit wenigen Fouls aus. Gegen Werder Bremen waren es in 90 Minuten nur 10 Fouls. Unterm Strich wurde Werder dominiert, obwohl nicht viele defensive Zweikämpfe geführt wurden.
3. Verletzungen gehören zum Sport
Die Thiago Verletzung hat gezeigt, dass Verletzungen zum Sport gehören. Nicht immer läuft alles nach Plan – nicht immer stehen alle Puzzleteile zur Verfügung. Pep Guardiola hat in den letzten 1 1/2 Jahren bewiesen, dass er trotz fortwährender Ausfälle von Leistungsträgern (Schweinsteiger, Ribery, Badstuber, …) immer eine schlagfertige Mannschaft auf den Rasen bringen kann. So fehlt neben dem Zauberkünstler Thiago mit Schweinsteiger einer der zentralen Akteure dieser Mannschaft seit zwei Jahren immer wieder. Dennoch gelang es in den meisten Fällen seinen Ausfall zu kompensieren. Dem breiten Kader sei Dank.
Auch beim Heimspiel gegen Bremen war dies wieder zu sehen. Alonso übernahm ein mal mehr Verantwortung im Mittelfeld und lenkte über weite Strecken die Partie nach Belieben. Die Rückkehr von Ribéry fügt dem Spiel von Guardiola eine neue Dimension hinzu, löst sie doch die entstandene Asymmetrie der letzten Wochen – namens Arjen Robben – ein wenig auf. Es war sofort zu sehen, wie viel Druck Ribéry bringen konnte. In seinen knapp 30 Minuten Spielzeit war er nahezu auf allen Positionen zu sehen und gewann zudem einige Sprints und Laufduelle an der gegnerischen Grundlinie. Auch die Variante mit Thomas Müller als zentrale Spitze zahlte sich in diesem Spiel aus. 1 Tor und 3 Vorlagen zeugen von einem starken Spiel. Somit hat Pep Guardiola die Möglichkeit Robert Lewandowski gegen Gegner wie Bremen ohne Sorge zu schonen. Der Pole bekam beim Länderspiel gegen Schottland einen Schlag aufs Schienbein und wurde draußen gelassen. Nichtsdestotrotz würde ein Thiago als Zwischenspieler zwischen Angriff und Defensive wohl das Puzzelstück perfekt machen, allerdings gehören Verletzungen zum Sport. Die Kunst ist es damit umzugehen.
FC Bayern – Werder Bremen 6:0 (4:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Alaba (46. Bernat) – Lahm, Alonso (61. Shaqiri), Hojbjerg – Robben (60. Ribéry), Müller, Götze |
Bank | Starke, Benatia, Rode, Lewandowski |
SV Werder Bremen | Wolf – Fritz, Prödl, Lukimya, Garcia – Kroos (62. Galvez), Makiadi, Bartels, Junuzovic, Elia (46. Busch) – Di Santo |
Bank | Husic, Caldirola, Hajrovic, Selke, Petersen |
Tore | 1:0 Lahm (20.), 2:0 Alonso (27.), 3:0 Müller (43. / Foulelfmeter), 4:0 Götze (45.), 5:0 Lahm (79.), 6:0 Götze (86.) |
Karten | – / Galvez |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 71.000 |